Basisdaten
910 wird auf dem Kalksteinfelsen über der Lahn eine Burg und ein Stift durch den Grafen Konrad Kurzbold aus dem Geschlecht der Konradiner gegründet. Die Kirche wird dem heiligen Georg geweiht, wie eine Schenkungsurkunde Kaiser Ottos I. im Jahr 940 belegt. 1803 wird das Stift aufgehoben. Die ehemalige Stifts- und Pfarrkirche St. Georg und Nikolaus dient seit 1827 als Dom- und Pfarrkirche der Diözese Limburg.
Orden
Chorherren
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Trier, Erzbistum Trier, Archidiakonat St. Lubentius zu Dietkirchen
Typ
Chorherrenstift
Territorium
- 910: Lahngau
- 10. Jahrhundert: Herrschaftsbereich der Konradiner
- 966: Herrschaft der Pfalzgrafen, danach: Grafschaft Leiningen
- 1124/29: Hauptvogtei über das Stift Limburg im Besitz der Grafen von Nassau-Laurenburg
- 1220-1406: Herrschaft Isenburg-Limburg, ein Drittel von Burg, Stadt und Bifang kurtrierisches, kurmainzisches und hessisches Lehen
- 1220-1406: Herrschaft Isenburg-Limburg, ein Drittel von Burg, Stadt und Bifang kurtrierisches, kurmainzisches und hessisches Lehen
- 1406-1802/03: Kurfürstentum Trier
- 1802/03: Nassau-Weilburg
- vgl. Limburg
Historische Namensformen
- ad aecclesiam, quae in loco loco Lintburc in honore beatissimi martyris Georgii constructa esse (940), zitiert nach [Struck, Quellen zur Geschichte der Klöster 1, S.2 - 3, Nr.2]
- St.Georgii fratribus (1089), zitiert nach [Struck, Quellen zur Geschichte der Klöster 1,S.8 - 9, Nr.8]
- sancto Georgio Lintburgensi canonice famulantibus (1097), zitiert nach [Struck, Quellen zur Geschichte der Klöster 1,, S. 9, Nr.9]
Lage
Das Stift liegt auf der Spitze des Kalksteinfelsens an der Lahn.
Geschichte
Auf der markanten Felskuppe an der Lahn wird neben einer Burg 910 durch den Gaugrafen des Niederlahngaus, Konrad Kurzbold, das Stift gegründet, wie eine Schenkungsurkunde König Ludwigs des Kindes berichtet. Es liegt am Kreuzungspunkt wichtiger Straßen und den Grenzen der Einflussbereiche der Erzbischöfe von Mainz und Trier. 942 wird durch König Otto I. die Immunität des gesamten Stiftbesitzes garantiert. Die Grafen von Laurenburg-Nassau halten die Obervogtei als Lehen der Bischöfe von Worms über das Stift, die in Erbfolge 1220 an die Herren von Isenburg übergeht. Seit dem 14.Jahrhundert sind die Erzbischöfe von Trier die Lehnsherren, deren Einfluss mit der Verpfändung der Stadt 1344 durch Gerlach III. von Isenburg abgesichert wird.
Die Stiftskirche wird im 13. Jahrhundert erbaut, 1235 durch den Trierer Erzbischof den Heiligen Nikolaus und Georg geweiht. Seit 1272 gibt es eine Schule, die bis 1664 die einzige in Limburg bleibt. Über diese Zeit berichtet ausführlich Tileman Elhen von Wolfhagen in seiner Limburger Chronik, die er 1378 beginnt. Sie enthält eine Darstellung des Alltags und Ereignisse wie der Pest, der Geißlerzüge, der Kampf der Limburger gegen die Kurfürsten von Trier und Köln, über Personen und Verträge.
Die Stiftsmitglieder kommen aus dem regionalen Adel und dem städtischen Bürgertum. Der Konvent wächst von ursprünglich 16 Kanonikern auf über 50 zum Ende des 15.Jahrhunderts an. Zentrale Aufgaben des Stiftes sind die ständigen Gebete, das Abhalten von Messen für Verstorbene, die Durchführung von Prozessionen, die Ausführung kirchlicher Zeremonien und die seelsorgerische Betreuung der Stadtbevölkerung als Pfarrkirche. Den Erzbischöfen von Trier gelingt es 1420 sich in den Besitz des Stiftes und der Stadt nach Aussterben der Familie der Herren von Limburg zu bringen. Die Entwicklung wird dokumentiert in einem Inventar der Stiftsurkunden von 1427, das auch fünf Originale aus der Zeit vor dem 12.Jahrhundert aufweist. Mit Unterstützung des Papstes befreit sich das Georgenstift 1502 von seinen Steuerpflichten gegenüber der Stadt.
