Basisdaten
1870 wird das Diakonissenhaus in Frankfurt durch einen Verein, in dem fünf Männer und fünf Frauen seit 1861 zusammen arbeiten, gegründet. Das Haus gehört zum Kaiserswerther Verband, organisiert sich als selbständige Einrichtung. Die Niederlassung wird zum Zentrum der Diakoniebewegung in Frankfurt und seinem Umland und übernimmt die Aufgaben eines Mutterhauses. 2016 gehören das Altenpflegeheim Nellinistift, ein ambulanter Pflegedienst, Kindertagesstätten und ein Konferenzzentrum zum Diakonissenhaus.
Orden
Diakonie
Heutige Diözesanzugehörigkeit
Evangelische Kirche Hessen-Nassau
Typ
Mutterhaus
Territorium
- vgl. Entwicklung Frankfurt
Lage
Eschersheimer Landstraße
Geschichte
Im Februar 1861 gründen fünf Frauen und Männer, lutherischer und reformierrter Konfession, aus dem Frankfurter Bürgertum einen Diakonissenverein. Sie engagieren ab April 1861 Diakonissen aus Karlsruhe. Diese wurden im Mutterhaus Straßburg ausgebildet, in dem Schwestern sich ihre Oberin selbst wählen und so ein demokratisches Modell praktizieren. Am 05.01.1866 erfolgt die Verleihung der Vereinsrechte durch den Frankfurter Senat, ab dem Juli 1866 existiert eine eigene Schwesternwohnung mit einer Krankenstation. Seit 1870 erfüllt die Niederlassung Aufgaben eines Mutterhauses, 1874 zieht das Diakonissen-Mutterhaus in die Eschersheimer Landstraße.
Mit der Oberin Natalie von Veltheim (1842-1906) verändert sich die Struktur der Niederlassung und sie entspricht ab 1881 dem klassischen Ideal von Kaiserswerth. An der Spitze des Hauses steht ein männlicher Vorsteher als autoritäre Vaterfigur, daneben die Oberin – eingesetzt durch den Verein, als Mutterfigur. Demokratische Verfahren fehlen.
Seit 1866 bleibt das Diakonissenhaus eine Einrichtung der Stadt Frankfurt, grenzt sich von der Kurhessischen Diakonie in Kassel und den Mutterhäusern in Wiesbaden und Darmstadt ab. Es richtet sich sowohl an lutherische wir reformierte Christen, pflegt seit der Zeit des Vorstehers Pfarrer Carl Leydhecker (1874-1897) einen protestantischen Stil. Große Stifterpersönlichkeiten – besonders Frauen der Stadt – prägen die Entwicklung der Stadtdiakonie und den Aufbau verschiedenster Einrichtungen. Neben einem Krankenhaus entsteht das Magdalenium – eröffnet 1874 nahe dem Diakonissenhaus in der heutigen Holzhausenstraße unter der Bezeichnung: Magdalenenasyl. Die Stiftung von Rose Livingston, das Nellinistift, erbaut 1913, neben dem Diakonissenhaus in der Cronstettenstraße, dient bis heute als Altenheim der Diakonie.
Die Idee von Theodor Fliedner – dem Gründer des Kaiserswerther Diakonissenmutterhaus – liegt darin, für Frauen ein Angebot für eine fachliche Ausbildung zu schaffen und so eine professionelle Grundlage für caritatives Handeln. Dazu zählen Schulen für Kindergärtnerinnen, Krankenpflegeschulen, Kurse für Hauswirtschaftslehre und Vorkurse zur Erlangung der sog. Sozialen Mittleren Reife. Die qualifizierten Diakonissen arbeiten als Gemeindeschwestern, in der Alten- und Krankenpflege, als Kindergärtnerinnen, in der Erwachsenenbildung und besitzen eine große Eigenständigkeit. Das Mutterhaus Frankfurt entsendet Diakonissen in viele hessische Niederlassungen, so bspw. nach Marburg in den Elisabethenhof, einem Heim für „erziehungsschwierige Mädchen“.
Seit 1955 liegt das Diakonissenmutterhaus wieder an seinem ursprünglichen Standort in der Eschersheimer Landstraße; die Niederlassung in der Holzhausenstraße wird als Krankenhaus ausgebaut. Anfang der 1970er Jahre erfolgt die Zusammenlegung aller Diakoniekliniken in das Frankfurter Markus-Krankenhaus. Bis 2003 besteht im Frankfurter Mutterhaus eine Paramentik-Werkstatt, in der liturgische Gewänder, Fahnen, Altardecken u.a. hergestellt werden.
