Renda

Die Lage von Renda im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
13 km südsüdwestlich von Eschwege gelegen
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit haufenförmigem Grundriss und geringer Siedlungsdichte auf einer unbewaldeten Hochfläche des Ringgaus. Kirche in zentraler Lage im ältesten Teil, vier ehemalige Adelshöfe in Randlage. Durch den Ort verläuft als abknickende Hauptachse in Nordwest-Südost-Richtung die K 22 (Lindenstraße).
Ersterwähnung
(775-786)
Historische Namensformen
- Reinede, in (775-786) [Kopialbuch Mitte 12. Jh. Urkundenbuch der Reichsabtei Hersfeld 1,1, Nr. 38 (2), Breviarium sancti Lulli, S. 18]
- Reinede, de (1144) [UB Mainz 2,1, S. 108-109, Nr. 56]
- Reinnethe, in (1152) [Fälschung J. Dolle, Papsturkunden in Niedersachsen und Bremen bis 1198, S. 197-202, Nr. 87]
- Reinde, in; Rende, in (1275) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 354-355, Nr. 905]
- Reinde, in (um 1320) [HStAM Bestand Urk. 14 Nr. 2955]
- Reynde, in (1334) [HStAM Bestand Urk. 56 Nr. 287]
- Reynde, in (1337) [HStAM Bestand Urk. 56 Nr. 319]
- Reynde (1449) [HStAM Bestand Urk. 56 Nr. 1007]
- Reynde (1506) [Bünz, Mainzer Subsidienregister 1506, S. 234, Nr. 2048, 2050]
- Rende (1539) [HStAM Bestand Urk. 1 Nr. 4157]
- Renda (1585) [Der ökonomische Staat, S. 91]
- Renger (1592) [Karte von Arnold und Johannes Mercator HStAM Bestand Karten Nr. R II 28]
- Rengsen (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 12]
Bezeichnung der Siedlung
- comitia (1275)
- villa (1334)
- Dorf und Gericht (1539)
Umlegung der Flur
1927
Älteste Gemarkungskarte
1755
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3575429, 5659758
UTM: 32 U 575325 5657933
WGS84: 51.067973° N, 10.075055° O
Statistik
Ortskennziffer
636010050
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 971, davon 803 Acker (= 82.70 %), 75 Wiesen (= 7.72 %), 41 Holzungen (= 4.22 %)
- 1961 (Hektar): 971, davon 119 Wald (= 12.26 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 77 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 77 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
- 1750: 2 Schmiede, 1 Schreiner, 1 Wagner, 5 Schneider, 2 Maurer, 1 Wirt, 1 Tabakskrämerin, 20 Leinweber bzw. Tagelöhner, 8 Spinner
- 1885: 395, davon 394 evangelisch (= 99.75 %), 0 katholisch, 1 andere Christen (= 0.25 %)
- 1961: 422, davon 392 evangelisch (= 92.89 %), 29 katholisch (= 6.87 %)
- 1970: 417
- 1987: 408
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 9. Jh.: Thüringen
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Sontra, Gericht der Treusch von Buttlar
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Sontra
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Sontra
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Netra
- 1814-1818: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Sontra
- 1818-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Netra
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
Altkreis
Eschwege
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Gemeinde Ringgau zusammengeschlossen, deren Ortsteil Renda wurde.
Gericht
- 1275 deutet die Bezeichnung comitia auf einen Gerichtssitz in Renda, wohin die Einwohner von Weißenhasel dingpflichgtig sind.
- Gericht Treusch von Buttlar
- vor 1822: Amt Netra
- 1822: Justizamt Netra
- 1867: Amtsgericht Netra
- 1879: Amtsgericht Netra
- 1932: Amtsgericht Eschwege
Herrschaft
- Um 1320 trägt Hermann von Boyneburg vom Grafen von Ziegenhain eine Hufe zu Renda als Lehen.
Hersfeld, Kloster 1334 verkauft die Begine Gertrud, Witwe Friedrichs von Steinau (Steynowe) ihre Güter in Gemarkung und Dorf Renda ihrem Verwandten Konrad von Boyneburg (Boymenburg). Nach ihrem Tod sollen die Güter ohne Ansprüche der Erben Konrads von Boyneburg an das Kloster Hersfeld zurückfallen.- 1337 erwerben die von Baumbach vom Kloster Hersfeld ein Gut in Renda.
