Weilburg

Die Lage von Weilburg im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Stadt
Lagebezug
Weilburg liegt 18 km nordöstlich von Limburg.
Lage und Verkehrslage
Stadt mit komplexem, geschlossenem Grundriß in einer Mäanderschleife des windungsreichen Engtals der Lahn. Auf schmalem, von der Lahn fast allseitig umströmtem, nur nach Osten geöffnetem Bergsporn ummauerte Altstadt mit Schloß. Stadterweiterungen auf der Hochfläche östlich der Altstadt sowie auf dem Gleithang des rechten Lahnufers. An der Straße von Koblenz über Wetzlar nach Hessen und Thüringen gelegen. Bahnhof der Eisenbahnlinie Wetzlar – Nassau ("Lahntalbahn III") (Inbetriebnahme der Strecke 14.10.1862, 10.1.1863). Endbahnhof der Eisenbahnlinie Weilburg – Bad Homburg ("Weiltalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.11.1891) bis zur Stilllegung der Strecke bis Weilmünster 1988.
Ersterwähnung
906
Siedlungsentwicklung
Siedlungsentwicklung in Anlehnung an das auf der Ostseite des Berges gelegene Walpurgisstift und den südlich angrenzenden ehemals konradinischen Wirtschaftshof. Anfang des 18. Jahrhunderts Neu- und Umgestaltung des Stadtinnern mit neuen Straßen und rechteckigem Markut in der Stadtmitte. Anlage der südlichen Vorstadt. Im 19. und 20. Jahrhundert Bebauung des rechten Lahnufers.
Historische Namensformen
- Wileneburch (906) [MGH Scriptores 1: Pertz, Annales aevi Carolini, S. 611]
- Wilinaburg, in (912) [Struck, Quellen zur Geschichte der Klöster 2, Nr. 1046]
- Wilinaburg (914) [Kop. 12. Jahrhundert Struck, Quellen zur Geschichte der Klöster 2, Nr. 1048]
Bezeichnung der Siedlung
- castellum (906)
- civitas (915)
- opidum (1295) [Insert 1302 HHStAW Bestand 160 Nr. U 3 = E. Schaus, Beiträge zur neueren Verfassungsgeschichte der Stadt Weilburg, in: Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung 36 (1907), S. 57-86, hier S. 76-77]
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Burgen und Befestigungen
- Burg auf dem Felsen bereits im 10. Jahrhundert. Erweiterungen der Anlage vom 12. bis ins 14. Jahrhundert, Schloßausbau vom 16. bis 18. Jahrhundert.
- 1355-1371: Stadtummauerung der gesamten Hochfläche des Bergrückens mit Toren und Türmen
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3448264, 5594621
UTM: 32 U 448210 5592823
WGS84: 50.485101° N, 8.269978° O
Statistik
Ortskennziffer
533017110
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 558, davon 176 Acker (= 31.54 %), 89 Wiesen (= 15.95 %), 202 Holzungen (= 36.20 %)
- 1961 (Hektar): 585, davon 218 Wald (= 37.26 %)
Einwohnerstatistik
- 1885: 3697, davon 2873 evangelisch (= 77.71 %), 603 katholisch (= 16.31 %), 1 andere Christen (= 0.03 %), 220 Juden (= 5.95 %)
- 1961: 6699, davon 4419 evangelisch (= 65.97 %), 2079 katholisch (= 31.03 %)
- 1970: 12259 Einwohner
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1255: Grafschaft Nassau-Weilburg, Amt Weilburg
- 1787: Fürstentum Nassau-Weilburg, Grafschaft Nassau-Weilburg, Amt Weilburg
- 1806: Herzogtum Nassau, Amt Weilburg, Kirchspiel Weilburg
- 1816: Herzogtum Nassau, Amt Weilburg
- 1849: Herzogtum Nassau, Herzogtum Nassau, Verwaltungsbezirk III (Kreisamt Hadamar)
- 1854: Herzogtum Nassau, Amt Weilburg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Oberlahnkreis
- 1945: Groß-Hessen, Oberlahnkreis
- 1946: Bundesland Hessen, Oberlahnkreis
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Limburg-Weilburg
Altkreis
Oberlahnkreis
Gemeindeentwicklung
Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Stadtgemeinde s. Weilburg, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Weilburg.
