Kirchberg

Die Lage von Kirchberg im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
5,5 km nordwestlich von Gudensberg.
Lage und Verkehrslage
Unregelmäßig ausgebildetes Straßendorf mit dichter Gehöftanordnung im Tal der Ems und der einmündenden Matzoff unterhalb des Wartberges. Siedlung folgt der von Süden entlang der Ems kommenden und in Ortsmitte nach Nordosten abknickenden Straße Wehren - Wichdorf. Gutshof und Kirche mit wehrhaftem Friedhof in Spornlage am Ost-Rand des Ortes.
An der Straße Wehren - Wichdorf.
Ersterwähnung
um 1020
Siedlungsentwicklung
Unter dem ältesten Kirchenbau am Ost-Rand von Kirchberg (vgl. Ortskirche) frühmittelalterliches Gräberfeld ergraben; teilweise sehr reiche Grabausstattung; Gräberfeld (vorläufig) datiert auf um 700.
1 km nordwestlich von Kirchberg auf dem linken Ufer der Ems Funde karolingerzeitlicher Siedlungskeramik.
0,5 km nordwestlich von Kirchberg Keramikfunde, die von der römischen Kaiserzeit bis in die Karolingerzeit reichen.
Historische Namensformen
- Kirchberg (um 1020) [um 1077/78 entstandene Vita, in: Monumenta Germaniae Historica Scriptores 10, S. 601 = Leben des heiligen Heimerad, hrsg. und übersetzt von M. Fleck, S. 98-99]
- Kirhberc (1064)
- Kyrchberc, de (1197)
- Kyrberc, in (1209)
- Kircperg (1253)
- Kirchbereck, de (1259)
- Kirperg (1270)
- Kirperch (1274)
- Kerberg (1275)
- Kirberc (1290)
- Kyrberg (1298)
- Kericberg, de (1298)
- Kirberg, in (1310/15)
- Kyrcberg, in (1326)
- Kerchberg (1438)
- Kirpperg, zcu (1477)
- Kyrcheberg (1485)
- Kirchbergk (1559)
- Kirchpergk (1575)
Bezeichnung der Siedlung
- Um 1020: villa
- 1344: Dorf
- 1522: eygen Dorff
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1876/1877
Älteste Gemarkungskarte
1685
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3520913, 5673483
UTM: 32 U 520831 5671653
WGS84: 51.19591° N, 9.29812° O
Statistik
Ortskennziffer
634018020
Flächennutzungsstatistik
- 1742 (Kasseler Acker): 2066 Land, 292 Wiesen und Weinberge.
- 1750 (Kasseler Acker): 1879 Land, 230 Wiesen, 44 Gärten, 187 Huten, 21 Wald.
- 1885 (Hektar): 867, davon 552 Acker (= 63.67 %), 68 Wiesen (= 7.84 %), 152 Holzungen (= 17.53 %)
- 1961 (Hektar): 893, davon 140 Wald (= 15.68 %)
Einwohnerstatistik
- 1575/85: 66 Hausgesesse.
- 1631: 62 Familien. 1682: 66 Hausgesesse.
- 1735: 70 Mannschaften. 1742 und 1747: 74 Häuser bzw. Hausgesesse.
- 1834: 671, 1885: 722 Einwohner.
- 1861: 714 evangelisch-reformierte, 12 jüdische Einwohner.
- 1885: 722, davon 702 evangelisch (= 97.23 %), 0 katholisch, 20 Juden (= 2.77 %)
- 1925: 620, 1939: 630, 1950: 893, 1961: 711 Einwohner.
- 1961 (Erwerbspersonen): 162 Land- und Forstwirtschaft, 143 Produzierendes Gewerbe, 44 Handel und Verkehr, 23 Dienstleistungen und Sonstiges.
- 1961: 711, davon 634 evangelisch (= 89.17 %), 70 katholisch (= 9.85 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1064: Graf Werner erhält von Kloster Hersfeld das Dorf Kirchberg
- 1066: Graf Werner gibt das Dorf Kirchberg wieder an das Kloster zurück
- 1402: Hermann von Holzhausen verkauft Einkünfte aus Dorf und Gericht Kirchberg
- 1403: Amt Gudensberg
- 1430: Im Streit zwischen den Familie Hund, von Dalwigk und von Holzhausen erhalten die Hund das Dorf Kirchberg; die Hund werden vom Stift Hersfeld mit Dorf Kirchberg belehnt; folgend Belehnungen bis 1618
- 1497: Hohes und niederes Gericht zu Kirchberg steht den Hund zu
- 1522: Kirchberg ist Eigendorf der Hund
- 1569: Die Hund und der Landgraf haben das Dorf (Landgraf erhält Rauchhühner und Hofschilling)
- 1575/85: Amt Gudensberg; niederes Gericht: Hund, peinliches Gericht: Hessen
- 1655: Nach Aussterben der Hund belehnt Landgraf Wilhelm die von Buttlar mit Hersfelder Lehngütern zu Kirchberg; folgend Belehnungen bis 1822
- 1682: niederes Gericht von Buttlar, peinliches Gericht Hessen
- 1742: Amt Gudensberg, Gericht Buttlar-Elberberg
- 1807: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Niedenstein
- 1814: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Fritzlar, Amt Fritzlar
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Fritzlar
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Fritzlar
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Fritzlar
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Fritzlar
- 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis
Altkreis
Fritzlar-Homberg
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform der Stadtgemeinde Niedenstein eingegliedert, deren Stadtteil Kirchberg seitdem ist.
Gericht
- 1575/85: Amt Gudensberg; niederes Gericht: Hund, peinliches Gericht: Hessen.
