Basisdaten
Ende des 15. Jahrhunderts lassen sich die Brüder vom Gemeinsamen Leben in Marienthal im Rheingau nieder und begründen eine bedeutende Druckwerkstatt. Die Kugelherren, wie sie auch genannt werden, gelten als der Schulorden des späten Mittelalters; sie tragen im Rheingau ein graues Gewand mit schwarzem Gürtel und schwarzer "Kogel", Kapuze.
Orden
Brüder vom Gemeinsamen Leben (Kugelherren)
Ordensprovinz
Oberdeutsches Generalkapitel
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Mauritius in Mainz, Rheingau
Typ
Kollegiatstift
Territorium
- Kurfürstentum Mainz, vgl. Stadtentwicklung Geisenheim
Historische Namensformen
- Collegium sive conventus in valle sancte Marie in Ringavia prope Gisenheim (1466) [HHStAW Bestand 75 Nr. 4; Zedler, Kritische Untersuchungen zum Rheingau, in: Nassauische Annalen, 1921, S. 222, Nr.6; Abbildung: Monasticon Fratrum Vitae Communis, Bd. 2 Deutschland, S. 282]
- Collegiata ecclesia presbyterorum et clericorum communiter viventium beate Marie virginis prope Gysenheim (1467)
Lagebezug
3,5 km nördlich von Geisenheim
Lage
im Elsterbachtal
Geschichte
1463 geht Marienthal mit seiner bedeutenden, 1313 begründeten Wallfahrtskapelle, an Kugelherren über, die von Köln kommen. Sie begründen ein Scriptorium zwischen 1468-1484 und betreiben damit eine der ältesten deutschen Druckereien. Besonders die Herstellung von Brevieren für den täglichen Gebrauch der Geistlichkeit im Bistum Mainz und Bistum Worms, religiös-didaktische Bücher begründen das hohe Ansehen der Druckerei. So wird das Beichtbüchlein von Johannes Lupi, einem der ersten überhaupt, hier gedruckt, weiter die zentralen philosophischen und theologischen Werke der Zeit. Gefördert werden die Kugelherren durch den Mainzer Erzbischof Adolf II von Nassau.
Das Kloster wird von Rheingauer Adligen neudotiert und erhält 5 Altäre ausgestattet. Wald, Wiesen, Äcker und Weinberge gehören zur Schenkung. Ein päpstlicher Ablassbrief von 1467 unterstützt den Bau der Kollegiatkirche in Marienthal.
Mit Bauernkrieg und Reformation kommt der wirtschaftliche Niedergang. Als letzter Rektor ist Adam von Lauffenselden bekannt, um 1550 wird das Stift aufgelöst, die Bibliothek zerstreut.
1568-85 befindet sich das Kloster Marienthal im Besitz der Augustinerchorherren von Pfaffen-Schwabenheim und wird 1612 vom Mainzer Erzbischof den Jesuiten übergeben, die es bis zur Aufhebung des Ordens 1773 innehaben und ein Wallfahrtsbuch anlegen.
Gründungsjahr
1463
Gründer
Mainzer Erzbischof Adolf II. von Nassau in Zusammenarbeit mit Gabriel Biel
Aufhebungsjahr
1773
Bibliotheksgeschichte
Der Verbleib der umfangreichen Bibliothek ist unklar. Ein Teil der Handschriften und Bücher kommt zum Teil an die Kartäuser in Mainz.
Besitz
Abhängigkeitsverhältnis
Das Fraterhaus in Marienthal bildet eine Union mit den Häusern in Butzbach und Königstein.
Nachweise
Arcinsys Hessen
Quellen
Gedruckte Quellen
Literatur
- Denkmaltopographie Rheingau-Taunus-Kreis I (Rheingau), Teilband 2, S.489-492
- Wahl, Marienthal, S. 36-48, Rheingau-Forum, 20.Jg. 1/2001, S.2-9
- Herchenröder, Rheingaukreis, S. 179-181
- Struck, Geisenheim, S. 323-349
- Monasticon Fratrum Vitae Communis, Bd. 2 Deutschland, S. 167-179
- Kehrein, Nassauisches Namenbuch, S. 233-234
Germania Sacra-ID
Indizes
Siehe auch
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Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Marienthal, Kugelherren“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/13007_marienthal-kugelherren> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/kl/13007