Gericht
- 1816: Amt Weilburg
- 1849: Justizamt Weilburg
- 1854: Justiz- und Verwaltungsamt Weilburg
- 1867: Amtsgericht Weilburg
Herrschaft
- In karolingischer Zeit: mittlere Grafschaft des Oberlahngaus bis 939 in Besitz der Konradiner
- 993-1000: Übertragung des Stifts durch Otto III, 1002 der civitas durch Heinrich II. an das Hochstift Worms
- Bis 1255: Grafschaft Nassau
- 1255-1418: Nassau-Saarbrücken
- Am 29.12.1295: Verleihung des Frankfurter Stadtrechts durch König Adolf I., 1302 Bestätigung durch König Albrecht I., allerdings für den Grafen Rupert V. von Nassau
- 1429-1629: Nassau-Saarbrücken-Weilburg
- 1629-1806: Nassau-Weilburg
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 906: Kirche
- 912: Stift
- 1254: Pleban
- 1284: Marienkirche
- 1397: Kreuzkapelle außerhalb des Ortes
- 1505: Heiliggrabkapelle
Patrozinien
- Martinus (vermutet für die Pfarrei)
- Maria; Walpurgis (für das Stift); Andreas [1382]
- Elisabeth (Deutschordenskapelle)
Pfarrzugehörigkeit
Weilburg war Sendort für Ahausen, Drommershausen, Edelsberg, Gräveneck, Hirschhausen, Kirschhofen, Kubach, Odersbach, Niedershausen, Selters und Waldhausen. Zur Pfarrei zählen 1250: Georgskirche in Garbenheim(ab 1516 der gesamte Ort), 1252 die Walpurgiskapelle, 1269 die Kapelle auf der Burg Calsmunt, 1292 die Michaelskapelle auf dem Friedhof,1293 die Deutschordenskapelle, 1318 die Katharinenkapelle auf dem Hof des Klosters Arnsburg, 1378 die Katharinenkapelle über dem Beinhaus der Kirche, 1382 Selters, 1459 die Marienkapelle bei Wetzlar, 1528 Drommershauen, 1536 Gräveneck. Wahrscheinlich auch Ahausen, Kirschhofen, Odersbach, Waldhausen, Scheuernberger Hof, Hof Wehrholz und Windhof.
Patronat
1338 wird die Pfarrkirche der Stiftsdechanei mit Zustimmung des Propstes als Patron inkorporiert. 1554 ist das Patronat beim Landesherrn.
Das Patronat für die Walpurgiskapelle haben seit 1252 der Dechant und der Scholaster des Sifts inne.
Klöster
Diakonische Einrichtungen
Nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 zwei Schwesternstationen mit 2, ein Kindergarten mit 3 Kräften, davon eine Diakonisse; weitere Schwesternstation in Odersbach
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation durch Erhard Schnepf ab 1526.
Erster evangelischer Pfarrer: Peter von Usingen 1528-1532
1736 wird der reformierten Gemeinde die Friedhofskapelle überlassen, 1763 die Mitbenutzung der Stadtkirche erlaubt.
1770 Erlaubnis, katholische Gottesdienste im Schloss abzuhalten, 1815 Errichtung der katholischen Pfarrei, 1821 Umbau des Zuchthauses zur katholischen Kirche.
Seit 1818 unierte Pfarrei.
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Sendbezirk im Archipresbyterat Wetzlar, Archidiakonat St. Lubentius in Dietkirchen, Erzdiözese Trier
Juden
Zwischen 1340 und 1347 Erwähnung eines Juden aus Weilburg 1513 siedelte ein Jude in der Stadt. Dauerhafte Ansiedlung erst seit dem 17. und 18. Jahrhundert belegt Bildung einer Gemeinde im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts Synagoge in der Bogengasse 1845 eingeweiht Jüdischer Friedhof Auf dem Dill (alemannia-judaica) 1845 zählt die jüdische Gemeinde 93 Mitglieder
Kultur
Schulen
1231 Erwähnung eines Scholasters, der noch im 14. Jahrhundert die erste Ausbildung der jüngeren Kanoniker leitete. 1360 Erwähnung einer Stiftsschule. Aus der Stiftsschule geht 1540-1542 eine höhere Schule hervor, die jedoch nicht mehr vom Stift sondern vom Landesherrn abhängig ist.