Hessen, Landgrafen Fulda, Kloster Im 15. Jahrhundert ist Renda fuldisches Lehen der Treusch von Buttlar.- Abt Johann von Fulda überträgt 1539 dem Landgrafen Philipp von Hessen die Lehenshoheit u.a. über das fuldische Lehen der Treusch von Buttlar in Renda mit Dorf und Gericht. Landgraf Philipp soll die Lehen wiederum den genannten Vasallen verleihen. Dagegen übergibt der Landgraf dem Stift Fulda seine Forderungen und Gerechtigkeiten an Schloss Haun mit Zubehör. Die Belehnungen der Herren von Buttlar erfolgen sodann gemeinsam von den Landgrafschaften Hessen sowie Thüringen bzw. Sachsen. Die 77 Hausgesessenen sind 1585 den Treusch von Buttlar verpflichtet. 1805 sind Treusch von Buttlar Gerichtsherren im Hof Hohenhaus, in Holzhausen, Unhausen, Willershausen, Renda, Altefeld, Hof Rittersberg und Nesselröden und teilen den Besitz in verschiedene Linien auf.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Hersfeld, Kloster Um 775: Besitz des Klosters Hersfeld in RendaBursfelde, Kloster 1152 bestätigt Papst Eugen III. dem Benediktinerkloster Bursfelde den namentlich angeführten Besitz u.a. in Renda.Germerode, Kloster Besitz des Klosters Germerode lässt sich erst im 15. Jahrhundert nachweisen.Eschwege, Augustinerkloster Das Eschweger Augustinerkloster hat 1394 Pachteinnahmen in Renda, dasEschwege, Cyriacuskloster dortige Cyriacusstift um 1400 ebenso.- Im 14. Jahrhundert hat Luppe von Nesselröden vier Hufen Land in Nesselröden und eine halbe Hufe in Renda von Heinrich von Honstein zu Lehen.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- ecclesia und archipresbiterium (1144)
- 1356: Pfarrei (HStAM Bestand Urk. 56 Nr. 319)
- 1506: plebanus in Ulfen oder Renda
- An der Stelle einer Vorgängerkirche schlichter klassizistischer Saalbau von 1843 von J. F. Matthei, 1972 renoviert
Pfarrzugehörigkeit
1144 verleiht Erzbischof Heinrich von Mainz der von ihm geweihten Martinskirche Lauchröden Pfarrrechte und löst sie von der Mutterkirche Renda. 1349 und 1356 ist die Kapelle von Hasel Filiale der Pfarrei in Renda Zur protestantischen Pfarrei gehörten 1872 die Höfe Altefeld und Heidelberg, 1994 die Kirchengemeinden Altefeld und Grandenborn.
Patronat
1449 der Abt von Hersfeld
1585: Treusch von Buttlar, die sich das Recht 1750 in den Linien Hohenhaus, Altenfeld und Nesselröden teilen.
Bekenntniswechsel
Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Zacharias Ellenberg 1569-1607, zunächst lutherisch, später reformiert, nahm seine Zustimmung zu den Verbesserungspunkten zurück und wurde daraufhin abgesetzt.
Kirchliche Mittelbehörden
vgl. auch Mittelpunkt 1506: Erzbistum Mainz, Archidiakonat Dorla, Archipresbyterat Renda Protestantische Pfarrei der Klasse Eschwege (1872)
Kultur
Schulen
1750 Schulhaus vorhanden
1910 einklassige Volksschule
Hospitäler
Hospital im 18. Jahrhundert, gegründet durch Familie Treusch von Buttlar-Brandenfels, 1760 Umwandlung in Armenhaus
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mittelpunktfunktion
Renda ist bereits 1144 als Sitz eines Erzpriestersprengels belegt. Das Subsidienregister des Sprengels nennt 1506 die Pfarreien Herleshausen, Ulfen, Süss, Weissenhasel, Diemerode, Berneburg, Rockensüss, Breitau, Königswald, Dens, Lauchröden (Wartburgkreis, Freistaat Thüringen).
Ursprünglich überwiegend Landwirtschaft, Handwerk und Leinenweberei
Nachweise
Literatur
- 1200 Jahre Gemeinde Renda
- Wunder, Adel im Hessen des 18. Jahrhunderts, S. 642
- Arnold, Kirche in der Region Werra-Meißner, S.87
- Karl G. Bruchmann, Kreis Eschwege, S. 89-92
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 382
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis 1, S. 329-333
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 70, 532
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Renda, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/6724_renda> (aufgerufen am 25.11.2025)
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