Niedergrenzebach

Dorf · 225 m über NN  
Gemeinde
Schwalmstadt
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Dorf

Lagebezug

1 km östlich von Ziegenhain.

Lage und Verkehrslage

Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss in Talmündungslage am Austritt des Grenzebachs in die Schwalmniederung. Kirche mit ummauertem Kirchhof auf einem spornartigen Vorsprung. Moderne Bebauung an den umliegenden Hängen beiderseits des Grenzebachs sowie in der Schwalmniederung in Richtung Ziegenhain. Durch den Ort führt die Straße Ziegenhain - Obergrenzebach. Auf sie trifft Straße von Schönborn. Am südwestlichen Ortsrand vorbei führt die Bundesstraße 454 im Zuge der alten Köln-Leipziger Messestraße.

Ersterwähnung

1015

Siedlungsentwicklung

Auf wüste Siedlungen deuten folgende Flurnamen:
Gungelsrode,Glumersrode (Lage?),

Historische Namensformen

  • Grincenbach, de (um 1015) [MGH SS 10, S. 607]
  • Grencenbach (1249) [vgl. jeweils auch Ober-Grenzebach]
  • Nyderen Grynzenbacb
  • Nidern Grentzebach
  • Niedergrenzebach
  • Nieder-Grenzebach
  • Grenzebach, Nieder-

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Umlegung der Flur

1909/1911

Älteste Gemarkungskarte

ca. 1720

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3518230, 5642111
UTM: 32 U 518149 5640294
WGS84: 50.914007° N, 9.258161° O

Statistik

Ortskennziffer

634022070

Flächennutzungsstatistik

  • 1838 (Kasseler Acker): 1218 stellbares Land, 538 Wiesen, 38 Gärten, 77 Triesche.
  • 1885 (Hektar): 629, davon 323 Acker (= 51.35 %), 151 Wiesen (= 24.01 %), 101 Holzungen (= 16.06 %)
  • 1961 (Hektar): 629, davon 0 Wald

Einwohnerstatistik

  • 1502: 23 Männer. 1585: 52 Hausgesesse.
  • 1639: 27 Männer, 8 Witwen. 1681: 23 Hausgesesse, 2 Ausschuss, 2 Junggesellen.
  • 1747: 1 Müller, 8 Leineweber, 1 Wagner, 2 Schmiede, 3 Schneider, 1 Wirt, 7 Tagelöhner, 7 Tagelöhnerinnen, 2 Lohnschäfer.
  • 1747: 42 Feuerstellen, 186 Einwohner.
  • 1834: 426, 1885: 473 Einwohner.
  • 1838 (Familien): 27 Ackerbau, 12 Gewerbe, 34 Tagelöhner.
  • 1861: 456 evangelisch-reformierte Einwohner.
  • 1885: 473, davon 473 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
  • 1925: 632, 1939: 732, 1950: 1051, 1961: 969 Einwohner.
  • 1961 (Erwerbspersonen): 133 Land- und Forstwirtschaft, 184 produzierendes Gewerbe, 62 Handel und Verkehr, 57 Dienstleistungen und Sonstiges.
  • 1961: 969, davon 915 evangelisch (= 94.43 %), 49 katholisch (= 5.06 %)

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • 1360/67 und später: Gericht auf den Wasen (Amt Ziegenhain)
  • 1807-1813: Königreich Westfalen, Departement der Werra, Distrikt Hersfeld, Kanton Ziegenhain
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Grafschaft Ziegenhain, Amt Ziegenhain
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Ziegenhain
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Fritzlar
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Ziegenhain
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Ziegenhain
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Ziegenhain
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Ziegenhain
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis

Altkreis

Ziegenhain

Gemeindeentwicklung

Am 31.12.1970 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Stadtgemeinde Schwalmstadt, deren Stadtteil Niedergrenzebach wurde.

