Amöneburg, Kollegiatstift

Gründungsjahr 1360  
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Gemarkung
Amöneburg

Basisdaten

Das von Bonifatius auf dem mächtigen Basaltkegelberg in der Ohmniederung zu Beginn des 8. Jahrhunderts gegründete Benediktinerkloster wird 1360 in ein Chorherrenstift umgewandelt. Das Stift wird zum Zentrum der Territorialpolitik der Mainzer Erzbischöfe in Oberhessen und steht in ständiger Konkurrenz zu den hessischen Landgrafen. Es wird 1803 aufgehoben. Die heutige Stiftsschule, ein Gymnasium in kirchlicher Trägerschaft, sieht sich in der Tradition des ehemaligen Stiftes.

Orden

Kollegiatstift

Alte Diözesanzugehörigkeit

Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St.Stephan Mainz, Dekanat Amöneburg

Typ

Chorherrenstift

Territorium

  • 1120 Erzbistum Mainz
  • 1803 Kurfürstentum Hessen-Kassel;

Historische Namensformen

Lagebezug

3 km südlich von Kirchhain

Lage

Das Kloster liegt auf der Höhe eines alten Vulkankegels im Ohmbecken über einer Kreuzung alter Heerstraßen.

Geschichte

1360 wird die Pfarrkirche des von Bonifatius gegründeten Klosters in ein Kollegiatsstift, Sanct Johannis baptista, durch Erzbischof Gerlach von Mainz (siehe Amöneburg, Benediktinerkloster) umgewandelt. Er stattet es mit Pfarrkirchen aus der Region und zahlreichen Rechten aus, wie der Befreiung von Abgaben und Steuergeldern und dem freien Nutzungsrecht des Grundbesitzes. Das Stift ist Sitz eines Offizials (Kommissars) des Archidiakons von St. Stephan in Mainz. Ihm ist eine Schule angeschlossen, in der der Nachwuchs ausgebildet wird.
Neben Pfarrrechten erhält das Stift umfangreichen Grundbesitz geschenkt, erwirbt Ablassbriefe und Reliquien. Mit der Stadt Amöneburg existieren Dauerkonflikte über den Weinausschank und die Besetzung von Kanonikerstellen mit Bürgersöhnen. Ende des 15.Jahrhunderts einigen sich Stift und Stadt auf die Einsetzung eines Schiedsgerichtes zur Klärung von Streitfällen und legen dies im Stadtbuch fest.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg (in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts) treten deutsche Bartholomiten (auch Bartholomäer oder Communisten genannt) ins Stift ein. Ihr "Institut der in Gemeinschaft lebender Weltpriester" widmet sich der Ausbildung guter Prediger und Seelsorger im Römisch-katholischen Priesterseminar. Die Mitglieder leben in einer Wohn- und Gütergemeinschaft und verpflichten sich zu einer einfachen asketischen Lebensform.
1803 wird das Stift säkularisiert, Besitz und Einkünfte gehen an das Kurfürstentum Hessen. Die meisten Kanoniker werden Pfarrer in den ehemals zum Stift gehörenden Pfarrkirchen, alle anderen Kanoniker werden entschädigt, wenn sie in Amöneburg wohnen bleiben.

Gründungsjahr

1360

Gründer

Erzbischof Gerlach von Mainz

Aufhebungsjahr

1803

Organisation

Im Stift leben zehn Priester als Kanoniker, die aus ihrer Mitte einen Vorstand (Dekan) wählen, der das Stift vertritt, die Einhaltung der Klosterregeln überwacht und als Pfarrer in Amöneburg die Gemeinde seelsorgerisch betreut. Zahlreiche Amöneburger Bürgersöhne treten in das Stift ein. Zur Stiftsgemeinschaft gehören Altaristen (bereits im Gründungsjahr fünf) und Laien, die auch als Schulmeister, Organisten und Kämmerer tätig sind.

Pfarrrechte

Patrozinien

Johannes der Täufer

Archivgeschichte

Archiv im Staatsarchiv Marburg: Urkunden, Akten.

Besitz

Der Minorit Raimund Sebastiani aus Fritzlar legt 1787 während seines Aufenthaltes im Stift Amöneburg ein dreibändiges Verzeichnis des Besitzes an. In ihm sind verzeichnet: Stadtallendorf, Amöneburg, Dampertshausen, Roßdorf, Kleinroßdorf, Heuchelheim, Kleinseelheim, Mardorf, Niederklein, Rüdigheim, Schwarzenborn Durch die Säkularisierung (1803) fallen folgende Güter neben weiteren Einkünften des Stiftes an das Kurfürstentum Hessen: Stadtallendorf, Amöneburg, Anzefahr, Erfurtshausen, Kleinseelheim, Mardorf, Moischt, Roßdorf, Rüdigheim

Ausstattung

Gebäude

Ein Turm ist der einzige Rest der 1360 gegründeten Stiftskirche. Die Kirche wird bis auf den Turm 1865 abgetragen, das Stiftsgebäude brennt 1916 ab.

Nachweise

Quellen

Gedruckte Quellen

Literatur

Germania Sacra-ID

GND-Nummer

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Amöneburg, Kollegiatstift“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/10629_amoeneburg-kollegiatstift> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/kl/10629