Lauterbach

Die Lage von Lauterbach (Hessen) im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Stadt
Lagebezug
22 km nordwestlich von Fulda
Lage und Verkehrslage
An der Lauter gelegen. Chaussee nach Brauerschwend und Großenlüder. In der Stadt treffen die Bundesstraßen B254 und B275 aufeinander. Weitere Anbindung an das Straßenverkehrsnetz über die Landesstraße L3140 (Richtung Willofs und Dirlammen). Bahnhof der Eisenbahnlinie Gießen – Fulda ("Vogelsbergbahn") seit 1870. Die Teilstrecke Alsfeld - Lauterbach wurde am 30.10.1870 eröffnet und die Teilstrecke Lauterbach - Bad Salzschlirf am 31.12.1870 in Betrieb genommen. Endbahnhof der Eisenbahnlinie Glauburg/Stockheim – Lauterbach ("Oberwaldbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.11.1901). Der Bahnhof Lauterbach Süd wurde ebenfalls seit 1901 von dieser Strecke bedient.
Ersterwähnung
1232
Vorbemerkung Historische Namensformen
Vgl. auch Wüstung Ober-Lauterbach
Historische Namensformen
- Lutternbach, de (1232) [Huyskens, Quellenstudien, S. 254-255 Nr. 16]
- Luterenbach (1266) [Riedesel zu Eisenbach 2, S. 3, Nr. 6]
- Lutirnbach (1336) [Riedesel zu Eisenbach 2, Nr. 101]
- Lutternbach (1336) [Baur, Hessische Urkunden 1 (Starkenburg und Oberhessen), Nr. 760]
- Luthermbach (1474) [Riedesel zu Eisenbach 2, Nr. 1200]
- Luterbach (1476) [Riedesel zu Eisenbach 2, Nr. 1267]
- Lauterbach (1582, Karte) [Riedesel zu Eisenbach 2, S. 373]
Bezeichnung der Siedlung
- villa
- municionem sive opidum (1266) (Riedesel zu Eisenbach 2, Nr. 6)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Lauterbach, Hohaus-Palais
- Lauterbach, Schloss
- Lehrhof
- Ober-Lauterbach
- Rode
- Schlag-Mühle
- Stein-Mühle
- Weilands
- Wickards
- Wörth
- Lauterbach, Hohaus-Palais (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
- Lauterbach, Schloss (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
- Lauterbach, Terminei der Fuldaer Minoriten (→ Klöster)
Burgen und Befestigungen
- 1266 beschließen der Abt von Fulda und die Brüder von Wartenberg in Lauterbach eine Befestigung zu errichten.
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3528128, 5611193
UTM: 32 U 528042 5609388
WGS84: 50.635686° N, 9.396541° O
Statistik
Ortskennziffer
535011040
Flächennutzungsstatistik
- 1854 (Morgen): 9510, davon 2276 Acker, 1361 Wiesen, 5383 Wald
- 1961 (Hektar): 2169, davon 723 Wald (= 33.33 %)
Einwohnerstatistik
- 1961: 9741, davon 7205 evangelisch (= 73.97 %), 2246 katholisch (= 23.06 %)
- 1970: 9813 Einwohner
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1787: Freiherren von Riedesel (Mannlehen vom Fürstentum Fulda)
- 1806: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Oberhessen, Cent Lauterbach (zur Herrschaft Riedesel gehörig)
- 1821: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Oberhessen, Amt Lauterbach (zur Herrschaft Riedesel gehörig)
- 1825: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Lauterbach (verlegt aus Herbstein) (verlegt aus Herbstein)
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Alsfeld
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Lauterbach
- 1972: Vogelsbergkreis
Altkreis
Lauterbach
Gemeindeentwicklung
Am 1.4.1939: Eingliederung der Gemeinden Blitzenrod und Rudlos. Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Stadtgemeinde s. Lauterbach, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Lauterbach.
Gericht
- bis 1821: Patrimonialgericht Lauterbach
- 1821-1879: Landgericht Lauterbach
- seit 1879: Amtsgericht Lauterbach
Herrschaft
- 1266 belehnt Abt Bertho von Fulda die Brüder Dietrich und Heinrich von Wartenberg mit der Hälfte des Dorfes Lauterbach. Gemeinsam wollen der Abt und die Brüder hier auf gemeinsame Kosten eine Befestigung bzw. Stadt (municionem sive opidum) errichten. Diese neue Befestigung sollen die Herren von Wartberg besetzen.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Fulda, Kloster Ein Stadtherr: Abt von Fulda
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 9. Jh: Kirche und Umschreibung des Kirchspiels
- 1278: Pleban
- 1335 Pfarrei
Patrozinien
- Maria [1380]
Pfarrzugehörigkeit
Mutterkirche war vermutlich Schlitz. Das Kirchspiel des 9. Jh. umfasste noch die späteren Pfarreien Angersbach, Oberbreidenbach und Wallenrod. 1477 gehörte Maar zum Kirchspiel.
