Breitau

Die Lage von Breitau im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
14 km südwestlich von Eschwege
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit einfachem Grundriss und kleinmaßstäblicher Bebauung im Ulfetal. Kirche in erhöhter Lage am Nordostrand. Die Siedlung erstreckt sich östlich der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Nürnberger Straße (heute K 23) entlang eines Hügels. Am westlichen Ortsrand verläuft heute als Umgehungsstraße die B 400.
Ersterwähnung
1260
Historische Namensformen
- Breitowe, de (1260) [Urkunden und Regesten Kloster Cornberg, S. 4, Nr. 4]
- Breydowe, de (1274) [Urkunden und Regesten Kloster Cornberg, S. 8, Nr. 12]
- Breytowe, de (1274) [Urkunden und Regesten Kloster Cornberg, S. 9, Nr. 13]
- Bretowe, de (1296) [Schreibweise nach Reimer HStAM Bestand Urk. 31 Nr. 21]
- Breitov (um 1320) [HStAM Bestand Urk. 14 Nr. 2955]
- Breitowe, in (1331) [Urkunden und Regesten Kloster Cornberg, S. 44, Nr. 67]
- Breitauwe (um 1455) [HStAM Bestand S Nr. 567 a]
- Breytauwe (1480) [Klosterarchive 1: Klöster an der Werra, S. 498, Nr. 1279]
- Breytenauwe (1506) [Bünz, Mainzer Subsidienregister 1506, S. 235, Nr. 2056]
- Brettaw (1585) [Der ökonomische Staat Landgraf Wilhelms IV., S. 90]
- Breittaw (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 13]
Bezeichnung der Siedlung
- Dorf (1340) [HStAM Bestand Urk. 102 Nr. 12]
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Eckhardshausen
- Gangestal
- Melmenkirche
- Staufmühle
- Taubenberg
- Untermühle
- Taubenberg (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Burgen und Befestigungen
Umlegung der Flur
1910
Älteste Gemarkungskarte
1751
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3570181, 5659578
UTM: 32 U 570079 5657754
WGS84: 51.06702° N, 10.000161° O
Statistik
Ortskennziffer
636011030
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 966, davon 508 Acker (= 52.59 %), 51 Wiesen (= 5.28 %), 269 Holzungen (= 27.85 %)
- 1961 (Hektar): 961, davon 311 Wald (= 32.36 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 57 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 51 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
- 1766: 1 Ackermann und Wirt, 7 Leinweber und Tagelöhner, 10 Leineweber und Ackermänner, 3 Schneider, 4 Leineweber, 2 Hufschmiede, 1 Maurer und Leineweber, 3 Tagelöhner, 1 Müller, 2 Ackermänner und Müller, 4 Spinnerinnen, 2 Schafmänner, 1 Ackermann und Salpetergräber
- 1885: 459, davon 458 evangelisch (= 99.78 %), 0 katholisch, 1 Juden (= 0.22 %)
- 1895: 432/7 Einwohner
- 1961: 465, davon 434 evangelisch (= 93.33 %), 29 katholisch (= 6.24 %)
- 1987: 394
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1432: Landgrafschaft Hessen, Gericht Ulfen (HStAM Bestand Urk. 13 Nr. 4694)
- um 1455: Landgrafschaft Hessen, Amt Sontra
- 1538: Landgrafschaft Hessen, Amt Sontra, Gericht Ulfen
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Sontra, Zweiter (ander) Gerichtsstuhl Ulfen
- 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Sontra
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Sontra
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Sontra
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg, Fürstlich Rotenburgisches Justizamt Sontra
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hersfeld
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Rotenburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
Altkreis
Rotenburg
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil nach Sontra eingegliedert.
