Moischeid

Die Lage von Moischeid im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
14,5 km nordwestlich von Ziegenhain.
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit annähernd dreieckigem Umriss auf einem von Westen nach Osten vorspringenden Sporn zwischen 2 Bachtälern, die östlich des Ortes zusammenlaufen. Kirche mit ummauertem Kirchhof in zentraler Lage. Südwestlich anschließend Gutshof, ehemals mit repräsentativem Herrenhaus (sogenanntes Altes Schloß; 1956/57 abgerissen).
Auf die Straße Gemünden/Wohra (Altkreis Frankenberg) - Gilserberg (mit Anschluss an die Bundesstraße 3) treffen Straßen von Schönstein und Schönau.
Ehemals Haltepunkt der 1900/10 erbauten Wohratalbahn (inzwischen stillgelegt).
Ersterwähnung
1253
Siedlungsentwicklung
Das mainzische Synodalregister des 15. Jahrhunderts (Würdtwein, Dioec. III, S. 327) unterscheidet zwischen 2 Siedlungen Moischeid, von denen die eine mit dem 1557 genannten und damals bereits ausgegangenen Alten-Moischeid, die andere mit dem bestehenden Moischeid gleichzusetzen sein dürfte, das demnach eine jüngere Ausbausiedlung darstellt. Eine der beiden Siedlungen war im 15. Jahrhundert mit einer Mühle verbunden (Würdtwein am angegebenen Ort.).
Auf wüste Siedlungen deuten möglicherweise folgende Flurnamen:
Hermeshain (1 km südwestlich von Moischeid),
Ruttersbach (1 km nordöstlich von Moischeid),
Langenborn (?).
Historische Namensformen
- Munescheiz (1253) [Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, Nr. 208]
- Moinscheit, Meyscheyd
- Monsceit
- Moyscheit
- Munschet
- Munthscheid
- Monscheit
- Moischeidt
Bezeichnung der Siedlung
- Dorf (1253)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Burgen und Befestigungen
- Die Schnabelsburg ist auf der Dilich-Krte von 1613 im westlichen Teil von Moischeid zu sehen (Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 428-429).
Umlegung der Flur
1885/1928
Älteste Gemarkungskarte
1755
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3503518, 5647932
UTM: 32 U 503442 5646113
WGS84: 50.966608° N, 9.049023° O
Statistik
Ortskennziffer
634006060
Flächennutzungsstatistik
- 1776 befindet sich am Ort der adlig-freie Hof der von Stackrad; er umfasste ca. 72 Kasseler Acker Land, ca. 28 Acker Wiesen und ca. 3 Acker Gartenland (vgl. auch Ortslage).
- 1838 (Kasseler Acker): 1035 stellbares Land, 398 Wiesen, 27 Gärten, 74 Triesche.
- 1885 (Hektar): 394, davon 289 Acker (= 73.35 %), 77 Wiesen (= 19.54 %), 0 Holzungen
- 1961 (Hektar): 764, davon 317 Wald (= 41.49 %)
Einwohnerstatistik
- 1576: 28, 1585: 32 Hausgesesse.
- 1639: keine Angaben. 1681: 15 Hausgesesse, 1 Ausschuss.
- 1776: 3 Schmiede, 1 Wagner, 1 Schreiner, 1 Schneider, 1 Schuhmacher, 1 Ziegelbrenner, 1 Branntweinbrenner, 1 Wirt, 1 Pottaschensieder, 1 Maurer, 7 Tagelöhner(-innen), 2 Schäfer.
- 1776: 41 Wohnhäuser, 272 Einwohner.
- 1838 (Familien): 26 Ackerbau, 18 Gewerbe, 33 Tagelöhner.
- 1838: 441, 1885: 350 Einwohner.
- 1861: 418 evangelisch-reformierte Einwohner.
