Obervorschütz

Dorf · 170 m über NN  
Gemeinde
Gudensberg
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Dorf

Lagebezug

2 km südlich Gudensberg

Lage und Verkehrslage

Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss und dichter Gehöftanordnung am Nord-Ufer der Ems. Kirche mit rechteckigem Kirchhof nahe der Ems. Östlich anschließend, an der Emsbrücke vorbeiführend, sichelförmige Wegeführung. Im Nordwesten und -osten moderne Wohnsiedlungen.
Straßen Werkel - Maden und Nieder-Vorschütz - Gudensberg treffen im Ortsbereich aufeinander (Emsbrücke).

Ersterwähnung

1081

Siedlungsentwicklung

In der Flur Hofestatt 1 km südwestlich von Ober-Vorschütz völkerwanderungszeitliche und karolingerzeitliche Keramikfunde.

Vorbemerkung Historische Namensformen

Zu den älteren Belegen ohne das Bestimmungswort Ober- (bzw. superior) vgl. auch Niedervorschütz.

Historische Namensformen

Bezeichnung der Siedlung

  • 1250: villa
  • 1451: Dorf

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Umlegung der Flur

1885/1886, 1894/1895, 1902

Älteste Gemarkungskarte

ca. 1685

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3524692, 5669609
UTM: 32 U 524608 5667781
WGS84: 51.160938° N, 9.351915° O

Statistik

Ortskennziffer

634007070

Flächennutzungsstatistik

  • 1579: 12 landgräfliche Huben.
  • 1742 (Kasseler Acker): 2564 Land, 358 Wiesen.
  • 1885 (Hektar): 813, davon 651 Acker (= 80.07 %), 112 Wiesen (= 13.78 %), 0 Holzungen
  • 1961 (Hektar): 810, davon 1 Wald (= 0.12 %)

Einwohnerstatistik

  • 1575/85: 86 Hausgesesse
  • 1579: 79 Köttner (vgl. Flächennutzung).
  • 1639: 32 verheiratete, 15 verwitwete Hausgesesse.
  • 1735: 84 Mannschaft. 1742 und 1747: 94 Häuser bzw. Hausgeseß, 464 Einwohner.
  • 1834: 804, 1885: 887 Einwohner.
  • 1861: 858 evangelisch-reformierte, 1 evangelisch-lutherischer, 1 römisch-katholischer, 47 jüdische Einwohner.
  • 1885: 887, davon 869 evangelisch (= 97.97 %), 1 katholisch (= 0.11 %), 17 Juden (= 1.92 %)
  • 1925: 927, 1939: 923, 1950: 1362, 1961: 1118 Einwohner.
  • 1961 (Erwerbspersonen): 253 Land- und Forstwirtschaft, 244 Produzierendes Gewerbe, 46 Handel und Verkehr, 46 Dienstleistungen und Sonstiges.
  • 1961: 1118, davon 1048 evangelisch (= 93.74 %), 63 katholisch (= 5.64 %)

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • 1408: Amt Gudensberg
  • 1458 und 1516: Gericht von Elben
  • 1575/85: Amt Homberg
  • 1742: Amt Homberg
  • 1807: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Hersfeld, Kanton und Friedensgericht Homberg
  • 1814: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Homberg
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Fritzlar
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Fritzlar
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Fritzlar
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Fritzlar
  • 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis

Altkreis

Fritzlar-Homberg

Gemeindeentwicklung

Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform neben anderen Gemeinden als Stadtteil Gudensberg eingegliedert.

