Unterrosphe

Die Lage von Unterrosphe im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
8,5 km nördlich von Marburg
Lage und Verkehrslage
Dorf mit regellosem Grundriss beiderseits des Rosphe-Baches. Geschlossener Ortskern am rechten Bachufer auf nach Osten auslaufendem, leichten Schlepphang. Kirche mit Wehrkirchhof (steinernes Torhaus) in der Bachaue. Nach Norden abgesetzt auf dem linken Bachufer kleine Gehöftgruppe auf der Niederterrasse. Lockere Gehöftanordnung am West-Hang eines nach Nordwesten ziehenden Feldrückens. Moderne Bebauung im Süden.
Straße von Ober-Rosphe stößt südlich des Ortes auf die B 252 (alte Niederrheinische Straße)
Ersterwähnung
807/814
Historische Namensformen
- Rosaffa, et Rosaha (807/814, nach Abschrift des 12. Jahrhunderts) [Dronke, Traditiones c. 6), Nr. 101. Identifizierung unsicher, vgl. Ober-Rosphe]
- infima Rosfo (1200/1220) [Eckhardt, Die oberhessischen Klöster 2, S. 376]
- Inferiori Rosfe, de (1232) [Huyskens, Quellenstudien, S. 190-191 Nr.- 37-38]
- inferior Rosfe (1272)
- inferior Roisphe (1317)
- Niderstin Rosphe (1347)
- Nydernrosfe (1374)
- Understerosse (1528)
- Underst-Roßphe (1577)
- Nidder-Rosphe (1630)
- Unterrosphe (1812)
- Rosphe, Unter-
Bezeichnung der Siedlung
- villa 1200/1220
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Etwa 0,5 km sw. Unter-R. karolingerzeitl. und jüngere Keramikfunde
Umlegung der Flur
1900/1902, 1929/32
Älteste Gemarkungskarte
1777
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3484121, 5639245
UTM: 32 U 484053 5637429
WGS84: 50.888312° N, 8.773281° O
Statistik
Ortskennziffer
534021080
Flächennutzungsstatistik
- 1838 (Kasseler Acker): 993 stellbares Land, 147 Wiesen, 59 Gärten, 20 Triesche
- 1885 (Hektar): 348, davon 261 Acker (= 75.00 %), 55 Wiesen (= 15.80 %), 2 Holzungen (= 0.57 %)
- 1961 (Hektar): 347, davon 6 Wald (= 1.73 %)
Einwohnerstatistik
- 1502: 10 Männer, 1577: 18 hausgesessene 1630: 17, 1681: 14 hausgesessene Mannschaften, 1747: 26 Haushalte 1784: 187 Einwohner 1838: 224, 1885: 271, 1925: 308, 1939: 357, 1950: 504, 1961: 467 Einwohner - 1861: alle Einwohner evangelisch-lutherisch 1961: 404 evangelisch, 50 römisch-katholischEinwohner - 1580: 11 Ackerleute, 6 Einläuftige 1630: 4 vierspänn., 2 dreispann., 3 zweispänn. Ackerleute, 8 Einläuftige 1784: 6 Zimmerleute, 1 Hufschmied, 1 Schneider, 2 Wagner, 1 Pottaschensieder, 5 zünft. Leineweber, 1 Schäfer, 1 Tagelöhner, 5 einzelne Weibspers. genannt 1838 (Familien): 24 Ackerbau, 3 Gewerbe, 19 Tagelöhner 22 nutzungsberechtigte, 20 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 5 Beisitzer. 1961 (Erwerbspersonen): 97 Land- und Forstwirtschaft, 93 Produzierendes Gewerbe, 29 Handel und Verkehr, 24 Dienstleistungen undSonstiges
- 1885: 271, davon 271 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
- 1961: 467, davon 404 evangelisch (= 86.51 %), 50 katholisch (= 10.71 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1374 und später: Gfsch. (Amt) Wetter
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Wetter
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Altkreis
Marburg
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 wurde Unterrosphe im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil der neu gebildeten Stadtgemeinde Wetter eingegliedert.
Gericht
- 1821: Justizamt Wetter
- 1867: Amtsgericht Wetter
- 1948: Amtsgericht Marburg
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Fulda, Kloster 807/814 schenkt Helmbracht dem Kloster Fulda seinen Besitz in (Ober- od. Oberste-)Rosphe und (Unter-)Rosphe mit allem Zubehör.- 1200/1220 hat das Stift Wetter 4 Hufen, die als Mannlehen ausgetan sind.
- 1272 besitzt das Stift 1 Lehnhof und 1 Hufe in Unter-Rosphe;
- 1366 kauft das Stift einen weiteren Hof.
- 1446 wird das Gut des officialis des Stifts in Unter-Rosphe erwähnt
- Um 1248 und um 1400 bezieht das Erzstift Mainz Einkünfte aus Güterbesitz in (Unter-)Rosphe.
- 1301 und 1317 erwirbt der Deutsche Orden Marburg von dem Magister Ludwig von Battenfeld 2 Güter in Unter-Rosphe;
- 1358: 1 Hof mit 68 Morgen Ackerland und 7 Morgen Wiesen.
- 1464 haben die von Hohenfels ein Gut zu Unter-Rosphe.
- Vor 1482 sind die von Schutzbar genannt Milchling in Unter-Rosphe begütert.
- 1570 befinden sich in Unter-Rosphe und a. der Volquinshof der Universität Marburg, das Vierherrengut (ehem. Stift Wetter, nach 1527 Pfarrei Wetter), Stiftshof (ehem. Stift Wetter, nach 1527 im Besitz der hess. Ritterschaft), Frühmessgut (ehem. Stift Wetter, nach 1527 Spital zu Wetter), der Deutschherrenhof und das Milchlingsgut.
Zehntverhältnisse
In dem Zehnten zu Unter-Rosphe teilten sich im 15. Jahrhundert und später die von Hatzfeld und die Milchling von Schönstadt (mainzisches bzw. landgräfliches Lehen).
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1292: plebanus (Eckhardt, Die oberhessischen Klöster 2 Nr. 577) - Chor der Kirche im Kern frühgotisch
Pfarrzugehörigkeit
Pfarrkirche: 1496; 2. H. 16. Jahrhundert Vikariat von Oberrosphe (Pfarrhaus 1628 verkauft).
Eingepfarrt 1577 und später: Göttingen
Patronat
1496 Stift Wetter, schon seit 1301 enge Verbinungen zum Stift
1527: landgräflich
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.
Reformierter Bekenntniswechsel: 1606(?), 1624 wieder lutherisch.
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Stephan, Dekanat Christenberg, Sendbezirk Schönstadt
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- Schäfer, Ortschaften, S. 6 f.
- Historisches Ortslexikon Marburg, S. 252-254
- Classen, Kirchliche Organisation, S.122
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Unterrosphe, Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/9292_unterrosphe> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/9292