- 1885: 350, davon 349 evangelisch (= 99.71 %), 1 katholisch (= 0.29 %)
- 1925: 320, 1939: 323, 1950: 464, 1961: 400 Einwohner.
- 1961 (Erwerbspersonen): 138 Land- und Forstwirtschaft, 59 produzierendes Gewerbe, 8 Handel und Verkehr, 7 Dienstleistungen und Sonstiges.
- 1961: 400, davon 332 evangelisch (= 83.00 %), 65 katholisch (= 16.25 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1331: Amt Gemünden
- 1368 und später: Amt Schönstein
- 1807-1813: Königreich Westfalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Jesberg
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Grafschaft Ziegenhain, Amt Treysa
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Ziegenhain
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Fritzlar
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Ziegenhain
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Ziegenhain
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Ziegenhain
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Ziegenhain
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis
Altkreis
Ziegenhain
Gemeindeentwicklung
Am 1.1.1974 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur neuen Gemeinde Gilserberg zusammengeschlossen, deren Ortsteil Moischeid wurde.
Gericht
- 1253 übereignen die Krug und ihre Ganerben Kloster Haina die Dörfer Moischeid und Fischbach: die eine Hälfte als Erbteil Wigand Krugs, der Konverse in Haina ist, die andere im Tausch, der noch im einzelnen vereinbart werden soll. Sie behalten sich in Moischeid aber unter anderem ihr Grafschaftsrecht (ius comescie) vor. Hinsichtlich des Gerichts bedingen sie sich nur die Fälle aus, die an Hand und Hals gehen, während alles andere im Bedarfsfall der Offizial des Klosters richten soll.
- Als die von Krug 1301 auch die noch verbliebenen, als indicium sive districtum bezeichneten Gerichtsrechte an Haina veräußern, sind diese wie wohl schon 1253 Lehen der Grafen von Ziegenhain. Die Grafen bestätigen 1301 den Verkauf an Haina und bitten ihrerseits das Erzstift Köln als Oberlehnsherr um Übertragung aller Rechte an Haina.
- Tatsächlich haben die Ziegenhainer in der Folgezeit weiterhin die Gerichtsbarkeit in Moischeid beansprucht; denn erst 1331 verzichten die Grafen auf ihre gegenüber dem Kloster verfochtene Forderung auf Ausübung der peinlichen Gerichtsbarkeit und auf die postulierte Gerichtspflicht der Bewohner von Moischeid, die dreimal im Jahr das Gericht in Gemünden hätten besuchen und ihnen gegen ihre Feinde hätten zuziehen sollen (Klosterarchiv VI Nr. 450).
- 1350 erwerben die Grafen von Ziegenhain im Tausch von Haina dessen Gericht zu Moischeid, Winterscheid, Lischeid und Gerwigshain. Die Orte werden dem neugebildeten Amt Schönstein zugeschlagen.
- 1822: Justizamt Treysa.
- Seit 1867: Amtsgericht Treysa.
- 1933-1943: Amtsgericht Gemünden.
- 1943-1968: Amtsgericht Kirchhain.
- Seit 1968: Amtsgericht Treysa.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1253: Gelegentlich des Verkaufs der Dörfer Moischeid und Fischbach an Kloster Haina 1253 behalten sich die Ritter Konrad und Rudolf Krug sowie deren Ganerben eine Waldhufe und einen vordem dem Vater der Gebrüder Krug gehörigen Hof vor, den sie aber weder befestigen noch zur Aufzucht von Fohlen oder anderem Jungvieh benutzen dürfen, da dies den Bauern von Moischeid abträglich sein könnte. Sie dürfen von den Bauern Wiesen bis zum Umfang einer Hufe ankaufen und die zu ihrer Hufe gehörigen verstreuten Äcker durch Landtausch zusammenlegen.
- 1268 erwirbt Haina von den von Rieden, Ganerben der Krug, deren Zinseinkünfte im Dorf für 6 Mark gewöhnlichen Silbers.
