Grebendorf

Die Lage von Grebendorf im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
2,5 km nördlich von Eschwege
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regelhaften Grundrissmerkmalen, geringer Siedlungsdichte und zahlreichen Hofanlagen nördlich der Werra am Südrand des Meinhard, dicht an der heutigen Landesgrenze zum Freistaat Thüringen. Durch den Ort führen zwei Parallelstraßen (Kirch- und Sandstraße) in N-S Richtung und treffen vor dem Anger im Süden zusammen. Schloss im Ortsmittelpunkt, Kirche am Nordwestrand. Jüngere Siedlungsausdehnung im Norden. Im Süden verläuft die von Eschwege über Treffurt nach Eisenach führende Mühlhauser Straße (B 249). Bahnhof Haltepunkt der Eisenbahnlinie Eschwege/Niederhone – Leinefelde ("Kanonenbahn I") (Inbetriebnahme der Strecke 15.5.1875, Einstellung des Betriebs 30.5.1981).
Ersterwähnung
1262
Siedlungsentwicklung
1424 heißt es, das Dorf liege wüst und somit auch keine Gottesdienste abgehalten würden.
Historische Namensformen
- Grevendorph, de (1262) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 348, Nr. 891]
- Grefendorf (1291) [Herquet, Urkundenbuch Reichsstadt Mühlhausen, S. 159, Nr. 380]
- Grebendorf , in (1301) [Landgrafen-Regesten online Nr. 431]
- Grebendorf (1308) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 180, Nr. 488]
- Grebindorf, in (1328) [Landgrafen-Regesten online Nr. 3508]
- Gravendorf (1329) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 192-193, Nr. 518]
- Grebindorf (1330) [HStAM Bestand Urk. 28 Nr. 156]
- Grebindorf, in, zcu (um 1376) [Vogtherr, Ältestes Lehnbuch der Landgrafschaft Hessen, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 37 (1987), S. 25-71, hier S. 64 (Register)]
- Grebendorff(e) (1437) [Eckhardt, Rechtsgeschichte der Stadt Eschwege 2, S. 383-390, Nr. 9]
- Grebindorff (1494) [Eckhardt, Rechtsgeschichte der Stadt Eschwege 1, S. 217-218, Nr. 225]
- Grebendorff (1585) [Der ökonomische Staat, S. 79]
- Grebendorf (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 10]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1291)
- wüst (1424) [HStAM Bestand Urk. 28 Nr. 343]
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Badestal
- Braunrode
- Erginsdorf
- Grebendorf, Herrenhaus
- Lichterode
- Meinhardsruh
- Nentilsdorf
- Reistrode
- Siechenhof
- Grebendorf, Herrenhaus (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Burgen und Befestigungen
Umlegung der Flur
1892
Älteste Gemarkungskarte
1745
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3574573, 5675138
UTM: 32 U 574469 5673307
WGS84: 51.206307° N, 10.066026° O
Statistik
Ortskennziffer
636007020
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 757, davon 357 Acker (= 47.16 %), 62 Wiesen (= 8.19 %), 232 Holzungen (= 30.65 %)
- 1961 (Hektar): 758, davon 208 Wald (= 27.44 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 52 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 74 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1770: 7 Ackerleute, die zugleich Leineweberei betreiben, 16 Leineweber und Tagelöhner, 2 Schmiede, 2 Schneider, 1 Tabakfabrikant, 1 Wagner, 1 Wirt, 9 Ziegelbrenner,
- 1885: 718, davon 698 evangelisch (= 97.21 %), 20 katholisch (= 2.79 %)
- 1961: 1805, davon 1467 evangelisch (= 81.27 %), 283 katholisch (= 15.68 %)
- 1970: 1949
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 15. Jahrhundert: Landgrafschaft Hessen, Gericht Heydau bzw. Amt/Gericht Eschwege
- 1583: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege
- 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Eschwege
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Harz-Departement, Distrikt Heiligenstadt, Kanton Wanfried
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
Altkreis
Eschwege
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Gemeinde Meinhard zusammengeschlossen, deren Ortsteil und Gemeindeverwaltungssitz Grebendorf seitdem ist.
Gericht
- Die Gerichtsbarkeit im Dorf stand nach einem Weistum von 1494 dem Kloster Heydau allein zu. Allerdings ist 1435 ein Teil des Gerichts hessisches Lehen der von Eschwege (Rev.).
- 1822-1834: Fürstlich Rotenburgisches Justizamt Eschwege
- 1834: Kurfürstliches Justizamt Eschwege I
- 1867: Amtsgericht Eschwege
- 1879: Amtsgericht Eschwege
Herrschaft
- 1301 verkauft Otto von Bilstein seine Lehngüter an Heinrich I., u.a. in Grebendorf. Als hessische Lehnsträger in Grebendorf werden die Brüder Bertold und Ulrich von Harstall, Heinrich Stange und seine Söhne sowie Heinrich Mence genannt.
- Um 1376 werden Mannlehen in Grebendorf von den Landgrafen ausgetan. 1435 belehnt der Landgraf von Hessen die von Eschwege mit ihrem Teil der Gerichtsbarkeit zu Gebendorf.
