Frieda

Dorf · 168 m über NN  
Gemeinde
Meinhard
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Dorf

Lagebezug

5 km ostnordöstlich von Eschwege gelegen

Lage und Verkehrslage

Geschlossenes Dorf mit regelhaftem Grundriss und geringer Siedlungsdichte am gleichnamigen von Norden kommenden Werrazufluss, im Osten des Eschweger Beckens und am südlichen Rand des Eichsfeldes. Hauptachse der Siedlung ist die von Eschwege über Treffurt nach Eisenach führende und in Frieda rechtswinklig nach Norden abknickende Leipziger Straße (B 249, heute südliche Ortsumgehung) mit Kirche an zentraler Stelle. Älterer Siedlungskern mit abgebrochener Kirche weiter südlich unmittelbar an der Furt über die Werra. Jüngere Wohnsiedlung nördlich an der Frieda im Bereich eines Gewerbeunternehmens. Die L 3467 führt nach Norden ins Eichsfeld. Bahnhof der Eisenbahnlinie Meinhard/Schwebda – Treffurt ("Werratalbahn II") (Inbetriebnahme der Strecke 1.5.1902) (Strecke zwischen 1945 und 1958 stillgelegt).

Ersterwähnung

974

Siedlungsentwicklung

Im 15. Jahrhundert wird Frieda zeitweise als Wüstung bezeichnet.

Historische Namensformen

Bezeichnung der Siedlung

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Umlegung der Flur

1909

Älteste Gemarkungskarte

1750

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3578850, 5673470
UTM: 32 U 578745 5671640
WGS84: 51.190743° N, 10.126848° O

Statistik

Ortskennziffer

636007010

Flächennutzungsstatistik

  • 1885 (Hektar): 562, davon 270 Acker (= 48.04 %), 37 Wiesen (= 6.58 %), 270 Holzungen (= 48.04 %)
  • 1961 (Hektar): 562, davon 172 Wald (= 30.60 %)

Einwohnerstatistik

  • 1585: 68 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
  • 1747: 79 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
  • 1748: 16 Leinenweber, 8 Schneider, 1 Schuhmacher, 1 Raschmacher, 4 Schmiede, 1 Wagner, 2 Zimmerleute, 1 Sattler, 2 Schreiner, 3 Weißbinder, 2 Metzger, 1 Schaaffmeister, 1 Brandweinbrenner, 4 Müller, 1 Pachtmüller und 20 Tagelöhner
  • 1831: 7 Bauernhöfe nachgewiesen
  • 1885: 769, davon 766 evangelisch (= 99.61 %), 3 katholisch (= 0.39 %)
  • 1961: 974, davon 835 evangelisch (= 85.73 %), 130 katholisch (= 13.35 %)
  • 1970: 1126 Einwohner

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • 974: Land Thüringen, Germaramark in der Grafschaft des Grafen Wigger (in regione Turingia in Germarene marcha et in comitatu Vuiggeri comitis)
  • 1306: Landgrafschaft Hessen
  • 1358: Kurfürstentum Mainz, Amt Bischofstein
  • 1469: Landgrafschaft Hessen, Zent Eschwege
  • 1583: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen Amt Eschwege
  • 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Eschwege
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Harz-Departement, Distrikt Heiligenstadt, Kanton Wanfried
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis

Altkreis

Eschwege

Gemeindeentwicklung

Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Gemeinde Meinhard zusammengeschlossen, deren Ortsteil Frieda seitdem ist.

Gericht

  • 1834: Justizamt Eschwege I
  • 1837: Kurfürstliches Justizamt Wanfried
  • 1867: Amtsgericht Wanfried
  • 1879: Amtsgericht Wanfried
  • 1932: Amtsgericht Eschwege

