Basisdaten
In Roßdorf, einem heutigen Stadtteil des Ortes Bruchköbel, wird um 1190 das erste Antoniterkloster in Deutschland gegründet, vermutlich gestiftet von Graf Heinrich III. von Hanau. Für diesen Hospitalorden spielt die Niederlassung eine bedeutende Rolle, sie ist eine der sechs Generalpräzeptoreien des ursprünglich französischen Ordens. Von Roßdorf aus werden Niederlassungen in Köln und Grünberg gegründet. Die Mönche betreuen die Kapelle in Hirzbach, dem ältesten Gotteshaus im Hanauer Land. Das Kloster wird 1441 nach Frankfurt-Höchst verlegt und ist im heutigen Ortsbild nicht mehr sichtbar.
Orden
Antoniter
Ordensprovinz
Generalpräzeptorei Roßdorf
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St.Maria ad Graden
Typ
Männerkloster
Territorium
- 1190: Grafschaft Hanau
Historische Namensformen
- fratres domus beati Antonii (1236) [Urkundenbuch der Herren von Hanau 1, S.148, Nr. 192]
- domui sancti Antonii in Rosdorf et fratribus (1244) [Urkundenbuch der Herren von Hanau 1, S.174, Nr. 229]
- Fratres] Antonienses in Rosdorf (1270) [Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt 1, S. 147-148, Nr. 296]
Lagebezug
7 km nördlich von Hanau
Lage
am nordöstlichen Dorfrand nahe der heutigen Klostergasse
Geschichte
Die erste Niederlassung des jungen Antoniterordens in Deutschland wird in Roßdorf wahrscheinlich um 1190 von den Grafen von Hanau gegründet; 1235 ist das Kloster urkundlich nachweisbar. Zu den Ordensgebäuden gehört ein Hospital, in dem die Brüder die Bevölkerung versorgen. Von Roßdorf aus werden weitere Antoniterniederlassungen gegründet: in Hessen um 1270 Friedberg, außerdem 1281 Alzey, 1295 Marville in Lothringen, 1298 Köln, Brieg in Schlesien und 1300 Oppenheim am Rhein. 1405 erhebt Papst Innozenz VII. die Mönchsgemeinschaft in Roßdorf zu einem Konvent, in dem außer dem Präzeptor noch weitere zehn Kanoniker leben sollen. Unterstützung gewähren auch die deutschen Könige. 1281 bewilligt Rudolf von Habsburg dem Antoniterhaus Zollfreiheit für das ganze Reichsgebiet und Holzschlagrechte im Reichswald Dreieich. Diese Privilegien werden durch König Albrecht 1299, König Karl IV. 1349, König Karl V. 1521 und König Maximilian II. 1570 bestätigt. Nach 1400 verliert das Antoniterhaus an Bedeutung. Interne Konflikte um die Besetzung der Präzeptorenstelle sind verknüpft mit der Auseinandersetzung um die Unterordnung unter das französische Mutterhaus der Antoniter und dem Streben nach nationaler Unabhängigkeit der Klöster. Der Streit zwischen Johannes von Lorch, gestützt durch die deutschen Erzbischöfe und Hugo von Bellmonte, bestärkt durch den Abt von Saint-Antoine, beschäftigt auch das Konzil in Basel 1437. Papst Eugen IV. (1431-1439) erlaubt die Verlegung des Hauses nach Frankfurt am Main, Erzbischof Diether von Mainz bestimmt 1435 (1441) Höchst zum Wohnsitz, der Konvent zieht um. In Roßdorf bleibt ein Prokurator, der die Güter verwaltet. In der Liste der Generalpräzeptoreien des Gesamtordens von 1477 steht das Haus Roßdorf, zu dieser Zeit bereits nach Frankfurt-Höchst verlegt, an dritter Stelle, gehört somit zu den wichtigsten Antoniterklöstern im Reich. Während des Bauernkrieges quartieren sich Truppen des hessischen Landgrafen ein. 1803 wird das Kloster durch Nassau aufgehoben.
Gründungsjahr
1190
Gründer
Herren von Hanau
Aufhebungsjahr
1803
Organisation
An der Spitze des Klosters stehen ein Präzeptor, an seiner Seite ein Prior, ein Celerarius als Hausverwalter, ein Prokurator für die Finanzen und ein Hospitalmeister. Ende des 13. Jahrhunderts gehören zum Konvent rund dreißig Mönche, um 1400 nur noch zehn.
Patrozinien
St. Antonius der Eremit
Archivgeschichte
Archiv im Staatsarchiv Wiesbaden
Bibliotheksgeschichte
Bibliothek: Vgl. Wiesbaden, Staatsarchiv: Nassau-Usingen, Gen. XI b, n. 9.
Besitz
Niederlassungen
1236 erwerben die Antoniter aus Roßdorf einen Hof im Osten von Frankfurt nahe der heutigen Konstablerwache in der nach ihnen benannten "Töngesgasse". Das Kloster besitzt weitere Stadthöfe in Mainz, Trier, Oppenheim und Würzburg. Im Stadthof in Trier halten sich die Antoniter besonders bei ihrer jährlichen Almosensammelfahrt (Quest) nach Luxemburg und an den Niederrhein in der Ostwoche auf.
Filialklöster werden in Köln, Alzey, Hau bei Cranenburg im Bezirk Kleve, Marville in Lothringen, Brieg in Schlesien gegründet. Sie unterstehen dem Generalpräzeptor in Rossdorf-Höchst. 1298 übergibt Erzbischof Wichbold von Köln den Roßdorfer Antonitern das ehemalige Kloster der Sackbrüder in Köln für eine neue Niederlassung.
Nachweise
Arcinsys Hessen
Quellen
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 136
Gedruckte Quellen
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 136
Literatur
- Schäfer, Antoniterorden und Roßdorf-Höchst
- Mischlewski, Geschichte des Antoniterordens, S. 195-197
- Rauch, Geschichte des Antoniterhauses in Rossdorf-Höchst, S. 76-159
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 136
Germania Sacra-ID
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Sachbegriffe
Siehe auch
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Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Roßdorf, Antoniterhaus“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/12932_rossdorf-antoniterhaus> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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