Grifte

Die Lage von Grifte im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
6,5 km nordöstlich von Gudensberg
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss auf der Mittelterrasse westlich der Eder, vom Pilgerbach durchflossen. Im südwestlichen Ortsbereich Kirche mit wehrhaft ummauertem, ovalen Kirchhof. Im südöstlichen Ortsbereich Mehrzahl der Gehöfte an der von Holzhausen über die Eder nach Guxhagen führenden Straße. Nördlich des Ortskerns Siedlung Heidstadt. Südlich der Ederbrücke Mühle. Moderne Wohnsiedlungen im Westen, Süden und Norden. Straße von Holzhausen über die Eder nach Guxhagen. Bahnhof der Eisenbahnlinie Kassel – Frankfurt am Main ("Main-Weser-Bahn") (Inbetriebnahme der Strecke 29.12.1849). Endbahnhof der Eisenbahnlinie Edermünde/Grifte – Gudensberg (Inbetriebnahme der Strecke 15.7.1899) bis zur endgültigen Stilllegung der Strecke 1979.
Ersterwähnung
1081
Historische Namensformen
- Grifethe, in (1081) [Fälschungen um 1100 HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 585 und HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 586. Druck UB Mainz 1, S. 253-258, Nr. 358]
- Grifide, in (1123) [HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 591; Druck: Mainzer Urkundenbuch 1, S. 417-420, Nr. 514]
- Grifede, in (1132) [Roques, Urkundenbuch Kloster Kaufungen 1, S. 30-31, Nr. 24]
- Thusen, in (1209)
- Grifede, in (1145)
- Griffede, in (1253)
- Griphede (1259)
- Griffeide, de (1291)
- Griffide (1300)
- Grifede, in (1303) [HStAD Bestand B 13 Nr. 1 = Grotefend-Rosenfeld, Landgrafenregesten 1, S. 155-156, Nr. 430]
- Gryffid (1312)
- Griffedie, tzu (1358)
- Griffde, von (1410)
- Griffte (1457)
- Grifft, von (1506)
- Greyffe, von (1527)
- Griftenn, von (1527)
- Griffta (1575/85)
Bezeichnung der Siedlung
- 1320: villa
- 1579: gemeine, Dorf
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Fährhaus
- Fehrenberg
- Grifte
- Heidholz
- Heydstadt
- Sinningsche Mühle
- Grifte (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
Burgen und Befestigungen
Umlegung der Flur
1870
Älteste Gemarkungskarte
1686
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3531232, 5675389
UTM: 32 U 531146 5673559
WGS84: 51.212572° N, 9.445903° O
Statistik
Ortskennziffer
634002020
Flächennutzungsstatistik
- 1579: 16 landgräfliche Huben.
- 1742 (Kasseler Acker): 787 Land, 219 Wiesen und Weinberge, 56 Wald.
- 1885 (Hektar): 617, davon 371 Acker (= 60.13 %), 68 Wiesen (= 11.02 %), 28 Holzungen (= 4.54 %)
- 1961 (Hektar): 615, davon 36 Wald (= 5.85 %)
Einwohnerstatistik
- 1579: 26 Rauchhühner. 1575/85: 29 Hausgesesse.
- 1639: 18 verheiratete, 3 verwitwete Hausgesesse.
- 1735: 34 Mannschaften. 1742: 45 1/2 Häuser. 1747: 268 Einwohner.
- 1834: 487, 1885: 658 Einwohner.
- 1861: alle Einwohner evangelisch-reformiert.
- 1885: 658, davon 658 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
- 1925: 931, 1939: 1140, 1950: 1695, 1961: 1543 Einwohner.
- 1961 (Erwerbspersonen): 105 Land- und Forstwirtschaft, 316 Produzierendes Gewerbe, 174 Handel und Verkehr, 98 Dienstleistungen und Sonstiges.
- 1961: 1543, davon 1345 evangelisch (= 87.17 %), 175 katholisch (= 11.34 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1497: Landgrafschaft Hessen, Amt Gudensberg
- 1575/85: Amt Gudensberg; niederes und peinliches Gericht Hessen
- 1807: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton und Friedensgericht Gudensberg
- 1814: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Gudensberg
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Fritzlar
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Fritzlar
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Fritzlar
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Fritzlar
- 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis
Altkreis
Fritzlar-Homberg
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Gemeinde Edermünde.
Gericht
- 1407: Landgraf Hermann verschreibt den von Grifte einen Zins aus dem Gericht Grifte.
- 1426: Gericht Grifte
- 1436: das Gerichte. Zubehör: Grifte, Höfe Heydstadt und Fehrenbach sowie die Wüstungen Otzhausen, Schrotshausen, Mittel- und Unseligendissen. Niedere Gerichtsbarkeit: die von Grifte.
