Basisdaten
Der Stadthof in Wetzlar gehört zu den größeren des Deutschen Ordens im mittelhessischen Raum. Von 1285 bis 1809 werden hier die Einkünfte und Abgaben aus dem Besitz in der Stadt und im Umland gesammelt, verkauft oder weiter transportiert. Zu der Niederlassung gehören eine Kapelle, Wohn- und Nutzgebäude.
Orden
Deutscher Orden
Ordensprovinz
Ballei Hessen
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Trier, Erzbistum Trier, Archidiakonat St.Lubentius in Dietkirchen
Typ
Klosterhof
Territorium
- Reichsstadt Wetzlar
Benennung der Institution in den Quellen
Lage
Der Stadthof liegt im Ostteil der mittelalterlichen Stadt an der Pfaffengasse, die westlich vom Domplatz abzweigt.
Geschichte
Die Niederlassung des Deutschen Ordens wird 1285 in Wetzlar durch die Marburger Ordensballei gegründet. Zu dem Wirtschaftshof gehören Wohn- und Nutzgebäude, außerdem eine der heiligen Elisabeth geweihte Kapelle mit Friedhof. Das Marienstift konkurriert mit dem im Volk hoch angesehenen Deutschen Orden um Stiftungen und Besitzungen. Durch großzügige Schenkungen des regionalen Adels und der städtischen Bevölkerung wächst der Besitz der Kommende an, sodass sie 1346 Einkünfte aus über 55 Besitzrechten bezieht. Die Anzahl der Konventsmitglieder schwankt, dazu kommen Bedienstete, die Gebäude und Hof in Ordnung halten; an der Spitze des Stadthofes steht ein Komtur. Die Aufgabe dieser Marburger Niederlassung liegt in der Verwaltung des Besitzes, und richtet sich nach genau festgelegten Regeln des Deutschen Ordens. Neben der Speicherung und dem Verkauf der Naturalabgaben auf dem städtischen Markt dient das Haus für reisende Ordensmitglieder als Herberge. Sechs Walk-, Loh- und Getreidemühlen an Lahn, Dill und unmittelbar an der Stadt sorgen für weitere Einkünfte.1323 erhält das Wetzlarer Haus vom aufgehobenen Augustiner-Chorherren-Kloster aus Schiffenberg die Cyriakuskapelle und weiteren Besitz in der Stadt. Speicheranlagen und Hebestelle werden durch eine kleine Selbstversorgerwirtschaft mit Viehhaltung und Gartenanbau ergänzt. Mit der Stadt Wetzlar unterhält die Gemeinschaft gute Beziehungen, erfüllt soziale Aufgaben wie die Bereitstellung von Schuhen für die Armen im Hospital.
1543 wird ein Inventar über die Ausstattung und den Besitz der Niederlassung angelegt, zur Zeit eines Geistlichen, Eckart Teufel, Vikar des Marienstiftes, der im Auftrag des Deutschen Ordens den Hof verwaltet.
1806 wird die Niederlassung aufgehoben, der Hof fällt erst an den Staat, 1809 an die Stadt Wetzlar.
Gründungsjahr
1287
Aufhebungsjahr
1806
Pfarrrechte
1287 Überweisung der Pfarrkirche in Herborn
Besitz
Der landwirtschaftliche und städtische Grundbesitz wird verliehen oder verpachtet, die Einnahmen werden im Stadthof im Mittelalter durch Konventsmitglieder, seit der Neuzeit durch weltliche Dienstleute verwaltet und an das Ordenshaus in Marburg geleitet. In der Stadt konzentriert sich der Besitz rund um die Ordensniederlassung, außerhalb verzeichnet ein 1346 angelegtes Register Einkünfte in 44 Orten und damit eine bedeutende Grundherrschaft. Altenstädten, Aßlar, Bardorf, Bellersheim, Bettenhausen, Biel, Blasbach, Bomberg, Bonbaden, Cleeberg, Dorlar, Dornholzhausen, Dutenhofen, Eisenroth, Großenlinden, Hausen, Hegelbach, Herborn, Heuchelheim, Holzheim, Katzenfurt, Kinzenbach, Klee, Laufdorf, Leihgestern, Lützellinden, Melbach, Mörlen, Naunheim, Neukirchen, Oberwetz, Oberndorf, Quembach, Rechtenbach, Rehenborn, Rosbach, Schwalbach, Selhofen, Vollnkirchen, Wallendorf, Weilburg, Weisel, Werdorf, Westhausen, Wetzlar
Abhängigkeitsverhältnis
Der Stadthof in Wetzlar untersteht der Landkommende Marburg des Deutschen Ordens.
Ausstattung
Gebäude
Zu den Gebäuden des Deutschen Ordens gehört auch das Haus der Familie Buff, Familiensitz von Goethes Lotte im Werther.
Denkmaltopographie
Nachweise
Arcinsys Hessen
Literatur
- Denkmaltopographie Stadt Wetzlar, S.292-293
- Schaal, Deutschordenshaus Marburg in der Reformationszeit, S. 261-273
- Ursula Braasch-Schwersmann, Das Deutschordenshaus Wetzlar im Mittelalter, in: Deutscher Orden in Wetzlar 1285-1809, S. 4-17
- Ursula Braasch-Schwersmann, Deutschordenshaus Marburg und seine Niederlassungen in hessischen Städten, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 42 (1992), S. 49-85
- Abicht, Wetzlar 2, S. 8-21
Germania Sacra-ID
GND-Nummer Bauwerk
Indizes
Siehe auch
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Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Wetzlar, Deutschordenskommende“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/10693_wetzlar-deutschordenskommende> (aufgerufen am 25.11.2025)
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