Ermschwerd

Die Lage von Ermschwerd im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
3 km nordwestlich von Witzenhausen
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss am Westufer der Werra, in die der durch Ermschwerd fließende Hungershäuser Bach mündet. Südöstlich Burgberg mit Gut am Fuß, jenseits des Baches Kirche mit Hausstellen im Halbkreis nach der Nordseite. Im Ort trifft T-förmig die von Südwesten kommende L 3401 (Hubenröder Straße) auf die L 3238 (Blickershäuser Straße), jenseits der Werra verläuft die B 80 parallel zur Bahntrasse Kassel-Halle Unterhalb des Ortes bei Punkt 180 ehemals Furt durch die Werra; Flurname: "ufm Griese"
Ersterwähnung
834
Siedlungsentwicklung
1928 erfolgt die Eingemeindung des aufgelösten Gutsbezirks Freudenthal und von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Ziegenberg.
Historische Namensformen
- Ermunteswerde, in (833/834) [Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 2, fol. 88rb, S. 147 (240)= Dronke, Traditiones, 5. Urbare Cap. 46]
- Ermunteswert (2. Hälfte 9. Jahrhundert) [Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 2, fol. 148v, S. 285 (240)= Dronke, Traditiones, Cap. 38 Nr. 240]
- Ermenneswerethe, in (1022) [RI II,4 n. 2031a; Die deutschen Königspfalzen, Band 1, Lfg. 1, S. 92]
- Ermeneswerde, in (1015-1050) [Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 2, fol. 140r, S. 265 (60)= Dronke, Traditiones, Cap. 43, Nr. 60]
- Ermeneswerde, de (um 1100) [Dronke, Codex diplomaticus Fuldensis, S. 462, Nr. 16; zur Datierung Die deutschen Königspfalzen, Band 1, Lfg. 1, S. 93]
- Hermensverde (1247) [Eckhardt, Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Witzenhausen, S. 7-8, Nr. 6]
- Ermessvert, in (1249/71) [Eckhardt, Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Witzenhausen, S. 8-9, Nr. 7]
- Ermenswerde, de (1270) [XVIII]
- Ermenswerde, in (1276) [Urkundenbuch des Klosters Mariengarten, S. 54-55, Nr. 36]
- Eremensvert, de (1297) [Urkundenbuch Stift Hilwartshausen, S. 95, Nr. 100 = Eckhardt, Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Witzenhausen, S. 19, Nr. 22]
- Ermeswerde, boven (1265/1308) [15. Jahrhundert Landgrafen-Regesten online Nr. 104]
- Hermanswirt (1329)
- Ermensverde, in villa et campis (1331) [HStAM Best. Urk. 13 Nr. 1428]
- Hermenswerde (1376) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 48, Nr. 100]
- Ermanswerde, zu (um 1376) [Vogtherr, Ältestes Lehnbuch der Landgrafschaft Hessen, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 37 (1987), S. 25-71, hier S. 57 (187)]
- Ermeswerde (1456) [K. A. Eckhardt, Ziegenberger Salbuch 1456, S. 34]
- Ernschwert, zu (1466) [Abschrift Urkundenbuch des Klosters Mariengarten, S. 255-256, Nr. 296]
- Ermsworde (1466) [A. Eckhardt, Geschichte der Ämter Ziegenberg und Ludwigstein, in: O. Perst (Hrsg.), Festschrift für Karl August Eckhardt, S. 111-144, hier S. 113]
- Ermeßwerde, das dorff (1533)
- Ermeschwert, zu (1533)
- Armeswarde (1555)
- Ermßwerdt, von (1561)
- Ermeswerde (1585) [Der ökonomische Staat, S. 86]
- Ermeswerth (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 5]
- Ermschwerd (1747) (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1294) [Urkundenbuch Stift Hilwartshausen, S. 89-90, Nr. 91]
- Dorf (1350, 1456, 1466)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Bachmühle
- Ermschwerd
- Freudenthal
- Stiedenrode
- Ermschwerd (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
- Ermschwerd, Schloss (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
- Freudenthal, Gut (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Burgen und Befestigungen
Umlegung der Flur
1958/63; erneut eingeleitet 1966 und 1969
Älteste Gemarkungskarte
1798
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3557049, 5691562
UTM: 32 U 556952 5689725
WGS84: 51.355934° N, 9.81792° O
Statistik
Ortskennziffer
636016060
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 569, davon 416 Acker (= 73.11 %), 76 Wiesen (= 13.36 %), 4 Holzungen (= 0.70 %)
- 1961 (Hektar): 1104, davon 425 Wald (= 38.50 %)
Einwohnerstatistik
- 1466: 25 Hausgesesse
- 1575/85: 56
- 1681: 45
- 1745: 385 Einwohner
- 1747: 72 Mannschaften mit 77 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
- 1885: 389, davon 334 evangelisch (= 85.86 %), 0 katholisch, 55 andere Christen (= 14.14 %)
- 1925: 658 (649 evangelisch, 1 römisch-katholisch)
- 1961: 895, davon 754 evangelisch (= 84.25 %), 122 katholisch (= 13.63 %)
- 1970: 882 Einwohner
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1456 und 1466: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Ziegenberg
- 1569: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Witzenhausen
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Ludwigstein, Adelsdorf (von Buttlar)
- 1747: Amt Witzenhausen
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Witzenhausen
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Witzenhausen
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Witzenhausen
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Witzenhausen
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Witzenhausen
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
Altkreis
Witzenhausen
Gemeindeentwicklung
Am 1.1.1974 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingemeindung in die Stadtgemeinde Witzenhausen, deren Stadtteil Ermschwerd wurde.
