Cappel

Cappel in der Schleensteinschen Karte
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
3 km südlich Marburg
Lage und Verkehrslage
Geschlossene Siedlung mit regellosem Grundriss auf dem auslaufenden, durch 2 Seitentälchen geteilten West-Hang der Lahnberge. Ortskern in Talmündungslage. Nördlich darüber auf Mittelterrassenvorsprung die rechteckig ummauerte Kirche. Die Straßen von Ronhausen (alte Landstraße Frankfurt-Bremen bzw. Kassel) und Beltershausen über Frauenberg vereinigen sich im Ortshereich in Richtung Marburg; auf die Straße von Ronhausen trifft im nördlich Bereich Straße von Beltershausen bzw. Moischt. Moderne Umgehungsstraße im Westen im Zuge der alten Amtsstraße Gießen-Marburg; ein südlicher Zweig der alten Messestraße Köln-Leipzig führte von Niederweimar durch die Lahnfurt bei der Steinmühle durch Cappel nach Schröck in Richtung Brücker Mühle.
Ersterwähnung
1138/1139
Siedlungsentwicklung
1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Marburg.
Historische Namensformen
- Capela, de (1138/39) [Urkunden und Quellen Siegburg 1, Nr. 43]
- Capelo, de (1200/1220) [Klosterarchive 4: Die oberhessischen Klöster 2, S. 257-258, Nr. 546 = S. 376-377, Anhang II (Volltext)]
- Capella, de (1232) [nach Abschrift des 13. Jahrhunderts Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 1, S. 25-29, Nr. 28, hier S. 27]
- Kappele (1341)
- Capple (1390)
- Cappel (1416)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1930/1932
Älteste Gemarkungskarte
1750/1686
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3483850, 5627060
UTM: 32 U 483782 5625249
WGS84: 50.778772° N, 8.769968° O
Statistik
Ortskennziffer
534014090
Frühere Ortskennziffer
534014351
Flächennutzungsstatistik
- 1838 (Kasseler Acker): 712 stellbares Land, 91 Wiesen, 189 Gärten.
- 1885 (Hektar): 292, davon 193 Acker (= 66.10 %), 55 Wiesen (= 18.84 %), 10 Holzungen (= 3.42 %)
- 1961 (Hektar): 1489, davon 1104 Wald (= 74.14 %)
Einwohnerstatistik
- 1577: 23 hausgesessene Mannschaften
- 1630: 21 Mannschaften; 1681: 22 hausgesessene Mannschaften
- 1630: 3 vierspännige, 2 dreispännige, 1 zweispännige, 1 einspännige Ackerleute, 9 Einläuftige
- 1744: 44 Haushalte
- 1748: 213 Einwohner
- 1748: 1 Tuch- und Wollhändler, 2 Schmiede, 3 Schneider, 1 Bender, 9 zünftige Leineweber, 2 Wagner, 1 Glashändler, 1 Wirt, 1 Branntweinbrenner, 13 Tagelöhner
- 1838 (Familien): 50 Ackerbau, 13 Gewerbe, 46 Tagelöhner 56 nutzungsberechtigte, 47 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 12 Beisitzer
- 1838: 636
- 1861: 617 evangelisch-lutherische, 156 evangelisch-reformierte, 1 römisch-katholische Einwohner
- 1885: 806, davon 802 evangelisch (= 99.50 %), 1 katholisch (= 0.12 %), 3 andere Christen (= 0.37 %)
- 1961 (Erwerbspersonen): 91 Land- und Forstwirtschaft, 520 Produzierendes Gewerbe, 322 Handel und Verkehr, 460 Dienstleistungen und Sonstiges
- 1961: 3543, davon 2987 evangelisch (= 84.31 %), 433 katholisch (= 12.22 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1386: als Gericht im Amt Marburg bezeichnet; vor 1477 dem Stadtgericht Marburg eingegliedert. Cappel gehörte zu den 4 sog. Hausdörfern, die seit ca. 1458 ungemessene Hausdienste auf dem Marburger Schloß zu leisten hatten; 1700: ungemessene Handdienste auf dem Schloß, in der Herrenmühle und dem Renthof in Marburg sowie in dem landgräflich Vorwerk Schwanhof
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Oberhessen, Stadt und Amt Marburg
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Oberhessen, Stadt und Amt Marburg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Marburg
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
- 1981: Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Altkreis
Marburg
Gemeindeentwicklung
Im Zuge der hessischen Gebietsreform wurden mit Wirkung vom 31.12.1971 die bis dahin selbstständigen Gemeinden Bortshausen, Moischt und Ronhausen nach Cappel eingemeindet. Am 1.7.1974 erfolgte die Eingliederung dieser neuen Gemeinde in die Stadtgemeinde Marburg.
