Gertenbach

Die Lage von Gertenbach im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
5 km nordwestlich von Witzenhausen
Lage und Verkehrslage
Dorf mit lockerer Bebaung am rechten Ufer der Werra, zwischen der Einmündung des Diefen- und des Hubenbachs, unmittelbar an der Landesgrenze zu Niedersachsen. Kirche in erhöhter Spornlage innerhalb eines Rechtecks, das auf zwei Seiten von Gassen begrenzt wird. Darunter lockeres Dorf mit Gassen und Platzbildung durch versetzte Wegekreuzung. Jüngere Siedlungsausdehnung nach Westen und Nordwesten. Im Westen verläuft parallel zur Werra die B 80 die sich am Nordostrand von Gertenbach mit der L 3238 kreutz.
Ersterwähnung
1032
Historische Namensformen
- Gardenebiki, curtem (1032) [Abschrift 15. Jahrhundert MGH Diplomata Könige 4, Konrad II. : Bresslau, S. 236-237, Nr. 177 Digitalisat]
- Gardesbic, curtim in (1093) [Fälschung 12. Jahrhundert UB Mainz 1, S. 289-293, Nr. 385]
- Gardelbic, curtim in (1152) [Fälschung J. Dolle, Papsturkunden in Niedersachsen und Bremen bis 1198, S. 197-202, Nr. 87]
- Gerdebecke, in (1249/71) [Eckhardt, Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Witzenhausen, S. 8-9, Nr. 7]
- Gerdenebeke, in (1276) [Eckhardt, Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Witzenhausen, S. 17, Nr. 18]
- Gerdenebeke, in (1311) [Urkundenbuch des Klosters Mariengarten, S. 109-110, Nr. 120]
- Gherdenebeke, de (1342)
- Gerdenbeche, in (1357) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 87, Nr. 216]
- Gerdenbache (1369) [Landgrafen-Regesten online Nr. 11644]
- Gerdenebeche, zcu (1372)
- Gertenbreche, uus myme dorfe (1384) [HStAM Best. Urk. 13 Nr. 1937]
- Gerdenbeck, zu (1386) [Urkundenbuch des Klosters Mariengarten, S. 206-207, Nr. 247]
- Girtinbech, zu (1399)
- Gerdenbeche, gelegen zcu (1409)
- Gerthenbeche, czu (1417) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 600, Nr. 1497]
- Gertinbeche (1426) [XVIII]
- Gerdenbeche, zcu (1426) [XVIII] [Urkundenbuch des Klosters Mariengarten, S. 224, Nr. 269]
- Gerdenbach, zusehen (1429)
- Gardenbeke, tho (1433) [Urkundenbuch des Klosters Mariengarten, S. 231, Nr. 276]
- Gerdenbeche (1466) [A. Eckhardt, Geschichte der Ämter Ziegenberg und Ludwigstein, in: O. Perst (Hrsg.), Festschrift für Karl August Eckhardt, S. 111-144, hier S. 121]
- Gerdebeck (1580/82)
- Gerdenbeck (1585) [Der ökonomische Staat, S. 86]
- Gerdenbach (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 5]
- Gertenbach (1747) (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
Bezeichnung der Siedlung
- curtis (1032, 1093)
- villa (1276)
- Dorf (1372)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
eingeleitet 1969
Älteste Gemarkungskarte
1781
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3556220, 5694123
UTM: 32 U 556124 5692285
WGS84: 51.379033° N, 9.806425° O
Statistik
Ortskennziffer
636016070
Flächennutzungsstatistik
- 1754: 1138 Acker
- 1885 (Hektar): 328, davon 246 Acker (= 75.00 %), 18 Wiesen (= 5.49 %), 0 Holzungen
- 1961 (Hektar): 327, davon 1 Wald (= 0.31 %)
Einwohnerstatistik
- 1575/85: 51 Hausgesesse
- 1681: 30 Hausgesesse
- 1745: 332 Einwohner
- 1747: 43 Mannschaften mit 50 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
- 1834: 605 Einwohner (bis 1928 die Einwohner von Berlepsch-Ellerode bei Gertenbach mitgezählt)
- 1885: 662, davon 657 evangelisch (= 99.24 %), 3 katholisch (= 0.45 %), 2 Juden (= 0.30 %)
- 1961: 805, davon 665 evangelisch (= 82.61 %), 128 katholisch (= 15.90 %)
- 1970: 871 Einwohner
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1032: Leinegau in der Grafschaft des Grafen Hermann (in pago Lacni in comitatu Herimanni comitis)
- 1466: Landgrafschaft Hessen, Amt Ziegenberg
- Um 1570: Amt Witzenhausen
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Ludwigstein, Adelsdorf (von Berlepsch)
- 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen
- 1747: Amt Witzenhausen
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Witzenhausen
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Witzenhausen
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Leine-Departement, Distrikt Göttingen, Kanton Friedland
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Witzenhausen
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Witzenhausen
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
Altkreis
Witzenhausen
Gemeindeentwicklung
Am 1.1.1974 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingemeindung in die Stadtgemeinde Witzenhausen, deren Stadtteil Gertenbach wurde.
