Georgenberg, Zisterzienserinnenkloster (Frankenberg)

Kloster Georgenberg, 2013
Basisdaten
Das Zisterzienserinnenkloster Georgenberg wird im 13. Jahrhundert am Kreuzungspunkt bedeutender Handelswege gegründet. Es besitzt das Patronat über die Pfarrkirche der aufstrebenden Stadt Frankenberg. Der Dauerkonflikt zwischen den hessischen Landgrafen und den Erzbischöfen von Mainz um den Einfluss in der Region bestimmt seine Entwicklung. Seine wirtschaftliche Bedeutung liegt in einer hochwertigen Woll- und Tuchproduktion, was zu Auseinandersetzungen mit den Zünften der Stadt Frankenberg führt. Georgenberg zählt zu den größeren Frauenklöstern Hessens und hat in der Reformationszeit alle anderen um 40 Jahre überdauert.
Orden
Zisterzienserinnen
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat Mainz, St.Stephan
Typ
Frauenkloster
Territorium
- 1247: Landgrafschaft Hessen (vgl. Stadtentwicklung Frankenberg)
Historische Namensformen
- Kloster St. Georgenberg (1247) [keine originale Quellenbezeichnung, Landgrafen-Regesten online Nr. 22]
- Mons Sancti Georgii (1249) [Landgrafen-Regesten online Nr. 8]
- Kloster Georgenberg bei Frankenberg (1252) [keine originale Quellenbezeichnung, Abschrift HStAM Bestand Urk. 23 Nr. 15]
- conventus montis sancti Georgii cisterciensis ordinis (1266) [Ziegenhainer Regesten online Nr. 457]
Lagebezug
1 km südwestlich von Frankenberg (Eder)
Lage
Südwestlich unterhalb des Burgbergs an der Nemphe, kurz vor deren Mündung in die Eder.
Geschichte
Das Zisterzienserinnenkloster wird 1242 von Konrad v. Itter in Butzebach, einer Wüstung an der Nuhne gegründet, jedoch schon 1249 vor die Stadt Frankenberg an die Stelle verlegt, wo "Hadebranztorph" lag. Die Landgrafen von Hessen und Thüringen fördern die Niederlassung zur Sicherung ihres Einflusses gegenüber der Grafschaft Battenberg, die seit dem Ende des 14.Jahrhunderts zum Erzbistum Mainz gehört. Häufige Konflikte um die Pfarrrechte in Frankenberg mit der Stadt Frankenberg, dem hessischen Landgrafen und dem Mainzer Erzbischof prägen die Entwicklung des Klosters; die Pfarrei wird 1392 an die nahe gelegene Johanniterkommende Wiesenfeld abgegeben.
Das Kloster trägt den Namen des heiligen Ritters Georg, dessen Bild im Siegel auftaucht. Es besitzt eine große Anzahl an Reliquien; zu seiner Erhaltung existieren eine Vielzahl an Ablässen. Die hessischen Landgrafen und die Grafen von Battenberg unterstützen das Kloster mit Stiftungen und Privilegien, wie dem Recht zur Herstellung und dem Verkauf von Tuchen auf dem städtischen Markt. Die Nonnen tragen ein weißes oder graues Kleid mit einem schwarzen Schleier, Skapulier (bis zum Boden reichendes, über die Schultern geworfenes Tuch) und Gürtel, die Laienschwestern eine brauen Tracht.
Die Klosterfrauen werden seelsorgerisch durch das Zisterzienserkloster Haina betreut. 1322 führt der Abt von Haina eine Visitation durch.
Bis 1410 gelingt den Zisterzienserinnen der Ausbau und die Sicherung eines breit gestreuten Besitzes in über hundert Ortschaften durch Schenkungen, Käufe und Verpachtungen. Die Klosterwirtschaft beruht auf der Tuchherstellung (Wollweberei), Handel, Landwirtschaft und Geldwirtschaft; die bedeutende Tuchproduktion im Kloster wird durch eine eigene Walkmühle, Flachsanbau und Schafhaltung abgesichert.
Verschiedene Reformansätze verändern das Klosterleben im 15. Jahrhundert: 1444 wird es durch Haina, 1488 auf Veranlassung des Landgrafen durch die Äbte von Bredelar und Marienfeld reformiert. Auslöser sind auch die ab dem 15.Jahrhundert sich verstärkenden wirtschaftliche Schwierigkeiten (Wertverfall des Geldes und Getreides). 1490 übernimmt der hessische Landgraf nach erfolgter Klosterreform die Schulden und stellt einen Freiheits- und Schutzbrief aus.