Patronat
Um 1000 hatte Kloster Fulda den Patronat inne, 1441 erhielten ihn die Riedesel von Eisenbach von diesem zu Lehen und besaßen ihn in der Folge. 1336: vgl. Baur, Hessische Urkunden 1 (Starkenburg und Oberhessen) Nr. 760
Klöster
Diakonische Einrichtungen
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Hachenberg nach 1529, versah bereits 1526-1529 den Pfarrdienst als Kaplan
Katholischer Bekenntniswechsel: 1548 während des Interims, anschließend wieder lutherisch
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Archidiakonat St. Johann zu Mainz, Sendort Lauterbach
Juden
1543 Beschwerde der Stadt beim Stift Fulda über die Aufnahme von Juden auf dem Riedeselschen Besitz in der Stadt wegen Handel und fehlender Steuerzahlung an den Ort;
Mitte 17. Jhdt. bis 1848 keine jüdische Bevölkerung; 1890: 72 Juden; 1898 Gründung einer jüdischen Gemeinde, Anlage eines Friedhofs, 1908-38 Synagoge
Kultur
Schulen
1380 Erwähnung Schulmeister; 1581 Lateinschule (bis um 1850) mit Volksschule während der Reformationszeit errichtet; Schulmeister: Johannes Knottius 1602-1604; 1744 Mädchenschumeister; um 1850 Stadtschule für Mädchen und Jungen; 1910 Volksschule mit sieben Klassen
1875 Konfessionell gemischtes Privatinstitut für Knaben und Mädchen des Oberpfarrers Kullmann, 1897 Umwandlung in Höhere Bürgerschule, 1914 in Realschule, 1936 in Realgymnasium
1850 Handwerkerschule, 1920 Landwirtschaftsschule, 1951 Kreisberufsschule
1857 Private Weberschule (1898 verstaatlicht, 1947 Staatliche Textilfachschule)
Hospitäler
Mitte des16. Jhdts. Städtisches Hospital für Kranke und Alte (Siechenhaus)
1877 Krankenhaus, 1926 Verlegung ins Riedeselsche Schloss Eichhof (erbaut 1900)
Wirtschaft
Mittelpunktfunktion
1852 Sitz des Kreises Lauterbach: Almenrod, Altenschlirf, Angersbach, Bannerod, Bermuthshain, Bernshausen, Blitzenrod, Crainfeld, Dirlammen, Eichelhain, Eichenrod, Engelrod, Fleschenbach, Fraurombach, Freiensteinau, Frischborn, Grebenhain, Gunzenau, Hartershausen, Heblos, Heisters, Hemmen, Herbstein, Hörgenau, Holzmühl, Hopfmannsfeld, Hutzdorf, Ilbeshausen, Landenhausen, Lanzenhain, Lauterbach, Maar, Metzlos, Metzlos-Gehag, Nieder-Moos, Nieder-Stoll, Nösberts, Ober-Moos, Ober-Wegfurth, Pfordt, Queck, Radmühl, Reichlos, Reuters, Rimbach, Rimlos, Rixfeld, Rudlos, Salz, Sandlofs, Schadges, Schlechtenwegen, Schlitz, Sickendorf, Steinfurt, Stockhausen, Üllershausen, Ützhausen, Unter-Schwarz, Unter-Wegfurth, Vaitshain, Wallenrod, Weid-Moos, Wernges, Willofs, Wünschen-Moos, Zahmen
1938: Erweiterung des Kreises Lauterbach um Feldkrücken, Hartmannshain, Herchenhain, Kölzenhain, Meiches, Rebgeshain, Ulrichstein und Volkartshain aus dem Kreis Schotten
1972: Verwaltungssitz des Vogelsbergkreises
Landwirtschaft, besonders Viehwirtschaft beliefert Metzgereien, später Wurstfabriken, für internationalen Markt; Molkereien: seit 1884 Herstellung des Camembert "Lauterbacher Strolch"
bedeutende Handwerksbetriebe, noch zu Beginn des 19. Jhdts. in 19 Zünften organisiert: Leinweberei, Blaufärberei, Messerschmiede, Töpferei
Baugewerbe: Basaltbrüche, seit 18. Jhdt. Ziegeleien
Industriebetriebe: Sägewerke, Webereien, Wollgarnspinnereien, Hutfabriken, Textilwaren, Papierwaren, Blechwaren, Verzinkerei
seit 1527 Freiherr von Riedeselshe Burgbrauerei
Markt
seit 17. Jhdt. drei Jahrmärkte, Vieh-, Krämer-, Neujahrsmarkt
Nachweise
Literatur
- Reichardt, Siedlungsnamen, S. 224-225
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 227-228
- Hessisches Städtebuch, S. 308-311
- Kleinfeldt, Kirchenorganisation, S. 57
- Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die hessen-darmstädtischen Souveränitätslande, S. 322ff.
- Krapp, Hessische Schulstatistik, S, 228
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Burgen, Schlösser, Herrenhäuser
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Jüdische Friedhöfe
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
- Urkataster+
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
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Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Lauterbach, Vogelsbergkreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/9837_lauterbach> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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