- 1822: Justizamt Gudensberg
- 1867: Amtsgericht Gudensberg
- 1879: Amtsgericht Gudensberg
- 1943: Amtsgericht Fritzlar (Zweigstelle Gudensberg)
- 1971: Amtsgericht Fritzlar
Herrschaft
- 1303 belehnen Landgraf Heinrich I. von Hessen, seine Gemahlin Mechthild und ihr Sohn Johann den Ritter Johann Riedesel und seine Erben mit 50 Mark Silber Kasseler Währung aus namentlich genannten Gütern u.a. zu Grifte.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1081: Erzbischof Siegfried I. von Mainz bestätigt dem Kloster Hasungen seinen Besitz, darunter einen Mansus in Grifte, den das Kloster von Gebhard, dem Bruder des Graf Eberhard, erhalten hat (Fälschung).
- 1123: Erzbischof Adalbert I. von Mainz bestätigt den Besitz Kloster Hasungens, auch den Mansus, den Meginfried und dessen Sohn Gebhard von Altstat gegeben haben.
- 1132: Gepa von Itter schenkt dem Kloster Kaufungen eine Hufe und sechs Leibeigene zu Grifte.
- 1145: Erzbischof Heinrich bestätigt dem Kloster Weißenstein seinen Besitz zu Grifte.
- 1320: Thimo von Züschen hatte von Landgraf Otto Einkünfte zu Grifte erhalten, die er zur Schuldendeckung an den Kasseler Bürger Werner Seidenschwanz abtritt.
- 1357: Otto von Elben erhält von Landgraf Heinrich eine Wiese zu Grifte.
- 1358: Die von Elben übergeben dem Kloster Breitenau eine Wiese zu Grifte.
- Kurz nach 1376: Gerlach von Linne hat 4 Hühner zu Grifte als hessisches Lehen.
- 1417: Kloster Kaufungen verleiht eine Hube zu Grifte.
- 1438: Eckebrecht von Grifte verschreibt aus seinem freien Gut zu Grifte.
- 1479: Katharina Langwasser zu Gudensberg verkauft ihre Erbzahl Güter zu Grifte an ihren Bruder.
- 1507: Die Wenzel von Grebenau verkaufen ihre Erbzahl Güter zu Grifte an Kunz Fehre.
- 1538: Landgraf Philipp belehnt Henne Gans zu Grifte mit der Fähre zu Grifte.
- 1649: Landgräfin Amalie Elisabeth kauft von den Grift`schen Erben (Meisenbug, von Malsburg, von Hundelshausen) Gut und Burg Grifte.
Zehntverhältnisse
1344: Die von Grifte verschreiben dem Kloster Breitenau einen Teil ihres Unterzehnten zu Grifte.
1376: Rottzehnte zu Grifte steht durch landgräflichen Spruch dem Kloster Breitenau zu.
1552: Landgraf Philipp verkauft der Gemeinde Grifte seinen Zehnten zu Grifte, vormals Kloster Breitenau.
Ortsadel
1252-1597.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1253: plebanus
Patrozinien
- Maria
Pfarrzugehörigkeit
Vor 1249 inkorporiert Erzbischof Siegfried von Mainz dem Kloster Breitenau die Kapelle Grifte; 1255 durch Papst Alexander IV. bestätigt. 1347 wird die Inkorporation der Kirche durch Erzbischof Gerlach erneuert. 1404 schenkt Landgraf Hermann dem Kloster Breitenau die Pfarrkirche Grifte; 1419 Inkorporation durch Papst Martin IV. erneuert. 1569: Haldorf, Guntershausen (Altkreis Kassel), Dissen und Holzhausen eingepfarrt. 1575/85: Dissen, Holzhausen/Hahn und Heydstadt Filiale von Grifte. 1780 und später: Dissen Filial; Haldorf, Holzhausen/Hahn, Neue Herberge, Heydstadt und Guntershausen (Altkreis Kassel) eingepfarrt; 1835: auch Schenke Hertingshausen (H.-Heide); 1926: auch Chausseehaus eingepfarrt; Guntershausen (Altkreis Kassel) Filial, später nach Rengershausen (Altkreis Kassel) ausgepfarrt. 1960: neben Dissen auch Holzhausen/Hahn Filiale von Grifte.
Patronat
Patronat: bis zur Reformation Kloster Breitenau inkorporiert (vgl. Pfarrzugehörigkeit), seit 1527 landgräfliches Patronat.
Diakonische Einrichtungen
1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 42 Gemeindestation mit einer Schwester; 1919 - 1973 Diakoniestation (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Heinrich Ratz 1527 bis nach 1558, bis 1526 katholischer Kaplan
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archipresbyterat Fritzlar, Erzpriestersprengel Gensungen
Kultur
Schulen
1910 Volksschule mit drei Klassen
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- W. A. Eckhardt, Salbuch des Stifts Kaufungen von 1519, S. 13-14
- Historisches Ortslexikon Fritzlar-Homberg, S. 113-115
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 91
- 900 Jahre Grifte. Festschrift anläßlich der 900-Jahrfeier (1974)
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Grifte, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/4140_grifte> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/4140