1517 erhält das Kloster Freiheitsrechte durch den päpstlichen Legaten übertragen. 1520 und 1523 wird Georgenberg durch die Äbte der Klöster Bredelar und Haina erneut visitiert,1524 befreit Landgraf Philipp der Großmütige als Anerkennung für ein vorbildhaftes Klosterleben die Zisterzienserinnen von Dienstleistungen und Abgaben. 1530 ist die Abtei noch voll besetzt mit Ordensfrauen (25 Nonnen, darunter 13 Adlige, 22 Laienschwestern, ein Propst und ein Kaplan). Die letzte Äbtissin Ida von Hatzfeld stirbt 1567, die letzte Nonne 1581.
1569 wird das Kloster mit allem Besitz und Rechten an Landgraf Ludwig von Hessen übergeben.
Gründungsjahr
1249
Gründer
Konrad von Itter
Aufhebungsjahr
1569
Organisation
Das Kloster wird durch eine gewählte Äbtissin geleitet, ihr zur Seite stehen eine Priorin, Subpriorin und Seelgerätverwalterin. Die Größe des Konventes wechselt zwischen 36 Mitgliedern (Begrenzung durch den Erzbischof von Mainz 1308), sechs Schwestern 1452, sechzig Insassen 1517 und sechsundvierzig Nonnen 1527. Die Klostermitglieder stammen aus den städtischen Patrizierfamilien und dem regionalen Niederadel; für den Eintritt ist meist die Zahlung einer Mitgift Voraussetzung.
Ein männlicher Propst leitet die Beziehungen des Klosters mit der Stadt und nach Außen.
Pfarrrechte
Patronat über die Pfarrkirche in Frankenberg
Patrozinien
Georg und Maria (Kirche: Mauritius)
Archivgeschichte
Bibliotheksgeschichte
Laut Burkhardt lassen sich über die Bibliotheksgeschichte bisher keine Aussagen machen.
Besitz
Der Konvent hält Besitz in Allendorf/Eder, Bromskirchen, Elsoff, Meiterdorf (wüst bei Frankenberg),Niederasphe, Röddenau, Rodenbach, Sachsenberg, Viermünden, Wallau, dazu eine Vielzahl an Mühlen. Zum städtischen Besitz gehören mehrere Häuser in Frankenberg, allerdings ohne Hofstätten, sowie ein Haus in Marburg. Die Karte in Vanja, Zisterzienserinnenkloster Georgenberg, S. 377 zeigt Besitz und Rechte des Klosters in 90 Orten und Wüstungen an mit dem Schwerpunkt im Nuhne- und Edertal. 1569 übernimmt Landgraf Ludwig alle Einkünfte und Besitztümer für die Hof- und Landesverwaltung, seit 1662 werden diese auch für Pfarrzwecke verwendet.
Abhängigkeitsverhältnis
Der Konvent besitzt Patronate über Kirchen in Butzebach (1242), Frankenberg (1249-1392), Beltersberg (1316 mit der Johanniterkommende Wiesenfeld) und Niederasphe (1492).
Ausstattung
Gebäude
Die Klosterkirche beachtet die strengen Klausurregeln der Ordensordnung. Die Beichte legen die Nonnen durch ein enges mit Eisenstäben abgetrenntes Fenster ab.
Nach der Reformation dient das Kloster als Ausweichquartier der Marburger Universität, als Kaserne und zur Unterbringung von Behörden. Die Kirche und das Kloster werden als Amtsgericht (bis 1902), Landratsamt und von der Oberförsterei genutzt.
Denkmaltopographie
Sonstiges
Bereits 1322 ist eine Klosterschule für den eigenen Nachwuchs vorhanden, in der auch Mädchen aus der Umgebung ausgebildet werden.
Nachweise
Arcinsys Hessen
Quellen
- HStAD Bestand E 5 B
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 25-26
Gedruckte Quellen
- Klosterarchive 3: Oberhessische Klöster, Band 1, S. 87-254, Nr. 263-785
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 25-26
Literatur
- Denkmaltopographie Landkreis Waldeck-Frankenberg, Bd. II, S. 329-333
- Johannes Burkhardt, Artikel Frankenberg, Georgenberg, S.713-715
- Stadelmeier, Georgenberg, in: Felten, Norm, S. 117-156
- Lapp, Nonnen, in: Frankenberger Heimatkalender 22 (2004), S. 137-141
- Vanja, Georgenberg, in: 750 Jahre Stadt Frankenberg (Eder), S. 155-165
- Vanja, Zisterzienserinnenkloster Georgenberg
- Hammann, Zisterzienserinnenkloster
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 25-26
- Heldmann, Georgenberg und Augustinerinnenhaus, S.409 - 450
Germania Sacra-ID
GND-Nummer
Siehe auch
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Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Georgenberg, Zisterzienserinnenkloster (Frankenberg)“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/7697_georgenberg-zisterzienserinnenkloster-frankenberg> (aufgerufen am 25.11.2025)
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