Gericht
- 1369: Gericht und Vogtei Ermschwerd
- 1456: Landgräfliches Gericht Ziegenberg
- 1569: Gericht von Buttlar
- 1747: Niederes Gericht von Berlepsch und von Buttlar, peinliches Gericht von Buttlar
- 1807: Friedensgericht Witzenhausen
- 1814: Amt Witzenhausen
- 1822:Justizamt Witzenhausen
- 1834: Justizamt Witzenhausen II
- 1837: Justizamt Witzenhausen
- 1867: Amtsgericht Witzenhausen
- 1879: Amtsgericht Witzenhausen
- Ummauerter Gerichtsplatz unter Linden mit Gerichtsstein, Vorder- u. Rückseite gleicharmige Kreuze
Herrschaft
Fulda, Kloster 833/34: Adaiger schenkt Besitz zu Ermschwerd an Kloster Fulda.- (1015-1050) werden für Fulda zu Ermschwerd 20 Halbfreie, 70 Huben, 20 Kolonen, 30 Knechte und 56 Hofhörige genannt.
- 1329 haben die Gebrüder von Rusteberg das 1/2 Dorf Ermschwerd von Fulda zu Lehen.
Hessen, Landgrafen 1369: Landgraf Heinrich von Hessen veräußert Besitz, Gericht und Vogtei zu Ermschwerd an die von Heiligenstadt; landgräfliche Bauern genannt.- 1372: Landgraf Heinrich versetzt Gülte zu Ermschwerd, um 1376 erhält Johann Schoichehase Güter mit Zubehör in Ermschwerd zu Lehen.
- 1374: Die von Bischoffshausen erhalten von den Landgrafen Heinrich und Hermann den Rodehafer zu Ermschwerd und die Lösbarkeit des dortigen landgräflichen Vorwerks.
- 1376: Hans von Berlepsch mit 1/4 Ermschwerd als fuldisches Lehen belehnt.
- 1402: Simon Rost trägt dem Landgraf Hermann 2 Hufen zu Ermschwerd als Lehen auf.
- 1406: Heinrich von Bodenhausen erhält von Landgraf Hermann mit Schloss Berlepsch einen Hof zu Ermschwerd.
- 1414: Simon Rost trägt dem Landgraf 3 Hufen und 5 Höfe zu Ermschwerd als Lehen auf; Landgraf Ludwig belehnt Hermann von Heiligenstadt mit einem Hof zu Ermschwerd.
Hessen, Landgrafen 1429 und 1430: weitere landgräfliche Belehnungen zu ErmschwerdWitzenhausen, Wilhelmitenkloster 1449: Güter zu Ermschwerd (Vorwerk, Sedelhob, Cothob) mit Freiheiten und Satzungen der Herrschaft Hessen an Wilhelmitenkloster Witzenhausen verkauft- 1456 hat der Landgraf von Hessen Gericht, Gebot, Verbot und Dienst inne.
- 1467: Landgraf Ludwig belehnt Heinrich von Bodenhausen mit einem freien Hof zu Ermschwerd.
- 1474: Landgraf Heinrich belehnt Kurt Burkhard, Begründer zu Witzenhausen, mit Hube und Hof zu Ermschwerd.
- 1494: Landgraf Hermann belehnt den aus einer fuldischen Adelsfamilie stammenden Georg von Buttlar mit dem Vorwerk zu Ermschwerd. Lehnreverse 1513-1822. Das Vorwerk gehörte zur Burg Ziegenberg. Die Belehnung umfasste auch das Patronat zu Ermschwerd. Die von Buttlar haben die Dorfherrschaft inne, ein Zweig der Familie benennt sich seit der Mitte des 16. Jahrhunderts nach Ermschwerd, der andere nach Ziegenberg.
Witzenhausen, Wilhelmitenkloster 1520 und noch 1533: Vorwerk des Wilhelmitenklosters Witzenhausen zu Ermschwerd genannt; Landgraf Philipp belehnt damit Kraft von Bodenhausen.- 1551: Landgraf Philipp belehnt die von Berlepsch mit 5 Huben zu Ermschwerd.
- 1642: Landgräfin Amalie Elisabeth belehnt die von Bodenhausen mit dem Vorwerk Ermschwerd.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Hilwartshausen, Kloster 1294: Heinrich von Hanstein übergibt dem Kloster Hilwartshausen 2 Hufen zu Ermschwerd, Erzbischof Gerhard von Mainz bestätigt 1 Hufe.- 1338: Heinrich von Hundelshausen verkauft 1/4 seiner Hofraite zu Ermschwerd an Hermann von Blikershausen, das zuvor Hildebrand von Bursfelde innehatte.
