Hartenrod

Die Lage von Hartenrod im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
9 km südwestlich Gladenbach
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regelhaften Grundrissmerkmalen in einem engen Kessel des Salzbödetals Kirche in erhöhter Lage auf einer Geländekante unterhalb des Warteberges. Regelhaft lineare Bebauung beiderseits der Straße Eisemroth - Bad Endbach (im Zuge der alten Landstraße Dillenburg - Marburg). Moderne Bebauung im Norden, Süden und Osten des Ortes. Bahnhof der Eisenbahnlinie Weimar/Niederwalgern – Herborn ("Aar-Salzböde-Bahn") seit 1901. (Die Teilstrecke Weidenhausen - Hartenrod wurde am 15.7.1901 eröffnet, die Teilstrecke Hartenrod - Herborn am 1.8.1902).
Ersterwähnung
1311
Siedlungsentwicklung
Umlegung: 1873
Älteste Gemarkungskarte: um 1830
In der Gemeinde: -> Schmittsmühle, Wüstung Obere, Untere -> Hahnkopfsmühle
Historische Namensformen
- Harprehtzrode (1311) [Hessisches Hauptstaatsarchiv Abt. 170 I Nr. 96]
- Harterode (1364) [Nebe S. 96]
- Harprachterode (1380)
- Hartenrade, von (1397)
- Hirtprachterode (15. Jahrhundert)
- Hartenrode (1466)
- Harteroide (1502)
- Hartenroda (1630)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3462203, 5624852
UTM: 32 U 462144 5623042
WGS84: 50.757917° N, 8.463289° O
Statistik
Ortskennziffer
534003050
Flächennutzungsstatistik
- 1854 (Morgen): 1932, davon 1426 Acker (= 73.81 %), 261 Wiesen (= 13.51 %), 145 Wald (= 7.51 %)
- 1885 (Hektar): 484, davon 235 Ackerland (= 48.55 %), 64 Wiesen (= 13.22 %), 96 Holz (= 19.83 %)
- 1961 (Hektar): 484, davon 77 Wald (= 15.91 %)
Einwohnerstatistik
- 1502: 18 Männer
- 1577: 32 Hausgesesse
- 1630: 26 Untertanen
- 1630: 7 zweispännige, 5 einspännige Ackerländer, 14 Einläufige
- 1677: keine Angaben
- 1742: 92 Haushalte
- 1830: 568 evangelische, l römisch-katholische Einwohner
- 1867 (Erwerbspersonen): 110 Landwirtschaft, 16 Gewerbe und Industrie, 12 Handel, 4 Verkehr, 49 persönliche Dienstleistungen, 1 Gesundheitspflege, 1 Erziehung und Unterricht, 1 Kirche und Gottesdienst, 3 Gemeindeverwaltung, 8 Personen ohne Berufsausübung
- 1885: 639 evangelisch, 4 katholisch
- 1961 (Erwerbspersonen): 177 Land- und Forstwirtschaft, 600 produzierendes Gewerbe, 97 Handel und Verkehr, 96 Dienstleistungen und sonstiges
- 1961: 2006, davon 1759 evangelisch (= 87.69 %), 215 katholisch (= 10.72 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- Um 1400: Gericht
- 1586 und später: Obergericht Gladenbach
- 1821-1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Gladenbach
- 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf (Umbenennung)
- 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Dillenburg
- 1933: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
- 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Biedenkopf
Altkreis
Biedenkopf
Gemeindeentwicklung
Zum 31.12.1971 wurde Hartenrod im Zuge der hessischen Gebietsreform mit Schlierbach zusammengeschlossen und am 1.7.1974 als Ortsteil der Gemeinde Bad Endbach eingegliedert.
