Bad Zwesten

Die Lage von Zwesten im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
11 km südwestlich von Fritzlar
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss und dichter Gehöftanordnung westlich der Schwalm auf der Mittelterrasse am Wälzebach. Rechteckig ummauerte Kirche in erhöhter zentraler Lage. Kernbereich der Siedlung mit nahezu kreisrundem Umriss. Moderne Wohnsiedlung im Westen und Norden. Chausseen nach Fritzlar, Wabern und Gilserberg. Bundesstraße 3 führt östlich am Ort vorbei (Umgehungsstraße); die Landesstraße L3074 führt von hier nach Niederurff. Im Ortsbereich trifft die Bundesstraße 485 auf die alte Landstraße Frankfurt (Main) - Kassel.
Ersterwähnung
1. Hälfte 9. Jahrhundert
Siedlungsentwicklung
1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Betzigerode.
Historische Namensformen
- Tuwesten, in (1. Hälfte 9. Jahrhundert) [Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 1, S. 239-240, fol. 145 vb, Nr. 97 = Dronke, Traditiones, S. 39, Capitulum 6, Nr. 97]
- Thuisten, in; Thwesten, in (1209) [Demandt, Besitz des Fritzlarer Petersstiftes, S. 109]
- Thuesten, Zwesten, de (1254)
- Tuesten, Tvisten (1259)
- Thuiste, de (1297)
- Thwesten, in (um 1310)
- Twestein (1355)
- Cwestin, in (1425)
- Thwisten (1429)
- Twysten, zcu (1477)
- Tzvisten (1492)
- Twiesten (1494)
- Twisten, zcu (1501)
- Tzwesten (1546) (UA von linsingen)
- Twyße (1573)
- Twiesten, zue (1595)
- Zwesten
- Bad Zwesten (ab 21.08.1992)
Bezeichnung der Siedlung
- 1546: Dorf
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1888/1889
Älteste Gemarkungskarte
1769
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3512363, 5657560
UTM: 32 U 512284 5655737
WGS84: 51.053031° N, 9.175261° O
Statistik
Ortskennziffer
634027060
Flächennutzungsstatistik
- 1742 (Kasseler Acker): 1757 Land, 482 Wiesen
- 1885 (Hektar): 1551, davon 486 Acker (= 31.33 %), 148 Wiesen (= 9.54 %), 831 Holzungen (= 53.58 %)
- 1961 (Hektar): 1610, davon 445 Wald (= 27.64 %)
Einwohnerstatistik
- 1575/85: 105 Hausgesesse.
- 1742: 122 Häuser. 1747: 119 Hausgesesse. 1774: 694 Einwohner
- 1834: 1079, 1885: 870 Einwohner
- 1861: 890 evangelisch-reformierte, 7 evangelisch-lutherische, 4 römisch-katholische, 74 jüdische Einwohner
- 1885: 870, davon 794 evangelisch (= 91.26 %), 0 katholisch, 76 Juden (= 8.74 %)
- 1925: 912, 1939: 907, 1950: 1485, 1961: 1257 Einwohner
- 1961 (Erwerbspersonen): 170 Land- und Forstwirtschaft, 248 Produzierendes Gewerbe, 64 Handel und Verkehr, 84 Dienstleistungen und Sonstiges
- 1961: 1257, davon 1083 evangelisch (= 86.16 %), 158 katholisch (= 12.57 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1504: Johann von Löwenstein beschreibt testamentarisch sein Erbe: freier Hof, Zehntanteil, halbes Dorf mit Gerichtsgewalt zu Zwesten
- 1575/85: Amt Borken, niederes und peinliches Gericht von Löwenstein
- 1742: Amt Borken
- 1807: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Hersfeld, Kanton Borken
- 1814: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Borken
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Fritzlar
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Fritzlar
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Fritzlar
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Fritzlar
- 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis
Altkreis
Fritzlar-Homberg
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 erfolgte im Zug der hessischen Gebietsreform die Eingliederung der Gemeinden Betzigerode, Niederurff, Oberurff-Schiffelborn (Zusammenschluss am 15.9.1964) und Wenzigerode in die damit erweiterte Gemeinde Zwesten. Zu deren weiterer Entwicklung s. Bad Zwesten, Gemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist (Bad) Zwesten.
Gericht
- 1575/85: Amt Borken, niederes und peinliches Gericht von Löwenstein
- 1742: Galgen genannt
- 1742: Gericht von Löwenstein
- Flurname auf dem Galgen im Süden der Gemarkung (Bad) Zwesten
- 1807: Amt Borken
- 1822: Justizamt Jesberg
- 1867: Amtsgericht Jesberg
- 1945: Amtsgericht Borken
- 1968: Amtsgericht Fritzlar (Zweigstelle Borken)
- 1970: Amtsgericht Fritzlar
Herrschaft
- 1504: Johann von Löwenstein beschreibt testamentarisch sein Erbe: freier Hof, Zehntanteil, halbes Dorf mit Gerichtsgewalt zu Zwesten.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Fulda, Kloster 9. Jahrhundert: Graf Dietrich schenkt Kloster Fulda Güter zu Zwesten.- 1209 und noch um 1450: Stift Fritzlar hat Einkünfte zu Zwesten
- 1259: Die von Bischhausen erhalten von Ernst von Lohne 2 Hufen zu Zwesten, die sie dem Kloster Breitenau resignierten; Weitergabe an Kloster Hardehausen.