1614 Mädchenschule, 1817-1933 Höhere Mädchenschule
Seit 1764 Gymnasium, 1817-1844 Landesgymnasium, heute Gymnasium Philippinum
1848 Gewerbeschule, später Kreisberufsschule, nach 1918 Landwirtschaftsschule
Hospitäler
um 1700 Hospital
1906 Krankenhausbau
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Historische Ereignisse
Im Jahr 906 wird der Leichnam des Grafen Konrad des Älteren aus dem Geschlecht der Konradiner im Kastell Weilburg bestattet.
Königsaufenthalte in den Jahren 912, 914, 915, 1296, 1297, 1304
Wirtschaft
Mittelpunktfunktion
1816-1866 Sitz des Amtes Weilburg: Weilburg, Ahausen, Allendorf, Altenkirchen, Audenschmiede, Aulenhausen, Barig-Selbenhausen, Bermbach, Kubach, Dietenhausen, Drommershausen, Edelsberg, Elkerhausen, Ernsthausen, Essershausen, Freienfels, Gräveneck, Hasselbach, Hirschhausen, Kirschhofen, Laimbach, Langenbach, Lützendorf, Merenberg, Möttau, Philippstein, Reichenborn, Rohnstadt, Selters, Waldhausen, Weilmünster, Weinbach, Löhnberg, Odersbach,Mengerskirchen, Dillhausen, Probbach, Winkels, Niedershausen, Obershausen
Entwicklung eines Zentrums durch die Versorgung des Hofes, seit 1317 Kaufhaus, 1582 13 Wollweber
seit 17. Jhdt. Entstehung von 24 Zünften
seit Mitte des 18. Jhdts. Manganabbau (älteste Braunsteingruben des Lahn-Dill-Gebietes)
19. Jhdt. Erweiterung des Bergbaus: Abbau von hochprozentigen Roteisen- und Manganerzen (Grube "Erhaltung" und "Georg-Josephs-Grube" bei Wirbelau, Förderung von Phosphorit; seit 1923 betreibt Fa. Sieg-Lahn-Bergbau GmbH den Eisen- und Manganbergbau
Ansiedlung weiterer Industriebetriebe in der Stein-, Holz-, Textilindustrie, im Maschinen- und Apparatebau, in der chemischen und pharmazeutischen Branche
Mühlen
1806 gehören die Höfe Windhof und Wehrholz sowie 2 Mahl- und 1 Papiermühle zu Weilburg.
Markt
1295 verleiht König Adolf von Nassau den Burgmannen und Bürgern von Nassau das Recht, Dienstags einen Wochenmarkt abzuhalten
Münze
1195 Hinweis auf Einkünfte aus Münze [Struck, Quellen zur Geschichte der Klöster 2, Nr. 1057]. Das Hochstift Worms ließ zweiseitige Denare prägen mit dem Münzbild eines Geistlichen mit Mitra. 1690 Gründung der Münzstätte Weilburg durch Graf Johann Ernst von Nassau-Weilburg. Nach 1753 nicht mehr in Betrieb.
Nachweise
Literatur
- Struck, Quellen zur Geschichte der Klöster 2
- Vogel, Beschreibung Nassau, S. 802-804
- Janotha, Geschichte des Grafen Johann Ernst
- Spielmann, Weilburg
- Görich, Weilburg
- Hohendorf, Weilburg
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 437
- May, Territorialgeschichte des Oberlahnkreises, S. 314-327
- Kuhnigk, Geschichte der Stadt Weilburg
- 450 Jahre Gymnasium Philippinum Weilburg
- Struck, Stifte in Weilburg, S. 1-402
- Denkmaltopographie Landkreis Limburg-Weilburg 2, S. 698-815
- Weilburg Stadtrechte
- Eiler, Weilburg wird Stadt
- Schoppet, Weilburg
- Wagner, Siegel Weilburg
- Matzat, Weilburg
- Schaus, Verfassungsgeschichte Weilburg
- Schneider, Münzstätte Weilburg
- Janisch, Weilburg
- Hessisches Städtebuch, S. 435-438
- Kleinfeldt, Kirchenorganisation, S. 206
- Losse, Burgen und Schlösser an der Lahn, S. 202-207
- Ansichten Herzogtum Nassau, S. 657-674
- Karl Heymann, Artikel Weilburg, in: Hessisches Städtebuch, S. 435-438
- Weidenbach, Nassauische Territorien vom Besitzstande unmittelbar vor der französischen Revolution bis 1866, in: Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung 10 (1870), online
- Germania Judaica 3/2, S. 1561
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
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Zitierweise
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„Weilburg, Limburg-Weilburg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/8700_weilburg> (aufgerufen am 26.11.2025)
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