Gericht

  • Flurname Galgenacker.
  • 1458 und 1516: Gericht von Elben.
  • 1575/85: Amt Homberg; niederes und peinliches Gericht Hessen.
  • vor 1822: Kurhessisches Amt Gudensberg
  • 1822: Justizamt Gudensberg
  • 1867: Amtsgericht Gudensberg
  • 1943: Amtsgericht Fritzlar (Zweigstelle Gudensberg)
  • 1879: Amtsgericht Gudensberg
  • 1971: Amtsgericht Fritzlar

Herrschaft

  • 1361: Die Meisenbug im Teilbesitz des Gerichts Ober-Vorschütz.
  • 1434: Untergericht Ober-Vorschütz hessisches Lehen der von Elben.
  • 1458: Landgraf Ludwig belehnt Werner von Elben mit Dorf und Gericht Ober-Vorschütz; folgend Belehnungen bis 1516.
  • Grebe 1451.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer

  • Die frühen Nachrichen zu Besitz des Klosters Hasungen in Vorschütz lassen sich nicht eindeutig zuordnen (vgl. daher auch Niedervorschütz). Da jedoch 1274 explizit Hasunger Besitz in Niedervorschütz genannt wird, ist es wahrscheinlicher, dass sich auch die älteren Erwähnungen hierauf beziehen.
  • 1081: Erzbischof Siegfried I. von Mainz bestätigt dem Kloster Hasungen in einer gefälschten Urkunde Schenkungen, darunter 4 Hufen zu Vorschütz.
  • 1123: Erzbischof Adalbert von Mainz bestätigt dem Kloster Hasungen Schenkungen, darunter in Vorschütz.
  • 1151: Erzbischof Heinrich von Mainz bestätigt dem Kloster Hasungen die Schenkungen des Trutwin von Gran, der dafür Güter in Vorschütz und Gran erhält. 1154/59 erwirbt Abt Hildebold Hasungen eine Hufe in Vorschütz.
  • 1200/25: Kloster Hasungen hat einen Hof zu Vorschütz gekauft.
  • Hersfeld, Kloster1225: Stift Hersfeld ertauscht von Kloster Merxhausen Güter zu Vorschütz.
  • 1250: Hermann von Holzhausen schenkt Kloster Hasungen seinen Hof zu Vorschütz.
  • 1269: E. von Elben überträgt seine Güter zu Vorschütz dem Kloster Merxhausen.
  • 1275: Graf Albert von Wallenstein und Wittekind von Holzheim schlichten Streit zwischen Stift Fritzlar und Heinrich von Rengshausen wegen der Mühle zu Ober-Vorschütz.
  • 1282: Heinrich von Rengshausen verkauft anderthalb Huben zu Ober-Vorschütz an Berthold von Metze.
  • 1292: Berthold von Metze verkauft dem Kloster Merxhausen seine Güter zu Ober-Vorschütz.
  • 1299: Dietrich von Elben verkauft Besitzungen zu Ober-Vorschütz an Kloster Berich.
  • 1316: Albert von Waldeck verkauft Besitz zu Ober-Vorschütz an Wigand von Kirchhagen, der vermutlich aus Elbener Besitz stammt.
  • 1317: Die Meisenbug haben einen Hof zu Ober-Vorschütz.
  • 1319: Die von Elben weiter im Besitz von Gütern zu Ober-Vorschütz.
  • 1329: Der Fritzlarer Bürger Wigand Centzis kauft eine Drittelhufe zu Ober-Vorschütz.
  • 1330: Eberhard Salomee und Thomas Kuntzlin verkaufen ihren Anteil an Besitz in Ober-Vorschütz an Wigand von Kirchhagen, der ihn an Stift Fritzlar weitergibt.
  • 1334: Thilo von Elben verkauft seinen Besitz zu Ober-Vorschütz an Stift Fritzlar.
  • 1342: Dietrich von Elben verschreibt Kloster Breitenau einen halben Hof zu Ober-Vorschütz.
  • 1357: Priester Johann von Bone verzichtet zugunsten Kloster Ahnaberg auf seine Einkünfte zu Ober-Vorschütz.
  • 1361: Die Landgrafen Hermann und Otto belehnen die Meisenbug mit Wiesen zu Ober-Vorschütz.
  • 1363: Die von Elben verkaufen dem Fritzlarer Kanoniker Konrad Hake 3 Güter zu Ober-Vorschütz.
  • Kurz nach 1376: Dorf Ober-Vorschütz hessisches Lehen der von Elben; folgend Belehnungen bis 1516.
  • 1387: Kloster Breitenau erwirbt eine Wiese zu Ober-Vorschütz.
  • 1434: Graf Johann von Ziegenhain belehnt Werner von Elben mit 2 Hufen zu Ober-Vorschütz; Landgraf Ludwig gestattet, dass Werner von Elben aus den vom Dorf Ober-Vorschütz an Kloster Heidau zu zahlenden Zinsen 700 Gulden leihen darf.
  • 1448: Landgraf Ludwig weist Reinhard von Dalwigk und Friedrich von Hertingshausen 3 Höfe in Ober-Vorschütz zu.
  • 1451: Werner von Elben tritt Pachtansprüche aus seinem Dorf Ober-Vorschütz an Kloster Heidau ab, die Gemeinde Ober-Vorschütz verpflichtet sich an Kloster Heidau jährlich 9 Gulden zu zahlen.
  • 1477: Kloster Merxhausen verkauft verschiedene Einkünfte zu Ober-Vorschütz.
  • 1498: Die Heuberreff verzichten auf eine Hufe zu Ober-Vorschütz.
  • 1496: Die von Siegen verkaufen dem Stift Fritzlar einen Zins aus Gütern zu Ober-Vorschütz.
  • 1499: Die von Wallenstein belehnen Heinz Trowe mit einer Hube zu Ober-Vorschütz.
  • 1501: Die Gebrüder von Elben verschreiben Juttenhenze einen Zins aus ihrer Mühle zu Ober-Vorschütz.
  • 1515: Kurt von Elben verschreibt Eitel Rotenhan einen Zins aus Gütern vor Ober-Vorschütz.
  • 1535: Landgraf Philipp zieht mit Aussterben der von Elben Dorf Ober-Vorschütz ein.

