Dagobertshausen

Die Lage von Dagobertshausen im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
6 km südwestlich von Melsungen
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit einfachem Grundriß und geringer Siedlungsdichte in flachem Gelände östlich des Hügelskopfes am Heisterbach. Kirche in zentraler Lage. Durch den Ort führt als Hauptachse die Verbindungestraße (L 3427) von Malsfeld und Beiseförth zur A 7.
Ersterwähnung
1106
Historische Namensformen
- Dageboldeshusun, de (1106) [12. Jh.: Liber de libertatibus loc. Hersfeld HStAM Bestand K Nr. 244, f. 76 v; Druck: Wenck, Hessische Landesgeschichte 2,1, Urkundenbuch, S. 53-54, Nr. 44]
- Dageboldishusen (1194) [Fälschung 13. Jahrhundert HStAM Bestand Urk. 56 Nr. 2324; Druck: UB Mainz 2,2, S. 1004-1006, Nr. 609]
- Tageboldeshusin, de (1247) [HStAM Bestand Urk. 18 Nr. 27]
- Taboldeshusen (1253) [HStAM Bestand Urk. 16 Nr. 16]
- Thabolshusen, de (1275) [HStAM Bestand Urk. 18 Nr. 141]
- Taboldishusin (vor 1368) [Kopiar Landgrafen-Regesten online Nr. 993; Druck: Helbig, Amt Homberg, S. 117 f., Nr. 8 (allerdings zu 1338-1350)]
- Tabelshusen, in (1453) [HStAM Bestand Urk. 110 Nr. 158]
- Dabelshausen (1585) [Der ökonomische Staat Landgraf Wilhelms IV., S. 87]
- Dagoberts Hausen (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 6]
- Dagobertshausen (1747) [DB]
Bezeichnung der Siedlung
- vorwerg mit syner zugehoerungen (1414)
- Gut und Vorwerk (1529)
- Gerichtsplatz
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1870
Älteste Gemarkungskarte
1750
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3535755, 5660717
UTM: 32 U 535667 5658892
WGS84: 51.08043° N, 9.509175° O
Statistik
Ortskennziffer
634013020
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 434, davon 232 Acker (= 53.46 %), 45 Wiesen (= 10.37 %), 107 Holzungen (= 24.65 %)
- 1961 (Hektar): 438, davon 95 Wald (= 21.69 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 28 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 34 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 294, davon 294 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
- 1961: 346, davon 294 evangelisch (= 84.97 %), 50 katholisch (= 14.45 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- Bis etwa 1540: Landgrafschaft Hessen, Amt Homberg
- Um 1542: Landgrafschaft Hessen, Amt Melsungen (Melsunger Salbuch von 1575)
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Melsungen
- 1747: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Oberamt Melsungen
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Melsungen
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Melsungen
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Milsungen
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Melsungen
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Melsungen
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hersfeld
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Melsungen
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Melsungen
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Melsungen
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Melsungen
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis
Altkreis
Melsungen
Gemeindeentwicklung
Am 1.4.1972 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingliederung in die Gemeinde Malsfeld, deren Ortsteil Dagobertshausen wurde.
Gericht
- 1370: Landgräfliches Untergericht Dagobertshausen (Landau, Beschreibung des Hessengaues, S. 168)
- 1537: Hintergericht Homberg (Homberger Salbuch 1537)
- 1822: Justizamt Melsungen
- 1867: Amtsgericht Melsungen
- 1879: Amtsgericht Melsungen
Herrschaft
- Ende des 12. Jahrhunderts im Besitz des Klosters Hersfeld. 1376 ist Dagobertshausen dem landgräflichen Amt Homberg bedepflichtig (Friedrich Küch, Beiträge zur Geschichte des Landgrafen Hermann II. von Hessen, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde 49 (1916), S. 172-232, hier S. 213-216).
- Vor 1368 hat Berthold von Rochusin (?) im landgräflichen Gericht Dagobertshausen 4 Pfd. jährlicher Einkünfte.
