Mühlbach (Obermühlbach)

Die Lage von Mühlbach im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
15,6 km südöstlich von Homberg (Efze).
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss im Tal des Mühlbachs. Dicht bebauter, dreiecksförmiger Ortskern mit Kirche, Kirchhof und Lindenplatz. Im Osten folgt die Bebauung der Straße Obergeis - Ellingshausen im Zuge einer alten Landstraße Paderborn - Hersfeld [= Bad Hersfeld], nach Südwesten der Straße nach Raboldshausen. Westlich der Ortslage Verlauf der Bundesautobahn A7 (nächste Anschlußstelle: Bad Hersfeld/West).
Ersterwähnung
1100
Siedlungsentwicklung
Im Bereich der Gemarkung Mühlbach fanden sich im rund 1,9 km nordnordöstlich der Ortsmitte von Mühlbach gelegenen oberen Abschnitt des Elmsgrundes, einem engen Waldwiesental, Hinweise auf Wüstung, der bislang keine Namen in Schriftquellen zugewiesen werden konnte.
1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Neuenstein.
Historische Namensformen
- Milmilbach (1100) [Wenck, Hessische Landesgeschichte 3, Urkundenbuch Nr. 62]
- Millebach (1194) [Fälschung 13. Jahrhundert HStAM Bestand Urk. 56 Nr. 2324; Druck: UB Mainz 2,2, S. 1004-1006, Nr. 609]
- Millebach (1195)
- Millebach (1197) [HStAM Bestand Urk. 56 Nr. 2364; Druck: Wenck, Hessische Landesgeschichte 3, Urkundenbuch S. 91-92, Nr. 93]
- Millebach, in (1244) [HStAM Bestand Urk. 56 Nr. 163]
- Millebac, de (1260)
- Melebach, de (1282)
- Mullebach (1353) [Landgrafen-Regesten online Nr. 3597]
- Milbach (1357)
- Myllebaich (1373)
- Mylbach, zu (1419)
- Melbach (1500)
- Mielbach (1575)
- Mühlbach (1665)
- Obermühlbach
- Ober-Mühlbach
- Mühlbach, Ober-
Bezeichnung der Siedlung
- 1100: locus. 1286: villa. 1373: Dorf
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Burgen und Befestigungen
- Wüstung Vogtmühle;
- Wüstung Wichtelsberg
Umlegung der Flur
1914/17
Älteste Gemarkungskarte
1760
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3539268, 5644166
UTM: 32 U 539178 5642348
WGS84: 50.931432° N, 9.557516° O
Statistik
Ortskennziffer
632014030
Flächennutzungsstatistik
- 1742 (Kasseler Acker): 1062 Land, 227 Wiesen.
- 1885 (Hektar): 384, davon 275 Acker (= 71.61 %), 82 Wiesen (= 21.35 %), 1 Holzungen (= 0.26 %)
- 1961 (Hektar): 1164, davon 786 Wald (= 67.53 %)
Einwohnerstatistik
- 1575/85: 52 Hausgesesse.
- 1742 und 1747: 60 Häuser bzw. Hausgesesse. 1768: 310 Einwohner.
- 1861: 444 evangelisch-reformierte, 27 jüdische Einwohner.
- 1885: 453, davon 415 evangelisch (= 91.61 %), 0 katholisch, 38 Juden (= 8.39 %)
- 1961 (Erwerbspersonen): 153 Land- und Forstwirtschaft, 72 Produzierendes Gewerbe, 10 Handel und Verkehr, 6 Dienstleistungen und Sonstiges.