Zehntverhältnisse

1209: Stift Fritzlar hat Zehnteinkünfte zu Vorschütz; um 1310 und noch um 1450 von einer Mühle zu Ober-Vorschütz.

Ortsadel

1123-1253.

Kirche und Religion

Ortskirchen

  • 1235: plebanus

Pfarrzugehörigkeit

Pfarrkirche;
im 17. Jahrhundert bis 1744: Maden mit Ober-Vorschütz als Vikariat verbunden, dann wieder 1759-1778,1787-1796.
Seit 1835 und später: Maden Vikariat von Ober-Vorschütz.

Patronat

1260: Konrad von Elben verzichtet zugunsten des Stifts Fritzlar auf den Patronat der Kirche in Ober-Vorschütz.
1579, 1682: Patronat landgräflich.

Bekenntniswechsel

Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Confugianus (Kauffunger) ca. 1553 bis nach 1590

Kirchliche Mittelbehörden

Archipresbyterat Fritzlar.

Juden

Gehört zur Gemeinde Gudensberg 1747: 20, 1835: 45, 1861: 47 Juden; 1905: 19; 1932/33: 7 Juden Judenkirchhof 0,7 km westlich von Ober-Vorschütz. Genutzt wurde dieser auch von der Gemeinde Züschen, Gudensberg, Riede, Dorla, Kirchberg, Lohne, Maden; von 1887-1897 ebenso von Felsberg, Altenburg und Gensungen, Niedenstein, Cappel und Obermöllrich, sowie Elben und Neuenbrunslar. Er liegt an der Friedensstrasse, ca. 300 Meter westlich. (alemannia-judaica)

Kultur

Schulen

1910 Volksschule mit drei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)

Historische Ereignisse

1454: Durch Johann Meisenbug niedergebrannt.

Wirtschaft

Mühlen

1209: Stift Fritzlar hat Zehnteinkünfte zu Vorschütz; um 1310 und noch um 1450 von einer Mühle zu Ober-Vorschütz.
1275: Graf Albert von Wallenstein und Wittekind von Holzheim schlichten Streit zwischen Stift Fritzlar und Heinrich von Rengshausen wegen der Mühle zu Ober-Vorschütz.
1501: Die Gebrüder von Elben verschreiben Juttenhenze einen Zins aus ihrer Mühle zu Ober-Vorschütz.

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Obervorschütz, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/4310_obervorschuetz> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/4310