Caldern

Dorf · 240 m über NN  
Gemeinde
Lahntal
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Dorf

Lagebezug

8,5 km nordwestlich Marburg

Lage und Verkehrslage

Dorf mit komplexem Grundriss. Auf einem nach Norden ausgerichteten kräftigen Hochterrassen-Vorsprung Kirche mit Resten des ummauerten Kirchhofs und der ehem. anschließenden Klostergebäude. Westlich der Kirche an der Kreuzung der Straßen von Marburg und Dilschhausen Platzbildung und Linde. Nördlich unterhalb des Klosterberges bogenförmig umlaufende Wegführung parallel zum Hang; linear ausgerichtete Bebauung. Westlich davon Kernbereich der Siedlung mit ovalem Umriß und dichter unregelmäßiger Bebauung. Nach Südwest zum Erlenbachtal und nach Westen abgesetzt lockere Bebauung. Nordwestlich abgesetzt Gut; nördlich abgesetzt Einzelhof und Bahnhof Caldern. Moderne Wohnsiedlung im Südosten. Straße von Marburg (alte Amstsstraße nach Biedenkopf) führt durch den östlich Randbereich von Caldern und stößt nördlich in Höhe des Bahnhof auf die B 62 (alte Niederrheinische Straße). Straßen nach Dilschhausen und Kernbach (mit Zufahrt zur B 62). Bahnhof der Eisenbahnlinie Cölbe – Bad Laasphe ("Obere Lahntalbahn"; "Lahntalbahn (I)") (Inbetriebnahme der Strecke 19.3.1883).

Ersterwähnung

802/817

Siedlungsentwicklung

Karolingerzeitliche Keramik bei Flurort Mohlenbach ca. 1 km südwestlich Caldern

Historische Namensformen

Bezeichnung der Siedlung

  • villa 802/817.

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Umlegung der Flur

1903/1905

Älteste Gemarkungskarte

1719

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3476320, 5634410
UTM: 32 U 476255 5632596
WGS84: 50.844582° N, 8.662733° O

Statistik

Ortskennziffer

534012020

Flächennutzungsstatistik

  • 1838 (Kasseler Acker): 1479 stellbares Land, 600 Wiesen, 36 Gärten, 365 Triesche, 379 Wald.
  • 1885 (Hektar): 987, davon 356 Acker (= 36.07 %), 153 Wiesen (= 15.50 %), 356 Holzungen (= 36.07 %)
  • 1961 (Hektar): 983, davon 357 Wald (= 36.32 %)

Einwohnerstatistik

  • 1577: 35 Hausgesessene.
  • 1630: 2 vierspännige, 2 dreispännige, 6 zweispännige Ackerleute, 11 Einläuftige.
  • 1630: 33 Mannschaften, 1681: 22 hausgesessene Mannschaften.
  • 1767: 278 Einwohner.
  • 1776: 2 Schmiede, 4 Maurer, 4 Leineweber, 3 Schneider, 1 Zimmermann, 1 Bender, 2 Wirte, 1 Müller, 5 Tagelöhner(innen).
  • 1838 (Familien): 26 Ackerbau, 14 Gewerbe, 27 Tagelöhner 28 nutzungsberechtigte, 31 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 10 Beisitzer.
  • 1838: 401, 1885: 461 Einwohner.
  • 1861: 434 evangelisch-lutherische, 73 römisch-katholische Einwohner.
  • 1885: 461, davon 456 evangelisch (= 98.92 %), 0 katholisch, 1 andere Christen (= 0.22 %), 4 Juden (= 0.87 %)
  • 1925: 620, 1939: 685, 1950: 944, 1961: 904 Einwohner.
  • 1961 (Erwerbspersonen): 178 Land - und Forstwirtschaft, 189 Produzierendes Gewerbe, 54 Handel und Verkehr, 41 Dienstleistungen und Sonstiges.
  • 1961: 904, davon 807 evangelisch (= 89.27 %), 73 katholisch (= 8.08 %)

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • 802/817: in Michelbergere marca
  • 1374: Gericht Caldern; um 1400 und später: Gericht im Amt Marburg
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Caldern
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Landkreis Marburg
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf

Altkreis

Marburg

Gemeindeentwicklung

Am 31.12.1970 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform ein Zusammenschluss von Caldern und Kernbach zur Gemeinde Caldern. Am 31.12.1971 wurde diese mit Sterzhausen in die neu gebildete Gemeinde Lahntal eingegliedert.