- 1340: Konrad von Höxter verkauft seine Hälfte einer Hofraite zu Ermschwerd an Hermann von Blickershausen.
- 1350: Die von Berlepsch auf Ziegenberg kaufen von den Herren von Hanstein Dorf Ermschwerd, das von Fulda zu Lehen ging.
- 1369: Genannt Sedelhob, Steynhob, Hof bei dem Stege, Hof gegenüber der Pfarre, Hof des Hartmud von Heiligenstadt, Priester
Witzenhausen, Wilhelmitenklosters 1370: Höfe des Heinrich Münzer und des Wilhelmitenklosters Witzenhausen- 1449: Sedelhob, Cothob, Vorwerk des Priesters Hermann von Heiligenstadt
Zehntverhältnisse
Zwischen 869 und 891: Fuldische Zehntrechte zu Ermschwerd
1331: Der Zehnte zu Ermschwerd ist in Verfügung der Familie Balhorn.
1555: Die von Kerstlingerode belehnen die von Buttlar mit dem Zehnten zu Ermschwerd.
Ortsadel
1247, 1270
Kirche und Religion
Ortskirchen
- parochianus venerabilis clericus de E. (um 1100). Nicht unbedingt Pfarrer in Ermschwerd
- plebanus (1247)
- sacerdos (1249/71)
- Pfarrhof (1369)
- plebanus, rector parrochialis ecclesiae und viceplebanus (1376)
- Plebane und Viceplebane (1406)
- rector divinarum (1452)
- Kirche mit romanisch querrechteckigem Chorturm im Kern aus dem 13. Jahrhundert, Schiff nach Abbruch des älteren aus dem 17. Jahrhundert1965/66 neu errichtet
Patrozinien
- Katharina (1456)
Pfarrzugehörigkeit
1385: Pfarrer zu Ermschwerd führt Vikar des Nikolaus-Altars in der Stadtkirche zu Witzenhausen ein, 1406 und 1452 den von Kleinalmerode
Um 1570: Pfarrei mit Filiale Hubenrode
1611: Pfarrei Ermschwerd hat Zehnten im Eschershäuser Tal inne ( Eschershausen)
1670: Pfarrei mit Vikariat Dohrenbach
1745: Mutterkirche mit Filiale Blickershausen und Hubenrode
1747: desgleichen, eingepfarrt ist Hof (Freuden-) Thal
1780: Mutterkirche mit Filiale Blickershausen und Hubenrode, eingepfarrt Stiedenrode und Freudenthal
1872: desgleichen, dazu eingepfarrt Bachmühle
1925: Ermschwerd mit Filiale Blickershausen und Hubenrode, eingepfarrt Freudenthal und Stiedenrode
1994 ist Ermschwerd Mutterpfarrei mit den Filialen Blickershauen und Hubenrode
Patronat
1494: Die von Buttlar erhalten von Landgraf Hermann die Leihe der Kirche Ermschwerd.
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Cordt Geilfuß ca. 1520-29(38?), unbekannt, seit wann evangelisch
Kirchliche Mittelbehörden
Archpresbytariat unbekannt (vielleicht Witzenhausen) Archdiakonat Heiligenstadt 1585: Superintendentur Rotenburg-Allendorf 1608 und 1872: Klasse Witzenhausen 1923 und heute: Kirchenkreis Witzenhausen
Kultur
Schulen
1910 Volksschule mit zwei Klassen
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Historische Ereignisse
1022: Hofgerichtstag Kaiser Heinrich II. Ausgleich zwischen Meinwerk von Paderborn und den Erben des Graf Dodico von Warburg
Wirtschaft
Mittelpunktfunktion
1022 findet in Ermschwerd ein Gerichtstag unter Vorsitz Kaiser Heinrichs II. statt.
Mühlen
Nachweise
Quellen
Kopb. B 6 fol. 59 Nr. 591 Landesbibliothek Fulda
Cal. Or. 100 Mariengarten Nr. 26.
Kopiar Mariengarten fol. 79V Nr. 124 Landesbibliothek Hannover
Literatur
- Gockel, Die urkundliche Überlieferung des Klosters Fulda zu Thüringen in der Karolingerzeit, S. 234 (Register)
- Wunder, Adel im Hessen des 18. Jahrhunderts, S. 123-125
- Die deutschen Königspfalzen, Band 1, Lfg. 1, S. 83-97
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis, Bd. III: Altkreis Witzenhausen, S. 620-631
- Duch, Ermschwerd und sein Name im frühen Mittelaler, in: Werraland, Nr. 5, 1953
- Scholz, Wasser- und Windmühlen Werra-Meißner-Kreis, S. 154-155
- Eckhardt, Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Witzenhausen
- Heinemeyer, Königsgut, S. 218-236
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 50
- Historisches Ortslexikon Witzenhausen, S. 36 - 38
- K. A. Eckhardt, Ziegenberger Salbuch 1456, S. 34-39
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 494
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Ermschwerd, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/5625_ermschwerd> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/5625