Runkel

Die Lage von Runkel im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Stadt
Lagebezug
Runkel liegt 7 km nordöstlich von Limburg.
Lage und Verkehrslage
Die Stadt liegt an einer Lahnschleife an der L 3020. Bahnhof der Eisenbahnlinie Wetzlar – Nassau ("Lahntalbahn III") (Inbetriebnahme der Strecke 14.10.1862).
Siedlungsentwicklung
Die Ursprünge der Siedlung liegen vielleicht schon in keltischer Zeit. Um 1250 wird Heinrich von Runkel von seinem Vetter Siegfried aus der Burg vertrieben und baut auf der gegenüberliegenden Seite der Lahn die Burg Schadeck. Nach der 1288 erfolgten endgültigen Trennung verblieb Runkel im Besitz Siegfrieds von Runkel. Zwischen 1440 und 1448 wird die spätmittelalterliche Lahnbrücke errichtet. Der lange Bau erklärt sich unter anderem durch die Streitigkeiten mit Reinhard von Westerburg um den Brückenturm der sowohl als Wehr- als auch als Zollturm diente. 1634 wurden Burg und Ort Runkel von kaiserlichen Truppen unter Graf Ludwig Johann Hektor von Isolani gebrandschatzt. Im 18. Jahrhundert diente Runkel häufig als Garnisionsort, so lagen 1719 hannoversche, 1758 sächsische und 1759 frz. Truppen in Runkel. 1794 wurde Runkel von frz. Revolutionstruppen besetzt, welche 1796 in nächtlichen Straßenkämpfen von hessen-darmstädtischen Soldaten vertrieben wurden.
Historische Namensformen
- de Runkel (1159) [Losse, Burgen und Schlösser an der Lahn, S. 178]
Bezeichnung der Siedlung
- Der Name Runkel kann vom keltsichen "run-kall" (Felsberg) abgeleitet sein.
- Nach der Sage bieten sich zwei Möglichkeiten der Namensherkunft:
- 1. Ein Ritter Karls des Großen, der beim Pyrenäenfeldzug bei Pass von Ronceval in maurische Gefangenschaft geriet, nannte die Burg in Erinnerung dessen Ronceval, welches sich mit der Zeit in Runkel umwandelte. Auf den Hängen soll jener Weinreben aus Spanien angepflanzt haben, deren Wein noch heute als "Runkeler Rote" bezeichnet wird.
- 2. Siegfried, Ritter und wichtiges
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Burgen und Befestigungen
- Die Ursprünge der Siedlung liegen vielleicht schon in keltischer Zeit.
- Um 1250 wird Heinrich von Runkel von seinem Vetter Siegfried aus der Burg vertrieben und baut auf der gegenüberliegenden Seite der Lahn die Burg Schadeck. Nach der 1288 erfolgten endgültigen Trennung verblieb Runkel im Besitz Siegfrieds von Runkel.
- Zwischen 1440 und 1448 wird die spätmittelalterliche Lahnbrücke errichtet. Der lange Bau erklärt sich unter anderem durch die Streitigkeiten mit Reinhard von Westerburg um den Brückenturm der sowohl als Wehr- als auch als Zollturm diente.
- 1634 wurden Burg und Ort Runkel von kaiserlichen Truppen unter Graf Ludwig Johann Hektor von Isolani gebrandschatzt.
- Im 18. Jahrhundert diente Runkel häufig als Garnisionsort, so lagen 1719 hannoversche, 1758 sächsische und 1759 frz. Truppen in Runkel. 1794 wurde Runkel von frz. Revolutionstruppen besetzt, welche 1796 in nächtlichen Straßenkämpfen von hessen-darmstädtischen Soldaten vertrieben wurden.
