Zella

Die Lage von Zella im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
4,2 km südlich von Ziegenhain.
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regelhaften Grundrissmerkmalen an der Einmündung der Antreff in die Schwalm. Kernbereich der Siedlung mit annähernd kreisrundem Umriss, dichter Gehöftanordnung und teilweise gitterartigem Gassennetz im nördlichen Winkel von Schwalm und Antreff. Leicht abgesetzt vom Zentrum Kirche mit teilweise ummauertem Kirchhof. Moderner Siedlungsausbau auf dem rechten Schwalmufer und vor allem auf dem linken Flußufer nach Süden. Straßenverbindungen nach Gungelshausen und Loshausen sowie zur Bundesstraße 254. Bahnhof Zella an der 1907 erbauten Eisenbahnlinie Treysa - Niederaula - Hersfeld [= Bad Hersfeld] 1 km östlich des Ortes nahe der Bundesstraße 254.
Ersterwähnung
1224
Historische Namensformen
- Cello, de (1224) (Urkunden M Stift Hersfeld)
- Cella, de (1232) [HStAM Best. Urk. 56 Nr. 35; Helbig, Amt Homberg, S. 24]
- Celle (1254) (UA Immichenhain)
- Zell (1575)
- Zella (1639)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Bahnhof Zella,
- Wüstung Wernersdorf.
Umlegung der Flur
1909/1958
Älteste Gemarkungskarte
1743
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3518030, 5637729
UTM: 32 U 517949 5635914
WGS84: 50.874623° N, 9.255102° O
Statistik
Ortskennziffer
634026090
Flächennutzungsstatistik
- 1838 (Kasseler Acker): 1174 stellbares Land, 530 Wiesen, 46 Gärten, 30 Triesche.
- 1885 (Hektar): 580, davon 306 Acker (= 52.76 %), 152 Wiesen (= 26.21 %), 0,1 Holzungen (= 0.00 %)
- 1961 (Hektar): 558, davon 0 Wald
Einwohnerstatistik
- 1502: 28 Männer
- 1585: 37 Hausgesesse
- 1639: 25 Männer, 2 Witwen
- 1681: 22 Hausgesesse, 3 Ausschuss, 1 Junggeselle
- 1746: 2 Schmiede, 1 Wagner, 1 Maurer, 5 Schneider, 4 Leineweber, 2 Schenken, 1 Müller, 7 Tagelöhner
- 1746: 37 Wohnhäuser, 242 Einwohner
- 1838 (Farnilien): 20 Ackerbau, 29 Gewerbe, 15 Tagelöhner.
- 1861: 404 evangelisch-reformierte, 3 evangelisch-lutherische Einwohner
- 1885: 378, davon 378 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
- 1961 (Erwerbspersonen): 129 Land- und Forstwirtschaft, 89 Produzierendes Gewerbe, 25 Handel und Verkehr, 17 Dienstleitungen und Sonstiges.
- 1961: 517, davon 473 evangelisch (= 91.49 %), 44 katholisch (= 8.51 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1360/67 und später: Gericht auf den Wasen (Amt Ziegenhain)
- 1807-1813: Königreich Westfalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Treysa
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Grafschaft Ziegenhain, Amt Ziegenhain
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Ziegenhain
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Fritzlar
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Ziegenhain
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Ziegenhain
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Ziegenhain
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Ziegenhain
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis
Altkreis
Ziegenhain
Gemeindeentwicklung
Vom 31.12.1971 bis 31.12.1973 im Zuge der hessischen Gebietsreform unter Eingliederung von Gungelshausen als Ortsteil der Gemeinde Antrefftal angeschlossen. Nach deren Auflösung seit dem 1.1.1974 Ortsteil der Gemeinde Willingshausen.
Gericht
- a) Hubengericht Zella:
- Erwachsen auf der Grundherrschaft des Klosters Hersfeld.
- Gemäss dem Weistum von 1364/67 (Brauer, Ziegenhain, S. 128 f.) hatten die Hübner auf 3 ungebotenen Dingen zu erscheinen, denen die Grafen von Ziegenhain als Erbvögte, ihre Abgesandten oder der Kellner vorsaßen. Die Kompetenz dieses Niedergerichts umfasste bußwürdige Verbrechen bis zu 7 1/2 Pfennigen.