- 1682: niederes Gericht von Buttlar, peinliches Gericht Hessen.
- 1742: Amt Gudensberg, Gericht Buttlar-Elberberg.
- 1807: Friedensgericht Niedenstein
- vor 1822: Kurhessisches Amt Gudensberg
- 1822: Justizamt Gudensberg
- 1867: Amtsgericht Gudensberg
- 1943: Amtsgericht Fritzlar (Zweigstelle Gudensberg)
- 1879: Amtsgericht Gudensberg
- 1971: Amtsgericht Fritzlar
Herrschaft
- 1064: Graf Werner erhält von Kloster Hersfeld das Dorf Kirchberg.
- 1066: Graf Werner gibt das Dorf Kirchberg wieder an das Kloster zurück.
- 1402: Hermann von Holzhausen verkauft Einkünfte aus Dorf und Gericht Kirchberg.
- 1403: Amt Gudensberg.
- 1430: Im Streit zwischen den Familie Hund, von Dalwigk und von Holzhausen erhalten die Hund das Dorf Kirchberg; die Hund werden vom Stift Hersfeld mit Dorf Kirchberg belehnt; folgend Belehnungen bis 1618.
- 1497: Hohes und niederes Gericht zu Kirchberg steht den Hund zu.
- 1522: Kirchberg ist Eigendorf der Hund.
- 1569: Die Hund und der Landgraf haben das Dorf (Landgraf erhält Rauchhühner und Hofschilling).
- 1575/85: Amt Gudensberg; niederes Gericht: Hund, peinliches Gericht: Hessen.
- 1655: Nach Aussterben der Hund belehnt Landgraf Wilhelm die von Buttlar mit Hersfelder Lehngütern zu Kirchberg; folgend Belehnungen bis 1822.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Hersfeld, Kloster Bis 1064 läßt sich Kirchberg im Besitz der Reichsabtei Hersfeld nachweisen.Werner, Grafen 1064 überträgt Kaiser Heinrich IV. Kirchberg an den Grafen Werner (III.), was von Seiten der Abtei als Entfremdung des Besitzes verstanden wird.- 1066 erfolgt die Rückgabe Kirchbergs an Hersfeld durch den sterbenden Werner (III.).
- 1209 und um 1310: Stift Fritzlar hat Einkünfte zu Kirchberg.
- 1290: Deutscher Orden Marburg erhält 2 Mansen zu Kirchberg.
- 1339: Kloster Breitenau verleiht Güter zu Kirchberg.
- 1354: Die von Holzhausen verkaufen den von Hardenberg eine Korngülte aus Kirchberg.
- 1368: Kloster Breitenau verlehnt 10 Äcker vor Kirchberg.
- 1395: Die Ebbertshöhe vor Kirchberg am Wartberg ist von Falkenberger Lehen.
- 1428: Die von Heyne verkaufen der Philipp-Jakob-Kapelle zu Fritzlar eine Korngülte von einem Haus zu Kirchberg.
- 1477-1554: Die von Falkenberg belehnen aus Kirchberg.
Zehntverhältnisse
1275: Stift Fritzlar hat Flachszehnten zu Kirchberg.
1556: Die Hund haben Zehnten zu Kirchberg vom Stift Fritzlar inne.
1832: Ablösung des Zehnten.
Ortsadel
1197-1352.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1019: capella.
- 1326: viceplebanus.
- 1339: plebanus.
- 1344: Kirche und befestigter Kirchhof.
- Im Kircheninnern Mauerreste eines frühmittelalterlichen Vorgängerbaus ergraben (vielleicht 8. Jahrhundert), der auf einem ebenfalls frühmittelalterlichen Gräberfeld errichtet worden ist (vgl. Siedlungsentwicklung).
Pfarrzugehörigkeit
Pfarrkirche;
1557: Gleichen vorübergehend mit Kirchberg verbunden.
1835 und später: Vikariat Riede (Altkreis Wolfhagen).
Patronat
Patronat wohl seit 1313 im Besitz der Dorfherrn (Hund). 1344 versprechen die Hund dem Landgraf, Kirche und Kirchhof nicht ohne seinen Willen zu befestigen. 1401 bekennen die Hund, dass der Abt von Hersfeld sie mit dem Kirchlehen zu Kirchberg belehnt habe. 1534 einigen sich die Hund mit denen von Grifte, die Pfarrei alternierend zu besetzen; 1569 und 1575/85: nur die Hunde als Patrone bezeichnet. 1660-1835: Buttlar-Elberberg Patrone.
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Hermann Tyllenberg bis 1552, war bis 1527 Inhaber des Hochaltars zu Fritzlar
Juden
1750: 3 Schutz- und Handelsjuden. 1835: 12, 1861: 12 Juden. Friedhof liegt in Obervorschütz.
Kultur
Schulen
1910 Volksschule mit zwei Klassen
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Zoll
1575/85: 100 Gulden Landzoll, 90 Gulden Wollzoll (mit Gudensberg).
Nachweise
Literatur
- 975 Jahre Kirchberg
- Historisches Ortslexikon Fritzlar-Homberg, S. 175-177
- A. Reinhard (Herausgeber), Festschrift zur 950-Jahrfeier Kirchberg (1971)
- E. Wenzel, Die ehemalige Kapelle zu Kirchberg. In: Heimatschollen 3 (1923) S. 22 f.
- Fritzlar-Homberger Allgemeine (Zeitung) Nr. 82, 88, 95, 109, 118, 226, 239 (1979); Nr. 68, 80 (1980)
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 1, S. 303
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Kirchberg, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/4464_kirchberg> (aufgerufen am 25.11.2025)
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