Ermschwerd

Dorf · 138 m über NN  
Gemeinde
Witzenhausen
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Dorf

Lagebezug

3 km nordwestlich von Witzenhausen

Lage und Verkehrslage

Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss am Westufer der Werra, in die der durch Ermschwerd fließende Hungershäuser Bach mündet. Südöstlich Burgberg mit Gut am Fuß, jenseits des Baches Kirche mit Hausstellen im Halbkreis nach der Nordseite. Im Ort trifft T-förmig die von Südwesten kommende L 3401 (Hubenröder Straße) auf die L 3238 (Blickershäuser Straße), jenseits der Werra verläuft die B 80 parallel zur Bahntrasse Kassel-Halle Unterhalb des Ortes bei Punkt 180 ehemals Furt durch die Werra; Flurname: "ufm Griese"

Ersterwähnung

834

Siedlungsentwicklung

1928 erfolgt die Eingemeindung des aufgelösten Gutsbezirks Freudenthal und von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Ziegenberg.

Historische Namensformen

Bezeichnung der Siedlung

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Burgen und Befestigungen

Umlegung der Flur

1958/63; erneut eingeleitet 1966 und 1969

Älteste Gemarkungskarte

1798

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3557049, 5691562
UTM: 32 U 556952 5689725
WGS84: 51.355934° N, 9.81792° O

Statistik

Ortskennziffer

636016060

Flächennutzungsstatistik

  • 1885 (Hektar): 569, davon 416 Acker (= 73.11 %), 76 Wiesen (= 13.36 %), 4 Holzungen (= 0.70 %)
  • 1961 (Hektar): 1104, davon 425 Wald (= 38.50 %)

Einwohnerstatistik

  • 1466: 25 Hausgesesse
  • 1575/85: 56
  • 1681: 45
  • 1745: 385 Einwohner
  • 1747: 72 Mannschaften mit 77 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
  • 1885: 389, davon 334 evangelisch (= 85.86 %), 0 katholisch, 55 andere Christen (= 14.14 %)
  • 1925: 658 (649 evangelisch, 1 römisch-katholisch)
  • 1961: 895, davon 754 evangelisch (= 84.25 %), 122 katholisch (= 13.63 %)
  • 1970: 882 Einwohner

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • 1456 und 1466: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Ziegenberg
  • 1569: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Witzenhausen
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Ludwigstein, Adelsdorf (von Buttlar)
  • 1747: Amt Witzenhausen
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Witzenhausen
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Witzenhausen
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Witzenhausen
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Witzenhausen
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Witzenhausen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis

Altkreis

Witzenhausen

Gemeindeentwicklung

Am 1.1.1974 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingemeindung in die Stadtgemeinde Witzenhausen, deren Stadtteil Ermschwerd wurde.

Gericht

  • 1369: Gericht und Vogtei Ermschwerd
  • 1456: Landgräfliches Gericht Ziegenberg
  • 1569: Gericht von Buttlar
  • 1747: Niederes Gericht von Berlepsch und von Buttlar, peinliches Gericht von Buttlar
  • 1807: Friedensgericht Witzenhausen
  • 1814: Amt Witzenhausen
  • 1822:Justizamt Witzenhausen
  • 1834: Justizamt Witzenhausen II
  • 1837: Justizamt Witzenhausen
  • 1867: Amtsgericht Witzenhausen
  • 1879: Amtsgericht Witzenhausen
  • Ummauerter Gerichtsplatz unter Linden mit Gerichtsstein, Vorder- u. Rückseite gleicharmige Kreuze