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3440222, 5585782
UTM: 32 U 440171 5583988
WGS84: 50.404884° N, 8.158086° O
Statistik
Ortskennziffer
533013060
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 770, davon 348 Acker (= 45.19 %), 18 Wiesen (= 2.34 %), 299 Holzungen (= 38.83 %)
- 1961 (Hektar): 768, davon 305 Wald (= 39.71 %)
Einwohnerstatistik
- 1885: 1142, davon 1018 evangelisch (= 89.14 %), 98 katholisch (= 8.58 %), 1 andere Christen (= 0.09 %), 25 Juden (= 2.19 %)
- 1961: 1687, davon 1178 evangelisch (= 69.83 %), 482 katholisch (= 28.57 %)
- 1970: 6571
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1787: Grafschaft (seit 1791 Fürstentum) zu Wied-Runkel, Amt oder Herrschaft Runkel
- 1806: Herzogtum Nassau, Kirchspiel Runkel
- 1816: Herzogtum Nassau, Amt Runkel
- 1849: Herzogtum Nassau, Herzogtum Nassau, Verwaltungsbezirk IV (Kreisamt Limburg)
- 1854: Herzogtum Nassau, Amt Runkel
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Oberlahnkreis
- 1945: Groß-Hessen, Oberlahnkreis
- 1946: Bundesland Hessen, Oberlahnkreis
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Limburg-Weilburg
Altkreis
Oberlahnkreis
Gemeindeentwicklung
Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Stadtgemeinde s. Runkel, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Runkel.
Gericht
- 1816: Amt Runkel
- 1849: Justizamt Runkel
- 1854: Justiz- und Verwaltungsamt Runkel
- 1867: Amtsgericht Runkel
- 1968: Amtsgericht Weilburg
Besitz
Ortsadel
1159: Siegfried von Runkel
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1327: Kapelle
Pfarrzugehörigkeit
Wahrscheinlich zur Pfarrei Dietkirchen gehörig
Diakonische Einrichtungen
Nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 1 Kraft seit 1950 Schwesternerholungs- und -altersheim des Diakonissenmutterhauses Salem in Berlin-Lichtenrade im Schloss
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Engelbert von Odendal 1553
Reformierter Bekenntniswechsel
Seit 1817 unierte Pfarrei.
Kirchliche Mittelbehörden
Trierer Archidiakonat St. Lubentius in Dietkirchen, Dekanat Dietkirchen
Juden
1315 werden 4 jüdische Familien als Schutzjuden aufgenommen; 1783: 18 jüdische Haushalte, 1794: 15 Familien, 1842: 53 Juden, 1871: 27, 1925: 4
Kultur
Schulen
1592 Volksschule vorhanden; 1768-80 Lateinische Schule; 1825 Schulhausneubau für die Volksschule; 1847-64 Privatinstitut zur Vorbereitung für Höhere Lehranstalten durch Pfarrer; 1892-1933 Haushaltungsschule der Dernbacher Schwestern für junge Mädchen im Schloss
Hospitäler
1693 Siechenhaus jenseits der Lahnbrücke
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Sonstiges
1808/09 Lahnkanalisation
Wirtschaft
Mittelpunktfunktion
Bis Anfang 19. Jahrhundert Residenzort. 1816-1866: Sitz des Amtes Runkel: Runkel, Aumenau, Blessenbach, Ennerich, Eschenau, Falkenbach, Gaudernbach, Heckholzhausen, Hofen, Laubuseschbach, Münster, Schupbach, Seelbach, Steeden, Weyer, Wirbelau, Wolfenhausen, Obertiefenbach, Arfurt, Villmar und Schadeck
Bis Mitte des 19. Jhdt, vorrangig Landwirtschaft, auch Weinbau an der Lahn
Steinbruchausbeutung - Lahnmarmor
1828 werden 25 Berufe genannt von 95 Gerwerbetreibenden in 222 Haushalten
Naherholungstourismus (Wanderverkehr) und Sommerfrische
Mühlen
1714-48 Papiermühle am Kerkerbach bei Steeden
Markt
1596 Viehmarkt
Nachweise
Literatur
- Vogel, Beschreibung Nassau, S. 792f.
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 434
- May, Territorialgeschichte des Oberlahnkreises, S. 288-293
- Denkmaltopographie Landkreis Limburg-Weilburg 2, S. 520-551
- Hessisches Städtebuch, S. 378-381
- Kleinfeldt, Kirchenorganisation, S. 143f.
- Losse, Burgen und Schlösser an der Lahn, S. 178
- Ansichten Herzogtum Nassau, S. 651-657
- Weidenbach, Nassauische Territorien vom Besitzstande unmittelbar vor der französischen Revolution bis 1866, in: Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung 10 (1870), online
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
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- Jüdische Friedhöfe
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- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Runkel, Limburg-Weilburg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/8691_runkel> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/8691