Lüdersdorf

Die Lage von Lüdersdorf im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
4 km südöstlich von Rotenburg an der Fulda
Lage und Verkehrslage
Dorf mit einfachem, ursprünglich fast recheckigem Grundriss und geringer Siedlungsdichte am Lüderbacher Wasser, einem westlichen Zufluss der mittleren Fulda. Kern der Siedlung im Bereich der ehemalige Kirche (Zellerstr. 1). Jüngere Siedlungsentwicklung entlang des Baches (Forst- bzw. Lüderstraße). Am Nordrand verläuft als Hauptverbindungsstraße die K 60 (Dickenrücker Str.) von Rotenburg in Richtung Breitenbach.
Ersterwähnung
1337
Siedlungsentwicklung
1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Rotenburg-Ost.
Historische Namensformen
- Ludolfestorf (1337) [HStAM Best. Urk. 57 Nr. 313]
- Lutolfesdorff (1356) [HStAM Best. Urk. 57 Nr. 343]
- Lutinsdorf (1365) [HStAM Best. Urk. 57 Nr. 354]
- Ludersdorff (1484) [HStAM Best. Urk. 14 Nr. 14010; Schreibweise nach HStAM Bestand L Nr. 31, Bl. 19v-22r]
- Ludersdorf (1538) [HStAM Best. S Nr. 533]
- Leudersdorff (1585) [Der ökonomische Staat, S. 88]
- Lüderstorf (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 14]
- Liedersdorf (1747) [Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105]
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1881
Älteste Gemarkungskarte
1757
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3553645, 5647442
UTM: 32 U 553550 5645623
WGS84: 50.959721° N, 9.762489° O
Statistik
Ortskennziffer
632003090
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 164, davon 103 Acker (= 62.80 %), 32 Wiesen (= 19.51 %), 2 Holzungen (= 1.22 %)
- 1961 (Hektar): 854, davon 704 Wald (= 82.44 %)
Einwohnerstatistik
- 1538: 16 Haushaltungen
- 1585: 20 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 20 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
- 1778: 27 Häuser mit 113 Menschen; Gewerbetreibende: 1 Müller und Mühlmeister, 7 Leinweber so auch Ackerleute, 1 Ziegelbrenner, 1 Schneider, 1 Schäfer, 1 Tagelöhner, 1 Hirte
- 1885: 154, davon 154 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
- 1961: 179, davon 169 evangelisch (= 94.41 %), 10 katholisch (= 5.59 %)
- 1970: 207
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1502: Landgrafschaft Hessen, Amt Rotenburg, Obergericht, Gerichtsstuhl Breitenbach
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg, dritter Gerichtsstuhl
- 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Rotenburg
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Hersfeld, Kanton Rotenburg
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg, Fürstlich Rotenburgisches Justizamt
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hersfeld
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Rotenburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Altkreis
Rotenburg
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil der neu gebildeten Stadtgemeinde Bebra eingegliedert.
Gericht
- 1822: Fürstlich Rotenburgisches Oberamt Rotenburg
- 1834: Justizamt Rotenburg I
- 1867: Amtsgericht Rotenburg
- 1879: Amtsgericht Rotenburg a. d. Fulda
Herrschaft
- Seit dem 14. Jahrhundert gelingt es den Landgrafen von Hessen, die Abtei Hersfeld aus ihren herrschaftlichen Rechten in Lüdersdorf zu verdrängen.
- 1538 gehört Lüdersdorf mit aller Obrigkeit, Gericht, Gebot und Verbot, Dienst und Schaftrift dem Landgrafen von Hessen.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- 1337 tauschen Johann von Wolferode und sein Bruder Heinrich mit dem Kloster Blankenheim ein Viertel eines Acker im Feld zu Breitenbach gegen ebensoviel Land an Wiesen in Lüdersdorf dies- und jenseits des Baches. 1356 stiften der Ritter Ludwig von Baumbach und seine Söhne Helmbrecht und Thile dem Kloster ein Seelgerät aus einem Gut in Lüdersdorf. In der Folge kommen weitere Gütereinnahmen hinzu. Mit der Einführung der Reformation fallen die Güter an die Landgrafschaft. 1538 haben die von Riedesel, die Dörnbergischen Junker und die von Baumbach Besitzungen in Lüdersdorf.
- 1484 bekunden Hans und Urban von Eschwege, dass sie von Abt Wilhelm von Hersfeld einen Hof in Lüdersdorf zu Lehen empfangen haben.
- Bis ins 19. Jahrhundert gehören kleinere Erbgüter in Lüdersdorf zur sogenannten Vogtei Blankenheim, einem landwirtschaftlichen Betrieb.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Ehemalige Kirche aus dem 16. Jahrhundert im 30jährigen Krieg zerstört, 1828 wiedererrichtet, 1933 renoviert, 1959 Neubau an anderer Stelle
Pfarrzugehörigkeit
1569, 1585, 1778, 1872 und 1994 Filiale von Breitenbach
Bekenntniswechsel
Da Filial von Breitenbach, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Breitenbacher Pfarrer Konrad Nessehen (auch Schwartz gen.) um 1527.
Kultur
Schulen
Kein eigenes Schulhaus vorhanden
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Landwirtschaft, Leinenweberei und, belegt seit 1474, Töpferei, später auch Ziegelerei
Mühlen
Oberhalb des Dorfes existierte eine Mühle, auf die 1538 bereits die Nennung am Molnberg hindeuten mag. 1777 wird sie beschrieben als mit oberschlägigem Wasserrad versehen und von einem geringen Bach getrieben, auf der Karte des Kurfürstentums ist sie verzeichnet, um 1900 erfolgte die Stilllegung.
Nachweise
Literatur
- Bebra - Chronik einer Stadt, Teil II: Bebra im Wandel des 20. Jahrhunderts, 1991, S. 258-267
- Denkmaltopographie Landkreis Hersfeld-Rotenburg 1, S. 156.
- A. Höck, Töpferei und Ziegelei in Lüdersdorf bei Rotenburg a. d. F., in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde 87 (1978/79), S. 205-210
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 312
- Fundberichte aus Hessen 1991, S. 405 (3 x Sippel). > Töpfereibetriebe im Ort
- Classen, Kirchliche Organisation, S. 168
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Lüdersdorf, Hersfeld-Rotenburg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/3106_luedersdorf> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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