Marienschloß, Zisterzienserinnenkloster

Gründungsjahr 1338  
19378F4F-88AF-441E-BC79-64A0466C0DEA
Gemarkung
Rockenberg
Landkreis
Wetteraukreis

Basisdaten

Als letztes Zisterzienserinnenkloster in Hessen wird Marienschloss 1337 gegründet und durch den Papst der Abtei Arnsburg unterstellt. In der Reformation bleibt das Kloster katholisch, die Pfarrei wird durch die Äbtissin mit evangelischen Pfarrern besetzt. Im 18. Jahrhundert wird die Kirche im barocken Stil neu errichtet. Nach der Auflösung des Klosters dient es seit 1811 als Gefängnis.

Orden

Zisterzienser

Alte Diözesanzugehörigkeit

Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat Mainz, St. Maria ad gradus, Dekanat Friedberg

Typ

Frauenkloster

Territorium

  • Besitz der Ritter von Bellersheim, genannt Rockenberg
  • 1226: Herren von Falkenstein
  • 1417: Grafen von Eppstein-Königstein
  • 1535: Grafen von Stolberg-Königstein
  • 1581: Kurfürstentum Mainz
  • 1803: Großherzogtum Hessen

Benennung der Institution in den Quellen

monasterio sanctimonialium ordinis Cisterciensis prope villam Rockenberg ...Marienschloßs appellatur (1337) [Würdtwein, Dioecesis Moguntina 3 S. 68-70, Nr. 46] (abbatissa totusque) conventus sanctimonialium in Rockenberg (1339) [Würdtwein, Dioecesis Moguntina 3 S. 70, Nr. 47] ebtissin und dem Konvent des klosters zu Marien sloz gelegen by Rockinberg (1350) [Baur, Hessische Urkunden, Bd.1, S. 583-584, Nr. 857] den geistlichen Jungfrauwen der Ebtissen und dem Convente zu Mariensloz (1354) [Baur, Hessische Urkunden, Bd. 1, S. 601-602, Nr. 890]

Lagebezug

10,5 km nördlich von Friedberg

Lage

Das Kloster liegt in der Nähe des Flusses Wetter in einem Feuchtgebiet nordwestlich von Rockenberg.

Geschichte

1332 wird eine Klause, die wahrscheinlich von Beginen bewohnt wird und mit einem Hospital verbunden ist, in Rockenberg erwähnt. 1337 wird eine Zisterzienserinnenabtei auf diesem Gebiet durch Johann und Werner von Bellersheim, genannt von Rockenberg gegründet. Diese Stiftung wird durch die Äbte von Arnsburg und Eberbach bestätigt und mit zahlreichen Schenkungen durch die Gründerfamilie und den ortsansässigen Adel ausgestattet. In der Stiftungsurkunde von 1338 trägt die Niederlassung den Namen Marienschloß. Gottfried von Eppstein und seine Gattin übertragen darin dem Kloster das Patronat der Kirche in Rockenberg. Berühmt ist das Kloster für seinen Weinanbau.
1342 wird diese jüngste Zisterzienserinnenabtei in Hessen durch Papst Clemens VI. in den Orden inkorporiert und dem Kloster Arnsburg unterstellt. 1360 befreit Karl IV. das Kloster von Frondiensten und Beherbergungspflichten, übergibt das Schutz- und Vogteirecht an Gottfried von Stockheim. Die Mainzer Erzbischöfe reformieren das Kloster zum Ende des 15.Jahrhunderts, auf Wunsch der Äbtissin tritt 1508 die Abtei in die Bursfelder Kongregation ein.
In der Reformationszeit bleibt das Kloster katholisch, erhält Schutzprivilegien sowohl durch Kaiser Karl V. auf dem Reichstag zu Speyer (1544) als auch durch Kaiser Maximilian II. Als Schwester des Landeskomturs und seit 1543 Deutschmeisters des Deutschen Ordens sichert die Äbtissin die Position des Klosters gegenüber dem evangelisch gewordenen Landesherren, Ludwig von Stolberg, ab. Mit dessen Tod geht das Kloster endgültig an den Mainzer Erzbischof über, bleibt so als katholischer Ort in der überwiegend protestantischen Wetterau erhalten. Pestepidemien und Vakanzen in der Äbtissinenposition beeinträchtigen das Klosterleben. Im Dreißigjährigen Krieg wird das Kloster mehrfach geplündert durch schwedische und kaiserliche Truppen.
Nach 1648 beginnt ein Aufschwung des Klosters; die alten Gebäude werden abgerissen und durch barocke Anlagen ersetzt; viele Frauen treten ins Kloster ein und vergrößern durch ihre Mitgift den Besitz; die Äbtissin Antonia Hertz lässt eine Klostergeschichte verfassen; 1792 endet die Blütezeit mit dem Einmarsch der französischen Truppen in der Wetterau. Die Äbtissin muss flüchten, die Priorin und die Kellermeisterin werden als Geiseln genommen, die Gebäude als Feldlazarett genutzt.
1802 wird das Kloster aufgehoben und durch Ludwig von Hessen-Darmstadt übernommen; seit 1804 wird es bis heute als Gefängnis und Strafanstalt genutzt.