Gericht
- Unterstellung unter Gericht Ulfen (1423/32)
- vor 1822: hessen-rotenburgisches Amt Sontra
- 1822: Fürstlich Rotenburgisches Justizamt Sontra
- 1834: Justizamt Sontra
- 1837: Amtsgericht Sontra
- 1879: Amtsgericht Sontra
Herrschaft
Hessen, Landgrafen Um 1320 trägt Hermann von Boyneburg vom Grafen von Ziegenhain eine Hufe und eine Mühle zu Breitau zu Lehen. 1340 belehnt Graf Johann von Ziegenhain den Ritter Ludwig von Baumbach mit 5 Höfen im Dorf Breitau und 2 1/2 Hufen Land zu Breitau und Eckehartshusen, die Bertold Keudel dem Grafen aufgelassen hat. 1423 sind Dorf und Gericht Breitau ziegenhainische Lehen der von Hundelshausen.- In der Folge gelangen die Ziegenhainschen Lehen in Breitau in die Hand der Landgrafen von Hessen. Von 1460 an ist die Ausgabe an die von Boyneburg-Stedtfeld in folgender Form beschrieben: 6.) Gülten, Zinse, Gebot, Lehen, Ausfahrt und Einfahrt und das Recht zu setzen und zu entsetzen an zehn bauhaftigen Höfen, Koten und Siedelhöfen zu Breitau 7.) das Vorwerk zu Breitau mit seinem Zubehör, nämlich drei Hufen Land, drei Acker Wiesen und Land unter dem Schmuckerain, sieben Acker Wiesen und Land unten im Feld und in den Ländereien um den (Croenbüel) und um (Stuffmül) (HStAM Bestand Urk. 14 Nr. 2776). 1650 kommt es zur Veräußerung boyneburgscher Lehngüter (sogenannte bemmelbergische Anteile) u.a. in Breitau an Hessen, wodurch die Landgrafen stärker an der Ortsherrschaft partizipieren und versuchen Einfluss auf das Gericht Boyneburg geltend zu machen.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Cornberg, Kloster 1331 bestätigt der Abt von Hersfeld, dass das Kloster Cornberg aus seinem Besitz (allodium) in Breitau eine jährliche Rente aus der Fruchtgülte veräußert hat. Mit der Einführung der Reformation fallen die Klosterbesitzungen an die Landgrafschaft.Germerode, Kloster 1373 übertragen die von Boyneburg Einkünfte aus dem Dorf Breitau dem Kloster Germerode. In den Zinsregister des Klosters Germerode von 1451 und 1480 werden Einkünfte aus Besitzungen in Breitau genannt.
Ortsadel
Brüder Heinrich und Helwich gen. von Breitau (1296)
Kirche und Religion
Ortskirchen
- ecclesia (1333) [Ziegenhainer Regesten online Nr. 1362]
- Massiver Westturm aus dem 13. Jahrhundert mit Fachwerkaufbau von 1668, heutiges Schiff 1893 als Backsteinbau errichtet.
Pfarrzugehörigkeit
1766_68, 1872 und 1994 gehören die Filialen Krauthausen, >s>Weißenborn#636011130 und der Hof Lindenau dazu.
Patronat
1333 und 1382 besitzen die Grafen von Ziegenhain das Kirchenpatronat, im 18. Jahrhundert die von Trott mit ihnen die von Verschuer. Das ius episcopale gehört der Landesherrschaft
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Balthasar Riemer ca. 1544 bis nach 1556, möglicherweise schon Johannes Auckenheim, Pfarrer vor 1522 bis 1541
Kirchliche Mittelbehörden
1506: Erzbistum Mainz, Archidiakonat Dorla, Archipresbyterat Renda
Kultur
Schulen
1766/68 ist eine Schule vorhanden
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mühlen
Bereits 1320 wird eine Mühle erwähnt, vermutlich die spätere Mittelmühle. 1766/68 werden drei Mühlen aufgeführt, von denen die Untermühle außerhalb der Dorfgemarkung liegt. Die Mittel- und die Obermühleim, beide im Südosten des Dorfes, werden mit dem Wasser der Ulfe betrieben und als unterschlächtig bezeichnet, später als oberschlächtig. Die Mittelmühle wird seit 1947 nicht mehr betrieben, die Obermühle seit 1938.
Nachweise
Literatur
- 750 Jahre Breitau
- Schellhase, Kreis Rotenburg, S. 231 (Register)
- Karl G. Bruchmann, Kreis Eschwege, S. 57-68
- Scholz, Wasser- und Windmühlen Werra-Meißner-Kreis, S. 110-111
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 63
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis 1, S. 390 - 394
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 488
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Burgen, Schlösser, Herrenhäuser
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Breitau, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/5449_breitau> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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