Naumburg, Benediktiner-Reichspropstei
Basisdaten
Erstmals erwähnt wird das Kloster Naumburg in einer Schenkungsurkunde Kaiser Heinrichs IV. 1086 an Bischof Huzmann von Speyer. Dessen Nachfolger unterstellt die kleine Benediktinerpropstei 1149 dem Kloster Limburg an der Haardt in der Pfalz. Das Kloster muss sich ständig gegen Besitzansprüche der Burggrafen von Friedberg und der Grafen von Hanau wehren. Im 16.Jahrhundert werden die Grenzen erfasst und festgelegt. Über diese Ereignisse berichtet ein reich illustriertes Salbuch von 1514, dass sich im Staatsarchiv Marburg befindet.
Orden
Benediktiner
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St.Mariengreden in Mainz
Typ
Männerkloster
Territorium
- Gaugrafschaft Wetterau
- 1086 Bistum Speyer
- 1149 Benediktinerkloster Limburg a.d. Haardt
- 1561 Grafschaft Hanau
Historische Namensformen
- in castellum Nuwenburg (1035) [Abschrift 18. Jahrhundert Urkundenbuch der Herren von Hanau 1, Nr. 54, S. 34-35]
- prepositura Nuenburg (1086) [MGH Diplomata Könige 6, Heinrich IV. : Gladiss, S. 507-508, Nr. 382]
- Nuwenburgensis prepositure (1149) [Urkundenbuch der Herren von Hanau 1, S. 58-59, Nr. 83]
- Niwinburg (1150)
- Novum castrum (1378)
Lagebezug
13,8 km nördlich von Hanau
Geschichte
Die Burg Naumburg, ein Verwaltungssitz der hochadeligen Familie der Konradiner in der Wetterau, wird im 11.Jahrhundert in ein Kloster umgewandelt. Nach dem Aussterben der Konradiner fallen die Güter an das Reich zurück und Kaiser Heinrich IV. schenkt sie 1086 Bischof Huzmaun von Speyer als Gegengewicht zu den Ausdehnungsbestrebungen der Mainzer Erzbischöfe in der Wetterau. 1149 überlässt Gunther von Leiningen, Bischof von Speyer, das Kloster dem Kloster Limburg a. d. Haardt, dessen Vogtei seine Familie erwerben will. Limburg richtet Naumburg als Propstei ein, bewirkt einen wirtschaftlichen Aufschwung und steigendes Ansehen des kleinen Klosters. Sieben bis acht Benediktinermönche leben hier; neben einer kleinen Kapelle wird eine große Kirche zur Verehrung zahlreicher Reliquien, besonders eines Holzstückes vom Heiligen Kreuz Jesu gebaut. Reformen des Klosterlebens und finanzielle Schwierigkeiten kennzeichnen das 15.Jahrhundert, aber auch die Entwicklung einer großen Gebetsbruderschaft, in der fast alle ansässigen Adelsfamilien vertreten sind. Naumburg gerät zwischen die Fronten der Interessen der Burggrafen von Friedberg und der der Grafen von Hanau-Münzenberg; auch die umliegende Reichsritterschaft und der Mainzer Erzbischof beanspruchen alte Kloster- und Besitzrechte. Im bayrisch-pfälzischen Erbfolgekrieg wird die Propstei zerstört, die Mönche fliehen nach Hanau, bauen ab 1509 mit Hilfe der Benediktinerabtei Seligenstadt das Kloster wieder auf, müssen aber Besitz verkaufen. 1514 wird der Klosterbesitz vermessen und Grenzsteine werden gesetzt. Das Salbuch des Klosters, heute im Staatsarchiv Marburg, veranschaulicht mit vielen Bilddokumenten diese Ereignisse (Salbuch des Klosters Naumburg = HStAM Bestand Urk. 69 Nr. 460). Mit der Reformation endet das Klosterleben, die Friedberger Burggrafen und die Grafen von Hanau versuchen endgültig den Besitz zu übernehmen; zur Zeit der Kaufverhandlungen des Klosters Limburg 1557 mit den Grafen von Hanau leben noch zwei Mönche in Naumburg. 1561 übernimmt Graf Philipp III. von Hanau, dessen Vorfahren seit dem 15. Jahrhundert die Schirmvogtei ausüben, das Kloster. Die Grafen zerstören die Kirche und nutzen die Gebäude als Gutsbetrieb mit einer Kellerei. Im 18.Jahrhundert werden die letzten Gebäude abgerissen für einen Schlossneubau.
Gründungsjahr
vor 1035
Aufhebungsjahr
1561
Organisation
Im Konvent leben sechs bis acht adlige und bürgerliche Mönche, die aus der Wetterau stammen.
Pfarrrechte
In Bruchköbel, Kesselstadt und Oberissigheim werden durch die Propstei die Pfarrer eingesetzt.
Patrozinien
St. Cyriakus, Heilig Kreuz
Archivgeschichte
Archivreste im Staatsarchiv Marburg
Besitz
In Naumburg besteht eine Trennung zwischen Propst- und Konventseigentum bis 1411. Der Besitz liegt überwiegend auf Reichsgut vorrangig in der näheren Umgebung des Klosters. An folgenden Orten lässt sich Besitz des Klosters nachweisen: Kaichen, Heldenbergen, Windecken, Eichen, Bruchköbel, Groß-Karben, Klein-Karben, Okarben, Erbstadt, Roßdorf, Kinzheim, bei Burg Höchst, Dörnigheim, Heidelberg, Rendel, Bellersheim
Abhängigkeitsverhältnis
Naumburg ist dem Kloster Limburg a.d. Haardt bis auf die Zeit von 1492-1508, als es zur Abtei Seligenstadt gehört, unterstellt. Limburg besitzt das Genehmigungsrecht für alle finanziellen Angelegenheiten, erwartet eine jährliche Rechenschaft und kann den Propst einsetzen.
1483 wird erstmals die Schutzvogtei der Herren von Hanau genannt.
Nachweise
Arcinsys Hessen
Quellen
- Stand 2004 bei Noll/Burkhardt, Artikel Naumburg (Wetterau), S. 889
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 122
Gedruckte Quellen
- Stand 2004 bei Noll/Burkhardt, Artikel Naumburg (Wetterau), S. 887
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 122
Literatur
- Stand 2004 bei Noll/Burkhardt, Artikel Naumburg (Wetterau), S. 888-889
- Cremer, Regierungsbezirke Gießen und Kassel, S. 357-359
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 122
Germania Sacra-ID
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Siehe auch
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Orte
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Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Naumburg, Benediktiner-Reichspropstei“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/12926_naumburg-benediktiner-reichspropstei> (aufgerufen am 26.11.2025)
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