Langenselbold, Prämonstratenserkloster
Basisdaten
Zwischen 1108 bis 1139 wird das Stift Selbold als Augustinerkloster durch Graf Dietmar von Genhausen-Selbold gegründet und als kirchliches Zentrum im unteren Kinzigtal aufgebaut. Seit 1158 wird es als Prämonstratenserkloster bezeichnet. Dem Stift gehört die Pfarrkirche St. Marien in Gelnhausen, wo es den Pfarrer bis zur Reformationszeit stellt. 1543 wird das Stift aufgelöst, 1725 werden die Klostergebäude abgerissen und durch ein Barockschloss ersetzt.
Orden
Prämonstratenser-Chorherren; Augustiner-Chorherren
Ordensprovinz
Zirkarie Wadgassen
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat Langenselbold
Typ
Männerkloster
Territorium
- 1108: Grafen von Gelnhausen
- 1282: Verpfändung als Reichsgut und Lehen der Herren von Büdingen an Gerlach Reiz von Breuberg
- 1355: Grafschaft von Isenburg
- 1366: Erzbischöfe von Mainz
- 1476: als mainzisches Lehen an Isenburg.
Historische Namensformen
- ecclesie beati Iohannis baptiste apud Selbolt (1143) [Urkundenbuch der Herren von Hanau 1, S. 54-55, Nr. 79 = Zieg, Selbolder Regesten, S. 62-63, Nr. 5]
- beati Augustini regula et ordo Premonstratensium fratrum (1158) [Urkundenbuch der Herren von Hanau 1, S. 70-72, Nr. 97 = Zieg, Selbolder Regesten, S. 68-69, Nr. 10]
Lagebezug
10 km nordöstlich von Hanau
Lage
Das Stift liegt auf einem Hügel zwischen Gründau und der Kinzig in der Kinzigniederung.
Geschichte
Das Stift wird zu Beginn des 12. Jahrhunderts durch Graf Ditmar von Gelnhausen gegründet als Rodungsmittelpunkt in einer waldreichen Gegend. 1108 genehmigt Papst Paschalis II. den Aufbau eines Augustinerchorherrenstiftes, stellt es unter päpstlichen Schutz und legt die Zahlung einer jährlichen Abgabe an die Kurie fest. Die Geschichte des Klosters Selbold ist eng mit der der Reichsstadt Gelnhausen und damit den Konflikten zwischen den Stauferkaisern und den Mainzer Erzbischöfen verknüpft. Aus Gelnhäuser Familien stammen viele Äbte und Priore des Stiftes. Das Kloster stellt in der Pfarrkirche Gelnhausens die Pfarrer. Er wird durch 11 Konventsmitglieder unterstützt, die im Selbolder Hof in der Stadt residieren. 1139 bestärkt Papst Innozenz II. die Inschutznahme des Stiftes und benennt die Rechte des Mainzer Erzbischofs zur Einsegnung der Chorherren und Weihe der Altäre. Von Selbold aus wird 1151 das abhängige Frauenkloster Meerholz begründet. 1158 wird die Niederlassung erstmals als Prämonstratenserkloster bezeichnet. Das Schutzprivileg Friedrichs II. gilt für alle Besitzungen des Stiftes. Mitte des 12. Jahrhunderts erreicht das Stift die Exemtion von Mariengreden, bildet ein eigenes (Klein-) Archidiakonat aus, aber bleibt dem Erzbistum Mainz unterstellt. Konfliktreich gestaltet sich das Verhältnis zwischen Abt und Konvent; seit 1343 existiert eine Gütertrennung zwischen Abts- und Konventsbesitz. 1472 wird der Stiftsbezirk auf die Dörfer und Siedlungen Selbold, Baumwiesen, Bruderdiebach, Lindenloh, Hüttengesäß, Wiedermus und Gründau eingegrenzt. Im Bauernkrieg wird das Kloster 1525 geplündert, die Mönche flüchten. 1543 wird das Stift aufgehoben und fällt an Graf Anton von Isenburg-Büdingen. Vergeblich protestiert Erzbischof Albrecht von Mainz beim Reichskammergericht. Der letzte Abt verzichtet am 28. Februar 1543 zu Gunsten der Stadt Gelnhausen auf die Pfarrrechte an der Marienkirche. Die Stiftsherren werden abgefunden. 1546 wird aus den Klosteranlagen eine gräfliche Domäne.
Gründungsjahr
1108-1139
Gründer
Graf Ditmar von Gelnhausen
Aufhebungsjahr
1543
Organisation
1151 wird ein Abt als Klostervorsteher genannt.
Pfarrrechte
Patrozinien
Johannes d. Täufer (1139)
Archivgeschichte
Besitz
König Richard verleiht 1269 dem Stift Selbold die Einnahme von Zehntabgaben in Niedergründau. Zur Grundausstattung gehören Weinberge in Eltville. Weiteren Besitz hat das Kloster in Altwiedermus, Bernhelmskreuz, Gelnhausen, Gondsroth, Hailer, Haitz, Hüttengesäß, Laubersbach, Lieblos, Meidengesäß, Meerholz, Niedermittlau, Roth, Wächtersbach
Ausstattung
Gebäude
An der Stelle des ehemaligen Klosters steht heute das fürstliche Schloss.
Nachweise
Quellen
- Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 105
Gedruckte Quellen
- Zieg, Selbolder Regesten
- Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 105
Literatur
- Zieg, Selbolder Regesten
- Büttner, Geschichte von Stift Selbold
- Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 105
- Kleinfeldt, Weirich, S. 49-50
Germania Sacra-ID
GND-Nummer Bauwerk
Indizes
Siehe auch
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Orte
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Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Langenselbold, Prämonstratenserkloster“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/12921_langenselbold-praemonstratenserkloster> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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