Oberthalhausen

Die Lage von Oberthalhausen im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
9,5 km nordwestlich von Bad Hersfeld
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss und geringer Siedlungsdichte in einem Seitental (Endersbach) des Rohrbaches am Ostrand des Knüllgebirges. Kirche in zentraler Lage. Ein Zubringer (K 85) führt nach Niederthalhausen und zur L 3254
Vorbemerkung Historische Namensformen
Die ältesten Schriftquellen ohne präzisierenden Bestimmungsteil differenzieren nicht zwischen Ober- und Niederthalhausen. Der Beleg von 1327 könnte auch auf Hof Thalhausen bei Schenklengsfeld zu beziehen sein.
Historische Namensformen
- Talhusen, de (1327) [HStAM Best. Urk. 56 Nr. 255]
- Talhusen (1367) [HStAM Best. Urk. 56 Urk. 495]
- Oberntholhusen, de (1391) [HStAD Best. B 13 Nr. 73]
- obirn Talhusin, von (1403) [HStAM Best. Urk. 13 Nr. 4091; Druck (auszugsweise): Grimm, Weistümer 3, S. 327-330]
- Oberntalhusen (1420) [HStAD Best. B 13 Nr. 116]
- Obirntalhusen (1421) [HStAD Best. B 13 Nr. 127]
- Obern Dalhausen (1538) [HStAM Best. S Nr. 533]
- Obernthalhausen (1585) [Der ökonomische Staat, S. 89]
- Ober Daelhausen (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 16,1]
Bezeichnung der Siedlung
- Dorf
- Dorfschaft (1779)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1911
Älteste Gemarkungskarte
1367
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3544045, 5645516
UTM: 32 U 543953 5643697
WGS84: 50.943222° N, 9.625626° O
Statistik
Ortskennziffer
632012100
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 308, davon 123 Acker (= 39.94 %), 36 Wiesen (= 11.69 %), 120 Holzungen (= 38.96 %)
- 1961 (Hektar): 760, davon 540 Wald (= 71.05 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 14 Hausgesessene (von Riedesel)
- 1747: 17 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
- 1779: 20 Häuser mit 87 Menschen; Gewerbetreibende: 11 Ackerleute, 4 Ackerleute sogleich Leineweber, 1 Wagner, 3 Tagelöhner, 1 Schmied
- 1885: 126, davon 126 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
- 1961: 112, davon 105 evangelisch (= 93.75 %), 7 katholisch (= 6.25 %)
- 1970: 112
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1403: Landgrafschaft Hessen, Amt Rotenburg, Gericht in der Rohrbach (jedoch mit Sonderstatus aufgrund konkurrierender Hersfelder Rechte; vgl. auch Herrschaft)
- 1538: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg, Gericht in der Rohrbach (nicht zum Amt Rotenburg gehörig)
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg, Gericht in der Rohrbach (von Riedesel)
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Rotenburg, Freiherrlich Riedeselisches Gericht
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Hersfeld, Kanton Ober-Geis
- 1814-1817: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg
- 1817-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Neuenstein
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hersfeld
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Rotenburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Altkreis
Rotenburg
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform ein Zusammenschluss der Gemeinden Beenhausen, Ersrode, Hainrode und Oberthalhausen zur zwischenzeitlich gebildeten Gemeinde Ludwigseck. Nach deren Auflösung (31.7.1972) wurden die einzelnen Ortsteile am 1.8.1972 in der Gemeinde Ludwigsau eingegliedert.
Gericht
- Riedelsches Gericht Ersrode
- 1821: Justizamt Rotenburg
- 1836: Justizamt Rotenburg II
- 1822: Assistenzamt Neuenstein
- 1824: Justizamt Rotenburg
- 1837: Justizamt Rotenburg II
- 1867: Amtsgericht Rotenburg
- 1879: Amtsgericht Rotenburg a. d. Fulda
Herrschaft
- Mitte des 14. Jahrhunderts sind Herrschaftsrechte der Reichsabtei Hersfeld nachweisbar. Seit dem Ende des 14. Jahrhunderts erwerben und reklamieren die Landgrafen Gerichtsrechte und geben diese zu Lehen aus. Das Gericht in der Rohrbach, zu dem Oberthalbach gehört, wird hessisches Lehen der Grafen von Waldeck, die es an die von Beenhausen und die von Lilienberg weiter verlehnten. 1420 kommen die von Röhrenfurth in Teil- und ab 1421 in den Lehensbesitz. Seit 1432 (zuletzt 1825) werden die von Riedesel mit dem Gericht in der Rohrbach belehnt. Anders als die Dörfer Rohrbach und Tann gehört die Dorfschaft Oberthalbach in der Frühen Neuzeit zum Freiherrlich Riedeselischen Gericht.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- Albrecht [von der Tann], Dekan und Pförtner von Hersfeld, beurkundet, dass Ludwig Vogt und dessen Ehefrau Gisa aus Thalhausen an Götz von Zella , Konventuale von Hersfeld, jährliche Einkünfte von drei Pfund Hellern, zahlbar an Michaelis [September 29], von ihrem Gut in Thalhausen, ein Lehen des Pförtners des von Hersfeld, für 30 Pfund Heller Hersfelder Währung mit dem Vorbehalt des Wiederkaufs verkaufen.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Im 16. Jahrhundert errichteter geosteter Saalbau mit gotischem Chor, 1980-82 renoviert
Pfarrzugehörigkeit
1569 und 1585 als Filial von Beenhausen aufgeführt, 1779 zwar noch Filial bezeichnet, aber nach Niederthalhausen eingepfarrt, 1872 und 1994 nur noch eingepfarrt
Patronat
1585 und 1779 Riedesel
Bekenntniswechsel
Einführung der Reformation vermutlich Mitte des 16. Jahrhunderts.
Kultur
Schulen
1779 ist kein Schulhaus vorhanden, die Kinder gehen nach Niederthalhausen
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mühlen
1779 ist keine Mühle vorhanden
Nachweise
Literatur
- Denkmaltopographie Landkreis Hersfeld-Rotenburg 2, S. 545-547
- 650 Jahre Nieder- und Oberthalhausen (1327 - 1977)
- Schellhase, Kreis Rotenburg, S. 244 (Register), bes. S. 83-85, 110-114
- Ziegler, Reichsabtei Hersfeld, S. 321 (Register), bes. S. 18-21 und 99
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 467
- Classen, Kirchliche Organisation, S. 168
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Oberthalhausen, Hersfeld-Rotenburg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/3121_oberthalhausen> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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