Oberrosphe

Die Lage von Oberrosphe im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
11 km nördlich von Marburg
Lage und Verkehrslage
Dorf mit komplexem Grundriss in Talmündungslage Südlicher Siedlungskomplex am linken Rosphe-Ufer in linearer Ausrichtung entlang des Talrandes. Nördlicher Siedlungskomplex mit linearen Grundrissmerkmalen an den Talrändern des sich nach Südosten zur Rosphe-Aue öffnenden Riebachtales. Kirche mit ummauertem Kirchhof in erhöhter Lage am Nordosten-Rand des Dorfes.
Straße von Wetter bzw. Mellnau-Unter-Rosphe
Ersterwähnung
802/817
Siedlungsentwicklung
Auf eine wüste Siedlung ca. 3,5 km nördlich Ober-Rosphe deutet der Flurnamen Bachhöfe. Der Ort erhielt erst mit dem Ausgehen der Wüstung Oberste-Rosphe seinen heutigen Namen; vorher Mittel-Rosphe. 1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Wetter Ost.
Vorbemerkung Historische Namensformen
Ein Beleg zu 1138/39 (Rospen, de Urkunden und Quellen zur Geschichte von Stadt und Abtei Siegburg, S. 92-94, Nr. 43) ist auf die landgräfliche Grundherrschaft Rosbach/Sieg zu beziehen
Historische Namensformen
- Rosaffa, et Rosaha (802/817, nach Abschrift des 12. Jahrhunderts) [Dronke, Traditiones c. 6 Nr. 10, Identifizierung unsicher, vermutlich auf die Wüstung Oberste-Rospe oder Ober- bzw. Mittel-, nach Abschrift des 12. Jahrhunderts Rosphe und Unter-Rosphe zu beziehen]
- Rospo, de (1174) [vgl. auch Oberste-, Unter-Rosphe]
- media Rosfo (1200/1220) [Eckhardt, Die oberhessischen Klöster 2, S. 376]
- medio Rosphe, in (1301)
- Mitilnroisphe (1374)
- Mittelsten Rosphe (1489)
- Oberste Rosse (1502)
- Oberst-Roßphe (1577)
- Ober Rosphe (1708/10)
- Rosphe, Ober-
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Dudechenberg
- Eibenharth
- Hundsburg
- Oberste-Rophe
- Tissenbach
- Weisselsburg
- Eibenharth (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
- Hundsburg (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
- Weisselsburg (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Burgen und Befestigungen
- Der Ort erhielt erst mit dem Ausgehen der Wüstung Oberste-Rosphe seinen heutigen Namen; vorher Mittel-Rosphe.
Umlegung der Flur
1936/1938
Älteste Gemarkungskarte
1724
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3484470, 5641812
UTM: 32 U 484402 5639995
WGS84: 50.911396° N, 8.778132° O
Statistik
Ortskennziffer
534021050
Flächennutzungsstatistik
- 1838 (Kasseler Acker): 1244 stellbares Land, 213 Wiesen, 57 Wald.
- 1885 (Hektar): 506, davon 353 Acker (= 69.76 %), 79 Wiesen (= 15.61 %), 7 Holzungen (= 1.38 %)
- 1961 (Hektar): 2155, davon 1535 Wald (= 71.23 %)
Einwohnerstatistik
- 1502: 10 Männer
- 1577: 18 hausgesessene
- 1580: 7 Ackerleute, 15 Einläuftige
- 1630: 1 dreispännige, 4 zweispännige, 5 einspännige Ackerleute, 10 Einläuftige
- 1630: 20
- 1681: 18 hausgesessene Mannschaften
- 1747: 34 hausgesessene Mannschaften
- 1784: 257
- 1787: 2 Müller, 1 Zimmermann, 1 Schmied, 1 Wagner, 1 Schneider, 1 Leineweber, 2 Schäfer, 3 Tagelöhner, 6 einzelne Weibspersonen
- 1838 (Familien): 37 Ackerbau, 8 Gewerbe, 25 Tagelöhner 266 nutzungsberechtigte, 133 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger.
- 1861: 466 evangelisch-lutherische, 12 evangelisch-reformierte, 2 römisch-katholische Einwohner
- 1885: 491, davon 489 evangelisch (= 99.59 %), 0 katholisch, 2 Juden (= 0.41 %)
- 1961 (Erwerbspersonen): 168 Land- und Forstwirtschaft, 150 Produzierendes Gewerbe, 24 Handel und Verkehr, 30 Dienstleistungen und Sonstiges
- 1961: 758, davon 695 evangelisch (= 91.69 %), 57 katholisch (= 7.52 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1374 und später: Gfsch. (Amt) Wetter
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Wetter
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Altkreis
Marburg
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 wurde Oberrosphe im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil der neu gebildeten Stadtgemeinde Wetter eingegliedert.
Gericht
- 1821: Justizamt Wetter
- 1867: Amtsgericht Wetter
- 1948: Amtsgericht Marburg
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Fulda, Kloster 802/817 schenkt Helmbracht dem Kloster Fulda seinen Besitz mit allem Zubehör in (Ober- oder Oberste-)Rosphe und (Unter-)Rosphe.- 1200/1220 besitzt das Stift Wetter ein Mannlehen von 2 Hufen in Ober-Rosphe. Stiftshof 1447 und 1467 genannt.
- Um 1248 und um 1400 ist das Erzstift Mainz in (Ober- oder Oberste-)Rosphe begütert.
- 1283 verkauft Ritter Gerhard genannt Lützelkolbe Kloster Caldern 3 dem Stift Wetter lehnrührige Acker.
- 1285 erwirbt das Kloster von dem Bürger Ludwig aus Wetter Güter, Häuser und Hofstätten in Ober-Rosphe
- 1475 und noch 1527 hat die Johanniterkommende Wiesenfeld ein Gut in Ober-Rosphe.
Zehntverhältnisse
Im 15. Jahrhundert war ein Teil des Zehnten zu Ober-Rosphe mainzisches bzw. landgräfliches Lehen der von Hatzfeld.
Ortsadel
1138/39 - Anfang 14. Jahrhundert.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1283: sacerdos (Schunder, Die oberhessischen Klöster Nr. 32), 1335 ecclesia, 1361 Kirchhof
Pfarrzugehörigkeit
1344 und 1421 nach Schönstadt eingepfarrt. 1421: Kapelle mit eig. Geistlichen (Filiale). Vermutlich seit der Ref. Pfarrei; Unter-R. seit 2. H. 16. Jahrhundert Vikariat von Ober-R.
Patronat
1577 Milchling von Schönstadt; seit 1789 alternierend mit dem Landgraf
Diakonische Einrichtungen
1935 -1956 Diakoniestation (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Hermann (Johannes) Wiln 1528(?)-1540, bis 1527 katholischer Priester
Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch.
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Stephan, Dekanat Christenberg, Sendbezirk Schönstadt
Kultur
Schulen
1910 Volksschule mit zwei Klassen
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- Schäfer, Ortschaften, S. 4 ff.
- J. Henseling, Ober-R. im Burgwald. Festschrift zur 1200-Jahrfeier, 1976 (Plan)
- Historisches Ortslexikon Marburg, S. 250-252
- Classen, Kirchliche Organisation, S.122
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 529
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Oberrosphe, Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/9290_oberrosphe> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/9290