- 1961: 384, davon 366 evangelisch (= 95.31 %), 17 katholisch (= 4.43 %)
- 1970: 370 Einwohner
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1100: Mathilde, Witwe des Grafen Meginfrid von Felsberg, schenkt dem Kloster Hersfeld den Ort Mühlbach
- 1286 und 1306: Dorf Mühlbach gehört Kloster Blankenheim, Vögte: von Rengshausen und von Wolfershausen
- 1353: Die von Löwenstein-Westerburg verkaufen dem Landgraf Heinrich Gericht und Vogtgut zu Mühlbach
- 1500: Ein Viertel des Dorfes Mühlbach steht den von Wallenstein zu
- 1505: Stift Hersfeld belehnt Kurt von Wallenstein mit einem Viertel des Dorfes Mühlbach
- 1518: Kurt von Wallenstein verschreibt seinem Neffen von Reckerod seinen Anteil am Dorf Mühlbach
- 1575/85: Amt Ziegenhain, niederes und peinliches Gericht von Wallenstein
- 1585 und 1610: von Wallenstein, Hund und von Schachten besitzen das Dorf Mühlbach
- 1742: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Homberg, Gericht Neuenstein
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Neuenstein
- 1807: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Hersfeld, Kanton und Friedensgericht Schwarzenborn
- 1814-1817: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg
- 1817-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Neuenstein
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
- 1823: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Homberg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hersfeld
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Homberg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hersfeld
- 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
- 1971: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hersfeld
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Altkreis
Fritzlar-Homberg
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden als Ortsteil zur Gemeinde Neuenstein zusammengeschlossen.
Gericht
- 1821: Justizamt Neuenstein
- 1822: Assistenzamt Neuenstein
- 1823: Justizamt Homberg
- 1824: Landgericht Homberg
- 1831: Justizamt Raboldshausen
- 1832: Justizamt Raboldshausen
- 1867: Amtsgericht Hersfeld
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1197: Kloster Aue kauft von Graf Volkwin von Naumburg Güter zu Mühlbach.
- 1244: Wittekind von Naumburg verzichtet gegen Kloster Aue auf Güter zu Mühlbach.
- 1353 verkaufen die von Löwenstein-Westerburg u.a. Gericht und Zehnten zu Mühlbach an die Landgrafschaft Hessen.
- 1353 und 1373: Die Landgrafen Heinrich und Hermann verkaufen Gülten aus ihrem Dorf Mühlbach.
- 1357: Die von Wallenstein geben dem Landgraf ein halbes Vorwerk zu Mühlbach.
- 1419: Gottfried von Wallenstein verkauft sein Vorwerk zu Mühlbach an Wolf von Wolfershausen.
Hersfeld, Kloster 1523: Stift Hersfeld belehnt Kaspar von Berlepsch mit Zins zu Mühlbach, ab 1657 Hessen bis 1823.
Ortsadel
1231-1282.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Kapelle vermutlich schon 1100.
- 1194: (Fälschung) capella.
- 1286: ecclesia.
Pfarrzugehörigkeit
Um 1405-1521: Pfarrei.
1575/85: Mühlbach nach Raboldshausen eingepfarrt.
1630: selbständige Pfarrei mit Filialen Ellingshausen und Nausis (Kreis Rotenburg).
1747: Mühlbach Filiale von Raboldshausen.
1835 und später: Vikariat von Raboldshausen.
Patronat
1580: Patronat zwischen Stift Hersfeld, als Erben des Klosters Blankenheim und den von Wallenstein strittig, später Patronat bei den Herren von Wallenstein bis zu deren Aussterben 1745.
Bekenntniswechsel
Da Filial von Raboldshausen, Einführung der Reformation vermutlich um 1528. Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Adam Reinmann bis vor 1586
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar, Erzpriestersprengel Mardorf
Juden
temporär vermutlich zur Gemeinde Bad Hersfeld gehörig 1835: 16 Juden. 1842: 25; 1861: 27 Juden; 1905: 25 Juden
Kultur
Schulen
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Vormals stand in Mühlbach eine Glashütte.
Nachweise
Literatur
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 338,
- Historisches Ortslexikon Fritzlar-Homberg, S. 216 f.,
- Denkmaltopographie Landkreis Hersfeld-Rotenburg 2, S. 617-624,
- 775 Jahre Raboldshausen,
- Fundberichte aus Hessen, 31. Jahrgang, 1991 (2), S. 496,
- Classen, Kirchliche Organisation, S. 215
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 1, S. 86, S. 358
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Mühlbach (Obermühlbach), Hersfeld-Rotenburg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/3347_muehlbach-obermuehlbach> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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