Niederurff

Die Lage von Niederurff im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
12,1 km südwestlich von Fritzlar.
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regelhaften Grundrissmerkmalen und dichter Gehöftanordnung beiderseits der Urfe in breiter Talöffnung zur Schwalm-Niederung. Nördlich der Urfe Siedlungskomplex mit halbkreisförmigem Umriss und umlaufender Wegeführung. Südlich der Urfe straßendorfähnliche Bebauung. Kirche mit rechteckigem Wehrkirchhof; westlich davon Burganlage (s. d.). An der Brücke über die Urfe ehemaliges Amtshaus. Südöstlich der Siedlung, leicht abgesetzt, Gutshof. Westlich davon kleiner Siedlungskomplex. Moderne Wohnsiedlung im Norden.
Auf die Straße Bischhausen - Bad Zwesten trifft eine Abzweigung der Bundesstraße 3.
Ersterwähnung
1085
Siedlungsentwicklung
1928 erfolgt die Eingemeindung des aufgelösten Gutsbezirks Niederurff.
Historische Namensformen
- Urpha (1085) [Mainzer Urkundenbuch 1, S. 266-267, Nr. 367]
- ůrfe, de (1160) [HStAM Bestand Urk. 56 Nr. 2343]
- Orpha (1184) (Landau, Beschreibung des Hessengaues, S. 184)
- Urfa, de (1193)
- Urfa (1196) (UA Kappel)
- Orefe, de (1215)
- Urfe, de (1238)
- Orphe (1242)
- Orfe (1247) (Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, Nr. 1395)
- Orephe, de (1249)
- Urphe, de (1252)
- Orepha, de (1266)
- Uriff, de (1267)
- Oyrphe, de (1281)
- Urpha (1085) (Mainzer Urkundenbuch 1 Nr. 367)
- Orpha, de (1184)
- Urfa, de (1193)
- Orefe, de (1215)
- Urfe, de (1238)
- Orphe (1242)
- Orfe, de (1247)
- Orephe, de (1249)
- Urphe, de (1252)
- Orepha, de (1266)
- Uriff, de (1267)
- Oyrphe, de (1281)
- Urf inferior (1285) (Wald. Archiv, Orte)
- Hurephe, de (1291)
- Orf, de (1304)
- Urffe, von (1408)
- Nedirnurffe (1448)
- Niddernurffe (1492)
- Niddern Urff (1537)
- Nidernurf (um 1570)
- Niedernurff (1613)
- Nidern Urff (1623)
- Niedern Urff (1689)
- Niedernurf (1785)
- Urff, Nieder-
- Nieder-Urff
Bezeichnung der Siedlung
- 1309: castrum.
- 1408: Schloß.
- 1575/85: Dorf.
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Niedermühle (Untermühle),
- Obermühle,
- Waagmühle,
- Wüste Burg Niederurff (Burg Urff),
- Wüstung Altenburg,
- Wüstung Neue Mühle,
- Wüstung Westerburger Mühle (=Obermühle),
- Wüstung Wiesenmühle.
Burgen und Befestigungen
Umlegung der Flur
1878
Älteste Gemarkungskarte
1774
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3513572, 5655559
UTM: 32 U 513492 5653737
WGS84: 51.035018° N, 9.192429° O
Statistik
Ortskennziffer
634027020
Flächennutzungsstatistik
- 1742 (Kasseler Acker): 790 Land, 182 Wiesen; "Freiheit": 158 Land, 87 Wiesen.
- 1885 (Hektar): 824, davon 318 Acker (= 38.59 %), 76 Wiesen (= 9.22 %), 373 Holzungen (= 45.27 %)
- 1961 (Hektar): 1081, davon 488 Wald (= 45.14 %)
Einwohnerstatistik
- 1575/85: 121 Hausgesesse.
- 1724: 156 Personen.
- 1742: 76, "Freiheit": 15 Häuser. 1747: 74, "Freiheit": 15 Hausgesesse.
- 1786: 576 Einwohner.
- 1834: 875, 1885: 569 Einwohner.
- 1861: 577 evangelisch-reformierte, 1 evangelisch-lutherischer, 59 jüdische Einwohner.
- 1885: 550, davon 502 evangelisch (= 91.27 %), 1 katholisch (= 0.18 %), 47 Juden (= 8.55 %)
- 1925: 489, 1939: 412, 1950: 682, 1961: 473 Einwohner.
- 1961 (Erwerbspersonen): 135 Land- und Forstwirtschaft, 78 Produzierendes Gewerbe, 19 Handel und Verkehr, 19 Dienstleistungen
- 1961: 473, davon 445 evangelisch (= 94.08 %), 26 katholisch (= 5.50 %)
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1478: Grafschaft Waldeck, Amt Wildungen
- 1575/85: Landgrafschaft Hessen, Amt Borken, niederes und peinliches Gericht von Löwenstein
- 1742: Amt Borken
- 1807: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Jesberg
- 1814: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Borken
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Fritzlar
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Fritzlar
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Fritzlar
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Fritzlar, Amtsgericht Jesberg
- 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis
Altkreis
Fritzlar-Homberg
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Ortsteil der Gemeinde (Bad) Zwesten eingegliedert.
