Motzenrode

Die Lage von Motzenrode im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
6 km nordnordwestlich von Eschwege gelegen
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit einfachem regellosem Grundriss und geringer Siedlungsdichte am rechten Werrazufluss Mühlbach unterhalb des Hohesteins. Kirche in zentraler Lage. Durch das Dorf verläuft in West-Ost-Richtung als Hauptachse die Landesstraße 3403 (Hohesteinstraße), die von Hitzelrode durch Motzenrode und Jestädt zur Bundesstraße 249 führt.
Ersterwähnung
1291
Historische Namensformen
- Macenrode (1291) [Herquet, Urkundenbuch Reichsstadt Mühlhausen, S. 159, Nr. 380]
- Mozcenrode (1371) [HStAM Bestand Urk. 49 Nr. 3147]
- Motenrade (1395) [HStAM Bestand Urk. 115 Nr. 17]
- Mozenrode (1418) [J. Schminke, Das ehemalige Gericht Jestädt, in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde 10 (1865), S. 6-7]
- Motezenrode (1436) [Eckhardt, Rechtsgeschichte der Stadt Eschwege 1, S. 173-178, Nr. 183]
- Motzeroide (1538) [Eckhardt, Rechtsgeschichte der Stadt Eschwege 1, S. 231-234, Nr. 242]
- Motzenrodt (1585) [Der ökonomische Staat, S. 79]
- Mötzenrode (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 10]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1291)
- Dorf (1436)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1928
Älteste Gemarkungskarte
1796/1798
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3572612, 5678334
UTM: 32 U 572509 5676502
WGS84: 51.235282° N, 10.038617° O
Statistik
Ortskennziffer
636007050
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 252, davon 137 Acker (= 54.37 %), 10 Wiesen (= 3.97 %), 88 Holzungen (= 34.92 %)
- 1961 (Hektar): 408, davon 75 Wald (= 18.38 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 20 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1746: 2 Müller, 2 Schneider, 2 Leineweber, 14 Tagelöhner, die ihr Brot in Eschwege und Allendorf verdienen müssen
- 1747: 25 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 167, davon 165 evangelisch (= 98.80 %), 2 katholisch (= 1.20 %)
- 1961: 164, davon 141 evangelisch (= 85.98 %), 22 katholisch (= 13.41 %)
- 1970: 158
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1418: Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, Gericht Jestädt (Lehen der von Boyneburg-Hohenstein)
- 1538: Landgrafschaft Hessen, Niederfürstentum, Zent Bilstein
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederfürstentum, Amt Eschwege, Gericht Boyneburg
- 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen ("adelige Quart"), Amt Eschwege, Gericht Boyneburg
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Eschwege
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Harz-Departement, Distrikt Heiligenstadt, Kanton Allendorf
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
Altkreis
Eschwege
Gemeindeentwicklung
Am 1.4.1972 im Zuge der hessischen Gebietsreform in die Gemeinde Meinhard eingegliedert, deren Ortsteil Motzenrode seitdem ist.
Gericht
Herrschaft
- Das Dorf ist 1451 zu 6/8 mit dem Gericht Lehen der von Dörnberg. Zudem besaßen die von Welden und von Hundelshausen je 1/8. Nachdem die von Eschwege schon dortige Güter zu Lehen getragen hatten (Rev. 1455-86), reversierten sie sich 1490 wegen Motzenrode mit Gericht, Recht und allem Zubehör. Gemäß Schmincke (Das Gericht Jestädt, ZHG 10, 36-38) erwarben die von Boyneburg genannt Hohenstein, 1498 die Besitzungen der von Eschwege. Sie verbinden diese mit ihrem bisherigen braunschweigischen Lehenbesitz. Deswegen gehört Motzenrode 1585 zum Gericht Boyneburg.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- vgl. Herrschaft
- Kunemund Esilskopf verkauft 1371 Berld von Nethern vier Malter Korngulde Eschweger Maaß jährlicher Gülte von seinem Gute zu Mozcenrode und Betelsdorf. 1395 verkaufen Olf von Wildugen und seine Schwester Margareta ihre Zinsen und Renten zu Motzenrode und Bettelsdorf an Reinhard von Netra und seine Ehefrau Bertrad.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Kleiner Bruchsteinsaalbau mit Krüppelwalmdach nach Zerstörung 1646 wiederhergestellt, 1701/1717 und 1822 renoviert
Pfarrzugehörigkeit
1585, 1746, 1872 und 1994 Filial von Jestädt
Patronat
Patrone von Jestädt sind die von Boyneburg
Klöster
- 1291 wird in einem Vertrag zwischen dem Eisenacher und dem erst fünf Jahre zuvor gegründeten Mühlhäuser Predigerkonvent festgehalten, dass es dem ersteren untersagt ist, über die Werra zwischen Treffurt und Allendorf hinaus in Richtung Mühlhausen vorzurücken. Unter weiteren genannten Orten befindet sich Motzenrode.
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mühlen
Vgl. Untermühle Am östlichen Ortsausgang von Motzenrode befand sich die Obermühle, die vom Wasser des Mühlbaches über ein oberschächtiges Wasserrad betrieben wurde. 1746 als Obermühle bezeichnet, wird sie bis in die 1930er Jahre betrieben.
Nachweise
Literatur
- 700 Jahre Motzenrode 1291-1991
- Diehl, Adelsherrschaft im Werraraum, S. 110-111
- Kollmann, Von Wind und Wasser gedreht, Teil 36, Motzenrode
- Scholz, Wasser- und Windmühlen Werra-Meißner-Kreis, S. 83
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 337
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis 1, S. 217-221
- Karl G. Bruchmann, Kreis Eschwege, S. 53, 74
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Motzenrode, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/6482_motzenrode> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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