Oberhone

Die Lage von Oberhone im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
4 km westlich von Eschwege gelegen
Lage und Verkehrslage
Straßendorf im Eschweger Becken am rechten Ufer der Wehre. Kirche am Anger in zentraler Lage. Durch den Ort verläuft von Nord nach Süd die Landesstraße 3403, Verbindung nach Osten über die Wehrebrücke (1903 errichtet) mit der K 34. Moderne Siedlungsentwicklung im Norden Richtung Niederhone
Ersterwähnung
1260
Siedlungsentwicklung
Archäologische Bodendenkmäler, die auf vor- und frühgeschichtliche Besiedlung schließen lassen, wurden am Ausgang des Bückeberggrundes, am Semsweg und am Heiligenstock gefunden. Auf dem Bückeberg wurde zudem ein Kaiserzeitliches Brandgrab gefunden. Generell ist ein Siedlungszusammenhang mit dem nördlich gelegenen Niederhone naheliegend und besitzgeschichtlich nachvollziehbar (vgl. Besitz).
Vorbemerkung Historische Namensformen
Die ältesten Schriftquellen vor 1260 ohne präzisierenden Bestimmungsteil differenzieren nicht zwischen Ober- und Niederhone, so dass eine eindeutige Zuweisung anhand sprachlicher Kriterien nicht möglich ist. Aufgrund des durch archäologische und siedlungsgeschichtliche Befunde nachweislich höheren Alters von Niederhone werden die frühen Quellen jedoch dort und nicht bei Oberhone aufgeführt.
Historische Namensformen
- superiori Honede, in (1260) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 347, Nr. 889]
- Obbern-Honde, zu (1288) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 359, Nr. 917-918]
- Oberenhonde (1301) [Landgrafen-Regesten online Nr. 431]
- Obernhonde (1308) [HStAM Bestand Urk. 75 Nr. 204]
- superiori Honde, in (1309) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 364 Nr. 930]
- Obern Honde (1348) [HStAM Bestand Urk. 13 Nr. 2567]
- Obirnhonde, in; superiori Honde, in, Obernhonde, in; Obirn Honden, zu; Obirn Honde, zu (um 1376) [Vogtherr, Ältestes Lehnbuch der Landgrafschaft Hessen, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 37 (1987), S. 25-71, hier S. 66 (Register)]
- Obirnhonde (1421) [Eckhardt, Rechtsgeschichte der Stadt Eschwege 2, S. 371-377, Nr. 7]
- Hoende beide (1436) [Eckhardt, Rechtsgeschichte der Stadt Eschwege 1, S. 175-178, Nr. 183]
- Obernhoene (1498) [Bilsteiner Salbuch HStAM Bestand S Nr. 236]
- Ubbirnhonde (1501) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 276, Nr. 725]
- Obernhune (1527) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 332 Nr. 846]
- Obern Hona (1585) [Der ökonomische Staat, S. 78]
- Obern Hohn (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 10]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1309)
- Dorf (1473)
- Dorfschaft (1787)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1892-1896
Älteste Gemarkungskarte
1763
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3570474, 5672881
UTM: 32 U 570372 5671051
WGS84: 51.186543° N, 10.006939° O
Statistik
Ortskennziffer
636003070
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 465, davon 369 Acker (= 79.35 %), 56 Wiesen (= 12.04 %), 0 Holzungen
- 1961 (Hektar): 455, davon 1 Wald (= 0.22 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 60 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 75 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1787: Gewerbetreibende 13 Zimmermänner, 10 Weibspersonen so taglohnen und spinnen 8 Leinweber, 4 Schneider, 4 Maurer, 3 Tagelöhner, 2 Wirte, 2 Weißbinder, 2 Schäfer, 1 Müller, 1 Schmied, 1 Schreiner
- 1835: 83 Wohnhäuser mit 538 ev. Einwohnern
- 1885: 498, davon 478 evangelisch (= 95.98 %), 17 katholisch (= 3.41 %), 3 andere Christen (= 0.60 %)
- 1961: 963, davon 810 evangelisch (= 84.11 %), 148 katholisch (= 15.37 %)
- 1970: 1064
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 15. Jahrhundert: Landgrafschaft Hessen, Amt/Gericht Bilstein
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederfürstentum Hessen, Amt Eschwege, Gerichtsstuhl Abterode
- 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen, Amt Eschwege, Gericht Bilstein
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Eschwege, Gericht Bilstein
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege, Gericht Bilstein
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Aue
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Bilstein
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
Altkreis
Eschwege
Gemeindeentwicklung
Am 1.1.1974 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil nach Eschwege eingegliedert.