Gericht
- 1575/85: Landgrafschaft Hessen, Amt Borken, niederes und peinliches Gericht von Löwenstein.
- 1807: Friedensgericht Jesberg
- vor 1822: Amt Borken
- 1822: Justizamt Jesberg
- 1867: Amtsgericht Jesberg
- 1945: Amtsgericht Borken
- 1968: Amtsgericht Fritzlar (Zweigstelle Borken)
- 1970: Amtsgericht Fritzlar
Herrschaft
- 1315: Zur Grafschaft Waldeck gerechnet.
- 1530: Graf Philipp von Waldeck belehnt von Löwenstein mit dem Dorf Nieder-Urff.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1085: Erzbischof Wezelo von Mainz bestätigt dem Stift Fritzlar, dass die Einkünfte der Mutterkirche Urff dem Propst zufallen sollen.
Spieskappel, Kloster 1197: Papst Cölestin III. bestätigt dem Kloster Spieskappel Einkünfte zu Urff.- 1255 und noch um 1450: Stift Fritzlar hat Einkünfte in Urff.
- 1283: Kloster Eppenberg verkauft sein Recht an der Mühle zu Urff an Kloster Haina; Ritter Konrad von Urff überlässt Kloster Haina seine Mühle zu Urff.
- 1471: Die von Löwenstein-Westerburg belehnen mit einem Gut zu Nieder-Urff.
- 1493: Die von Urff belehnen mit einem Gut zu Nieder-Urff.
- 1532/33: Waldeck tritt Nieder-Urff an die von Löwenstein-Westerburg ab, seitdem Waldecker Lehen.
- 1588: Die von Linsingen belehnen die Milchling mit Gut zu Nieder-Urff.
- 1596: Kurt von Löwenstein belehnt Georg von Ehlen mit Löwensteiner Gut zu Nieder-Urff.
Zehntverhältnisse
1448: Die von Urff durch Stift Fritzlar mit Zehnten zu Nieder-Urff belehnt; folgend Belehnungen bis 1725.
1528: Zehnter zu Nieder-Urff durch die Ganerben von Löwenstein der Kapelle Löwenstein verordnet.
1537: Stift Fritzlar belehnt Johann von Urff mit dem Zehnten zu Nieder-Urff.
Ortsadel
1160-1493
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1085: aecclesia
- 1247: plebanus.
- 1323: viceplebanus.
Pfarrzugehörigkeit
Pfarrkirche;
1569: Römersberg, Löwenstein, Ober-Urff eingepfarrt nach Nieder-Urff.
1575/85 und später: Ober-Urff, Römersberg, Löwenstein Filiale von Nieder-Urff.
1780 und später: Wickershof und Reptich nach Nieder-Urff eingepfarrt.
Patronat
1575/85: Patron Landgraf.
1742: Patron von Löwenstein.
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Curt Suderland vor 1530, ehemaliger Karmeliterbruder in Kassel, 1526 abgefunden
Reformierter Bekenntniswechsel: unter hessen-darmstädtischer Herrschaft 1627-1628 lutherisch, nach 1628 wieder reformiert.
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Kirchenprovinz Mainz, Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar, Archipresbyterat Urff (vgl. Mittelpunktfunktionen).
Juden
Der Ort gehörte zur Gemeinde Zwesten 1786: 9 Handelsjuden. 1835: 76; 1861: 59; 1905: 42 Juden. 1879 will der Ort eine eigenständige Gemeinde bilden, was aber vom Kasseler Vorsteheramt abgelehnt wird. Flurname Judentotenhof; 1877 bei Verkoppelung den Juden zugewiesen.
Kultur
Schulen
1910 Volksschule mit zwei Klassen
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Historische Ereignisse
1692: großer Brand; 43 Wohnhäuser, 11 Scheunen verbrannt.
Wirtschaft
Mittelpunktfunktion
1386: sedes
1425: Archipresbyterat für Urff, Zwesten, Gershausen (Waldeck), Bischhausen, Jesberg, Waltersbrück, Löwenstein
1505: desgleichen
Mühlen
1283: Kloster Eppenberg verkauft sein Recht an der Mühle zu Urff an Kloster Haina; Ritter Konrad von Urff überlässt Kloster Haina seine Mühle zu Urff.
Nachweise
Literatur
- Historisches Ortslexikon Fritzlar-Homberg, S. 297-299
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 478
- G. Landau, Beiträge zur hessischen Ortsgeschichte III: Nieder-Urff. In: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde. Alte Folge 8 (1860) S. 94, 96
- F. von Gilsa, Ein befestigter Kirchhof zu Nieder-Urff. In: Mitteilungen an die Mitglieder des Vereins für hessische Geschichte (1881) S. 37
- Ders., Die Dekanatskirche in Nieder-Urff. Ebenda. (1901) S. 70
- H. Franz, Der Hexenglaube in Hessen. In: Hessenland 4 (1917)
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 526
- Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die acquirierten Lande und die verlorenen Gebiete, S. 386
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 2, S. 449
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
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Personen
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Empfohlene Zitierweise
„Niederurff, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/4065_niederurff> (aufgerufen am 25.11.2025)
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