Wilhelmshausen

Die Lage von Wilhelmshausen im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
11,5 km nordöstlich von Kassel
Lage und Verkehrslage
Dorf mit einfachem Grundriss und geringer Siedlungsdichte am Südwestrand des Reinhardswaldes am nördlichen Fuldaufer. Kern der Siedlung ist das alte Kloster, von dem noch die Kirche erhalten ist. Im Süden, parallel zur Fulda, verläuft die Mündener Straße, eine Verbindungsstraße führt nach Holzhausen. Der Ort hat seit 1909 einen Haltepunkt der Hann. Münden – Kassel ("Hannöversche Südbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 23.9.1856).
Siedlungsentwicklung
Auf dem Höhenrücken zwischen Wilhelmshausen und Knickhagen in den Fluren "Über dem Kronbeutel und Eichholz befanden sich mehrere bronzezeitliche Grabhügel.
Am Anfang der historischen Entwicklung steht das Mitte des 12. Jahrhunderts gegründete Kloster Wahlshausen, nach dessen Aufhebung 1527 der Ort Wilhelmshausen durch systematische Neuansiedlung von Landgraf Wilhelm IV. 1572 angelegt wird.
Vorbemerkung Historische Namensformen
Zu den Belegen vor 1572, die sich auf die Klosteranlage beziehen, vgl. Zisterzienserkloster Wilhelmshausen
Historische Namensformen
- Waleshusen, in (13. Jahrhundert) [Abschrift 2. Hälfte 14. Jahrhundert, J. Dolle, Lehnbuch der Edelherren von Schöneberg, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 41 (1991), S. 50 (78-79), S. 60 (153)]
- Walleshusen (1276-1289) [Dobenecker, Regesta 4,S. 181-182, Nr. 1256]
- Waleshusen (1293) [Regesten der Erzbischöfe von Mainz 1,1, S.58, Nr. 333]
- Walshusen (1300) [NLA WO 24 Urk Nr. 340; hier zitiert nach Heinrich Meiboms Chronik des Klosters Riddagshausen, S. 115]
- Walhusium (1310) [Heinrich Meiboms Chronik des Klosters Riddagshausen, S. 114-116]
- Walshusen, de (1324) [Urkunden Kloster Hardehausen, S. 459, Nr. 628]
- Walshusen, to (1387) [Heinrich Meiboms Chronik des Klosters Riddagshausen, S. 115]
- Wilhelmshausen (1572) [HStAM Bestand 17 e Nr. Wilhelmshausen 2]
- Wilmshausen (Schaubild nach einer Handzeichnung um 1590)
- Wilhelmshausen (1585) [Der ökonomische Staat, S. 81]
- Wilhelmshausen (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 1]
Bezeichnung der Siedlung
- claustrum (1300)
- novam coloniam deductam esse Walhusium (1310)
- filie sue [sc. des Klosters Riddagshausen bei Braunschweig] de Walshusen (1324)
- closters to Walshusen des grawen ordens (1387)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Am Stieg
- Elsterbach
- Forsthaus
- Iserberg
- Rehwinkel
- Ziegenburg
- Ziegenburg (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
- Wilhelmshausen, Zisterzienserkloster (→ Klöster)
Burgen und Befestigungen
Umlegung der Flur
1911
Älteste Gemarkungskarte
1709
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3540442, 5696759
UTM: 32 U 540352 5694920
WGS84: 51.404067° N, 9.58012° O
Statistik
Ortskennziffer
633009060
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 284, davon 212 Acker (= 74.65 %), 29 Wiesen (= 10.21 %), 0 Holzungen
- 1961 (Hektar): 448, davon 75 Wald (= 16.74 %)
Einwohnerstatistik
- 1527: 8 Ackerleute und 12 Kötner
- 1585: 20 Haush. (Der ökonomische Staat)
- 1747: 56 Haush. (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 516, davon 515 evangelisch (= 99.81 %), 1 katholisch (= 0.19 %)
- 1961: 735, davon 628 evangelisch (= 85.44 %), 88 katholisch (= 11.97 %)
- 1970: 755 Einwohner
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- Um 1550: Landgrafschaft Hessen, Amt Immenhausen
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Grebenstein
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Grebenstein
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Grebenstein
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Veckerhagen
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Grebenstein
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kassel
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kassel
- 1970: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel, Gemeinde Fuldatal (s. Gemeindeentwicklung)
Altkreis
Kassel
Gemeindeentwicklung
Am 1.1.1970 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Gemeinde Fuldatal.
Gericht
- bis 1822: Amt Grebenstein
- 1822: Justizamt Sababurg (Sitz Veckerhagen)
- 1867: Amtsgericht Veckerhagen
- 1879: Amtsgericht Kassel
Herrschaft
- Nach der Übernahme des Klosterbesitzes siedelte Landgraf Wilhelm IV. zur Bewirtschaftung Bauern an. 1572 gründet er an der Stelle des aufgelösten Klosters das Dorf Wilhelmshausen.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- Im 13. Jahrhundert haben die Herren von Schöneberg Güter in Wahlhausen zu Lehen ausgetan.
- Wilhelmshausen, Zisterzienserkloster
Zehntverhältnisse
Im 13. Jahrhundert haben die Herren von Schöneberg den Zehnten zu Lehen ausgetan.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- Zur Klosterkirche siehe Wilhelmshausen, Zisterzienserkloster
- Erbaut um 1150, 1892 restauriert
- 1585 Bitte an den Landgrafen um Beihilfe für den Neubau der Kirche, der 1587 durchgeführt wird.
Patrozinien
- Maria
Pfarrzugehörigkeit
Nach 1560 neu gebildeter Filialort von Holzhausen so auch 1872 und 1994. 1969 schließt sich Holzhausen mit Filialgemeinden dem Kirchenkreis Reinhardswald an.
Patronat
1585: Landgraf von Hessen
Klöster
Bekenntniswechsel
Erster evangelischer Pfarrer: Joachim Leimbach, Pfarrer in Holzhausen um 1533-1587, bis 1526 Zisterziensermönch in Wahlshausen.
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archidiakonat St. Marien zu Hofgeismar
Kultur
Schulen
1910 Volksschule mit zwei Klassen
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
1564 ließ Landgraf Philipp eine Glashütte oberhalb von Wilhelmshausen anlegen, deren Hauptwerk sich an der Spiegelmühle befand. 1666 wurde das Eisenwerk nach Veckerhagen verlegt.
Mühlen
Innerhalb der historischen Ortslage befanden sich die Ober- und die Untermühle, die vom Wasser des Mühlbaches angetrieben wurden. Die Obermühle hatte zwei, die Untermühle ein oberschlächtiges Wasserrad.
Nachweise
Literatur
- Denkmaltopographie Landkreis Kassel, Bd. II, S. 244-253
- Annette von Boetticher, Artikel Wahlshausen, Wilhelmshausen, S. 1577-1587
- Betz, Obermühle in Fuldatal-Wilhelmshausen
- Scholz, Wasser- und Windmühlen im Landkreis Kassel, S. 74
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 159
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 517-518
- Holtmeyer, Landkreis Kassel
- Oskar Hütteroth, Reinhardswalddörfer Holzhausen, Knickhagen und Wilhelmshausen, S. 222-273
- Desel, Pfarrergeschichte des Kirchenkreises Hofgeismar, S. 549f.
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Wilhelmshausen, Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/2286_wilhelmshausen> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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