Gericht
- 1374: Gericht von Berlepsch
- 1569 und noch 1747: Niederes und peinliches Gericht von Berlepsch
- 1807: Friedensgericht Friedland
- 1814: Amt Witzenhausen
- 1822: Justizamt Witzenhausen
- 1834: Justizamt Witzenhausen II
- 1837: Justizamt Witzenhausen
- 1867: Amtsgericht Witzenhausen
- 1879: Amtsgericht Witzenhausen
Herrschaft
- 1369 erhalten die von Berlepsch das Erbkämmereramt in Hessen. Der Landgraf belehnt sie u.a mit zwei Fischwaiden zu Gertenbach mit den zugehörigen beiden Höfen und einer Fischwaid zu Ermschwerd mit dem zugehörigen Hof. Ermschwerd und Gertenbach sollen unter landgräflicher Gerichtshoheit stehen.
Hessen, Landgrafen 1372: Landgraf Heinrich verschreibt aus dem landgräflichen Dorf Gertenbach.- 1374: Die von Berlepsch tauschen vom Landgrafen Dorf und Gericht Gertenbach als Burg- und Mannlehen gegen Hundelshausen.
Mariengarten, Kloster 1386: Hans von Berlepsch schenkt dem Kloster Mariengarten 2 1/2 Hufen zu Gertenbach.- 1470: Landgraf Ludwig belehnt die von Berlepsch mit Dorf, Gericht und Rechten zu Gertenbach; folgend Reverse bis 1824.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Paderborn, Stift 1032: König Konrad II. schenkt Hof Gertenbach dem Stift Paderborn.- 1093: Heinrich von Northeim besitz Gertenbach.
Bursfelde, Kloster 1249/71: ein Ritter Friedrich läßt dem Kloster Bursfelde Güter zu Gertenbach auf.- 1409 und 1426: Die Gebrüder von Stern im Besitz plessischen Lehens zu Gertenbach.
Mariengarten, Kloster 1426: Kloster Mariengarten ertauscht den halben Zehnten zu Gertenbach von Hans von Atzenhausen.
Zehntverhältnisse
1479: Phil. von Berlepsch hat den halben (Casselmannschen) Zehnten des Kloster Mariengarten zu Gertenbach an sich gebracht.
Ortsadel
1323 und 1345
Kirche und Religion
Ortskirchen
- plebanus (1357)
- 1888/89 neugotische Kirche mit gotischen Chorturm und Taufstein mit reichem Maßwerk von 1513.
- Vor Gertenbach lag die dem heiligen Nikolaus geweihte Hülfenskirche, wahrscheinlich Wallfahrtskirche.
Patrozinien
- Johannes
Pfarrzugehörigkeit
1569: von Ziegenhagen aus versehen Um 1570: Filiale Albshausen, noch 1872 1622: Pfarrer von Gertenbach wohnt in Witzenhausen; Filiale sind Albshausen und die Kapelle auf dem Schloss Berlepsch. 1747, 1872 und 1994: Filiale Albshausen, eingepfarrt Haus Berlepsch und Hof Hübenthal, 1984 wird die aufgelöste Kirchengemeinde Ziegenhagen als Vikariatsgemeinde eingepfarrt.
Patronat
Schon vor 1374: von Berlepsch
1623: Hessen-Rotenburg
1723: von Berlepsch bestreiten dem Landgrafen den Patronat
1745: Hessen-Rheinfels Patron
1780: Hessen-Rotenburg
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation vermutlich um 1527. Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Johann Hober 1575-1583, 1569-1575 durch Pfarrer Heinrich Winter aus Ziegenhagen versehen.
Kirchliche Mittelbehörden
Archpresbytariat Sieboldshausen Archdiakonat Nörten 1585: Superintendentur Rotenburg-Allendorf 1780 und 1872: Klasse Witzenhausen 1923 und heute: Kirchenkreis Witzenhausen
Kultur
Schulen
1910 Volksschule mit zwei Klassen
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mühlen
Obermühle in der Ledergasse mit dem Wasser des Dieffenbaches über ein oberschlächtiges Wasserrad betrieben. 1947 Einsatz einer Turbine, die 1960 ausgebaut wird.
Untermühle am Westrand des Dorfes mit dem Wasser des Hübenbaches über ein oberschlächtiges Wasserrad bis um 1930 betrieben, dann Abbau der Gebäude.
Nachweise
Quellen
Cal. Or. 100 Mariengarten Nr. 32, 104f., 128, 198, 212, 216, 232
Cal. Br. 1 k Friedland 40, alle Staatsarchiv Hannover
Kopiar Mariengarten Nr. 130, 154, 273 f. 276, 278, Landesbibliothek Hannover
Literatur
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Gertenbach, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/5795_gertenbach> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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