Quentel

Die Lage von Quentel im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
21,5 km südwestlich von Witzenhausen
Lage und Verkehrslage
Dorf mit einfachem Grundriss und geringer Siedlungsdichte 5 km westlich Hessisch Lichtenau. Ortskern um die auf einem Geländevorsprung in nach Norden offener Talmulde der Mülmisch stehende Kirche; unter der Kirchhofsmauer Gerichtsplatz mit anschließendem Dorfausbau beiderseits der alten Kasseler Straße, heute L 3228 (Quellentalstraße)
Ersterwähnung
(1208-1234)
Siedlungsentwicklung
1928 erfolgt die Eingemeindung des aufgelösten fiskalischen Gutsbezirks Eiterhagen.
Historische Namensformen
- Quennendal, de (1208-1234) [Conrad, Kopiar- und Urbarüberlieferung Kloster Hardehausen, S. 93]
- Quentayl (1321) [HStAM Best. Urk. 13 Nr. 3915; Landgrafen-Regesten online Nr. 716]
- Quental (1343) [HStAM Best. Urk. 27 Nr. 239]
- Quentoil (1353) [Landgrafen-Regesten online Nr. 3597]
- Quental, de (1354) [HStAM Best. Urk. 16 Nr. 154]
- Quental, zu (um 1376) [Vogtherr, Ältestes Lehnbuch der Landgrafschaft Hessen, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 37 (1987), S. 25-71, hier S. 53 (142)]
- Quentail, in (Anfang 15. Jahrhundert) [HStAM Bestand S Nr. 574, Bl. 4r]
- Qwental, zcu (1414) [Landgrafen-Regesten online Nr. 2614]
- Quental, in (1425-28) [Demandt, Quellen Fritzlar, S. 554-562, Nr. 411 I, hier S. 558)
- Qwentail (1480) [HStAM Best. Urk. 14 Nr. 2006]
- Quentel, von (1496)
- Quentall, zu (1551)
- Quentell (1585) [Der ökonomische Staat, S. 86]
- Quentel (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 7]
- Quendel, Dorff (1715)
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1321)
- Dorf (1401)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Älteste Gemarkungskarte
1755
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3545365, 5674003
UTM: 32 U 545273 5672173
WGS84: 51.199168° N, 9.647975° O
Statistik
Ortskennziffer
636006080
Flächennutzungsstatistik
- 1774: 1487 Acker Land, 1820 Acker Wald
- 1961 (Hektar): 824, davon 450 Wald (= 54.61 %)
Einwohnerstatistik
- 1539: 36 Haushaltungen
- 1575/85: 33 Hausgesesse
- 1681; 31
- 1747: 36 Mannschaften mit 38 Feuerstellen
- 1774: 205 Einwohner
- 1961: 551, davon 511 evangelisch (= 92.74 %), 36 katholisch (= 6.53 %)
- 1970: 550 Einwohner
- Berufsgliederung 1724: 2 Amtspersonen, 5 Leinweber, 1 Zimmermann, 2 Schmiede, l Wagner, 25 Ackerleute, 14 Taglöhner und Dienstboten, 1 Hirt; zusammen: 51
- mit 38 Häusern
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- Anfang 15. Jahrhundert: Landgrafschaft Hessen, Amt Spangenberg
- 1528: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Lichtenau
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Lichtenau, Der fünfte Ort
- 1747: Amt Lichtenau
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Lichtenau
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Lichtenau
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Kassel, Kanton Kaufungen
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Lichtenau
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Witzenhausen
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
Altkreis
Witzenhausen
Gemeindeentwicklung
Am 1.1.1974 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingemeindung nach Hessisch Lichtenau, Stadtgemeinde, dessen Stadtteil Quentel seitdem ist.