- 1453 fällt Landgraf Ludwig I. in Dagobertshausen ein Schiedsurteil im Streit zwischen Johann Meisenbug, Reinhard von Dalwigk und Friedrichs von Hertingshausen auf der einen und Werner von Elben, Heinrich von Grifte und Otto Hund auf der anderen Seite.
- Die Brüder Riedesel werden 1481 vom Landgrafen von Hessen mit den Lehen ihrer Vorfahren belehnt, darunter befindet sich auch ein Hof zu Dagobertshausen (Landgrafen-Regesten online Nr. 10087). 1529-1551 werden Gut und Vorwerk zu Dagobertshausen, früher Lehen derer von Wildungen, an die von Scholley als landgräfliches Lehen ausgetan.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- Kirche von Dagobertshausen (vgl. Ortskirche):
Hersfeld, Kloster 1194 schenkte Kloster Hersfeld die Kirche in Sipperhausen sowie ihre Filialkirche in Dagobertshausen dem (Tochter-)Kloster Aua(-Blankenheim) (Will 2, S. 100, 333).- 1228: Rückerwerb der beiden Kirchen durch Kloster Hersfeld. 1253 schenkt Graf Berthold von Felsberg Kloster Breitenau seine Güter in Dagobertshausen zu einem ewigen Seelgerät.
- 1316 erhält das Kloster St. Georg in Homberg/Efze eine Hufe in Dagobertshausen. 1370 haben die von Boyneburg Einkünfte in Dagobertshausen.
- 1565: Eigener Pfarrer in Dagobertshausen durch den Abt von Hersfeld.
- 1553-1817 werden Lehnsreverse über das Riedeselsche Gut zu Dagobertshausen ausgestellt.
Zehntverhältnisse
1466 wird der Zehnte von Kloster Hersfeld verlehnt
Ortsadel
Adlige von Dagobertshausen 1106-1275.
1477 erschienen sie als ausgestorben (Hundelshausener Kopiar f. 23 v. KLB).
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1194 schenkt Kloster Hersfeld die Kirche in Sipperhausen sowie ihre Filialkirche in Dagobertshausen dem (Tochter-)Kloster Aua (Blankenheim)
- 1228 wurde sie aber wieder zurückerworben.
- 1529: Liebfrauenkirche (Lehenbrief für Scholley).
- 1565: Eigener Pfarrer in Dagobertshausen durch den Abt von Hersfeld.
- Pfarrkirche Anfang des 15. Jahrhunderts errichtet. Saalbau über fast quadratischem Grundriß mit wuchtigem Westturm. 1973 renoviert
Patrozinien
- Maria [1458]
Pfarrzugehörigkeit
1194-1527 war Dagobertshausen Filial von Sipperhausen, erst nach der Reformation selbständige Pfarrei.
1565 erhielt Dagobertshausen durch den Abt von Hersfeld einen eigenen Pfarrer. 1569 gehörten Hilgershaussen und Elfershausen zum Pfarrbezirk.
Um 1620 war Elfershausen Filial, früher hatte auch Obermelsungen dazu gehört (Verzeichnis der Prediger).
1872 und 1994 waren Elfershausen und Hilgershausen Filiale
Patronat
1569 und 1585 hat der Abt von Hersfeld das Patronatsrecht wohl als Patron der Mutterkirche inne
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Eberhard (Ebert) Reuter 1527-1549
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar, Erzpriestersprengel Mardorf Bis 1841: Pfarrei der Klasse Felsberg 1872: Pfarrei der Klasse Melsungen (Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 335).
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- 900 Jahre Dagobertshausen im Wandel der Zeit
- Krummel, Ämter, S. 56-65
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 81
- Landau, Beschreibung des Hessengaues, S. 168
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 335-336
- Hessenland; Band 30 (1916), S. 257
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 491
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Dagobertshausen, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/4876_dagobertshausen> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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