- 1316: Genannte Bauern verkaufen ihre Güter zu Zwesten an Stift Fritzlar.
- 1328: Werner von Löwenstein-Westerburg verkauft seinen freien Hof zu Zwesten an die Gebrüder von Linsingen.
- 1355: Die Gebrüder von Löwenstein verkaufen ihren freien Hof zu Zwesten an den Kleriker Heinrich genannt Gerbrachtis von Gudensberg.
- 1429: Die von Löwenstein-Westerburg belehnen Eckhard von Rommershausen mit dem Spiegelsgut zu Zwesten.
- 1480: Die von Löwenstein-Westerburg belehnen Johann Becker aus Gudensberg mit einem Gut zu Zwesten, desgleichen 1492.
- 1483: Eckhard Riedesel verkauft sein Erbgut zu Zwesten an Hans von Linsingen.
- 1546: Christoph von Linsingen verkauft sein Teil Fruchtzinsen zu Zwesten an Dodelyn.
- 1582: Karl von Löwenstein verschreibt einem Fritzlarer Bürger einen Kornzins aus dem Zehnten zu Zwesten.
- 1611: Kurt von Löwenstein verpfändet seinen erbeigenen Hof zu Zwesten an seinen Schwiegersohn Hans Kaspar von Gilsa.
- 1680: Kaspar Bernhard von Löwensteins Witwe verkauft ihr Haus und Gut zu Zwesten an Philipp Ellmannshausen von Eppe.
- Etwa 1750-1800: Gut im Besitz der von Buttlar
- 1900-1912: Gut im Besitz der von Urff
- 1913: Gut im Besitz des Freiherrn Treusch von Buttlar
- Nach 1953 Altersheim der hessischen Ritterschaft
Zehntverhältnisse
1344: Werner von Löwenstein-Westerburg trägt Landgraf Heinrich ein Drittel des Zehnten zu Zwesten als Lehen auf.
1379: Der Fritzlarer Scholaster Theodor von Hardenberg verschreibt seinem Stift zwei Drittel des Zehnten zu Zwesten.
1504: Johann von Löwenstein beschreibt testamentarisch sein Erbe: freier Hof, Zehntanteil, halbes Dorf mit Gerichtsgewalt zu Zwesten.
1582: Karl von Löwenstein verschreibt einem Fritzlarer Bürger einen Kornzins aus dem Zehnten zu Zwesten.
Ortsadel
1253/54-1338
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1348: Pfarrer
Patrozinien
- Jacobus
Pfarrzugehörigkeit
Etwa 1523-1544: Bischhausen von Zwesten versehen
1569: Betzigerode eingepfarrt nach Zwesten
1575/85 Filiale von Zwesten
1872 wieder eingepfarrt nach Zwesten
1926 und später Filiale von Zwesten
Seit 1945: Wenzigerode Filiale von Zwesten
Patronat
1477: Stift Hersfeld belehnt die von Falkenberg mit Kirche zu Zwesten; folgend Belehnungen bis 1606
Diakonische Einrichtungen
1889 - 1934 Schwesternstation (Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Bad Zwesten Pfarrarchiv Bad Zwesten); 1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 215 Krankenpflegeschwester von bürgerlicher Gemeinde angestellt, Kleinkinderschule
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Heinrich Meuser vor 1530 bis ca. 1541
Juden
Provinzial-Rabbinat Kassel; Oberurff, Niederurff und Kerstenhausen gehören zur Kultusgemeinde. 1774: 8 Handelsjuden 1835: 87; 1861: 74 Juden; 1905: 89 Juden; 1932/33: ca. 15 jüdische Familien. Abmeldelisten für die Zeit nach 1933 liegen nicht vor. Das Alter der Gemeinde ist unbekannt, da Unterlagen erst seit dem 19. Jahrhundert existieren. Die Synagoge im Ort soll 1914 bzw. 1918 nach einem Brandt neu errichtet worden sein. 1938 wurde sie beschädigt. Seit mindestens 1876 bestand eine israelitische Elementarschule; sie wird im April 1930 aufgelöst. Meist waren die Juden Viehhändler, Metzger, Händler. Der Friedhof liegt am Ausgang des Ortes an der Bergstrasse. (alemannia-judaica) Flurname Judentotenhof existiert.
Kultur
Schulen
1582: Schulmeister; 1910 Volksschule mit zwei Klassen
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Historische Ereignisse
1536: Armenstiftung des Fritzlarer Kanonikers Hermann von Löwenstein für Zwesten
Nachweise
Literatur
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
- Burgen, Schlösser, Herrenhäuser
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Jüdische Friedhöfe
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Bad Zwesten, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/4370_bad-zwesten> (aufgerufen am 25.11.2025)
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