Gründungsjahr

1338

Gründer

Johann und Werner von (Beldersheim) Rockenberg

Aufhebungsjahr

1803

Organisation

Zum Konvent gehören in der Regel 30 Nonnen, die überwiegend adliger Herkunft sind. Bei der Auflösung des Klosters lebten noch 13 Chorschwestern und sechs Novizinnen im Kloster

Pfarrrechte

1339 wird die Pfarrei Rockenberg inkorporiert.

Patrozinien

Maria und Johannes der Täufer (1338)

Archivgeschichte

Archivreste in Darmstadt, Staatsarchiv.

Bibliotheksgeschichte

Alexander Fiolka, Artikel Rockenberg, Marienschloß S. 1339 f; das Kloster besitzt keine besondere Bibliothek.

Besitz

Das Kloster wird bei seiner Gründung 1338 reich ausgestattet. Es erhält zwei Höfe, eine Mühle, Äcker, Wiesen, Gärten, Weinberge und eine Salzpfanne bei Nauheim. Es existieren Ackerbücher aus dem 14., 15., 16., 17. Jahrhundert, die den Grundbesitz, Abgaben, Einkünfte, Zinsen und Rechte enthalten. Bei der Auflösung im Jahre 1803 wird wiederum ein Güterverzeichnis erstellt, wonach das Kloster noch 1040 Morgen an Äckern, Wiesen und Weinbergen besitzt; dazu kommt ein großer Viehbestand. Arnsburg, Bad Nauheim (Salz aus der Sole), Bellersheim, Bubenheim, Butzbach, Cleeberg, Dorf Güll, Ebergöns, Fauerbach, Gambach, Garbenteich, Griedel, Gießen, Grüningen, Hammelshausen, Hatzfeld, Hörgern, Holzheim, Kirch-Göns, Melbach, Münzenberg, Nieder-Weisel, Ostheim, Oppershofen, Junkernhof in Rockenberg, Södel, Steinfurth, Treis an der Lumbda, Weisel, Wernborn, Wißmar

Abhängigkeitsverhältnis

Das Nonnenkloster ist dem Abt des Zisterzienserklosters in Arnsburg unterstellt.

Ausstattung

Gebäude

1736 wird der barocke Umbau der Kirche durch eine feierliche Einweihung abgeschlossen.

Denkmaltopographie

DenkXweb Kulturdenkmäler in Hessen (Kulturdenkmal Ehem. Zisterzienserinnenkloster Marienschloß und späteres Landeszuchthaus, heute Jugendgefängnis)

Objekte

In der Kirche befinden sich. Epitaph des Gründers Johannes von Bellersheim und seiner Frau Gezele von Düdelsheim in: Alexander Fiolka, Artikel Rockenberg, MarienschloßS.1324 Grabstein der Äbtissin Antonia Hartz von 1774 Alexander Fiolka, Artikel Rockenberg, Marienschloß(S.1330) Grabstein der letzten Äbtissin Edmunda Dietz von 1827 Alexander Fiolka, Artikel Rockenberg, Marienschloß(S.1332)

Nachweise

Quellen

Gedruckte Quellen

Literatur

Germania Sacra-ID

GND-Nummer

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Marienschloß, Zisterzienserinnenkloster“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/12924_marienschloss-zisterzienserinnenkloster> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

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