Herrschaft

  • Fulda, Kloster 833/34: Adaiger schenkt Besitz zu Ermschwerd an Kloster Fulda.
  • (1015-1050) werden für Fulda zu Ermschwerd 20 Halbfreie, 70 Huben, 20 Kolonen, 30 Knechte und 56 Hofhörige genannt.
  • 1329 haben die Gebrüder von Rusteberg das 1/2 Dorf Ermschwerd von Fulda zu Lehen.
  • Hessen, Landgrafen1369: Landgraf Heinrich von Hessen veräußert Besitz, Gericht und Vogtei zu Ermschwerd an die von Heiligenstadt; landgräfliche Bauern genannt.
  • 1372: Landgraf Heinrich versetzt Gülte zu Ermschwerd, um 1376 erhält Johann Schoichehase Güter mit Zubehör in Ermschwerd zu Lehen.
  • 1374: Die von Bischoffshausen erhalten von den Landgrafen Heinrich und Hermann den Rodehafer zu Ermschwerd und die Lösbarkeit des dortigen landgräflichen Vorwerks.
  • 1376: Hans von Berlepsch mit 1/4 Ermschwerd als fuldisches Lehen belehnt.
  • 1402: Simon Rost trägt dem Landgraf Hermann 2 Hufen zu Ermschwerd als Lehen auf.
  • 1406: Heinrich von Bodenhausen erhält von Landgraf Hermann mit Schloss Berlepsch einen Hof zu Ermschwerd.
  • 1414: Simon Rost trägt dem Landgraf 3 Hufen und 5 Höfe zu Ermschwerd als Lehen auf; Landgraf Ludwig belehnt Hermann von Heiligenstadt mit einem Hof zu Ermschwerd.
  • Hessen, Landgrafen 1429 und 1430: weitere landgräfliche Belehnungen zu Ermschwerd
  • Witzenhausen, Wilhelmitenkloster1449: Güter zu Ermschwerd (Vorwerk, Sedelhob, Cothob) mit Freiheiten und Satzungen der Herrschaft Hessen an Wilhelmitenkloster Witzenhausen verkauft
  • 1456 hat der Landgraf von Hessen Gericht, Gebot, Verbot und Dienst inne.
  • 1467: Landgraf Ludwig belehnt Heinrich von Bodenhausen mit einem freien Hof zu Ermschwerd.
  • 1474: Landgraf Heinrich belehnt Kurt Burkhard, Begründer zu Witzenhausen, mit Hube und Hof zu Ermschwerd.
  • 1494: Landgraf Hermann belehnt den aus einer fuldischen Adelsfamilie stammenden Georg von Buttlar mit dem Vorwerk zu Ermschwerd. Lehnreverse 1513-1822. Das Vorwerk gehörte zur Burg Ziegenberg. Die Belehnung umfasste auch das Patronat zu Ermschwerd. Die von Buttlar haben die Dorfherrschaft inne, ein Zweig der Familie benennt sich seit der Mitte des 16. Jahrhunderts nach Ermschwerd, der andere nach Ziegenberg.
  • Witzenhausen, Wilhelmitenkloster1520 und noch 1533: Vorwerk des Wilhelmitenklosters Witzenhausen zu Ermschwerd genannt; Landgraf Philipp belehnt damit Kraft von Bodenhausen.
  • 1551: Landgraf Philipp belehnt die von Berlepsch mit 5 Huben zu Ermschwerd.
  • 1642: Landgräfin Amalie Elisabeth belehnt die von Bodenhausen mit dem Vorwerk Ermschwerd.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer

  • Hilwartshausen, Kloster 1294: Heinrich von Hanstein übergibt dem Kloster Hilwartshausen 2 Hufen zu Ermschwerd, Erzbischof Gerhard von Mainz bestätigt 1 Hufe.
  • 1338: Heinrich von Hundelshausen verkauft 1/4 seiner Hofraite zu Ermschwerd an Hermann von Blikershausen, das zuvor Hildebrand von Bursfelde innehatte.
  • 1340: Konrad von Höxter verkauft seine Hälfte einer Hofraite zu Ermschwerd an Hermann von Blickershausen.
  • 1350: Die von Berlepsch auf Ziegenberg kaufen von den Herren von Hanstein Dorf Ermschwerd, das von Fulda zu Lehen ging.
  • 1369: Genannt Sedelhob, Steynhob, Hof bei dem Stege, Hof gegenüber der Pfarre, Hof des Hartmud von Heiligenstadt, Priester
  • Witzenhausen, Wilhelmitenklosters 1370: Höfe des Heinrich Münzer und des Wilhelmitenklosters Witzenhausen
  • 1449: Sedelhob, Cothob, Vorwerk des Priesters Hermann von Heiligenstadt

Zehntverhältnisse

Zwischen 869 und 891: Fuldische Zehntrechte zu Ermschwerd
1331: Der Zehnte zu Ermschwerd ist in Verfügung der Familie Balhorn.
1555: Die von Kerstlingerode belehnen die von Buttlar mit dem Zehnten zu Ermschwerd.