- 1269 vertauscht Ritter Volpert genannt Schwertzell mit Zustimmung seines Lehnsherrn, des Grafen von Ziegenhain, die Mühle zu Moischeid an Bruno von Willingshausen, der sie Kloster Haina zu dauerndem Besitz vermacht.
- 1315 verzichten die von Löwenstein-Westerburg gegenüber Haina auf Einkünfte am Ort.
- 1348 verkaufen Ludwig Bruhard, seine Ehefrau und Erben Kloster Haina ihr gesamtes Eigentum oder Waldrecht an ihrer Hufe im Dorf Moischeid.
- 1349 verkauft Widukind von Falkenberg Haina seine halbe Hufe im Dorf.
- 1403 vermacht Ritter Johann von Gilsa dem Kloster sein Gut in Moischeid.
- 1447 wird Johann Gebinhusen mit Gütern der von Löwenstein genannt von Schweinsberg am Ort belehnt.
- 1569 haben die von Willingen einen freien Sitz samt Hof zu Moischeid mit einem kleinen Holzbau genannt die Schnabels Burge (S 59).
- 1776 befindet sich am Ort der adlig-freie Hof der von Stackrad; er umfasste ca. 72 Kasseler Acker Land, ca. 28 Acker Wiesen und ca. 3 Acker Gartenland (vgl. auch Ortslage).
Zehntverhältnisse
1253 ist der Zehnte zu Moischeid im Besitz der Krug.
1331 hat Konrad Krug von Josbach 1 Viertel des Zehnten zu Moischeid Graf Johann von Ziegenhain aufgelassen mit der Bitte, dieses dem ziegenhainischen Burgmann Dietmar Schnabel zu lassen.
Zehntrechte des Kloster Haina zu 1350 zu vermuten (Klosterarchiv VI Nr. 590).
1576 ist der Zehnte in Moischeid landgräflich.
Ortsadel
1277-1360.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Pleban 1320 (Klosterarchiv VI Nr. 322); zuletzt wird ein Pleban 1483 genannt (ebd. Nr. 1109); Pfarrei demnach für diesen Zeitraum zu erschließen.
Pfarrzugehörigkeit
1569 und 1585 wird Moischeid von Densberg aus versehen.
1624-1673 nach Josbach eingepfarrt, dann wieder Filiale von Densberg; so noch heute.
Patronat
1252 kaufte das Kloster Haina das Dorf und Gericht von den Krug (ohne Patronat)
1350 Tausch gegen Ziegenhain, behielt Patronat
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Stephan, Dekanat Christenberg, Sendbezirk Gemünden
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Sonstiges
Bei Würdtwein wird noch ein zweites Moischeid genannt, das eine geringer Kirchenstuer zu entrichten hatte (Landau, W. 243). Es könnte der im Treysa-Schönsteiner Salb. von 1557 als Alten Meuschiedt bezeichnete Ort sein, der nach dortigen Angaben in der Moischeider Feldmark liegt.
Wirtschaft
1776: 1, 1838: 2 Ziegelbrennereien am Ort.
Mühlen
1269 vertauscht Ritter Volpert genannt Schwertzell mit Zustimmung seines Lehnsherrn, des Grafen von Ziegenhain, die Mühle zu Moischeid an Bruno von Willingshausen, der sie Kloster Haina zu dauerndem Besitz vermacht.
Eine der beiden damals existierenden Moischeid-Siedlungen war im 15. Jahrhundert mit einer Mühle verbunden (Würdtwein, Dioec. III, S. 327).
Nachweise
Literatur
- Historisches Ortslexikon Ziegenhain, S. 130-132
- Landau, Beschreibung der wüsten Ortschaften. Ausg. 1858, S. 242-244 (Hermeshain, Langenborn, Ruttersbach)
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 334
- Classen, Kirchliche Organisation, S.136
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Moischeid, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/4677_moischeid> (aufgerufen am 26.11.2025)
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