Niedergude

Die Lage von Niedergude im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
6,6 km nördlich von Rotenburg an der Fulda
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit einfachem Grundriss und lockerer Besiedlung an der in die Fulda fließenden Gude. Kirche und ummauerter Anger in zentraler Lage, ehemaliges Freigut im Südosten. Durch den Ort führt, in der Mitte nach Osten abknickend, als Hauptachse in N-S-Richtung die L 3304 (Rotenburger Straße)
Ersterwähnung
1344
Vorbemerkung Historische Namensformen
In den frühen Quellen ohne präzisierenden Bestimmungsteil sind Nieder- und Obergude zunächst formal nicht zu unterscheiden. Die Differenzierung in den Schriftquellen setzt erst 1344 ein. Obergude besitzt jedoch die ältere Pfarrkirche, der die von Niedergude als Filiale angeschlossen war. Daher sind die frühen Belege auf Obergude bezogen.
Historische Namensformen
- Nedernwota (1344) [HStAM Best. Urk. 28 Nr. 197]
- Nedirnguda, zu (um 1376) [Vogtherr, Ältestes Lehnbuch der Landgrafschaft Hessen, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 37 (1987), S. 25-71, hier S. 59 (195)]
- Niedern Guda (1430) [Schreibweise nach Archivregest HStAM Best. Urk. 57 Nr. 381]
- Niedenguda (1457) [HStAM Best. Rechn. I Nr. 90/19]
- Niedernguda (1538) [HStAM Best. S Nr. 533]
- Nidern Guda (1585) [Der ökonomische Staat, S. 88]
- Niderngude (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 14]
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1872
Älteste Gemarkungskarte
1765
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3549533, 5657990
UTM: 32 U 549439 5656166
WGS84: 51.054897° N, 9.705404° O
Statistik
Ortskennziffer
632001070
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 473, davon 353 Acker (= 74.63 %), 54 Wiesen (= 11.42 %), 37 Holzungen (= 7.82 %)
- 1961 (Hektar): 448, davon 27 Wald (= 6.03 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 30 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 38 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
- 1885: 287, davon 287 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
- 1961: 327, davon 315 evangelisch (= 96.33 %), 11 katholisch (= 3.36 %)
- 1970: 307
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1457: Landgrafschaft Hessen, Amt Rotenburg
- 1498: Landgrafschaft Hessen, Amt Rotenburg, Gerichtsstuhl Seifertshausen
- 1538: Landgrafschaft Hessen, Amt Rotenburg, Niedergericht
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg, Niederamt, anderer Gerichtsstuhl
- 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Rotenburg
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Hersfeld, Kanton Bebra
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg, Fürstlich Rotenburgisches Justizamt
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hersfeld
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Rotenburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Altkreis
Rotenburg
Gemeindeentwicklung
Am 1.8.1972 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur Gemeinde Alheim zusammengeschlossen, deren Ortsteil Niedergude wurde.
Gericht
- 1822: Fürstlich Rotenburgisches Unteramt Rotenburg
- 1834: Justizamt Rotenburg III
- 1837: Justizamt Rotenburg II
- 1867: Amtsgericht Rotenburg
- 1879: Amtsgericht Rotenburg a. d. Fulda
Herrschaft
- 1336 haben die Landgrafen von Hessen Hessen die Herrschaft in der Gude inne. Die Landgrafen vergeben Burglehen aus Niederguda. 1484 und in der Folge werden die von Wehrn, dann die von Cornberg mit dem Freigut und mehreren Hufen in und um Niederguda belehnt.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- Im 14. Jahrhundert erwirbt Kloster Blankenheim Besitz in Niedergude. Ebenso ist Kloster Heydau in Niedergude begütert.
Zehntverhältnisse
1430 verkauft Kloster Blankenheim den Zehnten in Niedergude an Bürger
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Kirche an der Stelle eines Vorgängerbaus 1829-1830 als Saalbau unter Walmdach errichtet, 1964 und 1989 renoviert
Pfarrzugehörigkeit
1585, 1872 und 1994 zu Obergude
Bekenntniswechsel
Da Filial von Obergude, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Oberguder Pfarrer Wilhelm Mosebach um 1538.
Kultur
Schulen
1765 Schulhaus vorhanden
1910 einklassige Volksschule
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Mühlen
Die Dorfmühle am Ausgang von Niedergude (Mühlenstraße 4) mit einem Walzenstuhl und einem Mahlgang wurde mit dem Wasser der Gude bis 1926 über ein oberschlächtiges Wasserrad betrieben, danach über eine Turbine.
Nachweise
Literatur
- Denkmaltopographie Landkreis Hersfeld-Rotenburg 1, S. 76-82
- Scholz, Wasser- und Windmühlen im Landkreis Hersfeld-Rotenburg, S. 31
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 187 f.
- Fundberichte aus Hessen 1986, S. 480 f. (Sippel)
- Classen, Kirchliche Organisation, S. 171
Siehe auch
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Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Niedergude, Hersfeld-Rotenburg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/3116_niedergude> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/3116