- Bis zur Reformation reklamiert aber das Kloster Heydau die Ortsherrschaft. Es hat 1494 einem Weistum zufolge die Rechtsprechung an Urban von Eschwege und die Geilfuss ausgegeben. Der Versuch Urbans, sich dauerhaft den Besitz der Gerichtsrechte zu sichern, scheitert am Widerstand des Klosters. Mit der Reformation fällt die Herrschaft unstrittig an die Landgrafen.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1301 besitzen die Brüder Bertold und Ulrich von Harstall Güter in Grebendorf als bilsteinische Lehen.
Heydau, Kloster 1330 überträgt der Ritter Apel von Aue alle Güter zu Grebendorf, die er mit seiner Frau Adelheid innehat, dem Kloster Heydau bei Altenmorschen. 1333 kommt der gesamte Besitz derer von Harstall in Grebendorf einschließlich des Patronatsrechts hinzu, in den 1340er Jahren weiterer Besitz von Einwohnern. Das Kloster ist im Mittelalter der größte Grundherr im Ort und verfügte über einen Klosterhof, welcher 147 Acker Land, 11,5 Acker Wiesen und einen Obstgarten umfasste. An Waldungen gehören in Grebendorf das sogenannte Braunrode und der Fuchsberg dazu, ferner ein Weinberg.Germerode, Kloster 1318 überträgt Landgraf Heinrich II. dem Kloster Germerode eine Hufe in Grebendorf. Das Kloster erwirbt weiteren Besitz 1328 von denen von Harstall und 1347 von denen von Aue. Bei den Übertragungen gibt der Landgraf als Lehnsherr seine Zustimmung.Eschwege, Augustinerkloster 1329 überträgt der Landgraf von Hessen dem Augustinerkloster in Eschwege auf Bitten des Ritter Bertold von Harstal all seine Lehnsrechte an 2 1/2 Acker bei dem Dorf Grebendorf. In der Folge kommen weitere Einnahmen hinzu. Mit der Reformation fallen die geistlichen Güter an den Landesherrn, der sie zum Teil verpfändet.- Zu den Adelsfamilien, die in Grebendorf begütert sind gehören im 14. Jahrhundert die von Harstall, von Aue und von Eschwege.
- 1596 gelangen 4 Hufen des Klosters Heyda zu Grebendorf, die zuvor Hans Pilgrim zu Landsiedelrecht und der landgräfliche Vogt zu Eschwege Hans Mangold gegen Zins innhatten, als hessisches Lehen an die Familie von Keudell, die fortan starken Einfluss auf die Entwicklung des Dorfes nimmt und 1610 ein Herrenhaus errichtet. Über die Gerichtsrechte verfügt jedoch der Landgraf.
- Neben den von Keudell haben die Dieden zum Fürstenstein, die Boyneburger zu Jestädt sowie die Eschwege zur Aue noch 1770 adelige Freigüter in Grebendorf.
Ortsadel
vgl. Herrschaft und Besitz
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Pleban (1262)
- Kirche (1333)
- 1820/21 errichtet J.F. Matthei eine protestantische Querkirche in klassizistisch blockhafter Gestalt, 1991 renoviert
Patrozinien
- Georg (1519)
Pfarrzugehörigkeit
Bereits im Mittelalter eigene Pfarrei, vom 17. Jahrhundert bis 1836 als Vikariat mit dem Diakonat der Neustadt Eschwege verbunden. 1994 Muttergemeinde mit Filialort Neurode.
Patronat
Klöster
- 1291 wird in einem Vertrag zwischen dem Eisenacher und dem erst fünf Jahre zuvor gegründeten Mühlhäuser Predigerkonvent festgehalten, dass es dem ersteren untersagt ist, über die Werra zwischen Treffurt und Allendorf hinaus in Richtung Mühlhausen vorzurücken. Unter weiteren genannten Orten befindet sich Grebendorf.
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Wiese alias Marburg 1553-1600
Von 1527-1553 wurde Grebendorf von dem Eschweger Kaplan Cyriacus Wiese, Vater des Johannes Wiese, versehen.
Kirchliche Mittelbehörden
1262: Mainzisches Archidiakonat Heiligenstadt, Archipresbyterat Niederhone 15. Jahrhundert: Archidiakonat Heiligenstadt Seit der Reformation Pfarrei der Klasse Eschwege
Kultur
Schulen
1770 Schulhaus in der Nähe der Kirche
1910 Volksschule mit zwei Klassen
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mittelpunktfunktion
Seit 1972 ist Grebendorf Hauptort der Gemeinde Meinhard.
In Mittelalter und Frühneuzeit überwiegend Landwirtschaft
Mühlen
Im Ort existiert keine Mühle, die Einwohner mahlen in der herrschaftlichen Mühle in Eschwege
Nachweise
Literatur
- Holger Sturm, Artikel Heydau
- 750 Jahre Grebendorf. 1262-2012
- Ulrike Hanschke, Zwischen "Abriss" und "Invention", S. 118-119
- Holger Sturm, Artikel Heydau, S. 961-962 mit Anm. 61
- K. Kollmann, "Grafen Wigger" und die Grafen von Bilstein, S. 168-169
- Karl G. Bruchmann, Kreis Eschwege, S. 56-57
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 181
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis 1, S. 187 - 200
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 501
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Grebendorf, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/5843_grebendorf> (aufgerufen am 26.11.2025)
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