Gericht
- 1821: Landgericht Marburg
- 1850: Justizamt Marburg
- 1867: Amtsgericht Marburg
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Hessen, Landgrafen 1357 bezieht der Landgraf Einkünfte von einer ungenannten Zahl von Äckern in Cappel, die 1358 und später wahrscheinlich vom landgräflichen Vorwerk Glaskopf aus bewirtschaftet wurden. 1374 und 1402/07 bezieht der Landgraf Zins von 2 Gütern, 1 Haus mit Garten und einigen Äckern sowie von der Fischerei in Cappel. 1494: 4 landgräflich Pflüge in Cappel.Marburg, Deutscher Orden 1375 und später: geringer Güterbesitz des Deutsche Orden-Marburg.Marburg, St. Jost 1428 verschreibt der Alsfelder Schöffe Otto von Saasen der Sieche zu St. Jost bei Marburg einen jährlich Zins aus seinem Hof zu Cappel.Marburg, Pfarrkirche Rode 1459 verschreiben die Rode der Marburger Pfarrkirche eine Gülte aus ihrem Hof zu Cappel.Marburg, Kugelherren 1482 vertauschen die Marburger Kugelherren eine Hofraite in Cappel aus dem früheren Besitz der Rode.
Zehntverhältnisse
1748 ist der Zehnte zwischen Landgraf und Pfarrei geteilt.
Ortsadel
1138/39; 1200/ 1220 (?)
Kirche und Religion
Ortskirchen
- plebanus parochie (Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 1I Nr. 724). Pfarrkirche
Patrozinien
- Martinus [1517]
Pfarrzugehörigkeit
1605-1613 wird Cappel von Marburg aus versehen. 1617-1660 und seit 1725: Ronhausen eingepfarrt 1621-1624 Pfarrei Beltershausen 1691-1957 Pfarrei Wolfshausen als Vikariat mit Cappel verbunden 1947 mit der lutherischen Gemeinde vereinigt Seit 1962 besteht in Cappel eine katholische Pfarrkuratie.
Patronat
Klöster
- Einsiedelei (Klause) im Eselsgrund 1,5 km südöstlich Cappel; Flurnamen Eynsiddeln (1492). Der letzte Klausner, Henche von Mardorf, Kaplan der Kreuzkapelle am Elisabethbrunnen bei Schröck, starb 1579.
Beginen
Für den 8.4.1579 wird ein „Uff der Einsiddel im Loinberg bober Cappel“ genannt; die Klause im Eselsgrund zwischen Cappel und den Cappellhöfen wird angeblich zur Zeit der hl. Elisabeth gestiftet; der letzte Kausner war Kaplan der beim Elisabethbrunnen (Schröck) gelegenen Kreuzkapelle im 16. Jahrhundert.
Diakonische Einrichtungen
1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 148 Gemeindestation mit einer Schwester
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Heinrich Krug 1517-1547, seit 1527 evangelisch
Reformierter Bekenntniswechsel: 1605, 1624 wieder lutherisch.
Neben der lutherischen Gemeinde bestand seit 1701 eine reformierte; bis 1715 vom reformierten Garnisonprediger in Marburg versorgt; seit 1715 eigener Pfarrer, seit 1723 bis ca. 1796 wieder mit der Marburger Garnisonkirche verbunden, dann vom Informator des reformierten Waisenhauses in Marburg. 1817-1820 vom reformierten Pfarrer in Schwabendorf versorgt, seitdem mit kurzer Unterbrechung (1823-1826) mit der 2. reformierten Pfarrei Marburg verbunden.
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Sendbezirk Oberweimar
Kultur
Schulen
1910 Volksschule mit zwei Klassen
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- Küther, Cappel
- Historisches Ortslexikon Marburg, S. 54-56
- Dersch, Klosterbuch, S. 92-93
Siehe auch
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Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Cappel, Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/9022_cappel> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/9022
