Blankenheim

Die Lage von Blankenheim im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
7 km südöstlich von Rotenburg an der Fulda
Lage und Verkehrslage
Dorf mit einfachem, regelhaften Grundriss und dünner Besiedlung am linken Ufer der mittleren Fulda, in die hier der von Westen kommende Niekbach mündet. Kern der Siedlung ist die ehemalige Klosteranlage mit Kirche südwestlich auf einer Anhöhe über dem Dorf. Jüngere regelhafte Ausdehnung im Norden. Durch den Ort führt als Hauptachse die alte Landstrasse von Kassel nach Hersfeld und Frankfurt (K 74, Frankfurter Straße), parallel hierzu nach Westen versetzt die Obere Straße. Weiter im Westen führt im Zuge der Ortsumgehung die B 27.
Ersterwähnung
1180-1200
Siedlungsentwicklung
1218 genehmigt der Mainzer Erzbischof Siegfried II. von Mainz Abt Ludwig von Hersfeld, das Nonnenkloster Aua an einen anderen, nicht konkret genannten Ort zu verlegen. Die Verlegung erfolgt nach 1229.
1928 erfolgt die Eingemeindung des aufgelösten Gutsbezirks Domäne Blankenheim und von Teilen des Gutsbezirks Forst Rotenburg-Ost.
Vorbemerkung Historische Namensformen
Die Belege zur Frühzeit beziehen sich vor allem auf die Historischen Namensformen zu Blankenheim, Augustinerinnenkloster
Historische Namensformen
- Blanckinheim, in (1180-1200) [HStAM Best. Urk. 56 Nr. 2357]
- Blankenheim, in (1229) [HStAM Best. Urk. 57 Nr. 265; Druck Wenck, Hessische Landesgeschichte 3 Urkundenbuch S. 104-105, Nr. 110]
- Blankenhen, in (1233) [HStAM Best. Urk. 57 Nr. 266; Druck Wenck, Hessische Landesgeschichte 3 Urkundenbuch S. 106, Nr. 112]
- Blankenheim, in (1320) [Löwenstein, Quellen Rotenburg, S. 20-22, Nr. 32, 33]
- Blangkenheim (1502) [HStAM Best. Rechn. I Nr. 92/3]
- Blankenheim (1538) [HStAM Best. S Nr. 533]
- Blanckenheim (1585) [Der ökonomische Staat, S. 88]
- Blanckenheim (1597) [Fuldakarte HStAM Bestand Karten Nr. R III 7, Karte 2]
- Blanckenheim (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 14]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (1180-1200, 1254) [HStAM Best. Urk. 57 Nr. 273]
- Cenobium (1229)
- Dorf (1538)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Umlegung der Flur
1871/72
Älteste Gemarkungskarte
1735
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3554536, 5645138
UTM: 32 U 554440 5643319
WGS84: 50.938929° N, 9.774825° O
Statistik
Ortskennziffer
632003030
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 317, davon 164 Acker (= 51.74 %), 48 Wiesen (= 15.14 %), 28 Holzungen (= 8.83 %)
- 1961 (Hektar): 928, davon 493 Wald (= 53.12 %)
Einwohnerstatistik
- 1585: 52 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 36 Feuerstätten (Dorfbuch der Landgrafschaft Hessen-Cassel HStAM Bestand S Nr. 105)
- 1782: 38 Feuerstätten mit 184 Menschen; Gewerbetreibende: 19 Leinenweber, die auch Ackerbau treiben, 2 Schneider, 1 Schmied, 1 Wagner, 1 Maurer, 1 Schäfer, 1 Schreiner, 3 Tagelöhner
- 1885: 287, davon 286 evangelisch (= 99.65 %), 1 katholisch (= 0.35 %)
- 1961: 512, davon 480 evangelisch (= 93.75 %), 32 katholisch (= 6.25 %)
- 1970: 494
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1502: Landgrafschaft Hessen, Amt Rotenburg, Obergericht, Gerichtsstuhl Breitenbach
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg, dritter Gerichtsstuhl
- 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Rotenburg
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Hersfeld, Kanton Rotenburg
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Rotenburg, Fürstlich Rotenburgisches Justizamt
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hersfeld
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Rotenburg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Rotenburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Rotenburg
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Altkreis
Rotenburg
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil der neu gebildeten Stadtgemeinde Bebra eingegliedert.
