Oberwalgern

Die Lage von Oberwalgern im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
13 km südwestlich Marburg
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss auf nach Südwest ziehendem Hang. Kirche mit oval ummauertem Kirchhof im Nordwesten. Straße Fronhausen-Lohra kreuzt im Norden Straße Holzhausen-Reimershausen. Der frühe Höhenweg der Weinstraße (Rhein-Main-Gebiet - Paderborn / Bremen) führte dicht östlich am Ort vorbei.
Ersterwähnung
769/778
Siedlungsentwicklung
Auf eine wüste Siedlung weisen die Flurnamen: Bachhusswiesen (1412), Baghuser Wiese (1425)
Vorbemerkung Historische Namensformen
sofern nicht Nieder-Walgern
Historische Namensformen
- Walahangere marca, in (770) [2. Hälfte XII, Codex Laureshamensis III, S. 181, Nr. 3066 und 3684 b]
- Walangere marca, in (769/778) [2. Hälfte XII, Codex Laureshamensis III, S. 190, Nr. 3121 und 3696 b]
- Walanger marca, in (792) [2. Hälfte XII, Codex Laureshamensis III, S. 206, Nr. 3120 und Nr. 3717 d]
- Walanger marca, in; Wahungere marca (795) [2. Hälfte XII, Codex Laureshamensis III, S. 209, Nr. 3122 und 3720 b]
- Walgerin, in (1238) [Klosterarchive 3: Oberhessische Klöster, Band 1, Nr. 3]
- superiori Walgeren, in (1258) [HStAM Bestand Urk. 37 Nr. 188]
- Obirwalgern (1321)
- Obern Walgern (1377)
- Vbern Walgern (1494)
- Oberwalger (1604)
- Oberwalgern (1708/10)
- Walgern, Ober-
Bezeichnung der Siedlung
- dorf (1321) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 1I Nr. 394]
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1933/1935
Älteste Gemarkungskarte
1783
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3476414, 5619451
UTM: 32 U 476349 5617643
WGS84: 50.710118° N, 8.665028° O
Statistik
Ortskennziffer
534009060
Flächennutzungsstatistik
- 1838 (Kasseler Acker): 370 stellbares Land, 100 Wiesen, 5 Gärten, 22 Triesche, 156 Wald.
- 1885 (Hektar): 384, davon 147 Acker (= 38.28 %), 38 Wiesen (= 9.90 %), 161 Holzungen (= 41.93 %)
- 1961 (Hektar): 385, davon 150 Wald (= 38.96 %)
Einwohnerstatistik
- 1502: 15, 1577: 22, 1630: 15 Hausgesessene 1681: 14 hausgesessene Mannschaften
- 1745: 13 Ackerleute, 3 Schmiede, 1 Leineweber, 1 Zimmermann, 5 Müller, 1 Schneider, 1 Branntweinbrenner, 1 Spielmann, 6 Tagelöhner
- 1745: 154, 1838: 285, 1885: 229, 1925: 309, 1939: 360, 1950: 467, 1961: 461 Einwohner
- 1838 (Familien): 20 Ackerbau, 10 Gewerbe, 11 Tagelöhner 20 nutzungsberechtigte, 18 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 3 Beisitzer
- 1861: alle Einwohner evangelisch-lutherisch 1961: 433 evangelische, 25 römisch-katholische Einwohner; 1630: keine Angaben.
- 1885: 229, davon 216 evangelisch (= 94.32 %), 0 katholisch, 13 andere Christen (= 5.68 %)
- 1961 (Erwerbspersonen): 77 Land- und Forstwirtschaft, 97 Produzierendes Gewerbe, 18 Handel und Verkehr, 16 Dienstleistungen und Sonstiges
- 1961: 461, davon 433 evangelisch (= 93.93 %), 25 katholisch (= 5.42 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 769/778: in pago Logenehe in W. marca; so auch 795. 1375: Gericht im Amt Marburg; Abgaben und Dienste werden 1372 und später ins Gericht Lohra geleistet. 1529 ist Lohra Oberhof des Gericht; seit 1571 im Gericht Lohra aufgegangen
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Lohra
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Altkreis
Marburg
Gemeindeentwicklung
Zum 1.7.1974 wurde Oberwalgern im Zuge der hessischen Gebietsreform als Ortsteil der neu gebildeten Gemeinde Fronhausen eingegliedert.
Gericht
- 1821: Justizamt Fronhausen
- 1867: Amtsgericht Fronhausen
- 1948: Amtsgericht Marburg
- Ortsger. früher landgräflich Besitz; 1375 dem Ritter Emmerich von Linden versetzt. 1409 überträgt der Landgraf die Hälfte der Pfandschaft an Adolf Rau und Henne von Weitershausen. - Auf einen Urteilsplatz weist der Flurnamen Galgenberg (ca. 0,4 km ö. Holzhausen). - Schultheiß, Schöffen 1533
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 769/778 schenkt Erpho dem Kloster Lorsch Güterbesitz in der Mark W. 795 erhält das Kloster von Theotger einen Bifang in der Mark. - 1290 erwirbt Kloster Galdern von dem Amöneburger Bürger Heinrich von Fronhausen dessen Eigengüter mit Zubehör. - 1302 schenken die Schwestern Hedwig und Lukardis von Fronhausen dem Deutsche Orden Marburg Güterbesitz; 1321 verzichtet ihr Neffe, Ritter Dietrich Schutzbar, auf seine Ansprüche auf diese Güter; Deutsche Orden-Besitz schon vor 1358 von Nieder-W. aus bewirtschaftet. - 1494 sind dem Landgraf 3 Pflüge in Ober-W. dienstbar. - 1512 hat Kloster Hachborn Einkünfte aus Güterbesitz in Ober-W. - Vgl. auch Nieder-W. (Ziff. 3 b)
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1238: plebanus
Pfarrzugehörigkeit
Pfarrkirche, die 1604 und später vom Pfarrer in Fronhausen versorgt wird. 1577: Holzhausen, 1613: Stedebach nach Ober-W. eingepfarrt. 1630: Pfarrei seit 1661 Vikariat von Nieder-W.
Patronat
1258 von Lgfin. Sophie dem Deutsche Orden Marburg übertragen; erneut 1296.
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Vermutlich Heinrich Nickel 1510-1532, unbekannt, seit wann evangelisch
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Sendbezirk Oberweimar. Dekanat Amöneburg
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mittelpunktfunktion
Gerichtumfang 1375: Ober-W., Holzhausen, Etzelmühle, (Wüstung) Bracht und 1 Hof zu Stedebach; ferner 1571: Bellnhausen, Steinmühle. 1592: Deutsche Orden-Hof Stedebach ist dienstfrei, muß aber an das Gericht nach Ober-W.; in der Folgezeit wiederholt Streitigkeiten wegen der Gerichtzugehörigkeit des Deutsche Orden-Hofes. 1747 wird dem Deutsche Orden vom Landgraf die Niederger.barkeit in Stedebach eingeräumt
Nachweise
Literatur
- Historisches Ortslexikon Marburg, S. 315-317
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 530
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Oberwalgern, Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/9368_oberwalgern> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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