Gericht

  • 1286 und später: landgräfliches Gericht mit hoher und niederer Gerichtsbarkeit
  • Ungebotenes Ding 1571
  • 1286 gestattet der Landgraf die Verlegung des Gerichtsplatzes (locus... iudiciarii et forum...) beim Kloster in das Dorf
  • 1571 wird das Gericht offenbar aber wieder am alten Platz unter der Linde gehegt
  • Flurnamen Gerichtslinde (südlich der Kirche)
  • Geleitete Linde 1712
  • Auf die Urteilsstätte weist der Flurnamen Galgendrusch ca. 1 km südlich Caldern an der Straße Caldern - Dilschhausen; Flurnamen Galgengrund ca. 0,7 km westlich Michelbach
  • comes 1259/65, iudex 1288, centurio 1329, czintenere 1383, Grebe 1475, Schultheiß 1479, Unterschultheiß 1563, Landschöffen 1591
  • 1821: Landgericht Marburg
  • 1850: Justizamt Marburg
  • 1867: Amtsgericht Marburg
  • Gerichtsstätten in Hessen: Gerichtsplatz in Caldern

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer

  • Fulda, KlosterUm 800 schenkt Wichelm dem Kloster Fulda seine Erbgüter.
  • Wetter, Stift1200/1220 hat das Stift Wetter ein Mannlehen von 3 Hufen.
  • Caldern, KlosterGütererwerbungen des Kloster Caldern 1259 - 1443; Hessen, Landgrafen1268 befreien Landgräfin Sophie und Landgraf Heinrich die Güter des Kloster, die es zur Zeit der Äbtissin Gertrud in und um Caldern von landgräflichen Hörigen erworben hat, für immer von allen Diensten, zu denen jene Eigenhörigen verpflichtet waren. Gladenbach, von1270 verkauft Ritter Thammo von Gladenbach die Hälfte des Zehnten an Kloster Caldern. Marburg, Deutscher Orden1287 erwirbt das Kloster im Tausch mit dem Deutschen Orden Marburg einen Hof mit Häusern, Gräben und Scheunen auf dem Berg Caldern. 1314-1514 belehnt das Stift Wetter Kloster Caldern mit dem sog. Bachmann- und dem sog. Knabengut.
  • 1358 hat der Deutsche Orden Marburg 2 Höfe mit 105 Morgen Ackerland und 20 Morgen Wiesen.
  • 1495 verfügt der Landgraf über 9 1/8 Pflüge in Caldern.
  • 1389 kauft Kloster Caldern 1 Morgen Wiese bei der Mühle an der Lahn; die Mühle vielleicht schon damals im Besitz des Kloster; Marburg, Universitätseit 1540 im Besitz der Universität Marburg;

Ortsadel

1270-1390

Kirche und Religion

Ortskirchen

  • ecclesia, plebanus um 1235 (Schunder, Die oberhessischen Klöster Nr. 2), capella 1250, ecclesia 1251.
  • Vor 1250 Pfarrkirche mit landgräflichem Patronat.
  • Klosterkirche seit der Reformation als Pfarrkirche weiterbestehend.

Patrozinien

  • Nikolaus [1263]
  • Maria [1281]

Pfarrzugehörigkeit

1577 und später: Kernbach eingepfarrt. 1613 und später: Brungershausen (1613: Filiale). 1813-1820 und 1842-1890: Pfarrei Sterzhausen mit Caldern verbunden.

Patronat

Hessen, LandgrafenVor 1250 landgräflich.
Marburg, Universität1527 der Akademische Senat der Universität Marburg.

Klöster

Bekenntniswechsel

Erster evangelischer Pfarrer: Balthasar Kaldenbach 1527-1530, Pfarradjunkt; Conrad Wolff bis 1539, erster Pfarrer
Reformierter Bekenntniswechsel: 1605, 1624 wieder lutherisch.

Kirchliche Mittelbehörden

15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Stephan, Dekanat Christenberg, Sendbezirk Michelbach

Juden

Der Ort gehörte zur Gemeinde Wetter bzw. Goßfelden. 1835: 8; 1861: 17 Juden Schutzjüdin 1767 genannt. Für Begräbnisse wurde der Friedhof Wetter genutzt.

Kultur

Schulen

1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion

Vorort des landgräflichen Gerichts Caldern. Zum Gericht gehören 1374 neben Caldern: Michelbach und Kernbach; ferner 1383: (Wüstung) Nonnenhausen; 1477: (Wüstung) Rodenhausen. 1494: Caldern, Dagobertshausen, Dilschhausen, Michelbach, Wehrshausen, Elnhausen, Kernbach; 1534: Neuhöfe (vorher Gericht Reizberg). 1577 zählen Elnhausen und Dilschhausen jeweils zur Hälfte zum Gericht Caldern; die andere Hälfte gehört jeweils zum Gericht Reizberg. 1577 gehören ferner die Höfe Brückerhof, Neuhöfe und Brungershausen zum Gericht Caldern. Im 18. Jahrhundert beansprucht der Landgraf auch die peinliche Gerichtsbarkeit über den Deutsch-Ordens-Hof Görzhausen.

Mühlen

1630: 2 Mahlgänge; 1823: 2 Mahlgänge und 1 Schlaggang.

Markt

forum 1286; Marktplatz am Schnittpunkt der Wege nach Michelbach, Kernbach, Damshausen und dem Weg zum Kloster.

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Caldern, Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/9020_caldern> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/9020