- Mit der Übernahme des Haupthofs der Villikation durch die Grafen von Ziegenhain Anfang 15. Jahrhundert dürfte das Hubengericht aufgelöst worden sein.
- b) Spätere Gerichtszugehörigkeit Zellas:
- 1822: Justizamt Ziegenhain.
- Seit 1867: Amtsgericht Ziegenhain.
- Seit 1945: Amtsgericht Treysa.
Herrschaft
- 1364/67 sind 5 Hufen in Ziegenhain der niederen Gerichtsbarkeit des Hubengerichts Zella unterworfen (bis Anfang 15. Jahrhundert siehe Gericht).
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Hersfeld, Kloster Wichtigster Grundherr am Ort war ursprünglich Kloster Hersfeld, das hier den Haupthof seiner Villikation Zella eingerichtet hatte.- 1312 verpfändet Hersfeld zur Behebung drückender Schuldenlast Kloster Haina das officium villicationis mit dem Hof und allem Zubehör, ausgenommen das Patronatsrecht der Kirche und die hersfeldischen Ministerialen oder Lehnsleute. Haina wird gestattet, solange es das officium innehat, von Adligen und Nichtadligen nach Zella zinspflichtige Erbgüter anzukaufen.
- 1316 verkaufen ein Reinhard und ein Lampert Haina ihre sämtlichen zum Fronhof im Dorf zinspflichtigen Güter.
- 1317 verzichten die Waltvogel auf die zwischen ihnen und Haina strittigen Güter in Zella.
- 1362 verkaufen die von Bellnhausen Kloster Immichenhain einen Acker im Foltirs grunde des Dorfes Zella.
- 1377 verkaufen die Hochgemut zu Treysa Immichenhain ihr Gut zu Zella, das ihr Vater einst von den von Bellnhausen gekauft hatte.
- 1370 verpfänden die Grafen von Ziegenhain ihr Gut zu Zella an die von Falkenberg.
- Anfang 15. Jahrhundert erwerben die Grafen von Ziegenhain von Haina die ehemalige hersfeldische Villikation Zella und belehnen damit 1432 die von Rückershausen.
Ortsadel
1205/16-1264.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Priester 1240 genannt (Klosterarch. V Nr. 117).
Pfarrzugehörigkeit
Pfarrkirche, der 1527 Loshausen als Filiale,
1569 und 1585 Gungelshausen eingepfarrt waren.
1747 und später: Loshausen Filiale, Gungelshausen, Leimbach und Ransbach eingepfarrt.
Patronat
1312 verpfändet Hersfeld zur Behebung drückender Schuldenlast Kloster Haina das officium villicationis mit dem Hof und allem Zubehör, ausgenommen das Patronatsrecht der Kirche und die hersfeldischen Ministerialen oder Lehnsleute (vgl. Besitz).
1320 Patronat hersfeldisch.
1446 präsentieren alternierend Kloster Hersfeld und die Nodung von Wehrda;
1569 und 1585: Hersfeld,
1580 wie auch später alternierend Hersfeld bzw. die Landgrafen und die Nodung.
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Fritsch 1521-1543, unbekannt, seit wann evangelisch
Reformierter Bekenntniswechsel: 1605
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Sendbezirk Treysa.
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mittelpunktfunktion
Hufengericht Zella:
Das Hufengericht Zella umfasste 1364/67: 5 Hufner von Asterode, 1 Hufner von (Wüstung) Damersbach, 2 Hufner von Riebelsdorf, 2 1/2 Hufner von der Hochgemut-Gut zu Zella, 1/2 Hufner von einer halben Hufe der Hochgemut zu Zella, 1 Hufner von der Hufe des Ditmar Schmit und seiner Ganerben, 1 Hufner in Loshausen, von dem Gut bei der Brücke ebenda 1 Hufner, 1 Hufner von der Schmalz-Hufe. Zusammen 15 Hufner.
Mühlen
1746: 1 Müller (Vgl. Einwohnerstatistik).
Nachweise
Literatur
- Brauer, Ziegenhain, S. 128 f.
- Greve, Zella, S. 43-78 (Plan)
- Historisches Ortslexikon Ziegenhain, S. 238 f.
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 534
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 551
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Zella, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/4814_zella> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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