Basisdaten
Der Konvent der "Barfüßer" gehört zu den ältesten der Stadt. 1527 wird der Orden durch den hessischen Landgrafen Philipp aufgehoben.
Orden
Franziskaner
Ordensprovinz
sächsische, 1230 rheinische, 1239 Kölnische (Niederdeutsche) Ordensprovinz, Kustodie Hessen
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St.Stephan Mainz, Dekanat Amöneburg
Typ
Männerkloster
Territorium
- Bis 1256: Gericht der Landgrafschaft Thüringen, seitdem Gericht bzw. Amt der Landgrafschaft Hessen
Historische Namensformen
- barfußenbrudern [...] capellen unde sent Elyzabeth wonunge abe (1233) [Chroniken des Wiegand von Gerstenberg, S. 201]
- Marpurgi in Hassia ecclesiam fratrum minorum aedificari coeptam (1235) [Insert 19: Jahrhundert Huyskens, Quellenstudien, S. 102 Anm. 1]
- fratres minores (1256) [Klosterarchive 4: Die oberhessischen Klöster 2, S. 43, Nr. 75]
Lagebezug
77 km südwestlich von Kassel
Lage
Die Konventsgebäude sind Teil der Stadtmauer an deren südwestlichen Ecke dicht beim Barfüßertor.
Geschichte
Die Franziskaner werden 1234 im Südwesten der Stadt an der Stadtmauer angesiedelt (nach Gerstenberg vor 1229) und bauen damit das zweitälteste Kloster der Stadt. Gefördert wird das Kloster durch den thüringischen Landgrafen Heinrich Raspe, seinen Bruder Konrad, Mitglied des Deutschen Ordens, und den Erzbischof von Mainz. Mehrere Ablassbriefe unterstützen die Finanzierung. Die Mitarbeit im Franziskushospital müssen die Mönche auf Anweisung Papst Gregors IX. aufgeben und dem Deutschen Oden überlassen, der den Kult um die Heilige Elisabeth betreut.
Nach jahrelangen internen Auseinandersetzungen unterwirft sich die Gemeinschaft, auch Barfüßerkloster genannt 1499 der strengen Richtung der Observanz. Diese Ausrichtung an den ursprünglichen Klosteridealen (Einhaltung der Gebetsregeln und der Besitzlosigkeit) fördert der hessische Landgraf Wilhelm III., unterstützt finanziell umfangreiche Baumaßnahmen.
1527 werden die Urkundenbestände der Franziskaner mit denen der Dominikaner zusammengelegt und gemeinsam inventarisiert. In diesem Jahr verlassen die Franziskaner Marburg nach Einführung der Reformation durch Landgraf Philipps den Großmütigen von Hessen. Seit 1529 werden die Gebäude durch die neu gegründete Universität als Kollegiengebäude (collegium pomerii) für die medizinische und philosophische Fakultät sowie als Bibliothek genutzt.
Die Kirche verfällt, da sie nicht mehr genutzt wird; Landgraf Philipp lässt seine Mutter um bestatten in den Landgrafenchor der Elisabethkirche; Grabsteine aus dem Innenraum werden zum Bau städtischer Brunnen verwendet. 1723 wird die Kirche abgebrochen, an ihrer Stelle die Reitschule, der spätere Saalbau, die heutige Universitätsturnhalle errichtet. 1825 wurde der neu aufgebaute südliche Flügel der Klostergebäude als Universitätsbibliothek eingerichtet; er ist heute Seminargebäude.
Ersterwähnung
1235
Gründungsjahr
1233
Aufhebungsjahr
1528
Patrozinien
Peter und Paul
Archivgeschichte
Archivreste im Staatsarchiv Marburg.
Bibliotheksgeschichte
Bibliothek z. T. in den Bibliotheken v. Kassel, Gießen u. Marburg; Landesbibliothek Wiesbaden: Hs. 41 (Theoderichs Leben d. hl. Elisab.) u. Bisch. Seminarbibliothek Limburg: G. Zedler, Die Auflösung d. nassauisch. Klosterbibliotheken, Annalen d. Ver.f. nass. Alt. 30 (1899) 213; vgl. Zedler, Geschichte der Universitätsbibliothek Marburg 4. 7. 11ff. 22.
Besitz
Die Franziskaner haben nur einen geringen Grundbesitz: Anzefahr, Diedenshausen, Elmshausen, Endbach, Großseelheim,Kleinseelheim, Marburg, Mardorf, Mornshausen/ In der Hanßbach, Reddehausen, Rüddingshausen, Weidenhausen
Niederlassungen
Termineien in Frankenberg, Hachborn
Ausstattung
Gebäude
1529 als Kollegiengebäude (collegium pomerii) für die medizinische und philosophische Fakultät sowie die Bibliothek eingerichtet. Kirche 1723 abgebrochen, an ihrer Stelle die Reitschule, der spätere Saalbau, die heutige Universitätsturnhalle errichtet. 1825 wurde der neu aufgebaute südliche Flügel der Klostergebäude als Universitätsbibliothek eingerichtet, er ist heute Seminargebäude.
Nachweise
Quellen
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 111
Gedruckte Quellen
- Albrecht Eckhardt, Die oberhessischen Klöster, S.43-69
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 111
Literatur
- Spuren franziskanischer Geschichte
- Berger, Bettelorden, S.121-123
- R. Atzbach, Archäologische Quellen zur Entwicklung der Marburger Stadtbefestigung, in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde 111 (2006), S. 7-8
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 111
Germania Sacra-ID
GND-Nummer
Indizes
Siehe auch
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Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Marburg, Franziskanerkloster“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/10644_marburg-franziskanerkloster> (aufgerufen am 26.11.2025)
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