Bleidenstadt, Benediktinerabtei
Basisdaten
Das Kloster Bleidenstadt wird 780 durch den Mainzer Erzbischof Lul gegründet. In der Klosterkirche werden die Reliquien des hl. Ferrutius bis 1632 aufbewahrt; die sind ein bedeutendes Wallfahrtziel. Seit dem 12. Jahrhundert dient das Kloster vorrangig der Versorgung von Adelssöhnen und wird 1495 in ein Ritterstift umgewandelt.
Orden
Benediktiner
Ordensprovinz
Eigenkloster des Mainzer Erzbistums
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St.Peter zu Mainz
Typ
Männerkloster
Territorium
- 1160 Schutzvogtei der Grafen von Nassau-Idstein
- 1803: Nassau-Usingen
Historische Namensformen
- monasterio Blidinstat, in (975-1011) [Kopie 16. Jahrhundert UB Mainz 1, S. 152-154, Nr. 250]
- monasterium sancti Ferrutii de Blijdenstad (1184) [Abschrift 17. Jahrhundert Schaus, Emil, Zwei Bleidenstädter Urkunden, in: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde, Bd. 31 (1906) S. 197-205, hier S. 203-204. Digitalisat]
Lagebezug
Südöstlich von Bad Schwalbach
Lage
am Nordhang des Taunus etwa 9 km nordwestlich von Wiesbaden
Geschichte
780 wird das Kloster durch den Mainzer Erzbischof Lul gegründet. Er veranlasst die Überführung der Gebeine des heiligen Ferrutius aus Mainz-Kastell. Die Klosterkirche wird so zu einem berühmten Wallfahrtsort. Um die Jahrtausendwende erlebt das Kloster eine Krise, woraufhin der Mainzer Erzbischof Willigis eine Auflistung und damit Absicherung des Besitzes, verbunden mit der Renovierung der Kirche anordnet. In dieser Zeit versuchen die Äbte Reginhard (995-1000) und Iko (1027) aus Regensburg das Kloster entsprechend der Gorzer Bewegung zu reformieren. Das Kloster erlebt eine Blütezeit im 12. Jahrhundert; die Abtei steht allen Bevölkerungsschichten offen, unter den Konversen befinden sich Vertreter aller Stände, Männer und Frauen. 1160 wird das Kloster der Schutzvogtei der Grafen von Nassau-Idstein unterstellt, erhält 1184 durch ein Schutzprivileg Papst Lucius III. das Recht der freien Abtswahl und das Begräbnisrecht. Besonders im 14.Jahrhundert erlebt das Kloster den Höhepunkt seiner Unabhängigkeit; trotzdem bleibt es Eigenkloster des Erzbistums Mainz. Es dient nun vorrangig der Versorgung des regionalen Adels. Brandstiftungen 1389 vernichten die Bibliothek, den Schlafsaal, Kapelle und auch den wirtschaftlich wichtigen Fronhof Bleidenstadts in Wallau. Der teure Wiederaufbau belastet die Finanzen des Kloster. 1495 erfolgt die Umwandlung in ein Ritterstift (Bleidenstadt, Stift), das die Reformation übersteht. Erst 1637 wird das Stift zerstört, die Mitglieder fliehen in den Bleidenstädter Hof nach Mainz. 1802 wird das Stift säkularisiert.
Gründungsjahr
um 780
Gründer
Mainzer Erzbischof Lul (754-786) als Mainzer Eigenkloster
Aufhebungsjahr
1495
Organisation
Meist lebten zwölf Mönche in dem Kloster.
Pfarrrechte
Klingelbach, Dörsdorf, Habenscheid, Wallau, Schierstein, Kloppenheim, St. Peter in Bleidenstadt, Würsdorf (1184), Kempten (1184, 1255 dem Mainzer Domkapitel übertragen), Breckenheim (1309), Strinz-Trinitatis (1332), Frauenstein (1352), Kloppenheim (1352), Wehen (1359), Wolfsbach (1414), Wallrabenstein (1473), Strinz-Margarethä (1491), Kramberg (1319), Bierstadt, Naurod, Katzenelnbogen, Niederlibbach (seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts)
Patrozinien
St. Ferrutius, St. Salvator (seit 1258 Heilig Kreuz), Gottesmutter Maria, Apostel Johannes Evangelist und St. Bonifatius
Besitz
Zeitweise wurde Abts- und Konventsgut getrennt. Die Besitzungen im Rhein-Main-Gebiet waren am ertragreichsten. An folgenden Orten lässt sich Besitz des Klosters nachweisen: Lorsbach (995), Bleidenstadt, Wallau, Schierstein, Kempten bei Bingen, Würges, Bubenheim, Klingelbach, Michelbach, Holzhausen über Aar, Habenscheid, Wörsdorf, Strinz-Margarethä, Strinz-Trinitatis, Oberlibbach, Wolfsbach (später Idstein), Dörsdorf (1194), Frauenstein, Breckenheim (1306), Kloppenheim (1326), Martinsthal (1459), Hambach, Oberauroff, Görsroth, Kesselbach, Berghausen (1250/60), Eisighofen (1250/60), Mudershausen (1250/60), Camberg (1264), Fackenhofen (1310), Kramberg (1319), Wehen (1336), Hahn (1336), Herold (1336), Ergeshausen (1336), Allendorf (1336), Eber (1336), Wallrabenstein (1441), Berndroth (1454), Gozmeroth (1455, vermutlich Mitte des 12. Jahrhunderts), Katzenelnbogen (1465, vermutlich Anfang des 12. Jahrhunderts), Mainz (1326, vermutlich weit älter) und Limburg (1384)
Ausstattung
Gebäude
1685-1718 wird die heutige Kirche an der Stelle der alten unter Verwendung des alten Materials wieder aufgebaut. Seit 1817 dient die Stiftskirche als katholische Pfarrkirche.
Denkmaltopographie
Nachweise
Arcinsys Hessen
Quellen
- Stand 2004 bei Noll/Burkhardt, Artikel Bleidenstadt, S. 90
Gedruckte Quellen
- Stand 2004 bei Noll/Burkhardt, Artikel Bleidenstadt, S. 85-86
Literatur
- Stand 2004 bei Noll/Burkhardt, Artikel Bleidenstadt, S. 87-90
- Cremer, Regierungsbezirk Darmstadt, S. 98-99
- Diehl, Von Castellum bis Kastel, S.34 - 36
- Bleidenstadt, Porträt einer Gemeinde
- Hörle, Drei frühe Termineien im Taunus: Bleidenstadt, Schlosborn, Bierstadt. in: AfmrKG, Bd. 4, 1952, S. 329-3422
Germania Sacra-ID
Indizes
Siehe auch
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Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Historisches Ortslexikon
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Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Bleidenstadt, Benediktinerabtei“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/12992_bleidenstadt-benediktinerabtei> (aufgerufen am 25.11.2025)
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