Gericht

Herrschaft

  • Grebe 1502 genannt.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer

  • 1238 übertragen die von Uttershausen Kloster Haina 2 Hufen in Grenzebach unter Vorbehalt lebenslanger Nutzung.
  • 1254 übertragen die von Uttershausen die Hälfte ihrer Eigengüter Kloster Haina, 1257 die andere Hälfte des Allods.
  • Nach Streitigkeiten wegen dieser Güter verzichtet Meinrad von Uttershausen 1269 bzw. 1271 auf seine Ansprüche.
  • 1279 erhält Ludwig genannt Waltvogel auf Lebenszeit von Haina die oberen Güter des Klosters in Grenzebach.
  • Vor 1377 erwirbt Graf Gottfried VII. von Ziegenhain die Schenkung eines halben Gutes zu Nieder-Grenzebach durch die Gebrüder von Linden.
  • 1378 ist dieser Besitz an den ziegenhainischen Getreuen Fritz Stock verpfändet.
  • 1383 und 1391 ist das Gut des Ziegenhainer Burgmannes Mengoz von Radenhausen zu Nieder-Grenzebach an die ziegenhainische Burgmannenfamilie Biszigel verpfändet.
  • 1415 verkauft Agnes von Radenhausen, Tochter des sel. Mengoz, das Gut an die Grafen von Ziegenhain.
  • 1420 vertauschen die Gebrüder Kurt und Heinrich von Römershausen den Grafen von Ziegenhain ihr Gut zu Nieder-Grenzebach.

Zehntverhältnisse

1266 überträgt Graf Ludwig von Ziegenhain 1 Viertel des Zehnten zu Grenzebach, das sein Burgmann Bruno von Heimbach zu Lehen trägt, Kloster Haina.
1269: Bestätigung dieses Legats durch die Grafen.
1293 bestätigt König Adolf von Nassau Kloster Haina in seinen Besitzungen, Rechten und Freiheiten, unter anderem auch hinsichtlich des Zehnten zu Grenzebach.
1309 bestätigt König Heinrich VII. Haina unter anderem den Zehnten zu Nieder-Grenzebach; Besitzbestätigungen auch durch die Erzbischöfe von Mainz bis 1354.
Vor 1367 erwirbt Graf Gottfried VII. von Ziegenhain das Rodegeld zu Nieder-Grenzebach.
1380 beanspruchen die Grafen von Ziegenhain ebenso wie Kloster Haina den Rottzehnten zu Nieder-Grenzebach. Gegen Zahlung einer Summe Geldes nimmt Haina den Rottzehnten in Pfand.
1501 wird Haina im Besitz des halben Zehnten zu Nieder-Grenzebach bestätigt. Gräflich-ziegenhainische Rechte, die der Frühmesser des Apostelaltars in Ziegenhain aufgrund einer alten Urkunde der Grafen geltend macht, werden in diesem Zusammenhang abgewiesen.
Um 1585 ist der Feldzehnte zur Hälfte landgräflich Mannlehen der Rau von Holzhausen, zur Hälfte landgräflich (ehemaliger Hainaer Besitz).

Kirche und Religion

Ortskirchen

  • Pfarrer 1360 genannt (Urkunden H Grafschaft Ziegenhain).

Pfarrzugehörigkeit

1527 waren Rörshain und Schönborn,
1569 auch Steina und Filiale Leimsfeld eingepfarrt;
seit 1951 ferner Trutzhain.

Patronat

1569 und später landgräflich.

Diakonische Einrichtungen

1943 - 1948 Diakoniestation (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)

Bekenntniswechsel

Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Werner [Nachname unbekannt] ca. 1535-1555
Reformierter Bekenntniswechsel: 1605

Kirchliche Mittelbehörden

15. Jahrhundert: Sendbezirk Treysa.

Juden

In der Gemarkung von Nieder-Grenzebach, am Schützenwaldweg, erreichbar über die Fortsetzung des Kottenbergwegs, liegt der alte Friedhof der jüdischen Gemeinde Ziegenhain. (alemannia-judaica)

Kultur

Schulen

1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)

Wirtschaft

Mühlen

Um 1585 befindet sich in Nieder-Grenzebach eine Dorfmühle, die damals im Besitz des Heinz Drein, 1747 des Helwig Fenner ist; die von dem zu einem Sammelteich aufgestauten Grenzebach getriebene oberschlächtige Mühle verfügte 1747 über 1 Mahlgang.

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Niedergrenzebach, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/4684_niedergrenzebach> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/4684