Herrschaft

  • Kaiser Otto II. schenkt 974 seiner Gemahlin Theophanu Burgen und Höfe im Land Thüringen, in der Germaramark und in der Grafschaft des Grafen Wigger gelegen, darunter auch Frieda.
  • Hessen, Landgrafen 1306 überlässt Albrecht, Landgraf zu Thüringen und Pfalzgraf von Sachsen dem Landgraf Heinrich u.a. die "Lehenschaft" zu Wanfried und Frieda. Vom 14. bis zum Ende des 16. Jahrhunderts ist die Herrschaft über den Ort zwischen dem Kurfürstentum Mainz und den Landgrafen von Hessen umstritten. 1583 kommt es im Rahmen des Merlauer Vertrags zwischen Mainz und Hessen zum Tausch, in dessen Kontext Frieda an Hessen fällt und dem Amt Eschwege zugeteilt wird.
  • Aus Mainzer Sicht gehört das Dorf zum mainzischen Amt Bischofstein. 1358 gehören zum Schloss Stein im Dorf Frieda 16 Huben und 16 Höfe. Der Besitzer des Freigutes ist zu den drei Landdingen auf Schloß Stein dingpflichtig.
  • 1363 sind Klagen wegen Übergriffen der Parteien und ihrer Lehnsleute überliefert. Teile von Frieda sind seit 1444 hessisches Lehen der von Boyneburg-Hohenstein. Sie haben 1585 nur 21 von 68 Hausgessenen, 1748 13 von 57. Die Landgrafen haben 1748 auch über die boyneburgischen Untertanen die peinlich Gerichtsbarkeit.

Kirche und Religion

Ortskirchen

  • Pfarrer (1363)
  • rector parochialis (1487) [HStAM Bestand Urk. 13 Nr. 1757]
  • Über die Gestalt der älteren Kirche ist wenig bekannt, zwischenzeitlich ist sie nicht verzeichnet. 1862 entsteht an anderer Stelle ein romanisierender Saalbau mit hohem Turm, 1955 renoviert

Patrozinien

  • Petrus; Paulus (1487)

Pfarrzugehörigkeit

Frieda war nach der Reformation wechselnd mit verschiedenen Pfarreien verbunden, namentlich mit Schwebda und Grebendorf. 1623 und 1701 - 1778 besitzt es einen eigenen Pfarrer. Seit 1824 ist es Vikariat von Schwebda, so 1872 und 1994

Patronat

Das Pfarrpatronat besitzen bis 1792 die von Boyneburg-Hohenstein als hessisches Lehen.

Klöster

  • 1291 wird in einem Vertrag zwischen dem Eisenacher und dem erst fünf Jahre zuvor gegründeten Mühlhäuser Predigerkonvent festgehalten, dass es dem ersteren untersagt ist, über die Werra zwischen Treffurt und Allendorf hinaus in Richtung Mühlhausen vorzurücken. Unter weiteren genannten Orten befindet sich Frieda.

Bekenntniswechsel

Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.

Kirchliche Mittelbehörden

16. Jahrhundert: Archidiakonat Heiligenstadt
Frieda gehörte zum Archidiakonat Dorla (Bach, Kurze Geschichte 19).

Kultur

Schulen

1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)

Wirtschaft

Die Landwirtschaft spielte in Frieda im 19. Jahrhundert nur eine untergeordnete Rolle. Dies wird durch die geringe Zahl von sieben Höfen belegt, die für das Jahr 1831 nachgewiesen sind. So war neben Gewerbe und Handwerk die auftragsgebundene Leineweberei die Haupterwerbstätigkeit der ansässigen Bevölkerung. Im Bereich der Topfmühle entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Betrieb zur Herstellung von Wachstuch. Dieser bildet die wirtschaftliche Ausgangsbasis für einen Industriebetrieb, der heute auf dem Gelände angesiedelt ist.

Mühlen

1748 existieren in der Gemarkung von Frieda drei Mühlen, die alle vom gleichnamigen Bach angetrieben wurden. Zwei davon befanden sich innerhalb der Ortsgemarkung, die Topfmühle außerhalb. Die Unter- oder Schlag-Mühle am südlichen Rand (Schlaggasse 11) wird 1337 erwähnt und zahlte ihren Zins an die von Keudel und die Landgrafen. Sie hatte ein unterschlächtiges Wasserrad, das um 1913 durch eine Turbine ersetzt wurde. Der Betrieb wurde 1981 eingestellt. Die Mittelmühle entstand in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und wurde über ein untschlächtiges Wasserrad angetrieben. 1869 wrude der Mahlbetrieb eingestellt und eine Walkmühle und Spinnerei eingerichtet, seit 1890 mit Turbinenbetrieb. 1929 wurde sie nach Brand nicht wieder errichtet. In der Folge zwischenzeitliche Nutzung als Verbandswasserwerk des Werratals.

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Frieda, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/5739_frieda> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/5739