Ortsadel

1247, 1270

Kirche und Religion

Ortskirchen

  • parochianus venerabilis clericus de E. (um 1100). Nicht unbedingt Pfarrer in Ermschwerd
  • plebanus (1247)
  • sacerdos (1249/71)
  • Pfarrhof (1369)
  • plebanus, rector parrochialis ecclesiae und viceplebanus (1376)
  • Plebane und Viceplebane (1406)
  • rector divinarum (1452)
  • Kirche mit romanisch querrechteckigem Chorturm im Kern aus dem 13. Jahrhundert, Schiff nach Abbruch des älteren aus dem 17. Jahrhundert1965/66 neu errichtet

Patrozinien

  • Katharina (1456)

Pfarrzugehörigkeit

1385: Pfarrer zu Ermschwerd führt Vikar des Nikolaus-Altars in der Stadtkirche zu Witzenhausen ein, 1406 und 1452 den von Kleinalmerode
Um 1570: Pfarrei mit Filiale Hubenrode
1611: Pfarrei Ermschwerd hat Zehnten im Eschershäuser Tal inne ( Eschershausen)
1670: Pfarrei mit Vikariat Dohrenbach
1745: Mutterkirche mit Filiale Blickershausen und Hubenrode
1747: desgleichen, eingepfarrt ist Hof (Freuden-) Thal
1780: Mutterkirche mit Filiale Blickershausen und Hubenrode, eingepfarrt Stiedenrode und Freudenthal
1872: desgleichen, dazu eingepfarrt Bachmühle
1925: Ermschwerd mit Filiale Blickershausen und Hubenrode, eingepfarrt Freudenthal und Stiedenrode
1994 ist Ermschwerd Mutterpfarrei mit den Filialen Blickershauen und Hubenrode

Patronat

Fulda, Kloster 1350: Kirchlehen zu Ermschwerd, zuvor fuldisches Lehen, von den von Hanstein an die von Berlepsch verkauft
1494: Die von Buttlar erhalten von Landgraf Hermann die Leihe der Kirche Ermschwerd.
Hessen, Landgrafen Folgend von Buttlar Patron, seit 1813: von Buttlar und Hessen je zur Hälfte

Bekenntniswechsel

Erster evangelischer Pfarrer: Cordt Geilfuß ca. 1520-29(38?), unbekannt, seit wann evangelisch

Kirchliche Mittelbehörden

Archpresbytariat unbekannt (vielleicht Witzenhausen) Archdiakonat Heiligenstadt 1585: Superintendentur Rotenburg-Allendorf 1608 und 1872: Klasse Witzenhausen 1923 und heute: Kirchenkreis Witzenhausen

Kultur

Schulen

1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)

Historische Ereignisse

1022: Hofgerichtstag Kaiser Heinrich II. Ausgleich zwischen Meinwerk von Paderborn und den Erben des Graf Dodico von Warburg

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion

1022 findet in Ermschwerd ein Gerichtstag unter Vorsitz Kaiser Heinrichs II. statt.

Mühlen

Bachmühle Die Ober- oder Dorfmühle am Westrand von Ermschwerd wurde über ein oberschlächtiges Wasserrad mit dem Wasser des Hungershäuser Baches bis 1935 betrieben. Die Anlagen wurden nach Einstellung des Betriebs 1937 beseitigt

Nachweise

Quellen

Kopb. B 6 fol. 59 Nr. 591 Landesbibliothek Fulda
Cal. Or. 100 Mariengarten Nr. 26.
Kopiar Mariengarten fol. 79V Nr. 124 Landesbibliothek Hannover

Literatur

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Ermschwerd, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/5625_ermschwerd> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/5625