Bleidenstadt, Benediktinerabtei

Gründungsjahr um 780  
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Gemarkung
Bleidenstadt

Basisdaten

Das Kloster Bleidenstadt wird 780 durch den Mainzer Erzbischof Lul gegründet. In der Klosterkirche werden die Reliquien des hl. Ferrutius bis 1632 aufbewahrt; die sind ein bedeutendes Wallfahrtziel. Seit dem 12. Jahrhundert dient das Kloster vorrangig der Versorgung von Adelssöhnen und wird 1495 in ein Ritterstift umgewandelt.

Orden

Benediktiner

Ordensprovinz

Eigenkloster des Mainzer Erzbistums

Alte Diözesanzugehörigkeit

Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St.Peter zu Mainz

Typ

Männerkloster

Territorium

  • 1160 Schutzvogtei der Grafen von Nassau-Idstein
  • 1803: Nassau-Usingen

Historische Namensformen

Lagebezug

Südöstlich von Bad Schwalbach

Lage

am Nordhang des Taunus etwa 9 km nordwestlich von Wiesbaden

Geschichte

780 wird das Kloster durch den Mainzer Erzbischof Lul gegründet. Er veranlasst die Überführung der Gebeine des heiligen Ferrutius aus Mainz-Kastell. Die Klosterkirche wird so zu einem berühmten Wallfahrtsort. Um die Jahrtausendwende erlebt das Kloster eine Krise, woraufhin der Mainzer Erzbischof Willigis eine Auflistung und damit Absicherung des Besitzes, verbunden mit der Renovierung der Kirche anordnet. In dieser Zeit versuchen die Äbte Reginhard (995-1000) und Iko (1027) aus Regensburg das Kloster entsprechend der Gorzer Bewegung zu reformieren. Das Kloster erlebt eine Blütezeit im 12. Jahrhundert; die Abtei steht allen Bevölkerungsschichten offen, unter den Konversen befinden sich Vertreter aller Stände, Männer und Frauen. 1160 wird das Kloster der Schutzvogtei der Grafen von Nassau-Idstein unterstellt, erhält 1184 durch ein Schutzprivileg Papst Lucius III. das Recht der freien Abtswahl und das Begräbnisrecht. Besonders im 14.Jahrhundert erlebt das Kloster den Höhepunkt seiner Unabhängigkeit; trotzdem bleibt es Eigenkloster des Erzbistums Mainz. Es dient nun vorrangig der Versorgung des regionalen Adels. Brandstiftungen 1389 vernichten die Bibliothek, den Schlafsaal, Kapelle und auch den wirtschaftlich wichtigen Fronhof Bleidenstadts in Wallau. Der teure Wiederaufbau belastet die Finanzen des Kloster. 1495 erfolgt die Umwandlung in ein Ritterstift (Bleidenstadt, Stift), das die Reformation übersteht. Erst 1637 wird das Stift zerstört, die Mitglieder fliehen in den Bleidenstädter Hof nach Mainz. 1802 wird das Stift säkularisiert.

Gründungsjahr

um 780

Gründer

Mainzer Erzbischof Lul (754-786) als Mainzer Eigenkloster

Aufhebungsjahr

1495

Organisation

Meist lebten zwölf Mönche in dem Kloster.

Pfarrrechte

Klingelbach, Dörsdorf, Habenscheid, Wallau, Schierstein, Kloppenheim, St. Peter in Bleidenstadt, Würsdorf (1184), Kempten (1184, 1255 dem Mainzer Domkapitel übertragen), Breckenheim (1309), Strinz-Trinitatis (1332), Frauenstein (1352), Kloppenheim (1352), Wehen (1359), Wolfsbach (1414), Wallrabenstein (1473), Strinz-Margarethä (1491), Kramberg (1319), Bierstadt, Naurod, Katzenelnbogen, Niederlibbach (seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts)

Patrozinien

St. Ferrutius, St. Salvator (seit 1258 Heilig Kreuz), Gottesmutter Maria, Apostel Johannes Evangelist und St. Bonifatius

Besitz

Zeitweise wurde Abts- und Konventsgut getrennt. Die Besitzungen im Rhein-Main-Gebiet waren am ertragreichsten. An folgenden Orten lässt sich Besitz des Klosters nachweisen: Lorsbach (995), Bleidenstadt, Wallau, Schierstein, Kempten bei Bingen, Würges, Bubenheim, Klingelbach, Michelbach, Holzhausen über Aar, Habenscheid, Wörsdorf, Strinz-Margarethä, Strinz-Trinitatis, Oberlibbach, Wolfsbach (später Idstein), Dörsdorf (1194), Frauenstein, Breckenheim (1306), Kloppenheim (1326), Martinsthal (1459), Hambach, Oberauroff, Görsroth, Kesselbach, Berghausen (1250/60), Eisighofen (1250/60), Mudershausen (1250/60), Camberg (1264), Fackenhofen (1310), Kramberg (1319), Wehen (1336), Hahn (1336), Herold (1336), Ergeshausen (1336), Allendorf (1336), Eber (1336), Wallrabenstein (1441), Berndroth (1454), Gozmeroth (1455, vermutlich Mitte des 12. Jahrhunderts), Katzenelnbogen (1465, vermutlich Anfang des 12. Jahrhunderts), Mainz (1326, vermutlich weit älter) und Limburg (1384)

Ausstattung

Gebäude

1685-1718 wird die heutige Kirche an der Stelle der alten unter Verwendung des alten Materials wieder aufgebaut. Seit 1817 dient die Stiftskirche als katholische Pfarrkirche.

Denkmaltopographie

DenkXweb Kulturdenkmal ehemaliges Benediktinerkloster St. Ferrutius

Nachweise

Arcinsys Hessen

Quellen

Gedruckte Quellen

Literatur

Germania Sacra-ID

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Bleidenstadt, Benediktinerabtei“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/12992_bleidenstadt-benediktinerabtei> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/kl/12992