Gericht
- 1321: Gericht zuvor adlig, dann landgräflich
- 1553: Gericht halb landgräflich, halb von Berlepsch
- 1575/85: 1 Viertel des Gerichts zu Quentel hessisches Lehen der von Berlepsch
- 1747: Niederes und peinliches Gericht Hessen
- 1807: Friedensgericht Kaufungen
- 1814: Amt Lichtenau
- 1821: Justizamt Lichtenau
- 1867: Amtsgericht Lichtenau
- 1879: Amtsgericht Lichtenau
- 1945: Amtsgericht Witzenhausen
- 1961: Amtsgericht Witzenhausen
Herrschaft
Hessen, Landgrafen 1321: Hermann von Rengershausen verkauft der Landgräfin Adelheid seinen Teil an Gericht und Zehnten im Dorf Quentel. 1353: Landgraf Heinrich kauft den Westerburgern einen Teil an Gericht und Zehnten zu Quentel ab. Um 1376: Hermann von Wolfershausen hat ein Drittel des Gerichtas Quentel von Landgraf Hermann zu Lehen.- 1399 sind die von Felsberg in Quentel begütert
Hessen, Landgrafen 1401: Wolf von Wolfershausen verkauft dem Landgraf Hermann seinen Teil an Dorf Quentel.- 1414: Wolf von Wolfershausen ist hessischer Lehnsmann eines Viertels des Dorfes Quentel, das von den von Schlutwinsdorf heimgefallen war.
- 1419: Wolf von Wolfershausen erwirbt ein Achtel von den von Wallenstein hinzu.
- 1480: Die von Berlepsch mit dem Viertel der von Wolfershausen zu Quentel belehnt; folgend Reverse bis 1828
- 1528 wird Quentel im Tausch gegen Weidelbach und Vockerode vom Amt Spangenberg zum Amt Lichtenau gezogen.
Hessen, Landgrafen 1781: Quentel halb landgräflich und halb von Berlepsch und von Buttlar.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Hasungen, Kloster 1343 bekundet der Ritter Joh. v. Schlutwinsdorf, dass er mit Zustimmung seiner Ehefrau Mechthild und seiner Söhne Werner, Hermann und Albert dem Kloster Hasungen seine Güter im Dorf Quentel und den Feldern des Dorfs zu erblichem Eigen übergeben habe.
Zehntverhältnisse
Ortsadel
Um 1445
Kirche und Religion
Ortskirchen
- plebanus (1354)
- ecclesia (1425-28) [Demandt, Quellen Fritzlar, S. 554-562, Nr. 411 I, hier S. 558)
- Schlichter Kirchenneubau in Fachwerk an der Stelle eines Vorgängerbaus in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts (1817) errichtet
Pfarrzugehörigkeit
1525-69 gehört Wattenbach zu Quentel 1556: von Lichtenau versehen 1573-1607: durch Retterode Mitte 17. Jahrhundert, 1872 und 1925 ist Günsterode Filiale, die Grundmühle eingepfarrt. 1984 wird Günsterode nach Hessisch-Lichtenau umgepfarrt
Patronat
Patron: Landgraf (1553 und 1747)
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Schickeberg alias Quentel 1527 bis vor 1556, bereits 1506 als Pleban genannt
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archipresbyterat Fritzlar, Erzpriestersprengel Gensungen 1585: Superintendentur Rotenburg-Allendorf 1780 und 1872: Klasse Lichtenau 1923: Kirchenkreis Kaufungen Nach 1929: Kirchenkreis Witzenhausen
Juden
Flurname 'Judenfriedhof' an der Südosten-Grenze der Gemarkung
Kultur
Schulen
1648 Schullehrer
1710 Schulhaus
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Historische Ereignisse
Im Dreißigjährigen Krieg, vermutlich 1637, bis auf 2 Gebäude niedergebrannt
1659 noch 11 Hofreiten unbebaut
Dreimal nacheinander verlor die Bevölkerung durch die Feinde alles Vieh.
Wirtschaft
Glashütten: Flurname 'Gläsern Born' am nordwestlichen Rand der Gemarkung östlich Pkt. 357,7 und 'Hüttenwiesen' am Westrand der Gemarkung nördlich der Straße ins Fuldatal bei Punkt 318,4
Nachweise
Literatur
- T. Blumenstein, Quentel. Geschichte eines Dorfes zwischen Riedforst und Söhre
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis, Bd. III: Altkreis Witzenhausen, S. 456-458
- Krummel, Ämter Melsungen, Spangenberg, Lichtenau und Felsberg, S. 158 (Register), besonders S. 86-87
- Siegel, Geschichte der Stadt Lichtenau, S. 263 f.
- Historisches Ortslexikon Witzenhausen, S. 99 f.
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 531
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Quentel, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/6690_quentel> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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