Breitenau

Die Lage von Breitenau im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Sonstiges
Lagebezug
9,5 km nordwestlich von Melsungen
Lage und Verkehrslage
Aus dem gleichnamigen Kloster hervorgegangener Siedlungskomplex am linken Ufer der Fulda gegenüber von Guxhagen, mit dem es durch zwei Brücken verbunden ist. Die Siedlungsform ist durch sehr unterschiedliche Nutzungsarten im Laufe der Jahrhundert gekennzeichnet (vgl. Siedlungsentwicklung). Moderne Siedlungsentwicklung im Nordwesten. Im Westen verläuft die A 7.
Ersterwähnung
1123
Siedlungsentwicklung
1113 wurde das Benediktinerkloster Breitenau begründet, siehe die Angaben im Klostermodul Breitenau, Benediktinerinnenkloster 1606 plant Landgraf Moritz hier eine Stadt mit Schlossanlage zu gründen und fertigt zahlreiche Skizzen an. Das Projekt wird jedoch nicht realisiert, siehe Ulrike Hanschke, Zwischen "Abriss" und "Invention", S. 75-86 Im deutsch-französischen Krieg (1870/71) diente das ehemalige Benediktinerkloster als Kriegsgefangenenlager für französische Soldaten. 1874 wurde an gleicher Stelle die Einrichtung "Landesarbeitsanstalt und Landesfürsorgeheim Breitenau" gegründet, die sich in einem "Arbeitshaus" um "Arbeitsscheue" und "verwahrloste" Jugendliche bemühte. Daneben gab es noch ein Altersheim. Diese Einrichtung bestand bis 1949. Zu den unterschiedlichen Nutzungsarten in der Zeit des Nationalsozialismus vgl. die Angaben im Modul Topografie des Nationalsozialismus in Hessen. Im März 1952 wurde in dem Gebäude ein geschlossenes Heim für schwererziehbare Mädchen, das "Landesjugendheim Fuldatal" untergebracht. Seit der Auflösung der Einrichtung für Mädchen im Dezember 1973 wird das Kloster als offene psychiatrische Einrichtung des LWV Hessen genutzt. Seit Sommer 1984 befindet sich dort auch die Gedenkstätte Breitenau.
Historische Namensformen
- Bretenowe (1123) [UB Mainz 1, S. 412-414, Nr. 510]
- Breidenowa (1128) [HStAM Bestand Urk. 16 Nr. 425]
- Breitenouwa, in (1150) [UB Mainz 2,1, S. 254-255, Nr. 137]
- Bredenouwe (1155) [HStAM Bestand Urk. 16 Nr. 428]
- Bredennowe, de (1168) [UB Mainz 2,1, S. 476-477, Nr. 268]
- Breidenowe, in (1191) [UB Mainz 2,2, S. 917-918, Nr. 554]
- Bretenhowe (1239) [HStAM Best. Urk. 16 (Kloster Breitenau)]
- Breytenowe, de (1263) [F. Roberg, Langsdorfer Urkunden, in: Neugestaltung in der Mitte des Reiches, S. 395-397 LU 2]
- Breydinouwe (1309) [Landgrafen-Regesten online Nr. 554]
- Breidenaw (1585) [Der ökonomische Staat, S. 95]
- Breitenaw (1615) [Wilhelm Dilich, Landtafeln hessischer Ämter, S. 198-199, Tafel 59]
- Breitenau (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 6]
Bezeichnung der Siedlung
- cenobium (Kloster) (1113)
- Landesarbeitsanstalt und Landesfürsorgeheim Breitenau (1874)
- Besserungsanstalt (1926)
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3533350, 5674246
UTM: 32 U 533263 5672416
WGS84: 51.202179° N, 9.476107° O
Statistik
Ortskennziffer
63400805007
Einwohnerstatistik
- 1747: 1 Haushaltung (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen).
- 1885: 10 Wohnhäuser mit 334 Bewohnern
- 1895: 10 Häuser mit 268 Bewohnern
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1445: Landgrafschaft Hessen, Amt Melsungen, Gericht Breitenau
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Melsungen, Gericht Breitenau
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Melsungen, Gericht Breitenau
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Melsungen, Gericht Breitenau
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Körle
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Melsungen, Gericht Breitenau
Altkreis
Melsungen
Herrschaft
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Pfarrkirche s. Nicolai et Egidii (UA Breitenau 1451)
Patrozinien
- Nikolaus; Aegidius
Pfarrzugehörigkeit
Zur Pfarrei der Klasse Melsungen waren 1872 Guxhagen und Büchenwerra eingepfarrt, Ellenberg Filial (Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 333).
Patronat
Die Klostervogtei besaß(en) 1123 der Landgraf von Thüringen, später die Landgrafen von Hessen als mainzisches Lehen. Das Kirchenpatronat war schon 1579 landesherrlich (Breitenauer Salbuch), also wohl seit der Reformation (Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 333).
Klöster
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Theobald Cabel 1527 bis ca. 1544, ehemaliger Mönch und Prior des Klosters Breitenau
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archipresbyterat Fritzlar, Erzpriestersprengel Gensungen 1872: Klasse Melsungen (Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 333).
Kultur
Schulen
Schuldiener: Johannes Weitz 1598
Hospitäler
In preußischer Zeit (also nach 1866) wurde in Breitenau eine Besserungsanstalt eingerichtet, die noch zur Zeit H. Reimers (1926) so bezeichnet wurde (Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 63).
Nachweise
Literatur
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 333.
- Dersch, Klosterbuch Nachdr., S. 10.
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 63 (Ort und Gericht)
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 42, 489
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Breitenau, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/4874_breitenau> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/4874