Gericht
- 1822: Fürstlich Rotenburgisches Oberamt Rotenburg
- 1834: Justizamt Rotenburg I
- 1867: Amtsgericht Rotenburg
- 1879: Amtsgericht Rotenburg a. d. Fulda
Herrschaft
- 1180-1200 erwirbt Abt Siegfried von Hersfeld das Dorf Blankenheim von Graf Gosmar, genannt der Rote von Ziegenhain. 1229 wird das Kloster Aua hierhin verlegt, das in der Folge wichtigster Grundherrn wird (vgl. Grundherrschaft)
- Seit dem 14. Jahrhundert gelingt es den Landgrafen von Hessen, die Abtei Hersfeld aus ihren herrschaftlichen Rechten im Dorf Blankenheim zu verdrängen. 1336 befreit Landgraf Heinrich von Hessen die Nonnen in Blankenheim von Dienstbarkeit und Kontribution im Feld des Dorfes Blankenheim. 1538 gehört das Dorf Blankenheim mit aller Obrigkeit, Gericht, Gebot und Verbot, Dienst und Schaftrift dem Landgrafen von Hessen. Der Abt von Hersfeld hat ein Gut dasselbst, das dienstfrei gehalten wird. Dabei handelt es sich um das der Abtei selbst unterstellte Kloster und dessen gefreiten Bezirk der engeren Immunität. Dieser verblieb dem Hersfelder Territorialverband bis 1648 und fiel dann an die Landgrafschaft. Zur sogenannten Vogtei oder Propstei Blankenheim gehörten das Kloster, die Kirche und die dazu gehörenden Wirtschaftsgebäude, die Hofreite, Gärten, Äcker, Wiesen, Weiden und ein Gehölz namens Jungfernholz.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- Vgl. auch Herrschaft
Hersfeld, Kloster Ab 1180-1200: Kloster Hersfeld.Aua-Blankenheim/Hersfeld, Kloster Kloster Aua-Blankenheim als Tochterkloster des Klosters Hersfeld.- 1229 bekennt Abt Ludwig [I.] von Hersfeld, dass er auf Anhalten des Propstes Reinbold und der Jungfrauen in Aua (Owa) die von den Klerikern und Laien der Pfarrei Braach (Bracha) geschehene neue Stiftung des besagten Jungfrauenklosters in Blankenheim und die mit demselben errichtete Bruderschaft bestätigt hat.
- Graf Gottfried von Bickenbach bekennt 1254, dass er dem Albert Piscator zu Blankenheim und seinen Erben eine halbe Hufe mit einem Hof im dortigen Dorf zu Erbrecht übergeben und von aller Lehnsherrschaft befreit hat.
- Bis ins 19. Jahrhundert gehören kleinere Erbgüter in Blankenheim zur sogenannten Vogtei Blankenheim, einem landwirtschaftlichen Betrieb.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- capella (1320)
- Klosterkirche um 1230 errichtet, nach Zerstörungen 1405 und 1682 wiedererrichtet. Von den ehemaligen Klostergebäuden nur das Querschiff und der gerade geschlossene Chor erhalten
Pfarrzugehörigkeit
Seit 1339 ist das Kloster Mutterkirche für Breitenbach, 1569, 1585, 1782, 1872 und 1994 dann Filial hiervon
Patronat
1527 bis 1648 präsentiert der Abt von Hersfeld dem Offizial von Fritzlar, seitdem der Landgraf
Klöster
Bekenntniswechsel
Da Filial von Breitenbach, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Breitenbacher Pfarrer Konrad Nessehen (auch Schwartz gen.) um 1527.
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar, Erzpriestersprengel Braach
Kultur
Schulen
1782 dient des Schulmeisters Wohnhaus als Schulhaus
1910 einklassige Volksschule
Hospitäler
1259 übergeben Propst und Konvent der Nonnen zu Blankenheim Güter in Niedergeis (Niedern Geissa), welche Gerhard besitzt, sowie einige Güter in Blankenheim an ihr Hospital
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Historische Ereignisse
1682 werden die Kirche und einige Gebäude durch Brand zerstört
Wirtschaft
Zoll
1782 ist ein Zollstätte vorhanden, die von einem Zöllner verwaltet wird und jährlich 120-130 Reichstaler erbringt
Nachweise
Literatur
- Bebra - Chronik einer Stadt, Teil II: Bebra im Wandel des 20. Jahrhunderts, 1991, S. 144-177
- R. Eichhorn, D. Fenner, Chronik des Stadtteils Blankenheim
- Dersch, Klosterbuch Nachdr., S. 12
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 51
- Ziegler, Reichsabtei Hersfeld, S. 144-146
- Mitze, Steinköpfe
- Denkmaltopographie Landkreis Hersfeld-Rotenburg 1, S. 121-124
- Classen, Kirchliche Organisation, S. 168
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Blankenheim, Hersfeld-Rotenburg“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2996_blankenheim> (aufgerufen am 25.11.2025)
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