Gericht
- 1821: Landgericht Gladenbach
- 1867: Amtsgericht Gladenbach
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1370 schenkt Ritter Kraft von Buchenau der Pfarrei Buchenau einen Teil seines Hofes zu Hälfte 1445 verfügen die von Hohenfels über Gefalle in Hälfte 1577 sind der Deutsche Orden Marburg (2 Beständer), die von Dernbach, Rode, von Mudersbach zu Driedorf (jeweils 1 Beständer) in Hälfte begütert. Der Zehnte war 1420 falkensteinisches, dann virneburgisches Lehen der von Bicken. Als Aftervasallen waren zunächst die Rode, seit vor 1417 die von Dernbach mit dem Zehnten belehnt. 1518 und 1577: landgräfliches Lehen der Rode.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Pfarrer 1367 genannt (Heldmann, Hohenfels, S. 380)
Pfarrzugehörigkeit
Pfarrei, zu der 1460 neben Hartenrod die Orte Endbach, Schlierbach und Wommelshausen gehören (HHStAW Bestand 171 Nr. Z 1105). 1577 sind Bottenhorn, Dernbach, Endbach, Schlierbach und Wommelshausen eingepfarrt,1605 und später auch Günterod,und Hülshof. 1847/48 Bottenhorn, 1929 Günterod und Endbach ausgepfarrt Dernbach und Hülshof seit 1926 vom Pfarrer in Bottenhorn versorgt, 1933 nach Bottenhorn ausgepfarrt Seit 1837: Entstehen einer Freien Evangelischen Gemeinde in Hartenrod; Zusammenschluss mit Schlierbach, 1973/74 Bau eines Gemeindezentrums
Patronat
Vor 1395 ist die Kirche nassauisches Lehen der Krieg von Buchenau
1395 und 1428: nassauisches Lehen der von Linne
1476 belehnen die Grafen von Nassau die von Mudersbach mit dem Patronat
Ende 16. Jahrhundert steht die Kollatur den Landgrafen zu
Diakonische Einrichtungen
Nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 2 Kräften
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.
Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Schmidt (Faber) 1540-1589
Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch.
1949/50 Bildung der katholischen Pfarrei Hartenrod, eingepfarrt: Schlierbach, Bad Endbach, Günterod, Wommelshausen, Dernbach, Hülshof, Bottenhorn
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Sendbezirk Gladenbach
Juden
Judenhof 1577 genannt (Staatsarchiv Marburg Salbücher 39)
Kultur
Schulen
Schulmeister: Johannes Strauß um 1628
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Hartenroder Mühle 1586 genannt (Staatsarchiv Marburg Salbücher 244) - möglicherweise identisch mit der späteren Hahnkopfsmühle
Seit 1684: 3, 1854 und später: 4 Jahrmärkte (Krammärkte) - im 19. Jahrhundert vorwiegend Handel mit einheimischen Strickwaren
Bergbau 1674: Kupferbergbau in der Grube Grüner Baum, betrieben von einer Breidenbacher Gewerkschaft; nach 1730 wurde das Erz in der Breidenbacher Kupferhütte geschmolzen
Grube zuletzt 1847-1887 in Betrieb
1756-1767 baute die Gewerkschaft der Breidenbacher Kupferhütte Erz auch am Weißen Stein (Jacobsgrube) ab
Seit 1730 Erzabbau oberhalb der Hahnkopfsmühle
Seit 1733 Eisenerzabbau am Eisenberg (südwestlich Hartenrod)
1800-1846 und 1951-1962: Kupferabbau in der Grube Hirschhohl westlich Hartenrod. Nickelbergbau um 1840
Kurzzeitig auch Abbau von Zinkerzen in den Gruben am Weißen Stein und Holde Eintracht
Seit 1884 Schwerspat-Tagebau am Weißen Stein
Seit 1905 unter Tage in der Bismarckgrube (nordwestlich Hartenrod) beziehungsweise im Bismarckstollen (westlich Ortsrand)
Zu Beginn des 20. Jahrhundert zählte Hartenrod mit den genannten Betriebsanlagen zu den bedeutendsten deutschen Schwerspatgruben mit zeitweise 150-180 Beschäftigten
Förderung 1908: 500 t monatlich
Diabasabbau und -verarbeitung seit 1902
Das Hartenroder Diabas- und Zementwarenwerk hatte 1950 28,1973 16 Beschäftigte
Seit dem 19. Jahrhundert Tabakfabrikation
Seit 1903 Zweigbetrieb der Firma Rinn und Cloos Ag (Heuchelheim); 1917 50, 1937 95, 1970 34 Beschäftigte
Seit 1959 Zweigbetrieb der Firma Johannes Schäfer, vormals Stettiner Schraubenwerke (Hungen)
1963 70, 1971 46 Beschäftigte
Seit 1932 größeres Bauunternehmen am Ort
1968 92 Beschäftigte
Nachweise
Literatur
- Burk-Wagner, Mühlen Salzbödetal, S. 32-35
- K. Huth, Hälfte in Geschichte und Gegenwart (1974)
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 503
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Hartenrod, Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/9488_hartenrod> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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