Gericht
- Dorf des Gerichts Bilstein (Salbuch 1498)
- 1822: Fürstlich Rotenburgisches Justizamt Bilstein (Sitz in Abterode)
- 1834: Justizamt Abterode
- 1837: Justizamt Eschwege I
- 1867: Amtsgericht Eschwege
- 1879: Amtsgericht Eschwege
Herrschaft
- Der Ort steht nachweislich seit dem 13. Jahrhundert unter der Herrschaft der Grafen von Bilstein, die Schenkungen an Kloster Germerode und Lehensvergabungen vornehmen. Bei der Veräußerung Lehngüter in (Nieder-)Hessen an die Landgrafen von Hessen 1301 besitzen die Söhne des Ritters Bruno von Weberstedt bilsteinische Lehen in Oberhone. 1308 bekundet Heinrich von Bilstein, dass er vom Abt von Fulda vier Hufen in Oberhone als Lehen besitzt. Das fuldische Lehen ist noch 1592 belegt. 1348 hat Jan von Leichberg Einkünfte in Oberhone als hessisches Lehen. Um 1376 haben die von Leichberg, die von Eschwege, die von Dieden sowie Eschweger Bürger landgräfliche Lehen inne.
- 1585 ist die landgräfliche Herrschaft unstrittig, die von Eschwege haben 1 Hausgesessenen. 1787 werden neben der Rheinfelsichen Herrschaft freie Güter derer von Eschwege und die Schäferische Familie genannt.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1260 erhält das Kloster Germerode von Widekind von Bilstein eine Hufe zu Oberhone, die Ambrosius von Hundelshausen von ihm zu Lehen hat. In der Folge kann der Besitz des Klosters ausgebaut. 1480 gehören zum Vorwerk 5 Hufen, die auf Lebenszeit zur Pacht ausgetan sind. Das Germeröder Propsteigut erstreckte sich über die Ober- und Niederhoner Flur. Mit der Reformation fällt der Besitz an die Landgrafschaft.
- 1421 hat das St. Augustinuskloster in Eschwege Zinseinnahmen aus Oberhone
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Kirche (1501)
- 1721/37 Umbau zu Saalkirche
Pfarrzugehörigkeit
Oberhone ist 1585, 1787, 1872 und 1994 Filial von Niederhone
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation vermutlich um 1527.
Kultur
Schulen
1787 Schulhaus vorhanden, 1870 und 1906 neu errichtet, 1910 Volksschule mit zwei Klassen. 1956 Neubau
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Bis ins 19. Jahrhundert überwiegend Landwirtschaft.
1787 wird auf Gipsvorkommen verwiesen, woraus trefflicher Kalk gebrannt wird. Der Abbau wird seit dem 19. Jahrhundert intensiviert, so dass mehrere Gipsbrüche und 3 Kalkbrennereien entstehen.
Mühlen
Vgl. Stegmühle
Nachweise
Literatur
- K. Kollmann, Von Wind und Wasser gedreht, Teil 41, Oberhone
- 750 Jahre Oberhone
- K. Kollmann, Eschweger Stadtteile, S. 504-506
- K. Kollmann, "Grafen Wigger" und die Grafen von Bilstein, S. 181
- K. Sippel, Archäologische Bodendenkmäler in: Geschichte der Stadt Eschwege, S. 32
- Schilling, Kloster Germerode
- Scholz, Wasser- und Windmühlen Werra-Meißner-Kreis, S. 48-49
- Karl G. Bruchmann, Kreis Eschwege, S. 46-54
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 248 f. u. 544 (Hone)
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis, Bd. II: Stadt Eschwege, S. 317 - 328
- Fundberichte aus Hessen 1986, S. 515 (AG Eschwege) > Einzelfund
Siehe auch
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Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Oberhone, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/6592_oberhone> (aufgerufen am 25.11.2025)
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