Betziesdorf

Die Lage von Betziesdorf im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
7,5 km nordwestlich von Kirchhain
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss im Kessel eines Talschlusses, leicht hängend nach Nordwesten. Kirche mit wehrhaft ummauertem mehreckigen Kirchhof am Nordwesten-Rand des Ortes. Die B 62 (alte Niederrheinische Landstraße) führt durch den südlichen Ortsbereich. Südöstlich davon abzweigend die Straße nach Sindersfeld (alte Amtsstraße Marburg - Rauschenberg, zugleich älteste Straße Marburg - Kassel). Wahrscheinlich führte am Ost-Rand des Ortes der frühe Höhenweg von der Hunburg (Hainmühle) zum Burgwald vorbei.
Ersterwähnung
1254
Siedlungsentwicklung
Auf eine wüste Siedlung 1,2 km südlich Betziesdorf deutet der Flurnamen in der Teisebach (in der Flur karolingerzeitliche Keramik, einsetzend um 700).
1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Fleckenbühl.
Historische Namensformen
- Bezchindorph (1254) [Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, Nr. 236]
- Becingendorf (1259)
- Bezcekendorph (1264)
- Bezzichindorf (1273) [Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 2, S. 58-60, Nr. 104]
- Betzgensdorf (1489)
- Bettzendorff (1500)
- Betzgesdorff (1527)
- Betziesdorf (1571)
- Betzdorf (1577)
- Betzigsdorf (1587)
- Betzienndorff (1630)
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1259) [Franz, Kloster Haina 1, Nr. 308]
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Hainmühle
- Hunburg
- Lichtenscheid
- Hunburg (Betziesdorf) (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Umlegung der Flur
1900, 1903/1904
Älteste Gemarkungskarte
1720
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3489250, 5636250
UTM: 32 U 489180 5634435
WGS84: 50.861508° N, 8.84626° O
Statistik
Ortskennziffer
534011020
Flächennutzungsstatistik
- 1838 (Kasseler Acker): 1672 stellbares Land, 313 Wiesen, 54 Gärten, 30 Triesche, 311 Wald
- 1885 (Hektar): 877, davon 406 Acker (= 46.29 %), 93 Wiesen (= 10.60 %), 317 Holzungen (= 36.15 %)
- 1961 (Hektar): 848, davon 240 Wald (= 28.30 %)
Einwohnerstatistik
- 1577: 41 (19 landgräfliche) Huasgesessene
- 1585: 41 Hausgesessene
- 1630 (landgräflicher Anteil): 2 vierspännige, 1 dreispännige, 2 zweispännige, 4 einspännige Ackerleute, 2 Einläuftige
- 1630: 22 (12 landgräfliche) Hausgesessene
- 1681: 20 hausgesessene Mannschaften (landgräflicher Anteil)
- 1746: 222 Einwohner
- 1746: 6 Schmiede (5 nur Eigenbedarf), 1 Wagner, 1 Maurer, 1 Schneider, 3 Leineweber, 2 Wirte, 2 Müller, 1 Tagelöhner, 1 Näherin, 1 Viehhändler (Jude)
- 1838 (Familien): 28 Ackerbau, 18 Gewerbe, 18 Tagelöhner 36 nutzungsberechtigte, 16 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 12 Beisitzer
- 1861: 438 evangelisch -lutherische, 1 römisch-katholische, 4 jüdische Einwohner
- 1885: 398, davon 385 evangelisch (= 96.73 %), 1 katholisch (= 0.25 %), 12 Juden (= 3.02 %)
- 1961 (Erwerbspersonen): 144 Land- und Forstwirtschaft, 126 Produzierendes Gewerbe, 44 Handel und Verkehr, 30 Dienstleistungen und Sonstiges
- 1961: 670, davon 613 evangelisch (= 91.49 %), 51 katholisch (= 7.61 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1395 und später: Gericht Schönstadt
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Rosenthal
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Altkreis
Marburg
Gemeindeentwicklung
Am 1.2.1971 wurde Betziesdorf im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil der neu gebildeten Stadtgemeinde Kirchhain eingegliedert.
Gericht
- 1821: Landgericht Marburg
- 1850: Justizamt Marburg
- 1867: Amtsgericht Marburg
Herrschaft
- 1310 erwirbt Kloster Haina von einem Amöneburger Bürger Güter im Gerichtsbezirk (iurisdictio) Betziesdorf (Franz, Klosterarchive 6 Nr. 149). Noch 1437 ist von dem sonst nicht weiter bekannten Gericht Betziesdorf die Rede (Eckhardt, Die oberhessischen Klöster 2, Nr. 258).
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Haina, Kloster Herbelhausen, von Vögte von Bottendorf 1254/64 erwirbt Kloster Haina von den von Herbelhausen und den Vögten von Bottendorf deren Güterbesitz in Betziesdorf. 1310 erwirbt das Kloster von einem Amöneburger Bürger Güterbesitz.Wetzlar, Marienstift 1273 verpachtet das Stift Wetzlar an Konrad von Marburg 3 Hufen und Einkünfte in Betziesdorf.Gershausen, von Eine weitere Hufe des Stifts haben sich die von Gershausen unrechtmäßig angeeignet.Hessen, Landgrafen 1334 verkauft das Stift den Güterbesitz als Teil der Villikation Bürgeln-Cölbe an die Landgrafen gegen einen Jahreszins.Marburg, Deutscher Orden 1292 verkaufen die von Gershausen ihren Güterbesitz an den Deutschen Orden Marburg, der 1358/1375 2 Höfe mit ca. 140 Morgen Ackerland und 5 Morgen Wiesen in Betziesdorf besitzt: 1818: ehem. Deutsche Orden-Besitz: 1 halber Hof und 6 Viertelhöfe
Zehntverhältnisse
Ortsadel
1280-1369
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Pfarrer 1366 [Historisches Ortslexikon Kurhessen S. 43]
- Pfarrkirche 1577
Patrozinien
- Maria
Pfarrzugehörigkeit
1592 und später: Schwarzenborn eingepfarrt; vor 1664 und seit 1860: Bürgeln 1690-1732 und 1748-1796 wurde der Vikariat der Kirche in Bracht von Betziesdorf aus versehen.
Patronat
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.
Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Hermann Anders ca. 1550
Reformierter Bekenntniswechsel: 1609(?), 1624 wieder lutherisch.
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Stephan, Dekanat Christenberg, Sendbezirk Schönstadt
Juden
Bis 1885 gehörte der Ort zur Gemeinde Rauschenberg. Jude(n) 1746 genannt
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Betziesdorf, Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/9004_betziesdorf> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/9004