Gründungsjahr
1870
Besitz
Niederlassungen
Die Diakoniestation in Frankfurt-Griesheim besteht seit 1896. In Frankfurt-Bornheim ist das Diakoniewerk Bethanien e.V. Träger des Bethanien Krankenhauses. Es wird am 08.07.1874 durch die evangelisch-methodistische Kirche gegründet. Als Schwesternstationen in Frankfurt werden im Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, Ausgabe 1954 folgende Orte mit der Anzahl der Diakonissen (christliche Kräfte) aufgeführt: Auferstehungsgemeinde - Schwesternstation (2), Kindergarten (3), Deutsch-ev. Ref. Gemeinde - Schwesternstation (2), Dreifaltigkeitsgemeinde - Schwesternstation (1), Kindergarten (3)), Friedensgemeinde -Schwesternstation (3), Kindergarten (4), Gustav Adolf Gemeinde - Schwesternstation (1), Kindergarten (2), Hausen - Schwesternstation (3), Kindergarten (2), Jakobsgemeinde - Schwesternstation (3), Kindergarten (4) zusammen mit Markusgemeinde, Katharinengemeinde - Schwesternstation (2), zwei Kindergarten (7), Markusgemeinde wie Jakobsgemeinde, Matthäusgemeinde - Schwesternstation (1), Weißfrauengemeinde - Schwesternstation (2), Kindergarten (4), Johannisgemeinde - Schwesternstation (3), Kindergarten (5), Luthergemeinde - Schwesternstation (2), Kindergarten (4), Mariengemeinde - Schwesternstation (1), Kindergarten (2), Melanchtongemeinde - Schwesternstation (2), Kindergarten (4), Nikolaigemeinde - Schwesternstation (2), Kindergarten (1), Nordostgemeinde - Schwesternstation (1), Philippusgemeinde - Schwesternstation (2), Bethaniengemeinde - Schwesternstation (2), Kindergarten (2), Bethlehemgemeinde - Schwesternstation (2), Kindergarten (3), Bonames - Schwesternstation (1), Kindergarten (1), Dornbusch-Gemeinde - Schwesternstation (2), Kindergarten (3), Emmausgemeinde - Schwesternstation (3), Kindergarten (5), Französisch-Ref.-Gemeinde - Schwesternstation (2), Michaelisgemeinde - Schwesternstation (1), Nazarethgemeinde - Schwesternstation (2), Kindergarten (2), Petersgemeinde - Schwesternstation (3), Kindergarten (4), Preungesheim - Schwesternstation (2), Kindergarten (2), Thomasgemeinde - Schwesternstation (3), Kindergarten (5), Christus-Immanuel-Gemeinde - Schwesternstation (1) Im Dekanat Sachsenhausen: Dreikönigsgemeinde - Schwesternstation (3), Kindergarten (3), Erlösergemeinde - Schwesternstation (3), Kindergarten (3), Lukasgemeinde - Schwesternstation (4), zwei Kindergärten (6), Ostergemeinde - Schwesternstation (2), Kindergarten (2), Paul Gerhardt-Gemeinde - Schwesternstation (3), Kindergarten (2), Diakonissenheim in Niederrad, Schwarzwaldstraße 160, Frankfurt Griesheim - Schwesternstation (3), Kindergarten (2), Ev. Altersheim 1 Schwester, Frankfurt-Höchst - Schwesternstation (2), Kindergarten (4), Frankfurt-Nied - Schwesternstation (2), Kindergarten (2), Frankfurt-Rödelheim - Schwesternstation (3), Kindergarten (2), Frankfurt-Schwanheim - Schwesternstation (1), Kindergarten (2), Frankfurt-Schwanheim, Goldsteinsiedlung - Schwesternstation (1), Kindergarten (3), Frankfurt-Sindlingen - Schwesternstation (3), Kindergarten (1), Altersheim (1), Frankfurt-Sossenheim - Schwesternstation (1), Kindergarten (2), Frankfurt-Unterliederbach - Schwesternstation (1), Kindergarten, Frankfurt-Zeilsheim - Schwesternstation (1), Kindergarten (1)
Nachweise
Literatur
- Unter der Haube, Festschrift 150 Jahre Diakonissen Frankfurt
- Du stellst meine Füße auf weiten Raum, S. 106-107
- Schmidt, Beruf: Schwester
- Aspekte protestantischen Lebens im hessischen und nassauischen Raum, darin: Lehmann, Mutterhaus-Diakonie in Hessen, S. 161 – 173
- Steitz, Geschichte der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Bd.3
- Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, Ausgabe 1954
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS (Herkunftsort)
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Historisches Ortslexikon
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Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Frankfurt, Diakonissenhaus“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/14692_frankfurt-diakonissenhaus> (aufgerufen am 25.11.2025)
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