In der Reformationszeit sichert der Kurfürst von Trier durch Polizei- und Stadtordnungen seine Herrschaft und damit den Katholizismus in Limburg ab. 1596 ordnet Erzbischof Johann von Trier an, ein Inventar des Klosterbesitzes anzulegen. 1631 plündern die Schweden im Dreißigjährigen Krieg das Stift.
Der letzte Erzbischof, Kurfürst Cemens Wenzeslaus von Sachsen, bekräftigt mit einer feierlichen Messe im Stift, der Spende der Firmung an über 1000 Kinder und der Weihe von Studenten den Herrschaftsanspruch Triers.
In den Revolutionskriegen muss das Stift 1794 Großteile des Kirchensilbers abliefern. 1802 wird durch den Reichsdeputationshauptschluss die Landesherrschaft von Kurtrier auf Nassau-Weilburg übertragen, das Stift 1803 aufgelöst. Mit der Säkularisierung kommt das Stiftsarchiv ins Landesarchiv nach Idstein, nach 1829 nach Wiesbaden. Im Zweiten Weltkrieg wird es in die Festung Ehrenbreitstein ausgelagert, wo 1945 71 mittelalterliche Urkunden verloren gehen.
Gründungsjahr
910
Gründer
Graf Konrad Kurzbold
Aufhebungsjahr
1803
Organisation
Das Stift wird von einem Propst geleitet, der bis ins 13. Jahrhundert hinein über die inneren und äußeren Angelegenheiten entscheidet. An seiner Ernennung wirkt der Erzbischof von Mainz mit, was seinen Einfluss auf das Stift garantiert. Eine Schirmvogtei üben die Grafen von Nassau aus. 1282 werden Stiftsverwaltung und Propstei getrennt; der Konvent entscheidet eigenständig über seine Anliegen. Der Propst hat keiner Stimmrecht mehr und keinen Einfluss auf die Einkünfte der Kanoniker.
Patrozinien
Georg (940)
Besitz
Aus Stiftungen und Spenden der Graugrafen, Kaiser, Könige und der Pfalzgräfin Adelheid (1097) bildet sich ein ansehnlicher Besitz heraus (vgl. Karte in Struck. Dieser reicht im 16.Jahrhundert im Norden bis an die Nister (Alpenrod, Herschbach), im Osten bis Villmar an der Lahn und im Westen bis zum Gelbach. Im Süden liegen viele Besitzungen am Emsbach, am Wörsbach und an der Aar, weit entfernt liegen Güter in Kobern an der Mosel und Kamp am Rhein. Ahlbach, Alpenrod, Alsdorf, Altendiez, Auli, Balduinstein, Bergen, Berod, Bubenheim, Camberg, Dehrn, Dombach, Eisenbach, Elsoff, Elkhofen, Ennerich, Eschhofen, Elz, Eppenrod, Erbach, Eufingen, Faulbach, Flacht, Freiendiez, Frondorf, Görgeshausen, Gückingen, Hahnstetten, Hausen, Heringen, Herschbach, Hellenhahn, Heuchelheim, Holzheim, Hüblingen, Hundsangen, Isselbach, Kattenholzhausen, Kirberg, Kreuch, Langensain, Lindenholzhausen, Linter, Mensfelden, Mühlen, Münster, Nauheim, Neesbach, Netzbach, Neunkirchen, Niederahr, Niederbrechen, Niedererbach, Niederhadamar, Niederneisen, Niederselters, Niederzeuzheim, Nentershausen, Oberbrechen, Oberhausen, Oberisselbach, Oberneisen, Oberselters, Obertiefenbach, Oberweyer, Oberzeuzheim, Offheim, Ponrod, Roth, Ruppach, Schiesheim, Schirlingen, Wüstung bei Limburg, Schue, Schwickershausen, Sindersbach, Staffel, Steinefrenz, Thalheim, Velden, Villmar, Weidenhahn, Werschau, Weyer, Würges, Wolsdorf
Ausstattung
Gebäude
1827 Erhebung der Stiftskirche zum Dom des neu gegründeten Bistums Limburg
1830 Abriss des Kapitelgebäudes
1836 Abriss des Schulgebäudes
Denkmaltopographie
Nachweise
Arcinsys Hessen
Gedruckte Quellen
Literatur
- Wolf, Georgstift zu Limburg in: Limburg im Fluss der Zeit, S. 63-91
- Struck, Stift St. Georg zu Limburg an der Lahn
- Nassauische Annalen, darin: Struck, Georgenstift, Bd. 1951, S. 36-66
Germania Sacra-ID
GND-Nummer
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Siehe auch
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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Limburg, Georgenstift“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/10686_limburg-georgenstift> (aufgerufen am 25.11.2025)
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