Binsförth

Die Lage von Binsförth im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
7 km südöstlich von Melsungen
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit einfachem Grundriß und geringer Siedlungsdichte in Auelage südlich einer den Ort umschließenden Fuldaschleife. Kirche und Burganlage im Osten. Durch den Ort verläuft der Eselgraben, Verbindungsstrassen führen nach Neumorschen und Beiseförth sowie zu der auf der gegenüberliegenden Fuldaseite verlaufenden Bundesstraße 83.
Ersterwähnung
1263
Siedlungsentwicklung
1928 erfolgt die Eingemeindung des aufgelösten Gutsbezirks Binsförth.
Historische Namensformen
- Binsfurte, de (1263) [HStAM Bestand Urk. 28 Nr. 27]
- Binsforte; Binnisforte (1270) [HStAM Bestand Urk. 18 Nr. 127]
- Bindisvorte (1330) [Landau, Beschreibung des Hessengaues, S. 112]
- Bynsport (1353) [Landgrafen-Regesten online Nr. 3597]
- Binsforthe, in (Anfang 15. Jahrhundert) [HStAM Bestand S Nr. 574, Bl. 2v]
- Bynsforte (1414) [HStAM Bestand Urk. 53 Nr. 605]
- Binsfurth (1540) [HStAM Bestand S Nr. 575]
- Binsfort (1585) [Der ökonomische Staat, S. 90]
- Binsfurth (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 8]
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Binsförth, Gutsbezirk
- Binsförth, Burg (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Burgen und Befestigungen
Umlegung der Flur
1872
Älteste Gemarkungskarte
1753
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3540138, 5659787
UTM: 32 U 540048 5657963
WGS84: 51.071782° N, 9.571615° O
Statistik
Ortskennziffer
634015020
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 428, davon 148 Acker (= 34.58 %), 33 Wiesen (= 7.71 %), 148 Holzungen (= 34.58 %)
- 1961 (Hektar): 571, davon 231 Wald (= 40.46 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 46 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 61 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 368, davon 352 evangelisch (= 95.65 %), 0 katholisch, 16 Juden (= 4.35 %)
- 1961: 380, davon 344 evangelisch (= 90.53 %), 34 katholisch (= 8.95 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- Anfang 15. Jahrhundert: Landgrafschaft Hessen, Amt Spangenberg, Niedergericht verlehnt (s. Gericht)
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Spangenberg, Ort Fulda
- 1747: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Spangenberg
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Spangenberg
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Spangenberg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Hersfeld, Kanton Neumorschen
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Spangenberg
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Melsungen
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hersfeld
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Melsungen
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Melsungen
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Melsungen
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Melsungen
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis
Altkreis
Melsungen
Gemeindeentwicklung
Vom 1.4.1972 bis 31.12.1973 war Binsförth in die Gemeinde Altmorschen eingegliedert, die am 1.1.1974 wiederum in der Gemeinde Morschen aufging. Seitdem ist Binsförth ein eigener Ortsteil der Gemeinde Morschen.
Gericht
- vor 1822: Amt Spangenberg
- 1822: Justizamt Melsungen
- 1867: Amtsgericht Melsungen
- 1879: Amtsgericht Melsungen
Herrschaft
- 1353 verkaufen Werner von Westerburg und sein Sohn ihren Anteil am Gericht und Vogtgut an Landgraf Heinrich den Eisernen.
- Ein Drittel des Gerichts Binsförth mit dem Schloss ging in der Folge in unterschiedliche Händen zu Lehen. Um 1400 an die von Binsförth, 1471 die Holzsattel, um 1526 die von Wallenstein und schließlich 1530 die von Baumbach. 1540 und 1579 stehen dem Landgrafen zwei, denen von Wallenstein und von Baumbach ein Drittel der Herrschaft zu. 1745 sind die von Baumbach im alleinigen Besitz des Dorfes.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1270 erwirbt das Prämonstratenserstift Spieskappel Güter in Binsförth von einer Edlen genannt von Falkenberg und ihren Söhnen.
- 1414 lassen Werner und Otto von Leimbach den Grafen Johann und Gottfried von Ziegenhain und Nidda ihr Gut und Vorwerk zu Binsförth mit allen Zugehörungen, Rechten und Nutzen, auf und bitten die Grafen damit die Brüder Eckhard und Friedrich von Rossdorf zu belehnen.
Zehntverhältnisse
1413 erwirbt das Kloster Heydau den Zehnten vom Stift Hersfeld.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- plebanus de Binsfurte (1263)
- Gotischer Vorgängerbau, auf Fuldakarte 1597 [HStAM Bestand Karten Nr. R III 7, Karte 5] und bei Schleenstein (1708/10) zu erkennen, 1770-72 zum Saalbau mit Fachwerktürmchen erweitert.
Patrozinien
- Katharina [1554]
Pfarrzugehörigkeit
1556 Pfarrei Binsförth mit eigenem Pfarrer. 1636 kommt die bis dahin selbständige Pfarrei Heina als Vikariat hinzu, seit 1768 beständig, so auch 1872. 1986 wird das Kirchspiel Binsförth im Rahmen der Neubildung des Kirchspiels Neumorschen aufgelöst und erhält den Status einer Vikariatsgemeinde. Heina gelangt in das Kirchspiel Altmorschen.
Patronat
1554 ging es in einem Streit zwischen Landgraf Philipp und den Wallenstein und Baumbach um die Frage, ob der Patronat zur Pfandschaft gehört. 1585 haben die von Wallenstein und von Baumbach die Kollatur inne, seit 1745 die von Baumbach allein
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Henricus Bansa ca. 1556 bis ca. 1581
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar, Erzpriestersprengel Braach Pfarrei der Klasse Spangenberg mit dem ständigen Vikariat Haina (Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 399).
Juden
Statistik: 1835: 6; 1861: 9; 1905: 14 Juden; gehört zur jüd. Gemeinde Beiseförth; 1932/33 lebten noch zwei Familien im Ort, die nach Frankfurt/Main, bzw. in die USA verzogen
Sammelfriedhof der Orte Melsungen, Spangenberg#, Beiseförth, Binsförth, Neumorschen, Heinebach, Röhrenfurth, Malsfeld, Rengshausen und Nenterode im Ort - ältester jüdischer Friedhof Nordhessens, gelegen an der Landstraße vom Bahnhof Beiseförth nach Binsförth auf einem 2-3 Morgen großen Areal, das die Familie von Baumbach der Gemeinde Binsförth geschenkt hat. (alemannia-judaica)
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- List, Spieskappel, S. 97
- Tausendjähriges Morschen, S. 210-212
- Neumorschen 1259-1959, S. 334-340
- Binsförth 1263-1963
- Krummel, Ämter, S. 82-95
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 48
- Landau, Beschreibung des Hessengaues, S. 112
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 399-400
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 486
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 1, S. 61f
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Burgen, Schlösser, Herrenhäuser
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Jüdische Friedhöfe
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Binsförth, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/4871_binsfoerth> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/4871