Blankenbach

Die Lage von Blankenbach im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
20 km südwestlich von Eschwege
Lage und Verkehrslage
Kleines langgestrecktes Dorf mit lockerer Hofanordnung und strahlenförmiger Straßenführung unmittelbar an der östlich verlaufenden Landesgrenze zum Freistaat Thüringen. Kirche in exponierter Lage. Am Ostrand des Ortes führt in S-N-Richtung die Landesstraße 3248 parallel zur Blanke, die in die Ulfe mündet.
Ersterwähnung
1332
Siedlungsentwicklung
Die Vorgängersiedlung von Blankenbach lag ursprünglich etwas weiter oberhalb im 'Krummen Grund'. In ihrer Ausdehnung erstreckte sie sich sowohl 0,5 km westlich der heutigen Ortsmitte in der Flur 'Auf der alten Kirche' (4925: um 3570050 / 5653200) als auch noch 150 m weiter südwestlich in der Flur "Glockenrain" (4925: um 3569920 / 5653120). Das Dorf ist dann nach einer Wüstungsphase erst im 16. Jahrhundert am jetzigen Platz am Ausgang des genannten Tales neu errichtet worden.
1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Nentershausen.
Historische Namensformen
- Blankenbach (1332) [Schreibweise nach Archivregest HStAM Bestand Urk. 102 Nr. 7]
- Blankenbach (1376) [Schreibweise nach Archivregest HStAM Bestand Urk. 14 Nr. 11640]
- Blangkinbach (1428) [Wetterau, Gericht Tannenberg, Anhang 1 S. 2, 1.3]
- Blangkenbach (1480) [HStAM Bestand Urk. 76 Nr. 859]
- Blanckenbach (1521) [Wetterau, Gericht Tannenberg, Anhang 1 S. 3-4, 1.6]
- Blanckenbach (1585) [Der ökonomische Staat Landgraf Wilhelms IV., S. 91]
- Blanckenbach (1606) [Wetterau, Gericht Tannenberg, Anhang 1 S. 4-5, 1.7]
- Blanckenbach (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 13]
Bezeichnung der Siedlung
- Dorf (1332)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1921-1936, 1950/51
Älteste Gemarkungskarte
1724
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3570493, 5653252
UTM: 32 U 570391 5651430
WGS84: 51.010127° N, 10.003382° O
Statistik
Ortskennziffer
636011020
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 274, davon 223 Acker (= 81.39 %), 31 Wiesen (= 11.31 %), 2 Holzungen (= 0.73 %)
- 1961 (Hektar): 767, davon 455 Wald (= 59.32 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 35 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 16. Jahrhundert: Nach Wüstungsperiode an naher Stelle neu besiedelt
- 1747: 56 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
- 1771: 14 Leinweber und Ackerleute, 15 Tagelöhner, 2 Schmiede, 3 Schneider, 1 Schumacher, 1 Seifensieder, 3 Tagelöhner, 2 Wagner, 1 Wirth, 2 Ziegelbrenner, 1 Zimmermann, 6 Weibspersonen, die nähen, spinnen und tagelöhnen
- 1885: 268, davon 266 evangelisch (= 99.25 %), 0 katholisch, 2 andere Christen (= 0.75 %)
- 1961: 301, davon 283 evangelisch (= 94.02 %), 18 katholisch (= 5.98 %)
- 1970: 280
- 1987: 222 Einwohner
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Sontra, Adelsdorf (von Baumbach)
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Nentershausen
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Nentershausen
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Nentershausen
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Nentershausen
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hersfeld
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Rotenburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
Altkreis
Rotenburg
Gemeindeentwicklung
Am 1.7.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil nach Sontra eingegliedert.
Gericht
- Im baumbachischen Gericht Tannenberg, zu dem Blankenbach gehörte, übte der hessische Landgraf seit 1578 die peinliche Gerichtsbarkeit aus.
- 1826: Justizamt Nentershausen
- 1836: Justizamt Rotenburg
- 1879: Amtsgericht Nentershausen
- 1932: Amtsgericht Sontra
Herrschaft
- Blankenbach ist hersfeldisches Lehen der von Baumbach, doch reklamieren auch die Landgrafen von Hessen die Lehnshoheit. Die Baumbacher betrachten Blankenbach als zur Herrschaft Tannenberg gehörig und beanspruchen die peinliche Gerichtsbarkeit. Hersfelder Lehensurkunden bzw. Reverse an die von Baumbach 1428, 1485, 1521, 1606.
- 1376 ist Ludwig (Lotze) Schindekopf landgräflicher Lehnsträger von zweieinhalb Hufen Land und vier Höfen zu Blankenbach. Bisher waren diese Eigengut der Brüder Hermann und Deinhard Diede, Oheimen des 1376 Belehnten, die es ihm verkauft haben, der es seinerseits wieder dem Landgrafen Hermann von Hessen zu Mannlehen aufgetragen hat.
- Seit Beginn der frühen Neuzeit befindet sich Blankenbach im Amt Sontra und gehört als Herfelder Lehen zum baumbachischen Amt (Gericht) Tannenberg. Hessen aber besitzt die peinliche Gerichtsbarkeit und erwirbt zudem 1698 5/8 und 1738 3/16 der baumbachischen Gerichtsrechte.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1332 verkaufen Dekan Bertold und Kapitel des Kollegiatsstifts zum heiligen Kreuz in Hünfeld dem Ritter Ludwig von Baumbach ihre Güter im Dorf Blankenbach für 1 1/2 Mark r. Silbers.
Hersfeld, Kloster 1428 ist Blankenbach hersfeldisches Lehen der von Baumbach.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Als Blankenbach noch im 'Krummen Grund' lag, befand sich die zugehörige Kirche in der Flur 'Auf der alten Kirche'. Hier fand man 1992 außer einigen mittelalterlichen Scherben auch einen eisernen Schlüssel (L. 15,8 cm), wobei es sich vielleicht um den Kirchenschlüssel handelte.
- Heutige Fachwerkkirche 1788-91 errichtet
Pfarrzugehörigkeit
Blankenbach gehört vor 1560-1616 und seit 1828 wieder als Filial zur Pfarrei Ulfen, dazwischen war es Filial von Nentershausen.
Bekenntniswechsel
Da Filial von Ulfen, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Ulfener Pfarrer Konrad Spilner ab 1526. Erster evangelischer Pfarrer: Cyriakus Pforr, 1572 von denen von Baumbach eingesetzt
Kirchliche Mittelbehörden
Archidiakonat Dorla
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Historische Ereignisse
1375: Zerstörung des Ortes durch landgräfliche und fuldische Truppen
1571: Feuersbrunst zerstörte Teile des Ortes
Nachweise
Literatur
- Wetterau, Gericht Tannenberg
- Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis 1, S. 385 - 389
- Blankenbach anno 1771
- 650 Jahre Blankenbach
- Fundberichte aus Hessen 1991, S. 523 (Sippel) > Alter Dorfplatz
- Fundberichte aus Hessen 1996, S. 532 f. (Sippel) > Alter Dorfplatz
- Schellhase, Kreis Rotenburg, S. 230 (Register)
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 51
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 487
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Blankenbach, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/5412_blankenbach> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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